Waldheimat. Peter Rosegger
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Waldheimat - Peter Rosegger страница 17

Название: Waldheimat

Автор: Peter Rosegger

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783990404829

isbn:

СКАЧАТЬ sprach das Weib folgende Worte: „Eins und eins ist Gott allein. – Das, du Kind meines Kindes, ist dein eigen.“

      Ich schrieb die Worte auf das Holz.

      „Zwei und zwei“, fuhr sie fort, „zwei und zwei ist Mann und Weib. Drei und drei das Kind dabei. Vier und fünf bis acht und neun, weil die Sorgen zahllos sein. – Bet’, als hättest keine Hand; arbeit’, als wär’ kein Gott bekannt. Trage Holz und denk’ dabei: Kochen wird mir Gott den Brei.“ – –

      Als ich diese Worte schlecht und recht geschrieben hatte, senkte sie den Deckel auf den Schrank, versperrte ihn sorgsam und sagte zu mir: „Jetzt hast du mir eine große Guttat erwiesen, jetzt ist mir ein schwermächtiger Stein vom Herzen. Diese Truhen da ist das Vermächtnis für mein Enkelkind. – Und jetzt kannst du sagen, was ich dir geben soll für deinen Dienst.“

      Ich schüttelte den Kopf, wollte nichts verlangen, als daß ich das Sprüchel auswendig lernen und mit heimtragen dürfe.

      „So gut schreiben und so weit herreisen und eine ganze Nacht Kälte leiden und zuletzt nichts dafür nehmen wollen, das wär’ sauber!“ rief sie, „Waldbauernbub, das kunnt ich nicht angehen lassen.“

      Ich blinzelte durch die offene Tür ein wenig in die Kammer hinein, wo das Kirchlein stand. – Da roch sie’s gleich. „Mein Hausaltar liegt dir im Sinn“, sagte sie, „Gotteswegen, so magst du ihn haben. Man kann’s nicht versperren wie die Truhen, das liebe Kirchel, und die Leut’ täten mir’s doch nur verschleppen, wenn ich nicht mehr bin. Bei dir ist’s in Ehren und du denkst wohl an die alte Drachenbinderin zur heiligen Stund’, wenn du betest.“

      Das ganze Kirchlein hat sie mir geschenkt. Und das war jetzt vielleicht die größte Seligkeit meiner ganzen Kindschaft.

      Gleich wollte ich es auf die Achsel nehmen und forttragen über die Alpe zu meinem Hause. Aber das Weib sagte: „Du lieber Närrisch, das kunnt wohl auf alle Mittel und Weis’ nicht sein. Kommt erst der Knecht heim, der wird einen Rat schon wissen.“

      Und als der Knecht heimgekommen war und mit uns das Mittagsbrot gegessen hatte, da wußte er einen Rat. Er band mir das Kirchlein mit einem Strick auf den Rücken, dann ließ er sich nieder vor dem Holzblock und sagte: „Jetzt, Bübel, reit’ wieder auf!“

      Saß ich denn das zweitemal auf seinem Nacken, steckte die Füße in seine Jackentaschen wie in Steigbügeln und umschlang mit den Händen seinen Hals. Die Alte hielt mir das erwachende Kind noch vor, daß es mir das Händchen hinhalte, sagte noch gute Worte des Dankes, huschte hinter den Ofen und jauchzte. Ich aber ritt davon, und an meinem Rücken klöpfelten die Heiligen in der Kirche, und in den Türmen schrillten bei jeder Bewegung die Glöcklein.

      Als der Mann mit mir emporgestiegen war bis zu den Höhen des Bürstling und sich dort wieder die Schneescheiben festband, da fragte ich ihn, warum denn die Drachenbinderin allfort so jauchze und lache.

      „Das ist kein Jauchzen und Lachen, liebes Waldbauernbüblein“, antwortete mir der Mann, „die Drachenbinderin hat eine Krankheit zu tragen. Sie hat jahrelang so ein Schlucksen gehabt und ist nach und nach, wie der Bader sagt, das Krampfschreien und das Krampflachen daraus geworden. Jetzt ballt sich ihr Eingeweide zusammen, und wenn sie in der Erregung ist, so hat sie die Anfälle. Sie kann auch keine Speisen mehr vertragen und sieht den Tod vor Augen.“

      Ich entgegnete kein Wort, blickte auf die schneeweißen Höhen, auf den dämmerigen Wald, und sah, wie wir an dem reinen Sonntagsnachmittag sachte abwärts stiegen gegen mein Heimatshaus. Ich dachte, wie ich die Kirche, die ich zum Vermächtnis bekommen, nun aufstellen wolle in der Stube und darin Gottesdienst halten, auch für das arme Weib, das vor lauter Kranksein jauchzen muß. Etliche Wochen drauf sind die Glöcklein zur Trauer geläutet worden …

       ALS DEM KLEINEN MAXEL DAS HAUS NIEDERBRANNTE

      Ich erinnere mich noch gar gut an jene Nacht.

