Название: Lebendige Seelsorge 5/2020
Автор: Erich Garhammer
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783429064754
isbn:
Hofheinz, Marco u. a. (Hg.), Freundschaft. Zur Aktualität eines traditionsreichen Begriffs, Zürich 2013.
Diotima, Der Mensch ist zwei. Das Denken der Geschlechterdifferenz, Wien 1989.
Libreria delle donne di Milano, Wie weibliche Freiheit entsteht.
Eine neue politische Praxis, Berlin 1988.
Cavarero, Adriana, Ansätze zu einer Theorie der Geschlechterdifferenz, in: Diotima, Der Mensch ist zwei. Das Denken der Geschlechterdifferenz, Wien 1989, 65–102.
Hartlieb, Elisabeth, Leidenschaftliche Freundschaft. Elisabeth Stuarts Entwurf einer theologischen Beziehungsethik, in: Walser, Angelika (Hg.), „Freundschaft“ im interdisziplinären Dialog. Perspektiven aus Philosophie, Theologie, Sozialwissenschaften und Gender Studies, Innsbruck/Wien 2017, 225–255.
Rapp, Ursula, Frauen-Freundschaften, -Gemeinschaften und -Räume. Quellen von Frauenbeziehungen in der Bibel, in: Lamberty-Zilinski, Hedwig, Frauenfreundschaft, Stuttgart/Düsseldorf 2005, 12–17.
Wustmans, Hildegard, Wenn Gott zur Freundin wird… : Freundinnenschaft - der Weg zum neuen Himmel und zur neuen Erde, Frankfurt a. M. 1993.
Männer-Freundschaft
„Wunderbarer war deine Liebe für mich als die Liebe der Frauen.“ So endet die Klage Davids über den Tod seines Freundes Jonathan (2 Sam 1,26). Dabei war es nicht so, dass der Womanizer den Frauen abgeneigt gewesen wäre. Nicht zuletzt hatte er ja Jonathans Schwester geheiratet. Es war eine Freundschaft zwischen diesen jungen Männern, die raue Herausforderungen überstand und beiden einen starken Rückhalt gab. Doch die Freundschaft zu Jonathan war ihm kostbarer als alles andere. Die etwas trivialere Variante dieses Bekenntnisses singt Heinz Rühmann in dem Film Die Drei von der Tankstelle: „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.“ Markus Hofer
Freundschaft zwischen Männern umweht ein Hauch des Exklusiven. Das bestätigte sich vor Jahren in einer Umfrage in Deutschland, in der 70 Prozent der Männer bekannten, dass sie keinen Freund hätten. Das Ergebnis war dann doch etwas überraschend und hat viele Facetten. Zum einen verwenden Männer das Wort „Freund“ wesentlich exklusiver als Frauen, die vermutlich schneller einmal von einer anderen Frau als „Freundin“ sprechen, geschweige denn von den mehreren „Freundinnen“, die Frauen oft haben. Ich habe noch kaum einen Mann getroffen, der von seinen „Freunden“ in der Mehrzahl spricht und wenn, dann waren es eher seine Kumpel oder Kollegen. Ein Freund bzw. „ein guter Freund“, wie Heinz Rühmann zusätzlich spezifiziert, hat in der Männerwelt einen hohen Wert, einen exklusiven Anspruch und eine gewisse Seltenheit. Im Gespräch mit Männern wird bald deutlich, wie sie dieses Wort fast mit einer gewissen Andacht aussprechen, wenn nicht sogar vermeiden.
KUMPEL, KOLLEGEN, KAMERADEN
Viele Männerbeziehungen sind letztlich funktional, d. h. es sind vorerst keine selbst gewählten Beziehungen, sondern sie wurzeln in gemeinsamen Funktionen im Beruf, als Mitglied in einem Klub oder Verein. Das sind dann landläufig die vielen Kumpel oder Kollegen, an denen es Männern selten mangelt. Daraus können engere Freundschaften erwachsen, müssen aber nicht. Meist ist es ein unkompliziertes Zusammensein unter Männern, die Pflege gemeinsamer Interessen verbunden mit gemütlichen Runden. Es ist eine gemeinsame Lebensform, die Männer schätzen, die ihnen guttut, die aber eher selten ans Eingemachte geht. Kumpel sind vielleicht noch etwas enger verbunden als Kollegen, noch mehr ‚verkumpelt‘ eben.
Markus Hofer
geb. 1957, Dr. phil., Mag. theol., Studien der Philosophie, Theologie, Kunstgeschichte und Germanistik; von 1994–2014 Leiter des Männerbüros der Katholischen Kirche Vorarlberg (Österreich), seit 2014 Leiter der Fachstelle Glaubensästhetik; Buchautor, Erwachsenenbildner.
