Verrückte Geschichten,von Menschen und Tieren. Mirko Krumbach
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Название: Verrückte Geschichten,von Menschen und Tieren

Автор: Mirko Krumbach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752908978

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СКАЧАТЬ weiter. Eine Kolonne von Autos näherte sich bedrohlich in seine Richtung. Der Hund ließ die Verkehrsregeln und seine eigene Sicherheit, beim sorglosen Überqueren der belebten Straße, völlig außer Acht. Es war wie in einem Albtraum und einem Actionfilm zugleich. Getrieben von dem Wunsch das Leben diese Hundes zu retten, brachte ich mein eigenes Leben und das der restlichen Verkehrsteilnehmer leichtfertig in Gefahr. Ich trat mit einem Bein auf die Straße und hielt den nächsten Wagen mit hektischen Handzeichen an. Das spontane, unerwartete Verhalten nötigte die nachfolgenden Fahrzeuge zu einer heftigen Vollbremsung. Die erzürnten Fahrerinnen und Fahrer trieb die verständliche Wut aus ihren Autos und diese begannen sogleich mich heftig zu beschimpfen. Die Schimpfworte prasselten ohne Unterlass auf mich ein. Ich stand da wie ein unvorsichtiger Schuljunge, der bei einem dummen Streich erwischt wurde. Ein Fahrer, der sich als professioneller Hundehalter erklärte, fing an mir gute Ratschläge zu geben.

      „Eine Leine für das zarte Hündchen und eine erhöhte Achtsamkeit im fließenden Straßenverkehr“, legten er mir als Halter ernsthaft nahe. Meine vergeblichen Versuche mich als Retter darzustellen, gingen in den ausufernden, nicht enden wollenden Zornausbrüchen kläglich unter. Das ich nicht der Besitzer war, wollte keiner der Beteiligten mir wirklich glauben – in dem allgemeinen Wortgemetzel interessierte es auch niemanden.

      Einige der aufgebrachten Verkehrsteilnehmer bereiteten sich lieber sorgfältig darauf vor, mich ausgiebig körperlich zu züchtigen. Jedoch abgeklärte Anwesende konnten diesen marodierenden Mob gerade noch von ihrem mittelalterlichen Strafvollzug abbringen. Als sich die Fahrer beruhigt in ihre fahrbaren Untersätze zurückgezogen hatten, zitterte ich am ganzen Leib. Mir war unwohl und Übelkeit regte sich in der Magengegend. Ich nahm kaum noch wahr, wie die wild hupende, mit aufheulenden Motoren, ewig lange Autokolonne an mir vorbeizog. Es war fast wie ein Karnevalsumzug – nur ohne Süßzeug. Dabei hielt ich den Hund krampfhaft fest, damit er nicht bei diesem Lärm das Weite sucht. In der Aufregung war mir jedoch entfallen, dass er gar nichts hört – sein großes Glück!

      Ich lief wie in Trance hinüber in den Park und versuchte, auf einer hölzernen Sitzgelegenheit erst einmal meine innere Balance wiederzufinden. Den Hund ließ ich frei laufen. Die letzten Sonnenstrahlen wirkten beruhigend auf meiner Haut. Ich genoss ihre angenehme Wärme, als wären es meine letzten gewesen. Mäxchen-Moppel spielte ausgelassen, als hätte sich vor wenigen Minuten nichts ungewöhnliches, gar dramatisches ereignet. Dabei blieb er brav in meiner Nähe. Sobald ich mich wieder gefangen hatte und nervlich in ausgeglichener Verfassung war, wollte ich den Hund bei seinen Besitzern erneut vorbeibringen.

      Jedoch riet ein innere Stimme von diesem Vorhaben einstweilen ab!

      Eine falsche Geste des Besitzers hätte vielleicht unangenehme Folgen gehabt. Ich war immer noch sehr aufgewühlt und dadurch leicht aus der Fassung zu bringen. Kein Richter, hätte im Fall der Fälle für mein überzogenes Verhalten allzu großes Verständnis gezeigt! So blieb ich unschlüssig sitzen und haderte mit dem weiteren Vorgehen.

      Es ist schön, wenn man über einen Vertrauten verfügt, den man in solchen Fragen hilfreich zu Rate ziehen kann. Ich verfüge zwar über einen weiten und gut durchstrukturierten Bekanntenkreis. Jedoch findet sich unter denselben keiner, der auch nur in Ansätzen die soziale Ader und meine Einstellung zu Lebewesen teilt. Mit einem lapidaren:

      „Dann geh zur Polizei, oder überlass den Hund seinem Schicksal. Was kümmert es dich“!? Mit solchen Äußerungen kann ich leider wenig anfangen und sie hätten mich in diesem Fall nicht weiter gebracht. So blieb ich auf mich alleine gestellt, und das ist wohl bei den meisten Problemen im Leben so. Die Entscheidung trifft man letztlich immer alleine! Denn bei den Konsequenzen ist man ebenfalls alleine!

      Ach was haben wir doch für Probleme?! Wir martern uns den Kopf und wälzen Sorgen hin und her; wägen ab und das Leben verrinnt, wie ein Flusslauf tief in der Wüste. Aber beim Anblick des kleinen Hundes, der ausgelassen auf dem Grün herumtobte und mit enormer Beharrlichkeit in der Erde wühlte, vergaß ich alle Bedenken – wurde gelassener und wesentlich ruhiger.

