Название: Auf Seinen Knien
Автор: Shanae Johnson
Издательство: Tektime S.r.l.s.
Жанр: Вестерны
isbn: 9788835427483
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Dieses Leben war vorbei. Das hier war jetzt sein neues Leben. Und es war eines, in dem er aufblühte.
Dylan wandte sich von seinen schmerzhaften Erinnerungen ab und schaute sich auf der Ranch um. Er hatte das Leben in der High Society gegen das Ausmisten von Ställen und das Pflügen von Feldern eingetauscht. Es war die beste Entscheidung seines Lebens gewesen.
Die Ranch hatte um ihr Überleben gekämpft, bevor er ihr einen kleinen Teil seines Erbes vermacht hatte. Seine Eltern hatten sich dagegen gewehrt, bis ihnen klar geworden war, dass ihnen das Arrangement im Grunde nur zu Gute kam. Ihr entstellter Sohn würde dort vor den Augen der Gesellschaft verborgen sein. Wie Hilary legten auch die Banks großen Wert auf die äußere Erscheinung. Ein mit Auszeichnungen geehrter Soldat, der seinem Land gedient hatte, machte einen guten Eindruck – aber ein Beinamputierter, der durch die Gegend humpelte, nicht.
Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde Dylan durch den Klang der Hufe an Artilleriefeuer erinnert. Doch er litt nicht an einer posttraumatischen Belastungsstörung im eigentlichen Sinne. Es war nur das durch seine Familie erlittene Trauma, das ihn belastete. Daher konnte er Sean Jeffries freundlich anlächeln, als er sah, wie der Mann im Trab auf ihn zugeritten kam.
Jeffries war mit allen seinen Gliedmaßen aus dem Krieg zurückgekehrt. Doch wie alle Männer auf der Ranch hatte er einen Teil von sich im Kriegsgebiet zurückgelassen. Sein Gesicht lag im Dunklen. Die Sonnenbrille tauchte das Antlitz des dunkelhaarigen Mannes auf dem Pferd in tiefe Schatten. Jeffries wollte nicht, dass andere Menschen die Narben in seinem Gesicht sahen.
Trotz allem saß Jeffries aufrecht und hielt seinen Kopf hoch. Das Leben sah anders aus, wenn man auf dem Rücken eines Pferdes saß. Die Therapie half ihnen nicht nur bei der Heilung ihrer körperlichen Verletzungen; dank ihr verbesserten sich auch ihr Gleichgewichtssinn, ihre Körperbeherrschung und die Koordination ihrer Bewegungen mit dem Gehirn. Ein so großes Tier steuern zu können und die Kontrolle über sich selbst zurückzugewinnen, ließ ihr Selbstwertgefühl wachsen und schenkte ihnen ein Gefühl der Freiheit.
Auf der Ranch wurde aber nicht nur Hippotherapie angeboten. Die Arbeit im Garten unterstützte ihren Fühl- und Tastsinn. Aufgaben wie das Schieben einer Schubkarre, Rechen, Hacken, Unkrautjäten, Pflanzen oder selbst das Arrangieren von Blumen halfen ihnen dabei, motorische Fähigkeiten aufzubauen oder wiederzugewinnen.
Reed Cannon lag im Garten auf den Knien. Er grub Löcher in die Erde und pflanzte in regelmäßigem Abstand zueinander Blumen. Die Finger der einen Hand arbeiteten in der fruchtbaren Erde, während die andere steif auf dem Boden lag. Er hatte die Hand bei der gleichen Explosion verloren, die auch Dylan das Bein geraubt hatte.
Dylan setzte seinen Weg durch die Gärten fort und schritt an den violetten Glockenblumen vorbei, nach denen die Ranch benannt war. Doch an diesem Ort gab es nicht nur Blumen- und Gemüsegärten. Es gab auch einen Schmetterlingsgarten, in dem die Veteranen Ruhe und Frieden genießen konnten. Sie sollten hier nicht nur körperlich und seelisch heilen, sondern auch emotional. Dylan und die anderen Männer hatten rollstuhlgängige Wege angelegt, damit der Garten für alle zugänglich war.
Auch ältere Veteranen kamen auf die Ranch, um sich helfen zu lassen. Die Kriege, die sie erlebt hatten, mochten schon länger zurückliegen, doch ihre Wunden waren immer noch frisch. Dylan hoffte, dass sie eines Tages auch eine Ranch für gefährdete Jugendliche eröffnen könnten, damit sie die Hilfe bekamen, die sie brauchten, um eine Chance auf eine gute Zukunft zu haben. Nein, er bereute es kein bisschen, die feine Gesellschaft verlassen zu haben. Das hier war die Gesellschaft, die er erschaffen wollte.