Der funktionale Zusammenhang der Männerbeziehungen wird für viele Männer zum Verhängnis, wenn sie in Rente kommen, denn damit brechen zumindest die beruflichen Kollegen meist von heute auf morgen weg. Im Allgemeinen haben gerade stark berufsorientierte Männer, im Gegensatz zu vielen Frauen, kein soziales Netz, das über die Berufskollegen hinausgeht. Damit sind sie in der Rente in einer Weise auf sich selbst zurückgeworfen, wie sie es vorher kaum kannten. Wenn er bis dahin keine eigenen Hobbys entwickelt hat und die Partnerin verständlicher Weise auch nicht nur daheim wartet, bis der Schatz in Rente kommt, dann kann es schon kritisch werden.
Die „Kameraden“ wiederum sind durch den begrifflichen Missbrauch im Nationalsozialismus in Verruf gekommen und heute wird das Wort nur noch selten oder sehr vorsichtig verwendet. Ursprünglich war es doch eher eine nicht freiwillig gewählte Schicksalsgemeinschaft, man denke an die Schützengräben der beiden Weltkriege oder einfach an die Feuerwehr, in der Männer manche Bedrohungen miteinander durchgestanden haben und die sie richtiggehend zusammengeschweißt hat. Die Kameraden haben Dinge erlebt, die sie vielleicht ein Leben lang nicht vergessen. Auch ihre Beziehung schätzen sie hoch ein, Freundschaften wurden oder werden aber nicht zwingend daraus. Will man den Begriff der „Männer-Freundschaft“ nicht oberflächlich verstehen, besteht der Unterschied zu den Kumpels, Kollegen und Kameraden darin, dass es nochmal eine freie Entscheidung ist, mit einem anderen Mann eine engere Beziehung einzugehen.
DIE FREUNDSCHAFT
Männliche Freunde sind auf jeden Fall mehr als Kumpel oder Kollegen, mehr als berufliche Seilschaft oder eine sportliche Allianz. Es verbindet sie mehr und es gibt eine Übereinstimmung, die weit über den Alltag oder mögliche Differenzen hinausgeht. Freundschaft ist eine tiefe Verbindung, um die man nicht mehr buhlen muss, eine Beziehung, die trägt und verlässlich ist. Selbst wenn man sich länger nicht gesehen hat, ist schlagartig alles wie beim letzten Mal, wenn Freunde zusammenkommen. Männerfreundschaft heißt, dass man miteinander über alles reden kann, genauso aber, dass man gar nicht mehr reden muss.
WORTLOSES EINVERSTÄNDNIS
Wenn Männer etwas miteinander unternehmen und dabei wenig reden, kann es sein, dass von Frauen manchmal abgewertet wird: Was macht ihr denn die ganze Zeit? Es kann schon Oberflächlichkeit sein oder Unsicherheit voreinander. Es gibt aber auch eine Form des männlichen Schweigens, die uns viel bedeutet. Zwischen Männern gibt es eine Art von wortlosem Einverständnis, das gerade der Ausdruck besonderer Freundschaft ist, eine Art von tiefem Einverständnis, das eben keiner Worte bedarf und das vielleicht umso tiefer ist, je weniger es der Worte bedarf.
Klischeehaft zeigen das Winnetou und Old Shatterhand mit ihrem typisch männlichen Telegrammstil. Je mehr sie befreundet sind, umso weniger und knapper reden sie und im gemeinsamen Kampf gegen gefährliche Gegner ist ihr wortloses Einverständnis überhaupt die größte Waffe. Wenn zwei Männer sich gut verstehen, so scheint manchmal die Devise, dann müssen sie überhaupt nicht mehr reden. Ein junger Mann hat in einem Aufsatz geschrieben: „Es war einmal ein Sohn, der hatte den besten Vater der Welt. Obwohl sie es sich nie sagten, wussten sie, dass sie das beste Team der Welt waren.“ Das ist nichts anderes als eine männliche Liebesgeschichte. Die beiden wissen es voneinander und darum brauchen sie es sich nicht zu sagen. Mutter und Tochter hingegen würden es sich gegenseitig immer wieder beteuern. Das weibliche Muster scheint konträr: Wenn man sich mag, dann kann man immer über alles reden. Wenn Männer sich mögen, dann schweigen sie manchmal im wortlosen Einverständnis. Zwischen Mann und Frau ist das nicht immer so einfach.
DIE SAU RAUSLASSEN
Männer können im Rudel auch sehr ausgelassene Verhaltensweisen entwickeln und fühlen sich СКАЧАТЬ