Highcliffe Moon - Seelenflüsterer. Susanne Stelzner
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Название: Highcliffe Moon - Seelenflüsterer

Автор: Susanne Stelzner

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783957446015

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СКАЧАТЬ so groß erscheinen, als es war. Überall standen große, bauchige Vasen mit langen Gladiolen in allen Farben. Um zu dem letzten freien, winzigen Tisch am Fenster zu gelangen, mussten wir über zahlreiche Füße steigen. Ich bestellte Kaffee und Wasser, während Charlie die Beute in den Einkaufstüten einer kritischen Nachkontrolle unterzog. Von stylish bis gruselig war alles dabei.

      »Val, du musst mich auch mal bremsen«, maulte sie mit einem reuigen Blick auf ein besonders übles Exemplar.

      Aha. Ich schmunzelte gequält. Das ging schneller, als ich dachte. Aber dass ich dafür zur Rechenschaft gezogen wurde, ging zu weit. »Entschuldige mal«, tat ich entrüstet, »das da«, und ich zeigte mit spitzem Finger auf das Ungetüm, »hast du mir ja nicht mal vorgeführt.«

      »Weil ich schon wusste, was du sagen würdest«, schmollte sie.

      »Eben. Und über das hier«, ich zeigte auf eine schwarz-weiße Augenbeleidigung ersten Ranges, »hatte ich dir deutlich meine ehrliche Meinung gesagt.«

      »Ich wollte es unbedingt. Es ist einmalig«, verteidigte sie das Shirt und betrachtete es von allen Seiten, als würde der Fetzen dann schöner werden.

      Zwei wie Banker aussehende Männer am Nachbartisch, die sich neugierig umgedreht hatten, wandten sich nun mit blinzelnden Augen ab, als wären sie geblendet worden.

      »Schade um das Geld«, grummelte Charlie und ich nickte beipflichtend. Dann mussten wir beide schallend lachen. Es war sehr befreiend. Der Klammergriff um mein Herz lockerte sich etwas. Während sie glucksend die Teile wieder zusammenfaltete und in den Tüten verstaute, empfand ich ein wärmendes Gefühl, den wundervollen Trost ihrer Freundschaft.

      »Wir sollten noch mal im Dezember herkommen, wenn die Weihnachtsbeleuchtung angebracht ist. Das soll unheimlich toll sein«, meinte Charlie nun mit einem spitzbübischen Lächeln.

      Ich zögerte mit der Antwort. Nichts wäre mir lieber gewesen, da mir der Gedanke an unsere Abreise Magenschmerzen verursachte. Aber ich würde das Geld dafür nicht haben. »Ja«, seufzte ich, »ist sicher romantisch. Wolltest du das nicht mit Tobey machen?«

      Gedankenvoll blickte sie aus dem Fenster. »Schon, ja, sicher.« Ihr Brustkorb hob sich, als sie tief einatmete. »Mal sehen, wie sich alles entwickelt.«

      Besorgt schaute ich sie an.

      Sie fing meinen fragenden Blick auf, lächelte augenblicklich und warf ihre Haare nach hinten. »Keine Tobey-Analysen heute. Da tun sich nämlich Abgründe auf«, meinte sie und zog dabei die rechte Braue über ihren blitzenden blaugrauen Augen weit nach oben, um mir zu verdeutlichen, dass es nicht so ernst gemeint war. Sie war der einzige Mensch, den ich kannte, der es schaffte, die beiden Hälften der Gesichtsmuskulatur unabhängig voneinander zu bewegen.

      Ich blieb skeptisch. »Du weißt, du kannst immer alles bei mir loswerden.«

      »Ja, das weiß ich, und das ist lieb von dir, aber ich hab nur rumgeflachst. Es ist alles okay.« Wie zur Bestätigung setzte sie ein strahlendes Lächeln auf.

      »Na gut«, sagte ich und leerte meine Tasse in einem Zug. »Wollen wir dann gehen? Ich möchte unbedingt noch mal in den Central Park und auf einen Haselnusskaffee ins Boathouse. Keira hat davon geschwärmt. Vielleicht können wir uns auch ein Ruderboot mieten, was meinst du?«

      »Perfekt«, bestätigte Charlie.

      Das Knarren der Holzruder in den eisernen Dollen durchschnitt die Ruhe, als das klobige Boot, durch unsere Muskelkraft bewegt, erstaunlich elegant über das spiegelglatte Wasser des großen Sees glitt. Ich fühlte mich so weit weg von der Stadt, als wären wir aufs Land gefahren. Der Central Park hatte die Eigenschaft, den Verkehrslärm schon nach wenigen zurückgelegten Schritten komplett zu verschlucken, wie ich verwundert bemerkt hatte. Es war ein unglaublich friedlicher Fleck in dieser turbulenten Stadt.

