Erziehung des Herzens. Chogyam Trungpa
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Название: Erziehung des Herzens

Автор: Chogyam Trungpa

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783867812542

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СКАЧАТЬ vertreiben und für das Rechte kämpfen. Das traditionelle buddhistische Bild für Mitgefühl ist die Sonne, die wohltuend und unterschiedslos auf alles scheint. Es ist das Wesen der Sonne zu scheinen; sie muss sich nicht darum bemühen. Gleichermaßen ist Mitgefühl ein natürliches menschliches Verhalten, sobald die Schleier und Hindernisse beseitigt worden sind, welche die Manifestation von Mitgefühl behindern.

      Trungpa Rinpoche legte seinen Schülern nahe, Tonglen in ihre tägliche Meditationspraxis miteinzubeziehen und die Slogans auswendig zu lernen. Bei den Vajradhatu-Seminaren ließ er diverse Slogans in kalligraphischer Schrift gestalten und an allen möglichen Orten aufhängen. Man wusste nie, wo man einem Slogan begegnen würde. Zum Beispiel konnte man in der Küche auf den Slogan treffen: „Sei jedermann dankbar“, oder an einem Baum hing die Aufforderung: „Schieb alle Schuld dir selbst zu.“

      Man sollte die Slogans kontemplieren, einen nach dem anderen. Zu diesem Zweck empfahl Trungpa Rinpoche seinen Schülern, gedruckte Slogan-Karten als tägliche „Wachmacher“ und Provokateure zu verwenden.

      Mögen uns diese Lehren in ihrer Bodenständigkeit und Einfachheit dazu inspirieren, liebevolle Zuwendung und Mitgefühl zu kultivieren und uns selbst und andere niemals aufzugeben. Mögen sie die Furchtlosigkeit in uns wachrufen, um den Klammergriff des Ego zu überwinden. Mögen sie uns befähigen, das in die Tat umzusetzen, was uns am meisten am Herzen liegt – allen Wesen auf dem Weg zum Erwachen von Nutzen zu sein.

       Einführung

      Die Mahayana-Tradition1 führt uns dahin, Sanftheit uns selbst gegenüber zu empfinden, und daraus erwächst Freundlichkeit gegenüber anderen. Diese Freundlichkeit, dieses Mitgefühl nennt man im Tibetischen nyingje, wörtlich „edles Herz“. Wir sind bereit, uns zur inneren Arbeit mit allen fühlenden Wesen zu verpflichten. Bevor wir uns jedoch voll und ganz auf dieses Projekt einlassen, brauchen wir eine gründliche Schulung.

      Was uns daran hindert, ein „Mahayanist“ zu werden, ist der Umstand, dass wir nicht genügend Sympathie für andere und für uns selbst haben – das ist der Knackpunkt. Doch wir können dieses Problem durch ein praktisches Training bewältigen; dieses Training nennt man Lojong-Praxis, „den Geist erziehen“. Es vermittelt uns einen Weg, eine Art und Weise, an unserem taktlosen oder pedantischen oder rohen oder mürrischen persönlichen Stil zu arbeiten, eine Methode, um gute Mahayanisten zu werden. Unwissende oder dumme Mahayana-Schüler haben manchmal die Tendenz, sich selbst zu glorifizieren; sie möchten gern spirituelle Lehrer und Führer werden. Nun, wir haben eine Technik oder Praxis, um dieses Problem zu überwinden. Diese Praxis ist die Entwicklung der Demut, die durch die Erziehung des Herzens und des Geistes angeregt wird.

      Nach der grundlegenden Mahayana-Anschauung geht es vor allem darum, alles, was man tut, zum Wohl anderer zu tun und eine Situation zu schaffen, die für andere hilfreich ist. Deshalb stellen wir uns darauf ein, unser Tun bereitwillig anderen zu widmen. Wenn Sie diese Haltung einnehmen, kommen Sie zu der Einsicht, dass andere wichtiger sind als Sie selbst. Mit diesen Drei zusammen – mit dieser Sicht des Mahayana, mit dieser Einstellung und mit der Erkenntnis, dass die anderen wichtiger sind – entwickelt man die Mahayana-Praxis der Geisteserziehung oder der Erziehung des Herzens.

      In der Hinayana-Disziplin geht es in erster Linie um das Zähmen des Geistes. Hier arbeiten wir an den verschiedenen Arten der Unachtsamkeit und werden dadurch immer sorgfältiger und präziser und unsere Disziplin gedeiht. Wenn wir dann durch die Praxis der Shamatha-Disziplin oder Achtsamkeitspraxis gründlich gezähmt sind und uns außerdem durch Vipashyana oder Gewahrsein darin geschult haben, den Lehren wirklich zuzuhören, beginnen wir, den Dharma auf umfassende Weise zu verstehen. Dann wächst ein echtes Verständnis dafür heran, wie wir in unserem speziellen gezähmten Zustand mit anderen umgehen können.

