Erzählungen. Anton Tschechow
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Название: Erzählungen

Автор: Anton Tschechow

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753126944

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СКАЧАТЬ nehmen Sie mich in Schutz, damit ich zu Gott ewig für Sie beten kann. Wenn ein ärztliches Zeugnis zu wenig ist, kann ich eine Bescheinigung der Polizei vorweisen … Befehlen Sie, daß man mir das Geld auszahlt!«

      Kistunow wurde es bunt vor den Augen. Er atmete den ganzen Luftvorrat, den er in den Lungen hatte, aus und ließ sich kraftlos in einen Lehnstuhl nieder.

      »Wieviel wollen Sie haben?« fragte er mit schwacher Stimme.

      »Vier und zwanzig Rubel sechs und dreißig Kopeken.«

      Kistunow holte seine Brieftasche hervor, entnahm derselben einen Fünfundzwanzig-Rubel-Schein und reichte ihn der Schtschukina.

      »Hier, nehmen Sie und … . und gehen Sie!«

      Die Schtschukina wickelte das Geld in ihr Taschentuch, steckte es ein und fragte, ihr Gesicht in einem süßen, delikaten und sogar etwas koketten Lächeln verziehend:

      »Ew. Exzellenz, könnte mein Mann nicht vielleicht seine alte Stellung wieder einnehmen?«

      »Ich fahre weg … bin krank …« sagte Kistunow mit elender Stimme. »Ich habe furchtbares Herzklopfen.«

      Nachdem er nach Hause gefahren war, schickte Alexej Nikolajitsch Nikita nach Kirschlorbeertropfen und alle setzten sich wieder an die Arbeit. Die Schtschukina aber saß noch zwei Stunden in dem Vorhaus, unterhielt sich dort mit dem Portier und erwartete, wann Kistunow zurückkehren würde.

      Sie kam auch am nächsten Tage.

      Einmal im Jahr

      Das kleine, drei Fenster breite Hôtel der Fürstin hat heute ein feierliches Aussehen, als wenn es sich verjüngt hätte. Ringsherum ist alles sauber gefegt, das Thor ist geöffnet und die gitterartigen Jalousien sind von den Fenstern herabgenommen. Die hell gescheuerten Scheiben kokettieren schüchtern mit der Frühlingssonne … Im Eingang steht der alte und hinfällige Portier Mark in seiner von Motten zerfressenen Livree. Er ist heute nicht umsonst aus seiner Kammer hervorgekrochen. Heute ist der Namenstag der Fürstin und er muß den Gratulanten die Türe öffnen und ihre Namen ausrufen. Im Vorzimmer riecht es heute nicht wie gewöhnlich nach Kaffee und Kohlsuppe, sondern nach Parfüm. Die Zimmer sind sorgfältig aufgeräumt. Von den Bildern sind die Gazehüllen herabgenommen und die ausgetretenen Dielen sind frisch gewichst.

      Die Fürstin selbst, eine gebeugte und runzelige Greisin, sitzt in einem großen Lehnstuhl und streicht immerfort die Falten ihres weißen Tüllkleides zurecht. Nur die an ihre dürre Brust geheftete Rose erinnert daran, daß es in dieser Welt auch eine Jugend gibt! Die Fürstin erwartet ihre Gratulanten. Es müssen heute kommen: Baron Tramb nebst Sohn, Fürst Halahadze. Kammerherr Burlastow, ihr Cousin General Bittkow und noch viele andere … an zwanzig Menschen! Sie werden kommen und ihren Salon mit Geplauder erfüllen. Der Fürst Halahadze wird etwas vorsingen und der General Bittkow wird sie zwei Stunden lang um ihre Rose bitten … Sie aber weiß recht wohl, wie sie sich in Gegenwart dieser Herrschaften zu halten hat! Vornehmheit, Würde und Erziehung werden aus allen ihren Bewegungen sprechen.

      Es werden unter anderem auch die Kaufleute Htulkin und Pereulkow kommen: für diese Herren liegen im Vorzimmer Papier und Feder auf. »Jedes Heimchen soll bei seinem Herde bleiben.« Sie können ihre Namen einzeichnen und dann gehen …

      Es ist zwölf Uhr. Die Fürstin rückt ihr Kleid und die Rose zurecht. Sie horcht, ob nicht jemand läutet? Ein Wagen kommt lärmend angefahren und hält. Es vergehen fünf Minuten.

      »Nicht zu uns!« denkt die Fürstin.

