Der Weg des Bösen. Hannes Wildecker
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Название: Der Weg des Bösen

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Tatort-Hunsrück-Krimi

isbn: 9783748594499

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СКАЧАТЬ sah Leni von der Seite an. „Sein Gesicht … es existiert nicht mehr.“

      Obwohl Leni dank Peters` Aussagen vorbereitet war, erschrak sie doch, als sie neben Overbeck trat, der bereits neben der Leiche kniete. Als er Leni bemerkte, stand er auf und nickte vor sich hin.

      „Sieht aus wie ein Schlag mit einem Eisenrohr oder einem harten Stück Holz“, stellte er trocken fest und erhob sich. „Der Täter muss mehrmals zugeschlagen haben.“

      Der Tote lag auf dem Rücken. Er war bekleidet mit einer blauen Jeanshose und einem schwarzen Sommer-Pullover mit einem schmalen Bundkragen. Sein Kopf lag in einer riesigen Lache aus Blut, Gehirnmasse und zersplitterten Knochenteilen. Ein Gesicht fehlte. Wo früher Nase, Mund und Augen dem Lebenden Ausdruck verliehen, klaffte nun eine riesige mit Knochen und Hautteilen durchsetzte Vertiefung. Lediglich die Ansätze der Stirn und des unteren Kieferteils waren mit einiger Vorstellungskraft zu erkennen.

      Overbeck zog sich ein paar Einweg-Gummihandschuhe an und ließ sich erneut vor dem Toten in die Hocke nieder. Leni sah ihm zu, wie er den Kopf in alle Richtungen bewegte, als denke er über etwas Bestimmtes nach.

      „Ist da was Besonderes?“, fragte sie.

      „Ich weiß nicht, versuche es gerade herauszufinden.“

      Das ist nun mal Sinn der polizeilichen Leichenschau. Nach etwas zu suchen, das vielleicht nicht vorhanden ist, aber vorhanden sein könnte. Und wenn es dann erst später oder gar nicht festgestellt würde …, dachte er. Es wäre nicht das erste Mal, dass man durch Vortäuschung einer brutalen Tat von der eigentlichen Todesursache ablenken wollte, so die ursprüngliche Tat zu verschleiern suchte.

      Nichts gegen die Ärzte, die anschließend noch einmal eine Leichenschau durchführen müssen, nach ihren Kriterien. Aber Overbeck hatte schon zahlreiche Leichensachen bearbeiten müssen, er kannte sich aus. Und er hatte in den Jahren seiner Zeit bei der Mordkommission eine Menge Ärzte am Tatort angetroffen. Nicht alle arbeiteten so, wie er sich das vorstellte. Er wusste, warum er so gewissenhaft vorging.

      Overbeck drehte den Kopf des Toten nach allen Seiten, so, wie es die Vorschrift bei einer polizeilichen Leichenschau verlangte.

      Kein Genickbruch, konstatierte er für sich selbst. Er tastete den Hals ab, hob den Kragen des Pullovers von der Haut ab und besah sich den Hals des Toten. Keine Würgemale.

      Dann sah er zu Peters auf. „Kann ich?“

      Peters nickte. Er wusste, worauf Overbeck aus war.

      „Okay, dann mache ich es schnell hier. Ich weiß nicht, ob wir noch Zeit haben werden, die Leichenhalle heute Abend aufzusuchen.“

      Overbeck zog Pullover und Hemd des Toten nach oben, streifte dessen Hose und Unterhose nach unten und begann, den gesamten Körper nachirgendwelchen Unregelmäßigkeiten zu untersuchen.

      „Keine weiteren Verletzungen erkennbar“, sagte er schließlich, ohne aufzusehen. „Die Schläge ins Gesicht dürften die Todesursache darstellen. Der Doktor wird mir Recht geben, schätze ich.

      „Wer macht denn so etwas?“ würgte Leni heraus.

