Название: Carl Friedrich von Weizsäcker
Автор: Ino Weber
Издательство: Bookwire
Жанр: Философия
isbn: 9783861910329
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Die lebensentscheidende Begegnung mit Werner Heisenberg ist im Kapitel „Physik“ nacherzählt, denn dort ist sie thematisch besser aufgehoben. Zu dem genialen Physiker (Nobelpreisträger des Jahres 1932) sollte sich eine lebenslange Freundschaft entwickeln.
Lebenslauf | |
Carl Friedrich von Weizsäcker, geb. am 28. Juni 1912 in Kiel. Seit 1937 verheiratet mit Gundalena, geb. Wille (Historikerin) | |
Eltern: | Ernst v. Weizsäcker (Offizier, Diplomat), Marianne v. Weizsäcker (geb. v. Graevenitz, Krankenschwester) |
Geschwister: | Adelheid, Heinrich und Richard (geb. 1920) |
Kinder: | Carl Christian (geb. 1938), Ernst Ulrich (geb. 1939), Elisabeth (1940), Heinrich (1947) |
1918-29 | Schulen in Wilhelmshaven, Stuttgart, den Haag, Basel, Kopenhagen, Berlin (1927-1929) |
1929 | Abitur in Berlin (Bezirk Wilmersdorf) |
1929-33 | Studium der Physik, Astronomie und Mathematik in Berlin (Friedrich-Wilhelm-Universität), ab 1929/30 in Leipzig |
1933 | Promotion zum Dr. phil. in Leipzig bei Werner Heisenberg. „Durchgang schneller Korpuskularstrahlen durch ein Ferromagnetikum“ |
1936 | Habilitation an der Universität Leipzig. „Über die Spinabhängigkeit der Kernkräfte“ |
1936-42 | Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin, ab 1937 auch Dozent für theoretische Physik an der Universität Berlin |
1942-44 | Professor für theoretische Physik an der Universität Straßburg |
1946-57 | Abteilungsleiter am Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen und Honorarprofessor an der Universität Göttingen |
1957-69 | Professor für Philosophie an der Universität Hamburg |
1970-80 | Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt, Starnberg |
Lebenstationen, Grundhaltungen und Wirkungen
Weizsäcker war in erster Linie Physiker, aber auch Philosoph und Friedensforscher. Obwohl er mit Leib und Seele Wissenschaftler war, engagierte er sich doch auch mit großer Kraft für politische Ziele. Als Philosoph erkannte er früh die Notwendigkeit eines umfassenden Bewusstseinswandels. Von ganz eigenständigem Wert und vielleicht wichtiger als alle tagespolitischen Bemühungen der Berufspolitiker sind seine tiefsinnigen Anregungen für eine Weltinnenpolitik. Frei von jeglichen spekulativen Tendenzen, war Weizsäcker davon überzeugt, dass eine übergeordnete politische Vision durchaus notwendig ist. Mit deutlichen Worten zeigte er auf, was im globalen Interesse geschehen müsse, um eine friedliche, lebenswerte Zukunft zu sichern. Dabei verzichtete er darauf, die mögliche, ja aus seiner damaligen Sicht wahrscheinliche Zukunft im Detail auszumalen. Seine sehr vorsichtige Form einer „Vision“ war getragen von einer fundamentalen Analyse aller relevanten Fakten und Problemlagen. Was er herausfand, ist trotz der veränderten und scheinbar immer rascher fortschreitenden weltpolitischen Voraussetzungen von verblüffender Aktualität. So bilden Weizsäckers Überlegungen und Anregungen im Bereich der Weltpolitik, zumal in der Friedensforschung, ein wertvolles Vermächtnis an die Nachwelt.
Von religiösem Empfinden und klarem Denken gleichermaßen tief geprägt, vertrat Weizsäcker einen hohen moralischen Anspruch. Er legte den Finger in die Wunde, übte mutig Kritik, wollte aber niemanden verletzen. In vorbildlicher Denkweise, liberal und philosophisch, gab er niemals vor, im Besitz einer letztgültigen Wahrheit zu sein. Es lag ihm deshalb auch fern, anderen seine Erkenntnisse aufzuzwingen. Er zielte vor allem auf ein eigenständiges Mitdenken seiner Ansprechpartner ab.
Weizsäcker maß sich nicht an, ein völlig neues Gesellschaftssystem zu empfehlen, hielt es nicht einmal für sinnvoll, ein solches auszuarbeiten. Stattdessen mahnte er die mögliche, allein schon durch die Vernunft gebotene Umsetzung einer universellen Ethik an. Dieses Wertesystem wies bei ihm allerdings unverkennbar starke urchristliche Züge auf. Toleranz und Respekt gegenüber Andersdenkenden hatten in Weizsäckers Ethik einen außerordentlich hohen Stellenwert. Nächstenliebe kann man kaum durch Predigten erzeugen, man muss sie selbst empfinden und praktizieren. Genau das konnte man Weizsäcker deutlich anmerken, in seinen Vorträgen und mehr noch im persönlichen Gespräch. Schon seine Stimme, ihr warmer Tonfall, ließ kaum Zweifel über das innerste Wesen dieses Mannes aufkommen. Die Menschenliebe war in der Tat Weizsäckers stärkste Kraft, welche seine geistigen Energien harmonisch bündelte.
Oberflächlich betrachtet, könnte man meinen, der Erfolg wäre ihm in die Wiege gelegt worden. Geboren in einer sehr angesehenen Gelehrtenfamilie, wohl behütet, liebevoll erzogen und nach Kräften im Talent gefördert, war der Weg sicher gut vorbereitet. Doch es waren höchst unsichere Zeiten. Schicksalhafte Einflüsse, unvorhersehbare Ereignisse, die Weltwirtschaftskrise 1929 und die Wirren der beiden Weltkriege konnten so manchen Lebensweg nachhaltiger bestimmen als eine noch so gute Bildung. Das altdeutsche Schulsystem wies ohne Zweifel ganz besondere Härten auf, die mit den heutigen Anforderungen schwer vergleichbar sind. Für eine gute Bildung mussten erhebliche Widerstände überwunden werden, durch großen Fleiß, starke Willenskraft und Eigeninitiative. Weizsäckers Weg verlief auch aus einem anderen Grund nicht einfach, denn der Vater war im diplomatischen Dienst tätig und wurde häufig versetzt. Fünfmal musste Carl Friedrich die Schule wechseln, sich auf ganz verschiedene Schultypen einstellen, im In- und Ausland. Schließlich legte er in Berlin das Abitur ab, mit durchwegs guten Noten. Vom Intellekt her bereitete ihm keines der Schulfächer Schwierigkeiten, wobei sich jedoch eine besondere Begabung für Physik und Mathematik schon früh abzeichnete.
Ein Diplomat verdiente damals nicht so viel, wie man meinen könnte, und die Familie empfand sich ganz und gar nicht als reich, erst recht nicht zu jener Zeit, als man in einer wenig komfortablen Berliner Altbauwohnung lebte.
Zu wissen, was man will, kann bereits eine gute Basis für den erfolgreichen Lebensweg sein. Beim jugendlichen Weizsäcker kam dieses „Geschenk“ in Form einer denkwürdigen Begegnung – mit Werner Heisenberg. Weizsäcker war erst vierzehn Jahre alt, als er den späteren Nobelpreisträger СКАЧАТЬ