Название: Es gotts(z)t mich an: Zufrieden ohne Gott
Автор: Helmut Bittner
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783957446688
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Das Buch handelt ausschließlich vom christlichen Glauben. Gewisse Parallelen zu anderen Religionen sind möglich, aber nicht gewollt.
Es hat nie eine rasantere Entwicklung der Wissenschaft gegeben als die heutige. Hält aber die gesellschaftliche Entwicklung Schritt?
Sollen wir uns weiterhin Erkenntnissen von vor 3300 Jahren (Altes Testament) und 2000 Jahren (Neues Testament) unterwerfen? Passt fanatischer Glauben noch in unsere moderne Welt?
Warum sollen wir Verbrechen der Christen aus der Vergangenheit und Gegenwart vergessen oder verzeihen? Nehmen wir doch Gott beim Wort: was hat er uns in den letzten 2000 Jahren versprochen – und was gehalten?
Unseren gesamten Wohlstand, die Lebensqualität und unser Wissen verdanken wir aber nicht Gott, sondern dem Biss in den Apfel.
Die Zeitangabe wird mit vor der Zeitrechnung (v. Z.) und nach der Zeitrechnung (n. Z.) angegeben. Geschichtsschreiber und Forscher sind sich einig, dass Jesus als eine fiktive historische Gestalt, circa 4 Jahre (bis 9 J.) v. Z. geboren wurde. Wenn er mit 33 Jahren gekreuzigt wurde, wäre das Ereignis etwa 29 n. Z. gewesen.
1. EINLEITUNG ODER WARUM MAN EINEN STANDPUNKT HAT
In meinem durchaus bewegten Leben waren es die Erlebnisse der Kindheit, die Armut, der Krieg und die Nachkriegszeit mit der Umsiedlung von Schlesien nach Sachsen, die mein Verhalten bis heute noch begleiten.
Meine Eltern haben mich mit Geduld und Liebe erzogen. Ich wurde als drittes von drei Kindern in einer Mischehe (das Verbrechen war damals größer als heute) geboren. Für diesen Umstand bin ich nicht undankbar. Zur meiner strenggläubigen katholischen Mama gehörte mein protestantischer, bodenständiger Papa. Er war ein beherzter Zimmermann mit Logik und klarem Verstand. Ihm waren Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Arbeitsamkeit, Familiensinn und klare Gedankengänge eigen. Eine eindrucksvolle Kindheitserinnerung für mich ist sein Urlaub nach dem Hitlerüberfall auf die Sowjetunion. Kaum das Haus betreten, riss er das bunte Hitlerbild (Hitler mit Kind auf dem Arm) von der Wand und zertrümmerte es auf dem Fußboden.
Obwohl meine Mutter sehr streng katholisch war und mit mir oft betete, beeindruckte mich die Lebensweise meines Vaters mehr.
Er berichtete oft, und dabei hatte er immer ein Schmunzeln im Gesicht, wie er um seine Agnes, so hieß meine Mutter, kämpfte. Voller Stolz erzählte er, wie er den katholischen Pfarrer am »Schlafittchen« nahm und unter Androhung von Gewalt (Ohrfeigen?) seine Agnes zugesprochen bekam. Während meine beiden älteren Geschwister noch katholisch getauft werden mussten, wurde mir 1938 protestantisches Weihwasser auf die Stirn geträufelt. Auf Geheiß meines Vaters wurden wir Kinder protestantisch erzogen.
Viele glückliche Umstände, liebevolle Erziehung und Toleranz meiner Eltern haben mir ein Medizinstudium ermöglicht.
Sowohl an der Universität als auch nach der Wiedervereinigung in eigener Praxis waren Skalpell, Pinzette, Röntgenstrahlen und anderes medizinisches Gerät und Wissen mein Rüstzeug. Die liebevolle elterliche Erziehung aber stattete mich mit menschlicher Zuneigung und Einfühlsamkeit aus und ließen meinen Beruf zur Berufung werden. Um seine Ermahnung: »Aber, dass du dich wegen uns mal nicht schämst oder uns vielleicht nicht mehr kennst«, musste sich mein Vater nie Gedanken machen.
Bis zum Alter von ungefähr 13 Jahren, war ich über die Erwartung meiner Eltern hinaus, streng gläubig. Heimlich aus dem Fenster geklettert, bin ich in den Kindergottesdienst gegangen, um den Stempel »G« für Gottesdienst auf die Karte zu bekommen.