      „Sieht nicht nach einem Überfall aus. Was meinst du?“ Peters sah Leni fragend an. „Bei einem Überfall reicht ein Schlag. Dann hat der Täter sein Ziel erreicht. Das hier ist etwas Anderes.“

      „Du meinst, es hat einen Streit gegeben?“

      Leni versuchte, den Blick von dem Toten abzuwenden, doch irgendwie zog der Anblick ihre Augen magisch an.

      „Ja, einen Streit, vielleicht. Oder wir haben es mit einem vorsätzlichen Mord zu tun. Kümmerst du dich um das Beerdigungsinstitut?

      „Wer redet denn da von Überfall?“

      Overbeck drehte sich zu Leni und Peters um. In seiner Hand hielt er eine Zeichnung auf einem DIN A 5 Blatt Papier.

      „Kannst du mir sagen, was das ist?“

      Leni beugte sich nach vorne und sah auf den Zettel. Es war eine Zeichnung, schnell dahingekritzelt und dennoch konnte man das Motiv erkennen. Overbeck hielt sie mit den Fingerspitzen nach oben.

      „Ein Adler im Flug.“

      „Woher …?“

      Overbeck unterbrach Lenis erstaunte Frage.

      „Man hat sie ihm unter den Pulli geschoben. Hab’s zuerst nicht gesehen. Als ich dem Toten den Pullover wieder nach unten zog, hatte ich plötzlich das Papier in der Hand. Die Zeichnung ist offensichtlich für uns bestimmt. Ein Adler. Es soll doch einen Adler darstellen, oder?“

      „Da will uns jemand ein Rätsel aufgeben.“

      „Oder uns einen Hinweis geben.“

      „Der Mörder wird uns kaum einen Hinweis auf sich selbst geben. Nein, da muss etwas Anderes dahinterstecken. Warum gerade ein Adler?“

      Hinter Leni erklang eine sonore Männerstimme und als sie sich umdrehte, erkannte sie den herannahenden Arzt. Es war ein alter Bekannter: Dr. Julius Kämmerlein. Er war hager wie eh und je. Die Haare an seinem kurzgeschorenen Haarkranz waren weniger geworden, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die Hose schlackerte immer noch um seine dünnen Beine und sein Oberhemd schien drei Nummern zu groß.

      „Tag, Frau Schiffmann, lange nicht gesehen. Wo Sie sind, ist auch Ihr Kollege Spürmann nicht weit.“ Kämmerlein sah sich um und Leni kam seiner Frage zuvor.

      „Heiner Spürmann hat es vorgezogen, uns zu verlassen und in Zukunft an der Polizeischule zu lehren“, sagte sie kurz.

      „Aha. Was Ihnen offensichtlich nicht so recht gefällt?“

      „Dort ist sein Nachfolger.“

      Leni deutete mit dem Kopf in die Richtung des an der Leiche knienden Kollegen. „Overbeck. Fragen Sie ihn nicht nach seinem Vornamen. Sagen Sie einfach Overbeck.“

      „Overbeck? Nur Overbeck? Das gibt es nicht. Jeder Mensch hat einen Vornamen.“

      Dann sah er in Richtung des Toten. „Was liegt denn nun genau an?“

      „Eine männliche Leiche, wir schätzen sie auf 40 bis 50 Jahre. Kann aber auch 10 Jahre nach vorn oder hinten variieren. Ist schwer festzustellen.“

      „So schlimm?“

      Leni nickte und ging voran. Kämmerlein folgte ihr.

      „Overbeck, das ist Dr. Kämmerlein. Du wirst des Öfteren mit ihm zu tun haben, wenn du einen Fall im Bereich von Hermeskeil bearbeitest.“

      Overbeck stand auf. „Dann überlasse ich Ihnen den Toten vorübergehend. Ihr Patient, Doktor.“

      Kämmerlein sah Leni an und zuckte mit den Schultern. Er beugte sich zu dem Toten hinunter und begann mit seiner Arbeit.

      „Haben Sie die Personalien des Toten? Hatte er Papiere bei sich?“, fragte er, während er seine Arzttasche öffnete.

      „Ja.“ Overbeck zog eine kleine Plastiktüte hervor, in dem sich die Konturen eines Personalausweises hervorhoben. „Jörg Dellmann СКАЧАТЬ