Nachhaltig investieren für Dummies. Alexandra Bolena
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Название: Nachhaltig investieren für Dummies

Автор: Alexandra Bolena

Издательство: John Wiley & Sons Limited

Жанр: Личные финансы

Серия:

isbn: 9783527831869

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СКАЧАТЬ oft unmöglich. Es gibt Mischkonzerne, die auch, aber nur zu einem geringen Prozentsatz mit Tabak Geschäfte machen, oder Pharmakonzerne, die auch Verhütungsmittel, aber daneben eine Reihe lebensrettender Medikamente herstellen. Daher gibt es oft Grenzlimits: Wenn also Energieerzeuger zum Beispiel nur zu einem sehr geringen Prozentsatz – sagen wir weniger als fünf Prozent – aus Atomenergie Strom produzieren, ansonsten aber nur nachhaltige Energiequellen nutzen, sind Investments auch für manche christliche Institutionen erlaubt. Andere Richtlinien schließen kontroverse Themen kompromisslos und komplett aus. Gleiches gilt auch bei Nachhaltigkeits-Gütesiegeln, die Sie im Kapitel 6 noch näher kennenlernen. Auch hier gibt es oft Toleranzgrenzen bezüglich Produktion, Handel oder Umsatz bei bestimmten Branchen.

      Ein gutes Beispiel, um die Komplexität der Fragestellung »ethisches Investment« vor Augen zu führen, ist das Thema Empfängnisverhütung.

      Verhütungsmittel – ethisches Investment oder nicht?

      Aus religiöser Sicht kann man der Meinung sein, dass Sexualität nur dem Ziel der Fortpflanzung dient und daher nur im Rahmen der Ehe erfolgen sollte. Pragmatiker wissen allerdings auch, dass der Geist zwar oft willig, das Fleisch aber mitunter schwach ist. Empfängnisverhütung mittels Pille ist somit sicher die effizienteste Möglichkeit, um Frauen – besonders in Entwicklungsländern – zumindest ein wenig Selbstbestimmung zu ermöglichen. Wie kontrovers das Thema gesehen wird, ist daran zu erkennen, dass sogar die zwei großen christlichen Religionen hier einen unterschiedlich strengen Zugang haben: Während für die Katholiken das Leben mit der Befruchtung beginnt und sie der Ansicht sind, dass man die Fruchtbarkeit der Frau nicht mittels Medikamenten – sprich der Antibabypille – beeinflussen darf, sehen das die Protestanten weitaus pragmatischer. Fazit: Für Protestanten gehören Verhütungsmittel zum Sex dazu, bei Katholiken sind sie offiziell verboten. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Einstellung zu Investments in Unternehmen, die Verhütungsmittel herstellen.

       So hält es die katholische Kirche in Deutschland mit dem Geld

      2015 hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam mit der deutschen Bischofskonferenz das Werk »Ethisch-nachhaltig investieren – eine Orientierungshilfe« für Finanzverantwortliche katholischer Einrichtungen in Deutschland herausgegeben. Diese Orientierungshilfe richtet sich zwar an Finanzverantwortliche der Kirchen, kann aber auch Ihnen als gläubiger Privatinvestor als Leitfaden dienen.

      Das Werk nimmt Bezug auf das Apostolischen Schreiben »Evangelii gaudium« von Papst Franziskus sowie die Enzyklika »Laudato si«. Näheres erfahren Sie dazu unter:

        www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html

        www.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium.html#

      In Laudato si geht es um die Sorge für das gemeinsame Haus; im »Evangelium Gaudi« im weitesten Sinn um die missionarische Umgestaltung der Kirche.

      Der 44-seitige Leitfaden gibt einige wenige praktische Anleitungen für eine ethisch-nachhaltige Anlagepolitik; im Großen und Ganzen sind die formulierten Ethikkriterien aber lediglich Denkanstöße. Weitere Orientierungshilfen finden Sie hier:

       Deutsche Bischofskonferenz: www.dbk.de/

       Zentralkomitee der deutschen Katholiken: www.zdk.de/

       www.zdk.de/veroeffentlichungen/salzkoerner/detail/Ethisch-nachhaltig-investieren-737O/ Das Dokument fügt sich nahtlos in die Debatte über die Rolle von privaten Finanzinvestitionen für zentrale Zukunftsfragen – wie zum Beispiel den Klimaschutz – ein und kann durchaus als politisches Statement verstanden werden.

       Die katholische Kirche in Österreich und der Kapitalmarkt

      Ebenfalls als Reaktion auf die Enzyklika »Laudato si« arbeitete die österreichische Bischofskonferenz die »Richtlinie Ethische Geldanlagen« (FinAnKo) aus. Das Regelwerk, das für den gesamten kirchlichen Bereich in Österreich gilt, wurde im Herbst 2017 beschlossen. Es soll als Richtlinie eine Verbindung von ökonomischen Aspekten mit den Grundlagen der katholischen Ethik, wie sie die Österreicher verstehen, herstellen und als Fundament für kirchliche Teilnahme am Kapitalmarkt nach katholischen Grundsätzen dienen.

      Die Kriterien werden laufend überprüft und wenn notwendig weiterentwickelt. Zuletzt wurde 2019 ein Vollausstieg aus Unternehmen, die fossile Brennstoffe fördern beziehungsweise produzieren, verfügt.

       Katholische Fonds

      Mittlerweile gibt es etliche Fonds, die sich als BiKo- und/oder FinAnKo-konform bezeichnen. Wenn Sie sich also prinzipiell dem Katholizismus verbunden fühlen, sind nach diesen Kriterien gemanagte Fonds möglicherweise ein zu Ihrer Motivation und zu Ihren ethischen Grundsätzen passendes Veranlagungsinstrument. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 8 und 10 über Fonds.

      Im »Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage«, in der vierten Auflage 2019 vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) herausgegeben, wird über Ziele, Instrumente und konkrete Umsetzungen für ethisch-nachhaltige Geldanlage nach evangelischen Werten informiert.

      Auf 70 inhaltsdichten Seiten werden neben ökonomischen Größen, die den nachhaltigen Fortbestand eines Unternehmens sicherstellen sollen – und die bei der evangelischen Kirche von jeher einen höheren Stellenwert haben als bei den Katholiken – auch Nachhaltigkeit im Sinn der Schöpfung als Kernelement allen Lebens betont. Nach den Prinzipien der EKD sind alle (Aus-)Wirkungen einer Investition auf alle Stakeholder zu bedenken, wobei explizit auch die Natur als Stakeholder erwähnt wird.

      

Als Stakeholder bezeichnet man alle von einem Projekt betroffenen Einheiten.

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