      Einmal glaubte ich unvermittelt, die verschwommene Spiegelung eines Gesichtes auf der Wasseroberfläche zu sehen, doch im nächsten Moment verwischte mein eintauchendes Ruder das Bild. Wir arbeiteten uns zur Mitte des Sees vor und ließen uns dann einfach eine Weile treiben. Charlie legte sich quer über die Bank und schaute in den blauen Himmel, während ich die Umgebung mit den Augen abtastete in der verrückten Hoffnung, das einzige Gesicht zu erspähen, das ich sehnsüchtig herbeiwünschte. Als wir fast mit einem anderen Boot kollidierten, dessen Insassen genauso unaufmerksam und verträumt dahintrieben, setzten wir wieder unsere Ruder ein, um am sicheren Land den von Keira hochgelobten Haselnuss-Cappuccino auf der Terrasse des Boathouses einzunehmen.

      Schließlich wurde es Zeit, an Abschied zu denken. Mein Magen rebellierte dagegen, aber es half nichts. Widerstrebend ging ich neben Charlie in Richtung Parkausgang, als sie plötzlich über eine nervige Begleiterscheinung des Cappuccino- und Wasserkonsums stöhnte. »Mist, wäre ich doch vorhin noch mal zum Klo gegangen«, ärgerte sie sich. »Okay, ich suche kurz die Keramikabteilung auf und du wartest hier auf mich, ja? Rühr dich nicht von der Stelle. Und lass dich nicht anquatschen«, grinste sie breit, eine Augenbraue zweimal hintereinander kurz hochschiebend.

      »Kommt drauf an«, sagte ich wahrheitsgemäß.

      Sie hatte mir schon ihre Einkaufstaschen vor die Füße gestellt und ihr welliges, blondes Haar wippte auf ihren Schultern auf und ab, als sie mit energischen Schritten in der ausgeschilderten Richtung ihres Anliegens entschwand.

      Ich sah mich um. Kaum jemand war hier in Eile. Die meisten Menschen schlenderten entspannt herum oder hatten es sich auf Bänken gemütlich gemacht, um Sandwiches zu verdrücken oder in der Sonne zu dösen. Eine weiße Kutsche mit einem majestätisch trabenden schwarzen Pferd und einem adrett gekleideten Kutscher auf dem Bock trug ein blondes Pärchen über die asphaltierten Wege, weiter hinten kamen Rollerskater entgegen. Eine Frau in meiner Nähe fütterte die grauen, zutraulichen Eichhörnchen, die hier in Scharen herumliefen, und kicherte belustigt, als eines der Tiere sogar an ihrer Hose hinaufzuklettern versuchte. Auf einmal schrie sie spitz auf. Ein besonders kräftiges Exemplar mit einem Nacken wie ein Ringer hatte sie offenbar in den Finger gebissen, als sie ihm eine Nuss angeboten hatte. Während die Frau sich den Finger mit einem Taschentuch verband, stand es immer noch selbstbewusst und angriffslustig vor ihr, sodass die Frau, unflätige Worte ausstoßend, lieber das Weite suchte. Als ich darüber nachdachte, dass es vielleicht die Tollwut hatte und die Frau besser einen Arzt aufsuchen sollte, streifte mich ein kühler Luftzug.

      Das Sonnenlicht wurde plötzlich fast unerträglich grell. Die Bewegungen der Leute schienen sich zu verlangsamen und alles wurde weißlich gelb, wie auf einem überbelichteten Foto. Die Luft flirrte regelrecht und der Luftzug schien einen dunklen Ton mit sich zu bringen. Es war, als hörte ich mein eigenes Blut rauschen. Spielte mein Kreislauf wieder verrückt? Bestimmt hatte ich wieder zu wenig Wasser getrunken. Mit der rechten Hand tastete ich in meiner Tasche nach der Sonnenbrille, während ich mich mit der linken vor der extremen Helligkeit zu schützen versuchte. Dann wurde es wieder angenehmer, als hätte jemand das Licht gedimmt. Nur das Rauschen in meinem Kopf blieb, wenn auch gemindert, als permanenter Hintergrundton bestehen. Ich hob meine Hand mit der ausgeklappten Sonnenbrille Richtung Augen, ließ sie aber im selben Moment wieder sinken.

      Wie paralysiert verharrte ich in dieser Haltung; meine Augen hatten etwas entdeckt, das mich augenblicklich in eine schon vertraute Starre versetzte. Über viele Meter entfernt, am Rande des Weges, wo die Rollerskater mit fließenden Bewegungen entlanggefegt waren, stand der Junge aus der U-Bahn. Ein fast unerträgliches Hochgefühl drohte meinen Körper zu sprengen. So viele Zufälle gibt es doch gar nicht, dachte ich aufgewühlt. War er mir gefolgt? Nein, unmöglich. Ich hatte ihn im Zug davonfahren gesehen. Selbst wenn er an der nächsten Station ausgestiegen war, hätte er mich nicht wiederfinden können. Oder doch? Mein Herz klopfte wild bis zum Hals. Die unterschwellige, СКАЧАТЬ