Название: Hilfskreuzer „Chamäleon“ auf Kaperfahrt in ferne Meere
Автор: Heinz-Dietmar Lütje
Издательство: Автор
Жанр: Исторические любовные романы
isbn: 9783954888023
isbn:
Später sollte Waldau sich dieser, seiner damals ehrlich gemeinten Ansprache, noch zweifelnd erinnern.
Mannschaft und Offiziere traten ab und gingen auf ihre Gefechtsstation.
Das Gefechtsschießen der schweren Batterie, der 6 x 15-Zentimeter Kanonen, durchgeführt zunächst auf Scheiben, dann auf ein mit Korkladung unversenkbar gemachtes Zielschiff, sollten anschließend sowohl dem ersten Artillerieoffizier, als insbesondere auch den Kommandanten und der gesamten Schiffsführung noch erhebliche Probleme bereiten. Über insgesamt vier volle Tage wurden diese Schießübungen durchgeführt, bis die Schiffsführung endlich mit den Ergebnissen zufrieden war. Hierbei musste der Kommandant feststellen, dass insbesondere an der Schnelligkeit des Fallens der Tarnung bis zur Gefechtsfähigkeit aller Waffen noch einige Änderungen erforderlich wurden. Vor allem musste bei der abschließenden Werftliegezeit dafür Sorge getragen werden, dass die in den Laderäumen versenkbar eingebauten Geschütze schneller hochgefahren und gefechtsklar gemacht werden konnten. Bei dem Rollenexerzieren stellten sich selbstverständlich auch Unzulänglichkeiten bei Teilen der Besatzung heraus. Auch hier bemerkten Offiziere und Kommandant, der stets, trotz seines Vertrauens, vor allem zum ersten Offizier, seinem Crewkameraden, Graf Terra, sich kaum Ruhepausen gönnte, erhebliche Schwachpunkte.
Das abschließende Torpedoschießen wurde zum Debakel schlechthin. Obwohl die Torpedo-Zielanlage ausgezeichnet arbeitete und der für die Torpedowaffe zuständige Oberleutnant zur See Carstens seine Leute, wie sowohl der Kommandant, als auch der I.O feststellten, durch stetige Übungen bestens in Schwung hatte, verlief bereits das erste Torpedoschießen am Donnerstag, dem 16. November 1939, mehr als unbefriedigend. Als Ziel war ein altes, nicht mehr seefähiges Torpedoboot des Weltkrieges, vorgesehen. Aus knapp 2.000 Meter Entfernung kommandierte Oberleutnant zur See Carstens: „Torpedos los.“ Gespannt blickten Torpedooffizier, Torpedogasten, wie auch Kommandant und gesamte Schiffsführung und Besatzung auf das gut zu erkennende Ziel. Auch nachdem die Laufzeit der scharfen Torpedos zum Ziel längst überschritten war, schwamm das alte Torpedoboot, zwar in der seitlichen See schlingernd, aber ansonsten ungerührt.
„Mann Gottes, Carstens, auf so ein Ziel haben Sie doch noch nie vorbeigeschossen“, polterte der Kommandant seinen TO an.
„Herr Kaptän“, äußerte dieser, völlig konsterniert, „das ist mir absolut rätselhaft. Die Torpedos können das Ziel gar nicht verfehlt haben. Wir haben doch die Blasenbahnen ganz genau verfolgen können. Beide Torpedos müssten Vorderkante Brücke und mittschiffs getroffen haben“, versuchte sich der Torpedooffizier zu rechtfertigen.
„Ja und Carstens,“ fauchte der ungehaltene Kommandant, „ich habe nicht das leiseste Tönchen vernommen und schließlich schwimmt das alte Boot ja immer noch völlig ungerührt. Sie können also nur vorbeigeschossen haben.“ Der Kommandant riss sich die Mütze vom Kopf, fuhr sich durch das volle Haar, stülpte die weiße Kommandantenmütze schließlich wieder auf und ordnete an, „Einzelschuss, Oberdecksrohrsatz. Und wehe Ihnen, mein Lieber, das geht wieder in den Bach.“
Der Oberleutnant bemühte sich den Oberdecksrohrsatz zu richten und schnellstens bereit zu zeigen, für den geforderten Einzelschuss. „Torpedowaffe klar für Einzelschuss aus Oberdecksrohrsatz“, meldete der TO.
