Abenteuer Halbmond. Evadeen Brickwood
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Abenteuer Halbmond - Evadeen Brickwood страница 15

Название: Abenteuer Halbmond

Автор: Evadeen Brickwood

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738092318

isbn:

СКАЧАТЬ alleine sein, ganz wie es mir gefiel. Nach einer Weile verstummte sogar die kritische mütterliche Stimme in meinem Kopf. Endlich durfte ich meine eigenen Gedanken denken.

      Nach ein paar Wochen herrlichen Freiseins erfuhr ich, dass meine jüngste Schwester Paula sich in gefährlichen Kreisen herumtrieb. Sie begann Drogen zu nehmen. Mit dreizehn. Zwar war sie noch zu jung, um auszuziehen, aber sie tat was ihr passte.

      Unsere Mutter hatte keine Ahnung davon und als sie sich impulsiv entschied, die erste Auszahlung der Lebensversicherung in einer Mittelmeerkreuzfahrt anzulegen, war Paula begeistert.

      Drei Wochen sturmfreie Bude!

      Ich tat mein bestes, sie unter Kontrolle zu halten, aber Paula war starrköpfig und sah keinen Grund darin, mir zu erklären, wo sie nachts wieder gewesen war. Sie glitt mir immer wieder durch die Finger.

      “Mit wem hängst du schon wieder ‘rum?”

      “Lass’ mich zufrieden, Isabell. Du bist stinklangweilig,” gab sie zur Antwort. “Du hast gut reden. Isabell der Rebell.”

      Ich versuchte an ihren Kleidern zu riechen. Der süßliche Rauch sprach Bände. “Geht dich ‘n Furz an. Du bist nicht meine Mutter.”

      “Ja, Gottseisgebimmelt! Gehst du heute Abend wieder in den ‘Omnibus Club’?” fragte ich und sah zu, wie Paula Müsli in sich hineinschlürfte.

      “Ja Ok, und zum ‘One Stop Café’. Wieso?”

      “Weil ich das wissen muss. Du bist erst dreizehn.”

      “Aber ich sehe viel älter aus. Sagt jeder. Hans denkt ich sollte Fotomodel werden.” Hans war ihr neuester Freund und mindestens 18.

      “Versuch’ doch mal dein Gehirn anzustrengen, Paula. Ein Model mit dreizehn? Was weiß Hans denn schon von sowas?”

      “Er hat mich diesem Kerl vorgestellt. Der ist Fotograf und will Bilder von mir machen und sogar dafür bezahlen.”

      “Hast du noch alle Tassen im Schrank? Hast du Mutti davon erzählt? Du wirst auf keinen Fall zu irgendeinem Fotografen gehen, der dich bezahlen will, verstanden?!” Ich keuchte hilflos und hatte absolut keine Ahnung, wie ich sie davon abhalten sollte.

      “Ach ja? Du kannst ja mal versuchen mich zu stoppen, Mami.”

      Paula ging natürlich zu dem Fotografen. Und der gab ihr Kokain. Das war alles, was sie mir erzählte.

      “Sag’ Mutti nichts davon oder du bist schuld wenn sie einen Herzinfarkt bekommt,” quakte sie am nächsten Tag. Ihre Augen waren verheult.

      “Du hast verdammt Recht, ich werde es ihr nicht erzählen! Weil du ihr das nämlich selbst sagen wirst. Was ist, wenn du jetzt drogenabhängig wirst?” schnauzte ich sie an.

      “Ach was, ich bin doch nicht drogenabhängig! Ich hab’ auch schon mal Heroin mit Ute zusammen genommen. Ich rauch‘ nur ‘n bisschen Hasch und so. Weiß doch jeder, dass das nicht abhängig macht.” Dagegen kam ich nicht an.

      Mindestens die Hälfte meiner Mitschüler rauchten ab und zu Haschisch und hielten mich wegen meines eigensinnigen Widerstands gegen Drogen für einen totalen Spielverderber.

      Nach drei Wochen kam unsere Mutter quietschvergnügt von ihrer Kreuzfahrt wieder. Frau Speidel vom vierten Stock, war sehr beeindruckt vom Seidenteppich aus der Türkei und den Keramikvasen aus Griechenland.