      Ja, meine Fürstin, nicht zu Ihnen! Es wiederholt sich die Geschichte der vorigen Jahre. Eine erbarmungslose Geschichte! Um 2 Uhr geht die Fürstin, wie im vorigen Jahre, in ihr Schlafzimmer, greift nach dem Riechfläschchen und fängt an zu weinen.

      »Es ist niemand gekommen! O, diese Barbaren!«

      Um die Fürstin macht sich der alte Mark zu schaffen. Er ist nicht weniger gekränkt: die Leute sind schlimm geworden. Früher summten sie im Salon wie Fliegen umher, und jetzt …

      »Niemand ist gekommen!« weint die Fürstin. »Weder der Baron, noch Fürst Halahadze, noch George Buwizkij … Sie haben mich alle verlassen. Und doch, wenn ich nicht wäre, was wäre aus ihnen geworden? Mir verdanken sie ihr Glück, ihre Karriere – nur mir! Ohne mich hätten sie es zu nichts gebracht.«

      »Zu gar nichts!« bestätigte Mark.

      »Ich bitte ja nicht um Dankbarkeit … Die brauche ich nicht! Nur Gefühl will ich haben! Mein Gott, wie das kränkend ist! Sogar mein Neffe Jean ist nicht gekommen. Und warum nicht, was habe ich ihm denn Schlechtes getan? Ich habe alle seine Wechsel bezahlt, habe für seine Schwester Tanja eine gute Partie gefunden. Teuer kommt mir dieser Jean zu stehen! Ich habe das Wort, welches ich meinem Bruder und seinem Vater gegeben, gehalten … Ich habe für ihn verausgabt … Du weißt es ja selbst …«

      »Und seinen Eltern waren Ew. Durchlaucht, man kann wirklich sagen, wie eine Mutter.«

      »Siehst Du … und jetzt die Dankbarkeit! O, diese Menschen!«

      Um drei Uhr bekommt die Fürstin, wie auch im vorigen Jahr, einen hysterischen Anfall. Der betrübte Mark setzt seinen Tressenhut auf, feilscht lange mit dem Droschkenkutscher und fährt zum Neffen Jean. Zum Glück sind die Chambres garnies, in denen Fürst Jean haust, nicht zu weit entfernt … Mark findet den Fürsten im Bette liegend. Er ist eben erst vom gestrigen Trinkgelage heimgekehrt. Sein verlebtes, feistes Gesicht ist knallrot und die Stirn mit Schweiß bedeckt. In seinem Kopf hämmert es und im Magen tobt eine Revolution. Er möchte gern einschlafen und kann es vor Übelkeit nicht. Seine trüben Augen stieren die Waschschüssel an, die bis oben mit Seifenwasser gefüllt ist.

      Mark tritt, nicht ohne Widerwillen, in die verwahrloste Stube ein und nähert sich dem Bette.

      »Das ist nicht hübsch, Iwan Michailowitsch!« sagt er vorwurfsvoll.

      »Was ist nicht hübsch?«

      »Warum haben Sie Ihrem Fräulein Tante heute nicht gratuliert? Ist denn das nett?«

      »Pack' Dich zum Teufel!« ruft Jean, ohne den Blick vom Seifenwasser zu wenden.

      »Als wenn das die Tante nicht kränken müßte? Wie? Ach, Iwan Michailowitsch, Ew. Durchlaucht! Haben Sie denn gar kein Gefühl? Sagen Sie, wozu wollen Sie sie denn beleidigen?«

      »Ich mache keine Visiten … Sag' ihr das einfach … Diese Sitte ist schon lange veraltet … Ich hab' auch keine Zeit. herumzufahren. Fahrt, wenn Ihr nichts zu tun habt, selbst umher und laßt mich in Ruhe … Nun mach, daß Du fortkommst! Ich will schlafen …«

      »Schlafen … Und in die Augen können Sie mir nicht vor Schande sehen …«

      »Na … Kusch … So ein frecher Kerl! Ein Luder!«

      Mark zwinkert heftig mit den Augen. Eine längere Pause.

      »Nun, Ew. Durchlaucht, sei'n Sie schon so gut, fahren Sie hin und gratulieren Sie. Die Fürstin weinen und liegen zu Bett … Sei'n Sie doch so gut und erweisen Sie ihr die Ehre … Fahren Sie nur hin, Ew. Durchlaucht!«

      »Nein, fällt mir nicht ein. Es hat keinen Zweck und ich hab' auch zu tun … Und was soll ich denn auch bei der alten Jungfer machen? …«

      »Fahren СКАЧАТЬ