Im Umkreis von Anselm. Bernd Goebel
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Название: Im Umkreis von Anselm

Автор: Bernd Goebel

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Fuldaer Hochschulschriften

isbn: 9783429063504

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СКАЧАТЬ Tat legt die Lektüre von Anselms „Cur Deus homo“ den Schluss nahe, dass Boso an der Entwicklung von Anselms Beweis der Notwendigkeit der Inkarnation keinen geringen Anteil hatte. Indem Anselm das Werk als Dialog zwischen Boso und sich selbst konzipiert und seinem Freund und Schüler im Gespräch eine aktive Rolle zuweist, macht er ihn gewissermaßen zum Mit-Autor.25

      Zwei der hier versammelten Autoren kommen in Southerns Anselmstudien überhaupt nicht oder nur ganz am Rande vor: Goscelin und Reginald gehörten in Canterbury nicht zur selben Kommunität wie Anselm, sondern zu jener von St. Augustin. Gleichwohl widmete der eine (Goscelin) ihm und seinem Vorgänger Lanfranc zwei seiner besten Werke und dichtete der andere (Reginald) Verse auf ihn. Die Beziehung zwischen den Gemeinschaften von Christ Church und St. Augustin war zwar oft weit davon entfernt, harmonisch zu sein – Goscelins Deutung des Todes seines Amtskollegen Osbern, des Präzentors von Christ Church, als Strafe für dessen Parteinahme zugunsten der Gegner von St. Augustin im Streit um die Reliquien der heiligen Mildred, die Revolte gegen den von Lanfranc zum Abt von St. Augustin ernannten Wido im Anschluss an Lanfrancs Tod, das Beharren der Mönche von St. Augustin auf ihrer eigenen Kirche als rechtmäßigem Weiheort von Abt Hugo gegen den Willen Anselms oder der Versuch seitens der Erzbischöfe, Gregor den Großen anstelle von Augustinus von Canterbury als „Apostel Englands“ zu etablieren, zeugen von einem angespannten Verhältnis der beiden Häuser.26 Doch waren – die fast nur durch die Stadtmauer getrennten – Abtei und Kathedralpriorei durch eine gemeinsame Geschichte und gemeinsame Interessen verbunden, wie zumal während der langen Vakanzen und angesichts von Anselms Machtproben mit dem König und der Kirche von York deutlich wurde. Resident aliens wie Anselm selbst (der zur Kommunität von Christ Church offenbar kein so inniges Verhältnis aufbauen konnte wie zu den Mönchen von Le Bec), gehören Goscelin und Reginald zu den wichtigsten Autoren aus seinem Umkreis.

      Soweit ich sehen kann, hat seit Southerns „Saint Anselm and his biographer“ niemand außer Southern selbst – in seiner Neubearbeitung dieser Studie – eine ausführlichere Zusammenschau solcher Autoren, ihres Lebens und ihres Werks vorgelegt. Walter Fröhlich gibt in seiner Dissertation „Die bischöflichen Kollegen Erzbischof Anselms von Canterbury“ (1971) einen Überblick eines anderen Personenkreises, der mit dem hier untersuchten eine leere Schnittmenge hat.27 Gillian Evans nimmt in „Anselm and a new generation“ (1980) den weiteren Kontext und die Wirkungsgeschichte von Anselms „Cur Deus homo“ in der Theologie des 12. Jahrhunderts (und ganz am Ende Gilbert) in den Blick.28 Sally Vaughn kommt in einer Reihe von Veröffentlichungen auf einen oder mehrere der hier Porträtierten – Eadmer, Gilbert, Boso, Osbern und Goscelin – näher zu sprechen,29 in ihrer jüngsten Monographie „Archbishop Anselm“ (2012) auf vier von ihnen zugleich (Eadmer, Gilbert, Boso und Osbern);30 ihr besonderes und oft ausschließliches Interesse gilt deren historiographisch-biographischem Werk und im Falle Bosos seiner Darstellung in einem solchen. Richard Sharpe verdanken wir Studien zu Eadmer und Goscelin sowie Werkslisten von allen der im Folgenden Dargestellten mit Ausnahme Bosos.31

      Zu einzelnen Autoren aus dem Umkreis Anselms gibt es hingegen erfreulich viele neuere Untersuchungen, so – um nur einige hervorzuheben32 – die Arbeiten von Bernard Muir und Andrew Turner zu Eadmer, von Jay Rubenstein zu Osbern, von Steve Killings zu Reginald, von Gillian Evans zu Gilbert und von Heinrich Reinhardt zu Elmer. Die größten Fortschritte hat in jüngster Zeit die Erforschung von Leben und Werk Ralph von Battles und Goscelin von Canterburys gemacht; hier wären unter anderem die Arbeiten von Jean-François Cottier und Samu Niskanen (zu Ralph) sowie von Frank Barlow, Paul und Rebecca Hayward, Stephanie Hollis, Rosalind Love und Tom Licence (zu Goscelin) zu nennen. Allein Boso und Alexander rückten vergleichsweise selten ins Blickfeld der neueren Forschung, vielleicht weil sie ein weniger umfangreiches und auf den ersten Blick weniger originell erscheinendes Werk hinterließen als die übrigen hier Behandelten.

