Die Legende der Eiswölfe. Nicole Seidel
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Название: Die Legende der Eiswölfe

Автор: Nicole Seidel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Eiswolflegende

isbn: 9783738074499

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СКАЧАТЬ Steinsarg. Der zweite Sarkophag war etwas kleiner und trug kein Abbild, des darin liegenden. Doch der Deckel war mit einem verschlungenen Dornenornament aufwendig verziert und eine Namentafel deutete auf dessen Inhalt.

      "Nuaja Silver 'Elin arwen uin Valdavien", las Jhil. "Wenn sie mit ihm in der Grabkammer lag, handelt es sich wohl um seine Frau. Obgleich mir eine Besonderheit bei ihrem Namen auffällt."

      "Ja, er ist elfisch", entgegnete Aleann.

      "Nuaja Silberstern, Hohe Frau Valdaviens", übersetzte Jhil und erinnerte sich an das alte Buch in dem sie heute früh noch geschmökert hatte. "Sie ist die Zwillingsschwester des Elfenprinzen Nuance Silver 'Elin. Sie ist eine Dunkelelfin aus Ban Dúath aus dem Pamirgebirge. Wow, Al, eine Elfin!"

      "Leider eine ausgetrocknete faltige Mumie mit wenig elfischem Glanz." Der Mann machte sich daran den Deckel des Sarkophags zu verschieben. Steve Andersen half ihm und sie hoben gemeinsam den Deckel zur Seite, lehnten ihn gegen die Sargwand.

      Jedem verschlug es die Sprache, als sie die Mumie im Innern betrachteten, hatten sie doch einen schrumpeligen dürren Frauenleichnam erwartet. Die Frau im mit gelbem Samt ausgeschlagenen Sarko­phag und einem pompösen hellbeigen Kimono artigen Kleid bekleidet, hatte ein sehr lebendiges Aussehen: glatte weiße Haut zeigten ein wunderschönes, edles Gesicht, gerahmt von langem weißem Haar. Sie trug ein dunkles Makeup um Augen und schöngeschwungenem Mund und die Narbe über den Wangen, die Jhil aus ihren Träumen bereits kannte. Das Kleid war hochge­schlossen, ein graues Mieder betonte die kleinen Brüste, ihre Hände waren in den Falten der weiten Ärmel verborgen. Sie trug keinerlei Schmuck, nur ein filigraner Goldreif, eine Krone, lag auf ihrer Brust. Sie wirkte als schliefe sie.

      "Das kann nicht sein", stammelte Aleann Raven. "Als ich in Avalon den Sarg öffnete, ich schwöre, da lag eine vertrocknete Mumie darin! Seht sie euch an, es ist als würde sie jeden Moment aufwachen!"

      "Sie ist unglaublich schön", erwiderte Steve.

      "Eine wahrhaftige Elfin, dazu noch eine sehr bedeutende", vorsichtig legte Jhil eine Haar­strähne zur Seite und offenbarte ein spitzes Ohr.

      "Steve, bestimmen sie das Alter von Misses Spock!" wandte der Professor mit kühler Stimme ein. "Ich will genau wissen, wie alt dieser ganze Krempel ist. Dreitausend Jahre scheint mir unwahr­scheinlich, es wirkt alles so - neu. Und den Königssarg müssen wir auch noch aufbekommen - vielleicht erwartet uns da auch eine Überraschung?! Wenn uns hier jemand auf den Arm nehmen will und das ganze Zeug hier nicht authentisch ist, kann ich den ganzen Einsatz dieser Expedition abschreiben! Los, rann an die Arbeit!"

      "Jawohl, Professor!" salutierte Aleann mit breitem Grinsen. Er glaubte an die Echtheit seines Fundes.

      Aleann ging zu seiner Schwester und massierte ihr ein wenig den Nacken. "Mir reicht es für heute, ich werde zu Yong gehen, sein feuriges Essen hab ich im Norden vermisst. Komm mit Jhil."

      Jhil schaute von ihrem Mikroskop auf die Uhr - sie zeigte 20:07 h - und meinte: "Nein, ich will die letzten drei Schmuckstücke noch fertig machen. Aber wir können uns auf einen Drink später noch bei Max treffen."

      "Gute Idee, ich warte aber nicht länger als bis Mitternacht auf Dich." Der Mann gab der Frau einen Kuss auf die Stirn und verließ mit Steve Andersen den Raum, in dem die Grabbeigaben im chaotischen System auf Tischen und Regalen, in Holzkisten und am Boden verstreut lagen.

      Das künstliche Licht flackerte diffus von der Decke herab. Jhil rieb sich müde die grünen Augen und kramte einen Schokoriegel hervor. Sie erhob sich, streckte die steifen Glieder und ging zum Sarg der Königin rüber. Die wunderhübsche Elfin schlief friedlich darin. Jhil berührte ihre straffe Wange, die Haut war eisigkalt. Da schien kein Leben in ihr zu sein.