Als Dylan die Gärten hinter sich ließ, stieg ihm der Geruch des Viehs in die Nase. Francisco DeMonti stand mitten in einer Schafherde. Durch die Kleintierhaltung lernten die Männer wieder neu, Beziehungen zu anderen Wesen aufzubauen. Tiere waren dafür perfekt geeignet. Viele schenkten einem Menschen ihre bedingungslose Liebe, ganz besonders, wenn man Futter in der Hand hatte.
Fran hatte keine sichtbaren Narben. Seine Wunden waren gut in seinem Inneren versteckt, aber sie konnten ihn immer noch töten.
„Guten Ausritt gehabt heute Morgen?“, fragte Fran, als er die Umzäunung verließ und sich zu Dylan gesellte, der auf die Hauptgebäude zuging.
Dylan nickte.
„Hab einen Anruf von einem alten Freund im Veteranencenter bekommen“, sagte Fran. „Sie wollten wissen, ob wir noch ein paar Soldaten mehr aufnehmen können.“
„Wir haben genug Platz.“
Auf der Ranch gab es mehrere Unterkünfte, doch die meisten Soldaten verließen die Ranch wieder, nachdem ihre Therapie oder Reha vorüber war. Viele hatten Familien, zu denen sie zurückkehren konnten. Andere hatten festgestellt, dass das Leben auf der Ranch auf Dauer nicht zu ihnen passte. Die fünf Veteranen, die sich für ein dauerhaftes Leben hier entschieden hatten, hatten diesen Luxus nicht oder wollten nicht in ihr altes Leben zurückkehren. Für sie war nun dies ihr Zuhause.
„Wir nehmen jeden auf, der Hilfe braucht“, sagte Dylan.
Und das konnten sie tatsächlich, ohne Angst vor den Kosten haben zu müssen. Dank ihrer Kriegsveteranenrente, die sie Dylans Willen folgend nicht für die Belange der Ranch einsetzen durften, den Zuschüssen der Regierung, die Dylan dazu verwendete, den Lohn für alle Arbeiter zu erhöhen, und Dylans Treuhandfonds, durch welchen der Großteil der Ausgaben gedeckt wurde, würden sie nie jemanden abweisen müssen. Im Gegensatz dazu, wie seine Familie ihn behandelt hatte.
„Einen schönen Abend, Jungs“, rief Dr. Patel ihnen zu. Er eilte zu seinem Auto, in der einen Hand seine Aktenmappe, in der anderen Hand seine Bibel. Der Mann war nicht nur ein anerkannter Psychotherapeut, sondern auch ein Pastor.
„Auf dem Weg zur Kirche?“, fragte Fran.
„Das bin ich.“ Dr. Patel lächelte ihnen zu. „Ich habe noch Platz auf dem Beifahrersitz, falls Sie mitkommen möchten.“
„Ein anderes Mal”, sagte Fran.
Dylan blieb stumm. Seine Beziehung zu dem da oben war noch nicht wieder in Ordnung und er war nicht bereit dazu, genau jetzt damit anzufangen. Aber Dr. Patel schaute sie beide einfach mit diesem wissenden Lächeln an. Hätte Dylan den Mann nicht so sehr respektiert, hätte er sich über dessen unerschütterlichen Optimismus, seine unendliche Geduld angesichts widriger Umstände und seine stetige Gewissheit in allen Dingen geärgert.
Gerade als Dr. Patel seine Autotür öffnete, fuhr ein anderer Wagen vor. Es war ein teures Luxusmodell. Einen Augenblick lang fragte sich Dylan, ob es sein Vater wäre. Doch er wusste, dass sein Vater niemals Manhattan verlassen würde, um ihn hier mitten im amerikanischen Nirgendwo zu besuchen.
Der Mann, der aus dem Auto stieg, trug einen teuren Anzug. Das Modell war von der Stange und nicht maßgeschneidert. Sein Vater würde nie im Leben etwas anziehen, das nicht eigens für ihn hergestellt worden war. Dylan erkannte Michael Haskell, den für die Ranch zuständigen Immobilienmakler.
Haskell war nüchtern und direkt. Er verlor keine Zeit mit Smalltalk und unwichtigen Details. Dylan hatte das Land vor beinahe einem Jahr gepachtet und wartete nun darauf, dass der Kauf abgeschlossen wurde. Es fehlten nur noch ein paar kleinere Details, bevor er die Kaufurkunde in den Händen halten würde.
„Wir haben ein Problem“, sagte Haskell. „Dieses Land war ursprünglich für die Nutzung durch Familien gedacht. Solange keine Familie hier lebt, wird nichts aus dem Verkauf.“
„Diese СКАЧАТЬ