      Bei den meisten Kapiteln dieses Buches handelt es sich um vollständig überarbeitete, aktualisierte und zum Teil stark erweiterte Versionen von Beiträgen für das „Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon“.33 Es erschien mir am besten, deren Struktur im Wesentlichen zu übernehmen. Auf Fußnoten habe ich verzichtet, aber die gelegentliche Angabe von Namen in Klammerreferenzen beibehalten und mitunter vermehrt; sie finden sich vor allem dort, wo Forschungskontroversen referiert werden, und verweisen dann auf die Vertreter der unterschiedlichen Positionen; außerhalb eines solchen Kontexts zeigen sie in ähnlicher Weise an, auf wen eine Erkenntnis oder Interpretation zurückgeht. Die Kapitel ergänzen sich gegenseitig, bauen aber nicht aufeinander auf und können unabhängig voneinander gelesen werden. Ein erster kurzer Abschnitt enthält jeweils den Namen des Porträtierten in seinen gebräuchlichsten Formen, seine Tätigkeitsfelder und, soweit bekannt, die Lebensdaten. Es schließt sich eine möglichst umfassende Darstellung zunächst des Lebens und daraufhin des Werks an (im Falle Goscelins habe ich aus naheliegenden Gründen die Darstellung des Lebens mit der des Werks verbunden). Nach einer knappen Würdigung der Person folgen Verzeichnisse ihrer Schriften, der Zeugnisse, von Studien und schließlich von Artikeln in Handbüchern und wissenschaftlichen Lexika. Dabei ist fast überall Vollständigkeit angestrebt – obgleich sich diese im Bereich der Studien schwer erreichen oder auch nur definieren lässt. Unter den Editionen sind nicht nur die jüngeren aufgeführt, die älteren zum Teil jedoch nur in Auswahl, sowie möglichst alle Übersetzungen. Die Studien enthalten auch Arbeiten, die von der betreffenden Person nicht in der Hauptsache handeln; in solchen Fällen habe ich Seitenangaben entweder (bei Büchern) hinzugefügt oder (bei Aufsätzen) weiter eingegrenzt. Bei den Handbüchern und wissenschaftlichen Lexika habe ich die gebräuchlichsten berücksichtigt, aber auch einige ältere aufgenommen. Allgemein war es mir ein Anliegen, sowohl die – naturgemäß dominierende – englischsprachige als auch die nichtenglischsprachige Literatur zu dokumentieren, die im angelsächsischen Raum bisweilen vernachlässigt wird.

      In der Einleitung zitierte Literatur

       Quellen:

      [ANSELM VON BURY:] Miracula Sanctae Virginis Mariae / Elise F. DEXTER (Hrsg.). Madison: University of Wisconsin, 1927 (University of Wisconsin Studies in the Social Sciences and History ; 12)

      ANSELM VON CANTERBURY: Epistolae : The letters of Anselm of Bec / Samu NISKANEN (Hrsg.). Bd. 1. Oxford : Clarendon, erscheint 2018 (Oxford Medieval Texts).

      ARNULF VON CANTERBURY: Tomellus sive epistola de incestis coniugiis / Jacques Paul MIGNE (Hrsg.). Paris, 1854 (PL ; 163), Sp. 1457–1474

      –: Tractatus de corpore et sanguine Domini ad Lambertum abbatem / Martin BRETT (Hrsg.). In: Uta-Renate BLUMENTHAL ; Anders WINROTH ; Peter LANDAU (Hrsg.) : Canon Law, Religion and Politics / Festschrift Robert SOMERVILLE. Washington : Catholic University of America Press, 2012, S. 163–182 (Text S. 168–182)

      –: Epistola ad Anselmum : ANSELM VON CANTERBURY: Epistola 310 / Franciscus Salesius SCHMITT (Hrsg.). In: DERS. (Hrsg.): Sancti Anselmi Cantuariensis archiepiscopi opera omnia. Bd. 5. Edinburgh : T. Nelson, 1951. – Ndr. Stuttgart-Bad Cannstatt : Frommann-Holzboog. Bd. 2, 21984, S. 237

      EADMER VON CANTERBURY: De vita et conversatione Anselmi archiepiscopi Cantuariensis : The life of St Anselm, archbishop of Canterbury / Richard W. SOUTHERN (Hrsg.). Second edition. Oxford : Clarendon (Oxford Medieval Texts), 21996 –: Historia novorum in Anglia / Martin RULE (Hrsg.). London : Longman, 1884 (Rolls Series ; 81). – Ndr. Nendeln : Kraus, 1965 [PSEUDO-ANSELM1:] Disputatio inter Christianum et Gentilem / Constant J. MEWS (Hrsg.). In: DERS.: Saint Anselm and Roscelin : some new texts and their implications : I. The De Incarnatione Verbi and the Disputatio inter Christianum et Gentilem. In: Archives d’histoire doctrinale et littéraire du moyen âge 58 (1991), S. 55–98 (Text S. 86–98)

      [PSEUDO-ANSELM2:] De custodia interioris hominis / Franciscus Salesius SCHMITT ; Richard W. SOUTHERN (Hrsg.). In: DIES.: Memorials of Saint Anselm. Oxford : Oxford СКАЧАТЬ