Herzkalt. Joachim Kath
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Название: Herzkalt

Автор: Joachim Kath

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847659020

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СКАЧАТЬ für Autos jener Nobelmarke vertreibt, deren selbsternannter Repräsentant ich augenblicklich wurde. So eine Visitenkarte, die etwas hermacht, selbst mittels eines speziellen Programms am PC zu gestalten, fiel mir nicht besonders schwer.

      Alle diese Verkäufer von großen Luxuslimousinen scheinen diese identische Arroganz und diese mühsam geschulten Manieren, sowie diese aufgesetzte Eleganz aus der Werbung für Herrendüfte, unbedingt verströmen zu müssen. Auch der geschniegelte Herr mit den grauen Schläfen und der Perle in der Krawatte missverstand mich zunächst, weil ich nicht als Käufer auftrat. Die Zubehörabteilung wäre in der Bronx, versuchte er mich loszuwerden.

      „Ich hätte da ein Geschäft für die Park Avenue“, blieb ich hartnäckig.

      „Mein Job ist es, Autos zu verkaufen“, wollte er mich abwimmeln.

      „Das ist mir klar, Sir! So wie Sie auftreten, können Sie gar nichts anderes als ein Star-Verkäufer sein. Ich hätte Ihnen ein brandneues Konzept zu präsentieren, wie Sie potenzielle Käufer teuerer Wagen per Mail ansprechen können, ohne dass die gleich gelangweilt wegschauen“.

      „Schießen Sie los!“ sagte er und die Dollarzeichen blitzten in seinen Augen.

      „Meine Firma hat einen Super-Metallic-Sprühlack entwickelt, der teuer und sehr gut ist. Wir wollen eine Testimonial-Kampagne machen und suchen dafür Leute, die unser innovatives Produkt kostenlos ausprobieren wollen und gleichzeitig fotogen sind. Ich hatte an alle Fahrer von silbernen Mercedessen in der Stadt gedacht.“

      „Verstehe! Was sind Ihnen die Adressen wert?“ fragte er eilfertig und gar nicht erst bemüht, sein Interesse an dem Geschäft zu verbergen.

      „Die Adressenvermittler verlangen für tausend Stück 50 Dollar. Ich biete Ihnen das Doppelte!“

      „Sagen wir 200 und die Sache läuft!“ sagte der feine Herr leise.

      „Okay, 120!“

      „180!“

      Es war wie auf dem Basar. Ich zog 450 Dollar aus der Tasche, die ich vorher abgezählt hatte und sagte: „Die gehören Ihnen, wenn Sie die kompletten fast dreitausend Adressen liefern!“

      „Wir treffen uns in zwei Tagen, ich muss die Datei erst auf eine CD brennen. Am besten in dem Lokal an der Ecke!“ Er gab mir seine stahlgestochene Visitenkarte mit englischer Schreibschrift. Ich sollte ihn anrufen.

      Zwei Tage hatte ich Zeit zum Nachdenken. Wie kam ich an die Liste der Fluggesellschaft? Die gusseiserne Vorzimmerdame des Direktors wirkte nicht so empfänglich für Nebenverdienste und auch mein Charme würde bei ihr wohl nicht ausreichen. Wenn ich in zwei Tagen mit der Mercedeskäuferliste zur Fluggesellschaft ginge und darum bitten würde, zu prüfen, ob ein Name in beiden Listen auftaucht, was würde dann passieren? So ein Vergleich von rund 200 Namen von Flugpassagieren mit um die dreitausend Namen von Autobesitzern würde glatt zwei bis drei Stunden dauern. War das überhaupt realistisch? Sicherlich würden sie mir ihre Liste nicht mitgeben, auch nicht als Kopie. Außerdem wusste ich ja noch gar nicht, nach welchen Namen ich überhaupt suchte, sondern die theoretische Annahme bestand darin, dass in den beiden Verzeichnissen ein identischer Name auftauchte. Ein wahnsinniger Zufall wäre das!

      Es war ein kalkuliertes Risiko, einfach nochmals das Büro der Fluggesellschaft aufzusuchen, mit der Liste der Mercedes-Fahrer in der Hand. Wenn mir meine Bitte abgeschlagen würde, die Passagierliste durchzugehen, hätte ich kaum noch eine Chance, durch einen Trick zum Ziel zu kommen. Jedenfalls würde die Wahrscheinlichkeit minimal werden, an die Daten zu kommen. Einen Einbruch zog ich gar nicht erst in Erwägung, schon weil ich mir das selbst nicht zutraute und einen Profi zu dingen, erschien mir unmöglich, weil ich mich in diesem Milieu nicht auskannte. Trotzdem beschloss ich, wieder zum Glaspalast der Airline zu fahren, sobald der Autoverkäufer sein Versprechen eingehalten hatte. Die zwei Tage dauerten ewig und waren die Hölle.

