Название: Alles ist Zufall
Автор: Theodor Fontane
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: marixklassiker
isbn: 9783843806114
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Begeisterung! ja, bei Gott, auf allen Gassen
Und aller Orten macht sie jetzt sich breit,
Und wessen Herz sich will begeistern lassen,
Der eile sich – jetzt ist die rechte Zeit,
Es ist die Zeit, wo sich die deutsche Jugend,
Unwürdig, vor den Künstlerwagen spannt;
Sie stempelt auch die Mode ’mal zur Tugend,
Und schwärmt für Einigkeit im Vaterland.
Ach, Einigkeit! die Liebe kann sich regen
In einem Herzen, das der Haß verzehrt,
Es schlägt dem Feinde zornentbrannt entgegen,
Und hält ihn dennoch seines Mitleids wert.
Wer hat von Euch die namenlosen Schmerzen
Zerschossener Feinde frohen Muts erblickt?
So hassenswert lebt nie der Haß im Herzen,
Daß er des Mitleids Stimme selbst erstickt.
Nein, soll die Zukunft uns ein Deutschland bringen,
Da gilt es mehr als eine milde Hand,
Da gilt’s ein mutig Ringen und Bezwingen,
Ein Frühlingswehn durch’s ganze deutsche Land.
Wenn überall der Freiheit Banner rauschen,
Und kein bedrücktes Volk um Rettung schreit,
Dann will auch ich die Zweifel froh vertauschen,
Und gläubig baun auf Deutschlands Einigkeit.
SW XX, S. 438 f.
Hinaus!
Ich bin es satt, auf Polstern mich zu dehnen,
Es ekelt mich dies weibergleiche Tun,
Ich möcht’ im Kampf anspannen alle Sehnen,
Mich müd und matt an die Lafette lehnen
Und käm’ der Schlaf, auf bloßer Erde ruhn.
Ich möcht’ hinaus! Umbrüllt von Sturm und Wettern
Möcht’ ich zu Schiff auf hohem Meere sein;
Vom Blitz umflammt möcht’ ich den Mast erklettern,
Und wenn die Wellen unser Schiff zerschmettern,
Ein kühner Schwimmer um das Leben frei’n.
Ich möcht’ hinaus! Mag schleudern mich die Reise,
Wohin sie will, mir gilt es gleich fürwahr;
Heraus nur endlich aus dem alten Gleise,
Das Leben steigt mit der Gefahr im Preise –
Ach denn, hinaus! Zu Taten und Gefahr.
1844, SW XX, S. 383
Die Strandbuche
Hoch auf meerumbrauster Düne ragt in voller Maienpracht
Eine Buche. »Mutter« – ruft sie »wieder kam das Meer bei Nacht
Wieder hat’s aus grünem Seetang viel der Kränze mir geschlungen,
Hat mir Bernsteinschmuck gespendet und von Liebe viel gesungen.
Mutter, schilt es nicht Verführer, sag’ nicht, daß es treulos wär’,
Treulos ist allein die Schwäche, und gewaltig ist das Meer,
Hieltest du mich nicht umklammert, Mutter Erde, liebestrunken,
Wär’ ich nachts, als es mich lockte, hin an seine Brust gesunken.«
»Sturm herbei!« rief ich wild aufjauchzend jetzt das liebesichre Meer,
Und auf hundert Wolkenrossen jagte schnaubend er einher.
»Auf! entwurzle mir die Buche, ’s gilt der Sehnsucht Schmerz zu kürzen,
Wär’ sie frei, sie würde selber sich in meine Arme stürzen.
»Arme Törin, die des Meeres eitlen Liebesschwüren traut!
Jeder Tanne spend’ ich Bernstein, jede Buche nenn’ ich Braut;
Nicht um unerfüllte Hoffnung, um betrogene sollst du trauern,
Und der Liebe Wonne wird dich bald wie Todesfrost durchschauern.«
Tiefes Schweigen; – aber plötzlich kracht die Buche, sturmgepackt,
Blätterstiebend stürzt sie nieder wie ein grüner Katarakt;
Laut erbrausend heißt sein neues Opfer jetzt das Meer willkommen,
Hochaufschäumend hat’s der Riese an die Wellenbrust genommen.
»Weh, halt ein in deinem Rasen, das mich zu vernichten droht,
So entblättert nicht die Liebe, so entblättert nur der Tod!«
Doch die Leidenschaft des Riesen kennet nicht der Lieb’ Erbarmen,
Und er spielt mit seinem Opfer, bis es tot in seinen Armen.
Aber dann, als ob er Abscheu gegen eine Leiche fühlt,
Hat er seiner Lüste Spielzeug wieder an den Strand gespült;
An dem Fuß der Düne, deren Gipfel einst der Baum beschattet,
Hat die alte Mutter Erde ihr entführtes Kind bestattet.
1844, SW XX, S. 456 f.
»Liebchen, komm!«
Liebchen, komm, vor dieser Zeit, der schweren,
Schutz zu suchen in den Kordilleren;
Aus der Anden ew’gem Felsentor
Tritt vielleicht noch kein Konstabler hervor.
Statt der Savignys und statt der Uhden,
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