      Dennoch war ich hin und her gerissen, wollte ich den Hund nicht noch einmal bei mir, in meiner privaten Umgebung, nächtigen lassen. So entschloss ich mich letztlich, das Tier wieder einmal in treue Hände an seine rechtmäßigen, wenn auch nachlässigen Besitzer zu übergeben. Erneut steuerte meine Wenigkeit, mit Hündchen auf dem Arm, zu dessen Heim.

      Die Terrasse war völlig verwaist, als ich am Haus ankam. Die Sonne verschwand gerade hinter einem Baum; keine angenehm Umgebung mehr um draußen zu verweilen. Zudem fegte ein mäßiger, aber unangenehmer Wind die restliche Gemütlichkeit hinfort.

      Ich hatte nicht vor, den Hund, ohne ein klärendes Wort mit dem Herrchen einfach auf der Terrasse unbeaufsichtigt zurücklassen. Dafür war der vorangegangene Zwischenfall an der Straße zu gefährlich gewesen. Ich schritt beherzt zur Haustür und schellte ein paar mal ungeduldig. Ein junges Mädchen öffnete und ihre Blicke verrieten eine große, echte Freude. Ihre Augen leuchteten, als sie das Tier auf meinem Arm sah. Auch der Herzschlag des Tieres war höher, aber er rührte sich nicht. Doch ich fühlte, seine Begeisterung war ebenso echt. Ohne ein Wort entriss sie mir den Hund und herzte ihn mit großer Inbrunst. Wie ein liebes altes Stofftier schaukelte sie ihn auf ihrem Arm hin und her. Diesen Umgang empfand ich als zu plump. Doch dieses Kind hatte keine Ahnung, dass sie ihren Hund nur durch einen großen Zufall noch so in die Arme schließen konnte. Erneut zog innerlich der Zorn auf. Die Möglichkeit meine Gefühle angemessen zu offenbaren, fand sich in dem Augenblick nicht – schon gar nicht vor diesem ahnungslosen Kind. Mit einigen bedeutungslosen Worten des Unverständnisses blieb ich in der Tür stehen und wollte den Grund erfahren, weshalb dieser Hund so häufig herrenlos die Stadt erkundet. Und dabei nicht nur sich sondern auch andere Lebewesen einer großen Gefahr aussetzt?

      Das Kind reagierte nicht, sondern sah mich frech und fragend an. Meine ungewöhnliche Art, war unterdessen den Anwesenden im angrenzenden Wohnbereich keineswegs entgangen. Einen Wimpernschlag nach meiner Ansprache trat ein bulliger Mann aus den hinteren Gemächern hervor und baute sich, an der Eingangstür, auf. Dieses Muskelpaket musterte mich zuerst mürrisch und blickte anschließend dem Hund gelangweilt nach. Das Mädchen hatte ihn nun auf den Boden laufen lassen. Erneut machte ich meinem Unmut, über die zurückliegenden Ereignisse, mit leichtem Nachdruck Luft.

      Jedoch blieb meine Wortwahl diplomatisch. In Anwesenheit dieser derben Muskelberge blieb mir keine andere Wahl. Teilnahmslos blickten mich die Augen aus seinem speckigen, verkniffenen Gesicht an. Zu der von mir beherzt vorgetragenen Angelegenheit hatte er eine sehr oberflächliche Einstellung. Da er merkte, dass ich durch die zurückliegenden Ereignisse aufgebracht war, gab er sich verständnisvoll. Mich in Sicherheit wiegend bemerkte er dann knapp, dass der Hund in Zukunft besser beaufsichtigt werden würde. Dadurch gäbe es, ab jetzt für mich, keinen zwingenden Grund mehr hier her zu kommen und die Familienruhe zu stören. Nebenbei bemerkt, würde der Hund machen was er will und die Familie des Mannes habe nicht die Zeit und die nötige Geduld hinter dem Tier herzulaufen!

      In den Äußerungen, dieses unangenehmen Herren, klang eine gewisse Abneigung und Fahrlässigkeit, gegenüber seinem Haustier mit. Seine anschließende Pose an der Haustür wirkte schon sehr bedrohlich, ja feindselig auf mich. Eine treffende Bemerkung hierzu unterließ ich aber vorsichtshalber!

      Um weiteren Ärger zu vermeiden empfahl ich mich für den Abend und wünschte dem Hund alles gute; drehte mich um und ging, vollkommen bestürzt über dieses Verhalten, zurück nach Hause.

      In mir herrschte ein Gefühl der vollkommenen Ohnmacht gegenüber dem Unverstand und der Rücksichtslosigkeit des Hundehalters. Doch ich tadelte mich selbst. Sofort begann ich mir große Vorwürfe zu machen, mich zu tief in fremde Angelegenheiten eingemischt zu haben.

      „Das hast du nun davon“, raunte eine Stimme aus dem Unbekannten meiner Seele. Nun lag meine einzige Hoffnung darin, das mir der Hund niemals wieder begegnen würde. Doch als ich mir die СКАЧАТЬ