Ich bekam mehrfach jährlich schwerste eitrige Mandelentzündungen mit bedrohlichem Verlauf. Angst und Kummer meiner Mutter muss ich nicht beschreiben. In meiner Not habe ich damals Gott um Hilfe gebeten. Als eines Abends der Hals wieder anfing wehzutun und ich das Fieber spürte, wusste ich, was mich erwartet. Ich habe mich in meiner Angst bis zum Kinn zugedeckt. Ich erinnere mich ganz genau. Den lieben Gott habe ich mir ähnlich wie einen Weihnachtsmann vorgestellt, er hatte einen langen grauen Bart. Er war nicht sehr groß. – Im Vertrauen auf Gott habe ich inständig, ängstlich und in Ehrfurcht einhundertmal das Vaterunser gebetet. – Die Krankheit nahm ihren gewohnten Verlauf. Gott hatte mich im Stich gelassen, Gott hatte mir nicht geholfen. Ich war enttäuscht! Ich empfand mich nicht als ein sündiges, unerzogenes oder unfolgsames Kind! Selbst nach dieser Enttäuschung war ich noch gläubig. Ich war das Opfer der Glaubenslüge, wie es heute noch Millionen Kinder sind. Selbst danach habe ich meinem Vater nach einem Streit mit meiner Mutter noch mit den Worten »gedroht«: »Du wirst am Jüngsten Tage schon sehen«! Ich vergesse nie den schmunzelnden und freundlichen Gesichtsausdruck meines Vaters, fast etwas mitleidsvoll, in dem ich heute noch lese, ohne dass er etwas erwidert hat: »Schimpf ruhig meine Junge, du weißt doch gar nicht, was du redest, werde erst mal groß, sammele Lebenserfahrung«. Dieser Mann hat mich später mit seiner Lebenserfahrung gebildet und geprägt!
Für mich ist es heute unerträglich, dass sich Menschen einer modernen und gebildeten Gesellschaft noch immer von der Kirche beeinflussen, reglementieren und unterdrücken lassen. Es liegt außerhalb meiner Vorstellung, dass wir durch einen behaupteten Gott und einen erfundenen Glauben ständig manipuliert, korrigiert und bevormundet werden. Gibt es wirklich nur die Wahrheit der katholischen Kirche? Verfehlt der Glaube nicht seinen Sinn, wenn er täglich auf der gesamten Erde Anlass für kriegerische und mörderische Konflikte ist? Passt der fanatische Glaube noch in unsere Welt?
Als junger Arzt, und auch später, habe ich immer wieder versucht, Hilfe für die schwer kranken Patienten zu erhoffen. In verzweifelten Situationen, wo der Verstand keine Hilfe mehr verspricht, wünscht man sich vielleicht auch imaginäre Hilfe herbei. Ich war manchmal bereit, an Übermenschliches, vielleicht Göttliches, zu glauben, nur um Hilfe zu erhalten. In Tausenden von Fällen habe ich daran gedacht, letztlich nur noch, um mir zu beweisen, dass es außer der irdischen Realität und den menschlichen Fähigkeiten, nichts gibt.
Ich habe mit sterbenden Kindern geweint. Patienten sind bei Mitteilung bösartiger Diagnosen zusammengebrochen, andere siechten hoffnungslos dahin. Die Gespräche mit den Schwerkranken und deren Angehörige waren tröstend und einfühlsam, nicht hoffnungslos und vernichtend. In solchen verzweifelten Stunden kann man für sie gewiss tröstend und mitfühlend sein. Auf ein Wunder oder auf Gott habe ich nie verwiesen. Bei sehr nahestehenden Personen hofft man selbst auf ein Wunder – vergeblich. Diese erlebten Leiden lassen sich auch auf andere Gebiete ausweiten. Gott hat sich nie dazu geäußert. Er hat weder Hoffnung verbreitet, noch Hilfe angeboten.
Wie das Leben anderer, so bestand und besteht auch meins aus Glück und Unglück, Freud und Leid, Erfolg und Misserfolg. Ich habe es als Atheist zufrieden gelebt.
Gott hatte in meinem Leben, privat und beruflich, oft die Gelegenheit, mir und anderen zu helfen. Er war nie da. Mein Leben hatte und hat auch ohne Gott einen Sinn! Ohne wissenschaftliche Abhandlungen über den Sinn des Lebens von Experten oder Philosophen anzuzweifeln, habe ich einem persönlichen Freund die Frage nach dem Sinn des Lebens so beantwortet: »Dass wir auf diese Welt gekommen sind, dafür können wir nicht. Auch die Erziehung durch unsere Erziehungsberechtigten konnten wir uns nicht aussuchen. Aber ab einem bestimmten Grad unserer Bildung und Selbständigkeit konnten wir unseren Lebensweg mit oder selbst bestimmen. Wenn wir unser Leben so genutzt haben, dass wir im Alter sagen können: Ich bin eigentlich damit und mit dem was ich geschaffen habe, zufrieden — das ist der Sinn des Lebens«! Oder nach Henry Miller: »Leben ist das, was wir daraus machen«.
Nicht meine Eltern, nicht eine Organisation haben mich zum Atheismus erzogen. Möglicherweise war es das »Erbgut« СКАЧАТЬ