      Im Mahayana ist eher die Rede vom Erziehen des Geistes. Das ist der nächste Schritt. Der Geist ist bereits gezähmt und deshalb kann man ihn erziehen. Mit anderen Worten, wir haben es geschafft, unseren Geist durch die Praxis der Hinayana-Disziplin zu domestizieren, wie es den Prinzipien des Buddha-Dharma entspricht. Haben wir unseren Geist domestiziert, können wir weiteren Gebrauch von ihm machen. Das ist wie in der Geschichte von der wilden Kuh, die unsere Vorfahren einfingen. Wenn man die wilde Kuh eingefangen und gezähmt hat, stellt man fest, dass sie ganz bereitwillig mit denjenigen kooperiert, die sie gezähmt haben. Genau genommen gefällt es ihr sogar, domestiziert zu sein. An diesem Punkt wird die Kuh zu einem Teil unseren Haushalts. Es gab einmal eine Zeit, da war es nicht so – ich bin sicher, dass die Kühe wild und unbändig waren, bevor wir sie gezähmt haben.

      Geisteserziehung heißt aufTibetisch lojong. lo bedeutet „Intelligenz“, „denkender Geist“, „das, was Dinge wahrnehmen kann“; jong bedeutet „Training“ oder „Bearbeitung“. Die Lehren des Lojong bestehen aus mehreren Schritten oder Punkten der Mahayana-Disziplin. Die grundlegende Disziplin der Geisteserziehung oder Lojong ist ein siebenfältiger Reinigungs- oder Bearbeitungsprozess, dem wir unseren Geist unterziehen.

      Dieses Buch basiert auf dem Kadampa-Basistext Der Wurzeltext der sieben Punkte der Geisteserziehung und auf dem Kommentar von Jamgon Kongtrul. Im Tibetischen heißt der Kommentar changchup shunglam. shung ist der Begriff, den man für „Regierung“, aber auch für „das Gros“ oder „Körper“ (wie in „Lehrkörper“) verwendet. shung bedeutet also etwa „der zentrale Regierungsapparat“. Man könnte zum Beispiel die tibetische Regierung pö-shung nennen – bedeutet „Tibet“, shung bedeutet „Regierung“. Die Regierung, die ein Land zu regieren hat, besteht aus einer vielgliedrigen Verwaltung – sie kümmert sich um die Psychologie des Landes, um seine Wirtschaft, um seine Politik und um seine inneren Angelegenheiten. shung ist eigentlich die Arbeitsgrundlage. lam bedeutet „Pfad“. shunglam ist also sozusagen die Hauptstraße, ein grundlegender Prozess der Arbeit zur Erleuchtung hin. Mit anderen Worten, es ist der spezielle Mahayana-Weg, die große Straße, auf der jeder vorankommt, ein breiter Weg, besonders breit und besonders offen. changchup bedeutet „Erleuchtung“, shung bedeutet „weit“ oder „grundlegend“ und lam bedeutet „Pfad“. Der Titel des Kommentars lautet also: „Der grundlegende Pfad zur Erleuchtung“.

      Der Haupttext basiert auf Atishas Unterweisungen über Lojong und geht auf die Kadampa-Schule des tibetischen Buddhismus zurück, die sich etwa um die Zeit Marpas und Milarepas entwickelt hat, als sich die klösterliche Tradition Tibets etablierte und tiefe Wurzeln fasste. Die Kagyüpa erhielten diese Unterweisungen über die richtige Praxis des Mahayana-Buddhismus von Gampopa, der ein Schüler sowohl Milarepas als auch diverser Kadampa-Lehrer war. Es gibt zwei Kadampa-Schulen, die so genannte „komtemplative Kadampa-Schule“ und die „intellektuelle Kadampa-Schule“. Das, was wir hier behandeln, bezieht sich auf die kontemplative Tradition der Kadampa. Die Gelugpa spezialisierten sich hingegen auf die Dialektik und verstanden die Kadampa-Tradition eher von einem philosophischen Ansatz her.

      Der Begriff kadam hat für uns eine interessante Bedeutung. ka bedeutet „Auftrag“, etwa so, wie wenn ein General vor seinen Truppen eine anfeuernde Rede hält oder ein König seinen Ministern einen Auftrag erteilt. Wir könnten auch „Logos“ sagen oder „Wort“, wie in der christlichen Tradition, in der es heißt: „Am Anfang war das Wort.“ Diese Art von Wort ist ein grundlegend heiliger Auftrag, der erste, der jemals ausgesprochen wurde. In unserem Fall bezieht sich ka auf eine Vorstellung von absoluter Wahrheit und darauf, dass es sich vom Standpunkt eines Individuums aus um etwas Praktisches handelt, mit dem man etwas anfangen kann. dam bedeutet „mündliche Lehre“, „persönliche Lehre“, das heißt ein Handbuch über den richtigen Umgang mit dem Leben. ka und dam zusammen bedeutet also, dass jegliches ka, jeder Auftrag oder jede Botschaft als praktische und handhabbare mündliche Lehre betrachtet wird. Man betrachtet sie als praktische Arbeitsgrundlage für Schüler, die sich mit Kontemplation und meditativen Disziplinen befassen. Das ist die grundlegende Bedeutung von kadam.

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