      “Aber das muss doch ein Vermögen gekostet haben…” staunte ich.

      “Was geht dich das an? Es ist schließlich mein Geld. Ich hab‘ mir noch nie etwas gegönnt. Immer sparen müssen wegen der Kinder. Immer nur harte Arbeit und Kinder aufziehen.”

      “Ja übrigens, was das angeht…” Paula hatte ihr natürlich nichts von ihren Eskapaden erzählt. “Paula hat öfters die Schule geschwänzt. Sie ist immer mit ihrer Freundin Ute unterwegs und mit ihrem Freund Hans. Hans hat sie neulich einem Fotografen vorgestellt, der ihr Kokain gegeben hat. Der hat er irgendwelche Fotos von ihr gemacht. Ute ist heroinabhängig und zudem noch schwanger und Paula wohnt meist in einer Drogenwohngemeinschaft in der Südstadt.” Ich holte übertrieben tief Luft. “Ich dachte du solltest das wissen.”

      “Hast du dir das etwa alles ausgedacht?”

      “Nein.”

      Ihr Gesicht wurde feuerrot. “Du solltest dich doch um sie kümmern! Kann ich mich nicht mal auf dich verlassen?” schnappte sie und einen Moment lang dachte ich tatsächlich, sie bekäme einen Herzinfarkt.

      “Wieso ist das meine Schuld? Sie ist dreizehn und du solltest sie nicht so lange allein lassen. Ich bin siebzehn und Evelyn ist sonstwo.”

      “Was fällt dir ein so mit mir zu reden? Ich habe es verdient, ein wenig Zeit für mich zu haben. Nach allem, was ich mitgemacht habe. Zeige gefälligst Respekt!”

      “Respekt muss man sich verdienen.”

      “Fängst du wieder mit dem Unsinn an, jetzt wo wir alle zusammenhalten sollten? Willst du, dass ich die Sozialarbeiterin anrufe?” Sie warf mir einen drohenden Blick zu.

      “Was würde die wohl zu Paulas Verhalten sagen.”

      “Ach so ist das, ich bin nicht gut genug als Mutter?” Was sollte ich dazu sagen. Sie war die einzige Mutter, die wir hatten.

      Danach redeten wir ein paar Wochen nicht miteinander und ich musste mir eine Hasstirade von Paula gefallen lassen. Das war ja nichts Neues. Es kam aber noch schlimmer.

      Eines Abends rief mich eine betretene Paula an. Sie war naiv genug gewesen, ihrem mit Drogen dealenden Freund ein Stück Haschisch, das sie in einem Nutellaglas versteckt hatte, ins Gefängnis mitzubringen. Jetzt brauchte sie auf einmal wieder meine Unterstützung.

      “Bist du verrückt geworden?” fuhr ich sie verzweifelt an.

      “Oh Isabell, ich war ja so doof. Ich hätte Pfeffer in das Plastiktütchen tun sollen, dann hätten die Spürhunde es nicht entdeckt.”

      “Ja, das ist genau das Problem. Nicht, dass es kriminell ist, Drogen in ein Gefängnis zu schmuggeln. Nein, du hättest es professioneller anstellen sollen! Was hast du dir bloß dabei gedacht?“

      “Weiß ich nicht. Hans hat mir gesagt, was ich tun soll.”

      Die Sache landete vor Gericht. Der Richter gab meiner mittlerweile vierzehnjährigen Schwester eine strenge Verwarnung und brummte ihr achtzig Stunden Sozialdienst in einem Kinderheim auf. Meiner Mutter befahl er, sich gefälligst um ihre minderjährige Tochter zu kümmern.

      Sie war zutiefst beschämt. Was sollten die Leute bloß denken - und ihre Familie erst?

      Dann beschloss sie es niemandem zu erzählen. Wir durften es natürlich auch nicht, dabei hatten wir so gut wie keinen Kontakt mit den ‘Leuten’.

      Als ich mich eines Nachmittags gerade mit meiner sauberen Wäsche aus dem Staub machen wollte, hörte ich wie sich meine Mutter in ihrem Schlafzimmer rührte. Ich wollte ihr nicht begegnen und beeilte mich so leise wie möglich aus der Wohnung zu kommen. Wir gingen uns zur Zeit nämlich wieder aus СКАЧАТЬ