Dreißig Stufen zum Paradies. Wunibald Müller
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dreißig Stufen zum Paradies - Wunibald Müller страница 3

Название: Dreißig Stufen zum Paradies

Автор: Wunibald Müller

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783429060060

isbn:

СКАЧАТЬ Zeiten, denn bei Gott ist kein Ansehen der Person“ (24).

      „Die heiligen Tugenden lassen sich mit den Stufen der Leiter Jakobs vergleichen, die schändlichen Laster aber mit der Kette“ (153), mein Johannes Klimakus. Die heiligen Tugenden führen von der einen Stufe zur anderen und heben den, der sie befolgt, in den Himmel, die Laster aber blockieren sich gegenseitig.

      Also folge den Tugenden! Je mehr du ihnen folgst, desto leichter wird der Aufstieg ins Paradies, desto früher wird sich die ersehnte Herzensruhe einstellen.

      1. STUFE

      Entsage und ziehe dich zurück

      Wir sind mit Geschäften überhäuft, die uns nach Außen ziehen, wann können wir zu einem einsamen innerlichen Leben kommen? Ich sage: Tut alles Gute, was euch zu tun möglich ist. Tut ihr das, so seid ihr nicht mehr fern vom Himmelreiche.

      Die erste Stufe der Leiter, die zur Herzensruhe führt, besteigt, wer wieder wird wie die Kinder. „Bei den Kindern findet man keine Bosheit und Hinterlist, ihre Begierde und ihr Magen ist nicht unersättlich, ihr Leib nicht zu unreiner Liebe entflammt“ (27).

      Wieder werden wie die Kinder meint, das Leben nicht nur von äußeren Maßstäben wie Erfolg, Reichtum, Macht her zu gestalten und zu bewerten. Es meint weiter, zu einer Weisheit zurückzufinden, von der es bei Jesus Sirach (1,14) heißt: Die Weisheit wird dem Getreuen im Mutterschoß anerschaffen.

      Das kann heißen, unser technisches, von Vernunft und Intellekt bestimmtes und gefülltes Wissen um die Offenheit für das „Wissen“ der ewigen Wahrheit zu ergänzen. Zu werden wie die Kinder kann weiter heißen, zu jener Ursprünglichkeit zurückzufinden, die es uns ermöglicht, mit der nach wie vor in uns deponierten natürlichen Weisheit wieder in Beziehung zu treten.

      Abraham Cook vergleicht die Wiedergewinnung dieser Fähigkeit, Dinge zu sehen, wie wir sie als Kinder sehen konnten, mit der Kohle, die, wenn sie glüht, die Energie freisetzt, die sich in ihr zur Zeit ihrer Entstehung ansammelte. „Neue Weisen des Sehens entstehen aus der Weisheit, die im Schoße der Mutter in uns geformt wurde“ (in: Newell 2000,27).

      Entsagung und Verzicht sind also angesagt: der Verzicht darauf, allein der Weisheit der Welt zu trauen; der Verzicht auf Boni; der Verzicht auf Ehrenstellungen; der Verzicht auf Macht und Reichtum; der Verzicht auf zu viel Essen und Trinken; der Verzicht auf Sex, dem es an Liebe und Respekt mangelt. Alles Dinge, die wir oft mit einer Selbstverständlichkeit für uns beanspruchen.

      Das klingt zunächst nach alten Losungen und Forderungen, die man längst oft mit Recht hinter sich gebracht hat, weil hinter ihnen eine negative Einstellung zur Welt oder eine ungesunde Lebensverachtung standen. Erst wer im wohlgemerkt freiwilligen Verzicht eine Tugend entdeckt, die ihn näher an sein inneres Leben heranbringt, die eine neue Einstellung zum Leben, ein bewussteres Leben ermöglicht, wird zwar auch dann den Verzicht als schmerzvoll erfahren, zugleich aber auch zumindest anfanghaft ein Interesse daran finden und die Lust dazu spüren, die erste Stufe der Leiter zum Paradies zu besteigen.

      Du wirst, wenn du bereit bist, dich zurückzuziehen von dem, was dich in deinem äußeren Leben beeinflusst, manchmal vielleicht sogar beherrscht, mit Seiten von dir in Berührung kommen, die du zugedeckt hast. Du wirst wieder mehr dich selbst spüren. Deine wirklichen Wünsche und Sehnsüchte. Den Ort, wo dich „inmitten von Versuchungen, Fallstricken und Beunruhigungen selige Ruhe“ (24) umgibt. Herzensruhe.

