Название: Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745216455
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„Heh, Noel!“, rief der alte Tipstone krächzend durch das Getrappel der Hufe. „Wo steckst du denn, alter Junge? Fehlt dir etwas?“
Es kam keine Antwort.
„Das verstehe ich nicht!“, schüttelte Tipstone bestürzt den Kopf und trieb als erster seinen knochigen Gaul in den Lichtkreis des Feuers.
„Hallo, Noel, da bist du ja!“, krächzte Tipstone erleichtert, als er den Koch am Planwagen lehnen sah. Als sich Tipstone aus dem Sattel schwang, trieben die anderen Reiter ihre Gäule ebenfalls ans Feuer. Hinter ihnen kam Mary Lockwood zu Fuß von der Remuda herüber.
„Was ist mit dem Essen?“, fragte Tipstone, während er begann, sein Pferd trockenzureiben. „Heute ist ja gar nichts zu riechen. Hast du etwa …“
Er hielt inne, als sich Noel nicht regte. Sein lederhäutiges Gesicht verzog sich.
„Was ist denn mit dir? Bist du krank, alter Pfannenschwinger?“
Der Schwarze breitete in einer hilflosen Gebärde die Hände aus. „Es tut mir leid!“, sagte er weinerlich mit seiner Bassstimme. „Es tut mir schrecklich leid!“
Und da schälten sich ringsum aus dem Schatten die Gestalten von Männern.
*
Jeder hielt einen Revolver schussbereit in der Faust.
„Wenn er euch gewarnt hätte“, sagte eine harte Stimme, „hätte er eine Kugel in den Kopf bekommen.“
„Kinross!“, keuchte Tipstone.
„Genau!“, lächelte der Anführer der Kopfgeldjäger kalt. „Und macht nur keine Dummheiten, Leute, sonst knallt es ganz gewaltig! ’runter von den Pferden, los, ’runter mit euch!“
Noel schnaufte verzweifelt: „Es ist meine Schuld, ganz allein meine Schuld!“
Torrence zerknirschte eine Verwünschung zwischen den Zähnen.
„Und das alles wegen Williams, was?“
„Richtig!“, bestätigte Kinross.
„Miss Mary“, wandte sich der hagere Vormann an das Mädchen, „sehen Sie jetzt ein, dass es ein Fehler war, diesen Kerl anzuheuern.“
„Halt den Mund, Cowboy!“, fuhr ihn Kinross an. „Ich habe gesagt, absteigen!“
Die Männer der Lockwood Crew gehorchten. Greg fühlte Lee Torrences hassvollen Blick auf sich ruhen. Einer von Kinross’ Leuten trieb schnell die Pferde aus dem Lichtbereich des Lagerfeuers. Greg machte ein paar Schritte auf Kinross zu.
„Warum die Umstände? Ihr wollt mich allein, oder? Lasst also die anderen in Frieden!“
„Du kommst freiwillig mit?“
„Ja! Hast du etwa erwartet, Kinross, ich würde mich hinter dem Rücken anderer Leute verstecken?“
„Nein!“, rief da Mary Lockwood hell. „Das kommt nicht in Frage, Williams! Sie bleiben!“
Greg drehte ihr überrascht das Gesicht zu. Ihre hellgrauen Augen blitzten. Grellrote Flecken brannten auf ihren Wangen. Ihre Brust hob und senkte sich, und der rote Feuerschein zeichnete scharf die weichen Konturen ihres schlanken Körpers nach.
„Madam“, sagte Kinross gepresst, „Sie haben schon einmal den Fehler gemacht, diesem Burschen zu helfen. Rechnen Sie nicht ein zweites Mal mit unserer Rücksichtnahme.“
„Hier sind wir nicht in der Stadt, was?“ krächzte Mike Tipstone wütend. „Hier sieht euch keiner! Hier würdet ihr glatt eine Frau über den Haufen schießen, was?“
„Das würden wir tun!“, nickte Kinross ungerührt.
Nach diesen Worten war es eine Weile totenstill. Nur die Flammen knisterten leise.
Dann spuckte Tipstone Kinross voller Verachtung vor die Füße. Tom Frazer sprang vor und schlug dem graubärtigen Weidereiter den Coltlauf über den Kopf. Tipstone brach lautlos zusammen.
Mary wollte auf ihn zulaufen. Kinross’ scharfer Ruf hielt sie zurück: „Keine Bewegung! Das gilt für euch alle!“ Revolverhähne wurden knackend gespannt. Im Seilkorral schnaubten unruhige Pferde.
Mit kratzender Stimme sagte Greg: „Kinross, wir sollten uns beeilen! Wenn man mir ein Pferd gibt, komme ich mit euch!“
„Langsam, langsam, mein Lieber! Du stirbst noch früh genug! Zuerst werden wir deine Freunde entwaffnen. Ich möchte nicht in den Rücken geschossen werden, wenn wir reiten!“
„Freunde?“, knurrte Torrence grimmig. „Er hat keine Freunde unter uns! Von mir aus könnt ihr ihm gleich eine Kugel durch den Kopf schießen.“
Kinross blickte den Vormann schräg und forschend an. Mary rief empört: „Lee, so sollten Sie nicht reden!“
„Ach was!“, murrte Torrence. „Was hat uns dieser Rumtreiber denn bisher anderes gebracht als Kummer?“
„Eine billige Gelegenheit, mich loszuwerden, wie?“, fragte Greg leise.
Torrence wich seinem Blick aus und schwieg. Mary stellte sich neben Greg, schaute Kinross furchtlos ins Gesicht und erklärte mit ihrer kühlen, entschiedenen Stimme: „Dieser Mann wird nicht mit euch reiten!“
„Miss Mary“, sagte Greg hastig, „halten Sie sich da heraus! Dies ist allein meine Angelegenheit!“
„Irrtum! Ich habe Sie als Herdentreiber angeworben, und ich denke nicht daran, auf Ihre Hilfe zu verzichten!“
Greg lächelte bitter.
„Ich hatte Sie schon als bessere Rechnerin kennengelernt!“
Kinross knurrte: „Meine Schöne, Sie wollen doch nicht sagen, dass Ihre Kuhtreiber für diesen Satteltramp da kämpfen werden!“
„Doch!“
Kinross lächelte verächtlich. „Dann schauen Sie sich doch Ihre Leute an! Fragen Sie sie doch, wie weit sie gehen wollen!“ Sein beißender Ton trieb eine Blutwelle in Mary Lockwoods schmales Gesicht.
Sie ließ ihren Blick über ihre Leute schweifen. Außer Greg waren da nur Torrence und Dillon. Noel, der schwarze Koch, zählte nicht. Er verstand es, ausgezeichnete Mahlzeiten zuzubereiten, aber ein Revolver wirkte in seiner Faust fehl am Platz.
Tipstone lag noch besinnungslos im zertretenen Gras, und Carney hielt sich bei der Herde auf. Mary presste die roten Lippen zusammen. Ein Schatten verdüsterte ihr Gesicht.
Torrence sagte rau: „Es hat keinen Sinn, Miss Mary! Ich denke nicht daran, für Williams mein Leben aufs Spiel zu setzen.“
„Und Sie, Dillon?“
Der schweigsame ernstblickende Cowboy schüttelte den Kopf.
„Ich stimme Lee zu.“
Mary СКАЧАТЬ