      Als ich ihn wie vereinbart anrief, um die Zeit für unser Treffen festzulegen, dirigierte er mich zu seiner Wohnung um. Ich befürchtete schon, er wollte bluffen. Doch er hatte nur vergessen, dass es in dem ursprünglich vorgesehenen Lokal genügend Leute gab, die ihn kannten und deshalb war aus seiner Sicht eine Übergabe dort unmöglich. Ich schlug ihm vor, sich in einem Park zu treffen, weil ich ungern alleine in fremde Wohnungen gehe, doch er meinte, unter freiem Himmel wären wir nicht abgeschottet genug und irgendjemand könnte mit seinem Foto-Handy zufällig eine Aufnahme machen oder der Ort würde sowieso videoüberwacht.

      Er wohnte in einer der vornehmen Appartementhäuser auf der Ostseite von Manhattan, mit Türsteher und Marmor überall sowie zwei den Eingang flankierenden, kugelförmig zurechtgestutzten Lebensbäumchen unter einem gelben Baldachin, auf dem irgendeiner dieser hochgestochenen Namen wie Exelsior oder Pallas stand. Ich verwechsle diese international gebräuchlichen Edelbezeichnungen immer. Wahrscheinlich wissen die Bewohner solcher Residenzen auch zuweilen nicht, in welcher Stadt sie sich gerade befinden. Dann ist es natürlich praktisch, dem Taxifahrer einen dieser Begriffe zu nennen. Irgendeine Herberge der gehobenen Art wird am Ende vermutlich gefunden. So wird das Leben wenigstens ein bisschen abenteuerlich.

      „Das ist das komplette Adressenmaterial. Fotokopiert!“

      „Hatten Sie nicht gesagt, Sie wollten es auf eine DVD brennen?“

      „Ja, hatte ich, aber das hat aus technischen Gründen nicht funktioniert, weil die Daten schreibgeschützt waren!“

      „Das sind ja jetzt über hundert Blätter und die sind nicht einmal nummeriert“, sagte ich, weil ich schon die Schwierigkeiten vor Augen hatte, sie mit der Passagierliste abzugleichen.

      „Aber die Namen sind in alphabetischer Reihenfolge!“ erwiderte er.

      Der Autoverkäufer war ebenso teuer wie geschmacklos eingerichtet und tat sehr geschäftsmäßig. Er verstaute die Dollarscheine umständlich in seiner Börse. Wir verabschiedeten uns unsinnigerweise wie Leute, die sich wiedersehen.

      Als ich zu Hause war ging ich die gerade gekaufte Liste schon einmal sorgfältig durch, kannte aber niemanden. Schon nach dem ersten Drittel waren mir Zweifel durch den Kopf geschossen. Was tun, wenn der Gesuchte seinen Wagen in einer freien Werkstatt umgespritzt hatte und folglich gar nicht aufgeführt sein konnte? Was war, wenn der Junge aus Janes Klasse sich versehen hatte und weder ein Mercedes, noch eine New Yorker Autonummer gewesen war? Man weiß doch, was von Zeugenaussagen zu halten ist. Vielleicht hatte der Mann, der die Mädchen angeblich mit dem silbernen Mercedes abgeholt hatte, sowieso nichts mit Dorothys Tod und Janes Verschwinden zu tun. Der Weg zur Fluggesellschaft blieb unvermeidlich.

      „Ich habe hier eine Liste aller Besitzer von silberfarbenen Mercedeswagen, die im Staat New York gemeldet sind“, sagte ich zu dem Direktor der Airline.

      „Na und?“ fragte er.

      „Ich möchte Sie bitten, die Namen mit der Passagierliste des Fluges zu vergleichen, den meine Tochter und deren Freundin genommen haben“.

      „Warum?“ fragte er kühl und ich sah schon alle meine Hoffnungen schwinden.

      „Die beiden Mädchen sind von Klassenkameraden beobachtet worden, wie sie mehrmals von einem solchen Wagen abgeholt wurden.“

      „Ist das nicht Sache der Polizei?“ fragte er.

      „Ja, das dachte ich auch, aber die Polizei stellt die Ermittlungen ein, wenn jemand tot ist und wenn jemand verschwunden ist und es sich um einen Erwachsenen handelt, sucht sie nicht aktiv, wenn es keine Anzeichen für ein Kapitalverbrechen gibt.“

      „Passen СКАЧАТЬ