      "Wie wunderschön und friedvoll du aussiehst, Nuaja, " flüsterte Jhil. "Hingegen dein Zwillings­bruder Nuance macht mir Angst. Du bist das Licht und er ist dein böser Schatten." Die zierliche Frau ging zurück zum Tisch und widmete sich wieder ihren Schmuckstücken.

      Von irgendwoher drang das Geheul eines Krankenwagens an ihr Ohr. Eine nahe Turmuhr schlug die volle Stunde. "Verdammt, es ist ja schon zehn!" Die Frau massierte sich den steifen Nacken und speicherte ihre Notizen ab und klappte den Laptop zu.

      Da schepperte etwas im hinteren Teil des Raumes. Jhil blickte in Richtung des Geräusches und stand auf. Sie lauschte aufmerksam. Stille. Nur die typischen Geräusche der Großstadt drangen von ferne an ihre Ohren. Und doch stellten sich ihr die Nackenhärchen auf und sie spürte, dass jemand mit ihr im Raum war.

      Instinktiv ging sie zum Sarg der Elfin und schaute hinein. Die weißhaarige Nuaja lag noch darin - hatte Jhil wirklich geglaubt, dass dieses Wesen auferstehen würde?

      Sie stand am Marmorsarg und wusste plötzlich, dass der unbekannte Besucher hinter ihr stand. Jhil drehte sich langsam um und starrte der Person entgegen, die da dunkel im Schein des flackernden Neonlichts stand. Ein knielanger schwarzer Mantel, mit über dem Kopf gezogener Kapuze. Ein roter Schal betonte die sehr schlanke Taille und ein langes Schwert steckte untypisch darin. Eine behandschuhte Rechte hob sich und streifte die weite Kapuze nach hinten, aber auch so ahnte die Frau, wer da vor ihr stand. Weißes Haar und ein fahles Gesicht mit schattig gelben Augen und schwarzen Lippen kamen zum Vorschein. Jhil erstarrte. Lord Nuance Silver ging näher an sie heran.

      Aus dem hageren Gesicht des Elfen war keinerlei Alter zu erschließen, doch stimmten die Legenden musste nun vor Jhil ein Wesen stehen, dass über dreitausend Jahre alt war. Seine bern­steingelben Augen funkelten hasserfüllt und sahen in das saftige Wiesengrün der jungen Frau. Sie hielt seinem Hass stand, denn der Hass schwand, als er seiner Schwester im Sarg gewahr wurde.

      Nur ein sanfter Windhauch streifte Jhil, als Nuance an ihr vorbei eilte und sich über den Sarkophag beugte. Liebevoll umfasste er das Gesicht der Elfin, sprach zärtlich in der alten Elfen­sprache zu ihr und hauchte ihr einen langen Kuss auf die Stirn, direkt über ihre Augen. "Nuaja, endlich finde ich dich in dieser menschlichen Hölle. All die Zeit der Sehnsucht überdauerte unser Fernsein. Endlich sind wir wieder vereint."

      Jhil verstand die fremde Sprache und sprach ihn mit dem gleichen melodischen Elfisch an. "Prinz Nuance Silver 'Elin, erklärt mir euer Dasein."

      Ruhig wandte sich der schlanke Dunkelelf um. "Nichts muss ich dir erklären. Stattdessen erkläre mir, warum verstehst du meine Worte? Und sprichst sie?"

      "Ein Erbe meiner Familie. Genaueres weiß ich aber nicht."

      Nuance streifte sich die Handschuhe ab. Darunter kamen lange Finger mit blasser Haut hervor. Er berührte sie am Kinn. Seine Finger strahlten eine ungewöhnliche Wärme aus. "Nur unter den Feleaorn sah ich je so ein Augengrün."

      Der weißhaarige, finstersichtige Elfenprinz legte seine Hand auf ihren Kopf. Jhil wehrte sich nicht gegen seine Ergründung. "Nur eine Handvoll Elfen von Ban Gynvael blieben damals übrig. Du trägst das Erbe dieses Alten Blutes in dir. Bemerkenswert. Und du hast einen Zwillingsbruder, Jhil Raven." Er lächelte mit dem giftigen Blick einer Natter.

      Lord Nuance Silver löste sich von der Frau, blickte sich im Raum um. Als er den Sarkophag des Valdavischen Königs sah, eilte er dorthin. Seine Hände ruhten über dem Sarg, suchend. Er lauschte. Und riss in einer einzigen wütenden Geste den schweren Steindeckel von dem Marmorsarg.

      "Elessar, Erstkönig der Menschen", zischte der Elf mit glühendem Hass der gerüsteten Mumie in seinem Innern entgegen. "Du hast mir alles genommen, was mein Leben bedeutsam machte. Doch ich überdauerte und hole es mir nun zurück." Nuance griff in den Sarg und holte einen länglichen Gegenstand hervor. Ein reich-verzierter dunkler Stab, an dessen Spitze СКАЧАТЬ