Название: Gesammelte Werke von Xenophon
Автор: Xenophon
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 4064066498634
isbn:
Timasion aus Dardanum und Thorax aus Böotien äußerte gegen einige anwesende Kaufleute ans Heraklea und Sinope: Wenn sie der Armee keinen Sold zahlten, um sich für die Abfahrt mit Lebensmitteln versorgen zu können, so würde diese zahlreiche Menge den Versuch machen, sich in dem Pontus festzusetzen. »Denn Xenophon,« fuhren sie fort, »hat den Plan, zu dessen Ausführung wir ihm behilflich sein sollen, sogleich nach Ankunft der Schiffe der Armee diese Eröffnung zu machen: Soldaten, wir sehen, daß ihr jetzt außer Stande seid, euch für die Seereise mit Lebensmitteln zu versorgen, und bei der Heimkunft den Eurigen etwas mitzubringen, wenn ihr daher in dem Umkreise des Pontus eine Landschaft, die ihr nach Belieben wählen könnt, einnehmen und dann Jedem freistellen wollt, nach Hause zu reisen oder dazubleiben, so habt ihr jetzt Schiffe, um sogleich, wo ihr nur wollt, eine Landung zu unternehmen.«
Die Kaufleute benachrichtigten ihre Städte hiervon, und in ihrer Gesellschaft ließ der Dardanier Timasion seinen Landsmann Erymachus und den Böotier Thorax mitreisen, um dort eben dasselbe vorzutragen. Die Bürger von Sinope und Heraklea ließen hierauf dem Timasion sagen: er solle das Geld in Empfang nehmen und durch sein Ansehn das Heer zum Absegeln vermögen. Mit Vergnügen nahm er diesen Auftrag an und hielt den Soldaten, als sie sich versammelt hatten, folgende Anrede:
»Fern, Soldaten, sei von uns der Gedanke, hier zu bleiben oder irgend Etwas Griechenland vorzuziehen. Und doch höre ich, daß gewisse Personen über diese Angelegenheit, ohne etwas davon gegen euch zu erwähnen, die Opfer zu Rathe ziehen. Ich verspreche euch aber, wenn ihr mit dem Neumonde absegelt, Jedem unter euch einen Cyzicener44 monatlichen Sold. Nach Troas werde ich euch bringen, woraus ich vertrieben wurde; meine Vaterstadt wird euch unterstützen, denn man wird mich mit Vergnügen aufnehmen. Ich selbst will euch in Gegenden führen, wo ihr euch ansehnlich bereichern sollt. Denn ich kenne Aetolien, Phrygien, Troas und das ganze Gebiet des Pharnabazus, jenes, weil es mein Geburtsland ist, dieses, weil ich daselbst mit Klearch und Dercyllidas zu Felde gedient habe.«
Gleich nach ihm stand der Böotier Thorax auf, der wegen des Oberbefehls über die Armee beständig Xenophon's Gegner war und sagte: »Wenn ihr den Pontus verlaßt, so steht euch der Chersones, ein schönes und wohlhabendes Land offen, wo Jeder nach Belieben dableiben oder nach Hause ziehen kann. Es ist ja lächerlich, einen Wohnplatz im Auslande zu suchen, wenn man ihn in Griechenland selbst weitläuftig und äußerst fruchtbar haben kann. Bis ihr dort ankommt, verspreche ich euch, wie Timasion, Löhnung.« Dies Letztere sagte er, weil ihm bekannt war, was die Herakleer und Sinopenser dem Timasion, um die Abfahrt zu bewirken, versprochen hatten. Xenophon schwieg hierzu. Allein nun standen die Achäer Philesius und Lykon auf und sagten: es sei doch arg, daß Xenophon aus eigener Macht zum Dableiben überrede und dieser Sache wegen die Opfer erforsche, ohne der Armee davon eine Anzeige zu machen, noch sich hierüber öffentlich zu erklären. Dadurch fand sich Xenophon genöthigt, aufzustehen und Folgendes zu sagen:
»Soldaten, ich erforsche die Opfer, wie ihr seht, nach meinem Vermögen, für euch und für mich, um so zu reden, zu denken und zu handeln, wie es für euch und mich am ehrenvollsten und vortheilhaftesten ist. Auch jetzt erst habe ich mich durch Opfer eben darüber zu belehren gesucht, ob es besser sei, über meinen Plan mit euch zu sprechen und zu unterhandeln, oder ihn gar nicht erst zu berühren. Der Seher Silanus indessen gab mir die Antwort, daß die Opfer – und das ist doch die Hauptsache, – einen glücklichen Erfolg versprächen: denn es war ihm bekannt, daß ich darin auch nicht unerfahren bin, da ich den Opferungen beständig beiwohne. Noch sagte er, die Opferanzeigen kündigten Hinterlist und Nachstellung gegen mich an, das mußte er nun freilich am besten wissen, da er selbst damit umging, mich bei euch zu verkleinern, denn von ihm kommt das Gerücht her, als wenn ich jenen Gedanken schon auszuführen gedächte, ohne euch erst durch Gründe für ihn gewonnen zu haben. Allerdings würde ich, wenn ich eure Lage schwierig fände, es möglich zu machen suchen, daß ihr euch einer Stadt bemächtigt, dann könnte Jeder nach Belieben entweder bald absegeln oder so lange warten, bis er im Besitz einiges Vermögens im Stande wäre, bei der Heimkunft auch den Seinigen eine Freude zu machen. Da ich aber sehe, daß die Herakleer und Sinopenser euch Schiffe schicken und einige Personen vom Neumonde an Sold versprechen, so halte ich es für sehr gut, an den Ort unserer Bestimmung zu gelangen, und uns die erwünschte Reise noch bezahlen zu lassen. Ich gebe nun jene Gedanken nicht nur selbst auf, sondern kündige auch allen Denen, die deshalb zu mir kamen und seine Ausführung für nöthig hielten, an, daß er aufgegeben werden muß. Denn meine Meinung ist diese: Wenn ihr in zahlreicher Menge, so wie jetzt, bei einander seid, so werdet ihr geachtet sein und den nöthigen Unterhalt haben; denn dem Sieger fällt auch das Eigenthum des Besiegten zu, trennt ihr euch aber, und diese Macht theilt sich in kleine Haufen, so könnt ihr euch weder Lebensmittel verschaffen, noch nach Wunsche fortkommen. Ich halte daher so wie ihr selbst die Abreise nach Griechenland für nothwendig, und bleibt Jemand zurück oder wird über dem Vorhaben, uns zu verlassen, ehe noch die ganze Armee in Sicherheit ist, ergriffen, so müssen wir ihn, meiner Meinung nach, wie einen Verbrecher behandeln. Wer so denkt, wie ich, hebe die Hand auf.«
Dies geschah allgemein. Silanus aber erhob seine Stimme, um laut zu erklären, es wäre billig, die Abreise Jedem freizustellen. Die Soldaten aber ließen ihn nicht fortreden, sondern drohten, es an ihm zu ahnden, wenn sie ihn auf der Flucht ertappten. Als hierauf die Herakleer vernahmen, daß die Abfahrt beschlossen sei, und zwar selbst auf den Antrag, und die Stimmensammlung Xenophon's, so schickten sie zwar die Schiffe, allein in Rücksicht der Löhnungsgelder, die sie dem Timasion und Thorax versprochen hatten, täuschten sie die Erwartung derselben. Hierüber wurden diese, die den Sold schon zugesagt hatten, bestürzt, und da sie sich vor der Armee fürchteten, so vereinigten sie sich mit den andern Heerführern, denen sie ihre vorigen Maßregeln mitgetheilt hatten, – zu diesen gehörten aber Alle, den einzigen Neo von Asine, Untergeneral des noch abwesenden Chirisophus, ausgenommen, – und gingen zum Xenophon mit der Erklärung, sie bereuten ihr Verfahren und hielten es für das Beste, da man jetzt Schiffe hätte, in den Phasis einzulaufen und sich des Gebiets der Phasianer zu bemächtigen. Ueber diese aber herrschte damals des Aeetes Sohn. Xenophon erwiederte: »Ich werde hierüber der Armee keinen Antrag stellen, wollt ihr, so laßt sie zusammenkommen und sagt es ihr selbst.« Der Dardanier Timasion eröffnete hierauf sein Gutachten, man müsse die Armee nicht zusammenrufen, sondern Jeder solle zuvor seine Hauptleute zu gewinnen suchen. Sie schieden nun, um dies auszuführen.
7.
Die Soldaten erfuhren es wieder, was man im Werke hatte, und Neo sagte ihnen: Xenophon habe die andern Heerführer auf seine Seite gebracht und gehe damit um, die Armee zu täuschen und sie wieder zum Phasis zu führen. Die Soldaten nahmen dies sehr übel auf, hielten Zusammenkünfte und traten truppweise zusammen, und es war sehr zu besorgen, sie möchten eine ähnliche СКАЧАТЬ