      Dabei ist es wichtig, nicht aus Angst und Furcht auf etwas zu verzichten; dem zu entsagen, was dich innerlich unfrei sein lässt. Derjenige, der sich aus Furcht vor dem, was ihn bisher äußerlich bestimmt hat, zurückzieht, „ist brennendem Rauchwerk ähnlich, welches zuerst süße Wohlgerüche verbreitet, dann aber sich in Qualm auflöst“ (28). Wer aber aus Liebe zu Gott sich zurückzieht, „der empfängt gleich am Anfang eine himmlische Flamme, die, wie ein in den Wald geworfenes Feuer, sich immer heftiger entzündet und zu einem großen Brande anwächst“ (28).

      Also: Wage, die erste Stufe hochzugehen! Lasse dich dabei entzünden und anstacheln von der himmlischen Flamme! Dann geht es leichter – auch bei der nächsten Stufe.

      Gönne dir immer wieder eine Zeit des Rückzuges.

      Lasse dich nicht zumüllen durch Werbung und Einflüsse,

      die deiner Seele schaden.

      2. STUFE

      Lasse los und komme mit

      deinem Kerndasein in Berührung

      Denen, die auf dem Meer des geistlichen Lebens fahren, ist wohl bekannt, dass der Hafen Rettung bieten, aber auch Gefahr bringen kann. Es ist ein trauriger Anblick, wenn man sieht, dass die, welche dem offenen Meere entrannen, noch im Hafen Schiffbruch erleiden.

      Johannes Klimakus findet harte Worte, um die zweite Stufe zu beschreiten. Zunächst klingt das nach totaler Weltverachtung. Und nimmt man seine Worte wörtlich, dann spricht aus ihnen auch Weltverachtung: „Wer den Herrn wahrhaft liebt und wahrhaft das Reich Gottes sucht, der liebt in diesem Leben nichts mehr und ist um nichts mehr bekümmert und besorgt, weder um Geld noch Gut, weder um seine Eltern noch um die eitle Ehre des Lebens, weder um Freunde noch Brüder, kurz das Vergängliche und Irdische beschäftigt ihn nicht mehr, er legt vielmehr jede Begierde nach solchen Dingen ab, verbannt jede Sorge um sie und hasst außerdem seinen eigenen Leib“ (35).

      Da sträubt sich zunächst alles in einem – und das mit Recht. Ich kann seine zweite Stufe zum Paradies, zum Glück, zur Herzensruhe, mitgehen, wenn ich darunter verstehe, mich von den irdischen Dingen nicht bestimmen zu lassen. Mein Glück, meine Sinnerfüllung nicht von diesen oder jenen Dingen oder auch von bestimmten Menschen abhängig zu machen. Ich finde es wichtig, voll im Leben zu stehen und auch die schönen Dinge in unserem Leben zu würdigen und zu genießen. Etwas vom Himmel jetzt schon zu kosten.

      Doch das muss und sollte dich nicht davon abhalten, in eine innere Distanz zu Dingen und Menschen treten zu können. Nie zu vergessen, dass wir vergänglich und sterblich sind. Du vergisst dann nicht den Blick zum Himmel, von dem du Hilfe erwartest. Du kannst mit Johannes Klimakus mit Blick auf Gott sagen: „Dir hängt meine Seele an.“

      Wie oft bin ich schon Menschen begegnet, die meinen, ohne den Beruf, ohne diesen Erfolg nicht leben zu können. Oder Menschen, deren unsterbliche Liebe nicht erwidert wird und die glauben, ohne den anderen Menschen nicht leben zu können, und darüber fast verzweifeln. Die zweite Stufe auf der Leiter des Paradieses zu besteigen kann daher für dich heißen, mit deinem Kerndasein in Kontakt kommen.

      Wenn ich aber aus meinem Kern lebe, dem, was übrig bleibt, wenn ich alle Schichten abgestreift habe, die ich nur anscheinend bin, lebe ich aus meinem Sein, dem, was ich wirklich bin. Dann gilt, was Irvin D. Yalom uns zuspricht: „Du bist nicht deine Karriere, du bist nicht dein herrlicher Körper. Du bist nicht Mutter oder Vater oder ein weiser Mensch oder ewige Krankenschwester. Du bist dein Selbst, dein Kerndasein. Ziehe eine Linie darum: Die anderen Dinge, die Dinge, die außerhalb der Linie sind, die sind nicht du; sie können verschwinden, und du wirst immer noch existieren“ (2005, 98).

      Wenn du dich auf dein Kerndasein besinnst, geht es dir nicht wie jenen, die Johannes Klimakus bei der Vorstellung der zweiten Stufe wie folgt beschreibt: „Sie wurden von eitler Ehre wie aus einer Pfütze bewässert, von Ruhmseligkeit gepflegt und von Menschenlob gedüngt; nachher aber, als sie in die Einsamkeit, auf einen dem Weltmenschen und dem schlammigen Wasser der eitlen Ehre unzugänglichen Boden verpflanzt wurden, vertrockneten sie СКАЧАТЬ