      Ein Knall, als wenn die Tür des Schüttbodens zugeworfen worden wäre, weckte mich auf. Und dann klopfte jemand am Fenster und rief in die Stube herein: wer des Kleinmaxel Haus brennen sehen wolle, der möge aufstehen und schauen gehen.

      Mein Vater sprang aus dem Bette, ich erhob ein Jammergeschrei und dachte fürs nächste daran, meine Kaninchen zu retten. Wenn bei besonderen Ereignissen wir anderen über und über aus Rand und Band gerieten, so war es allemal die blinde Jula, die uns beruhigte. So sagte sie auch jetzt, daß ja nicht unser Haus im Feuer stehe, daß das Kleinmaxelhaus eine halbe Stunde weit von uns weg wäre; daß es auch nicht sicher sei, ob das Kleinmaxelhaus brenne, daß ein Spaßvogel vorbeigegangen sein könne, der uns die Lug zum Fenster hereingeworfen und daß es möglich sei, daß gar niemand hereingeschrien hätte, sondern es uns nur so im Traume vorgekommen wäre.

      Dabei streifte sie mir das Höselein und die Schuhe an und wir eilten vor das Haus, um zu sehen.

      „Auweh!“ rief mein Vater, „’s ist schon alles hin.“

      Über den Waldrücken herüber, der sich in einem weitgebogenen Sattel durch die Gegend legt und das Ober- und Mittelland voneinander scheidet, strebte still und hell die Flamme auf. Man hörte kein Knistern und Knattern, das schöne neue Haus, welches erst vor einigen Wochen fertig geworden war, brannte wie Öl. Die Luft war feucht, die Sterne des Himmels waren verdeckt; es murrte zuweilen ein Donner, aber das Gewitter zog sich sachte hinaus in die Gegenden von Birkfeld und Weiz.

      Ein Blitz – so erzählte nun der Mann, der uns geweckt hatte, der Schafgistel war’s – wäre etlichemal hin- und hergezuckt, hätte ein Drudenkreuz an den Himmel geschrieben und wäre dann niederwärts gefahren. Er wäre aber nicht mehr ausgeloschen, der lichte Punkt an seinem unteren Ende wäre geblieben und rasch gewachsen und da hätte sich er, der Schafgistel, gedacht: Schau du, jetzt hat’s den klein’ Maxel troffen.

      „Wir müssen doch schauen gehen, daß wir was helfen mögen“, sagte mein Vater.

      „Helfen willst da?“ sprach der andere, „wo der Donnerkeil dreinfahrt, da rühr’ ich keine Hand mehr. Der Mensch soll unserm Herrgott nicht entgegenarbeiten, und wenn der einmal einen Himmletzer (Blitz) aufs Haus wirft, so wird er auch wollen, daß es brennen soll. Hernachen mußt wissen, ist so ein Einschlagets auch gar nicht zu löschen.“

      „Deine Dummheit auch nicht“, rief mein Vater.

      Ließ ihn stehen und führte mich an seiner Hand rasch davon. Wir stiegen ins Engtal hinab und gingen am Fresenbach entlang, wo wir das Feuer nicht mehr sehen konnten, sondern nur die Röte in den Wolken. Mein Vater trug einen Wasserzuber bei sich und ich riet, daß er denselben gleich an der Fresen füllen solle. Mein Vater hörte gar nicht drauf, sondern sagte mehrmals vor sich hin: „Maxel, aber daß dich jetzt so was treffen muß?!“

      Ich kannte den kleinen Maxel recht gut. Es war ein behendes, heiteres Männlein, etwa in den Vierzigern; sein Gesicht war voll Blatternarben und seine Hände waren braun und rauh wie die Rinden der Waldbäume. Er war seit meinem Gedenken Holzhauer in Waldenbach.

      „Wenn einem anderen das Haus niederbrennt“, sagte mein Vater, „na, so brennt ihm halt das Haus nieder.“

      „Ist’s beim klein’ Maxel nicht so?“ fragte ich.

      „Dem brennt alles nieder. Alles, was er gestern gehabt hat und heut’ hat und morgen hätt’ haben können.“

      „So hat der Blitz den Maxel leicht selber erschlagen?“

      „Das СКАЧАТЬ