Der Kommandant blickte in die Runde. Deutlich war von den beiden begleitenden Torpedobooten, die in etwa einer halben Meile an backbord des Hilfskreuzers sich treiben ließen, zu erkennen, dass Kommandanten und Offiziere die Gläser auf Zielschiff und Hilfskreuzer richteten. Der Kommandant schaute seinen ihm ja bereits vom Zerstörer „Arndt Griepen“ bekannten und hochgelobten, weshalb sonst hätte er ihn für das neue Kommando angefordert, Torpedooffizier an und meinte mit starren Gesichtszügen, „Torpedowaffe Feuererlaubnis!“
„Torpedo los“, kam das Kommando des Torpedooffiziers. Der Torpedomaat schlug zur Sicherheit, falls die elektronische Abfeuerung versagen sollte, noch auf die Handfeuertaste und der mehrere Meter lange, schlanke Torpedo schoss, von Pressluft getrieben, aus dem Rohr, klatschte auf die Wasseroberfläche und begab sich, nach Einsteuerung auf die eingestellte Tiefe von 2,5 Metern mit einer Geschwindigkeit von 40 Knoten geradewegs auf den Weg zum unbeweglich in der Ostseedünung schaukelnden Ziel. Kommandant, Offiziere, insbesondere Torpedooffizier und Torpedogasten, verfolgten gebannt die Blasenbahn des Torpedos. Schnurgerade lief dieser auf das Ziel zu. Bei Abfeuern des Torpedos hatte der Torpedooffizier, als auch der verantwortliche Torpedomaat, die in der Hand befindliche Stoppuhr gedrückt, um die Laufzeit des Torpedos bis zum Ziel exakt nach verfolgen zu können.
„Jetzt“, sagte TO Carstens, der die Stoppuhr gebannt im Auge behielt und schaute gebannt auf das Ziel. Allein, es tat sich nichts. Rein gar nichts. Die Laufzeit des Torpedos war längst abgelaufen, das Zielschiff schwamm ungerührt. Keine Detonation, kein nichts. Mit verstörtem Blick wandte sich der Torpedooffizier, Oberleutnant zur See Carstens, zum Kommandanten, der ihm bereits seit Sekunden zornig musterte. „Herr Kaptän, der Torpedo muss einfach getroffen haben.“ Korvettenkapitän Waldau schnaubte, „und, ich habe davon nichts gemerkt.“ Der neben ihm stehende IO, Graf von Terra bemerkte, mit dem ihm eigenen Humor, „na, das kann ja heiter werden.“ Der Kommandant schaute ihn kurz an, blickte unwirsch in die Runde und riss in einer eckigen Bewegung das Marineglas an die Augen und musterte die in der Nähe liegenden Torpedoboote. Er setzte das Glas ab und meinte verdrießlich, „die da drüben können sich ja kaum noch einklinken vor Lachen. Jetzt bin ich’s leid.“ Er wandte sich zu seinem IO, „Terra, Boot aussetzen und Sie sowie der II.O gehen an Bord des Zielschiffes. Wir werden jetzt mit Übungstorpedos schießen und Sie werden mir signalisieren, ob Treffer oder nicht. Sie nehmen die Barkasse, das geht schneller.“ Wie vom Kommandant angeordnet, veranlasste die seemännische Nr. 1, Oberbootsmaat Richter, das Aussetzen der Kommandantenbarkasse. Dieses Manöver zumindest klappte hervorragend. In 10 Minuten konnte die Barkasse, mit den an Bord befindlichen Offizieren, sowie der Bootsmannschaft von vier Mann unter dem Kommando des Bootsmaaten Schröter, ablegen und hielt auf das Zielschiff, das nach wie vor unbeschädigt in der Dünung gemächlich vor Backbord nach Steuerbord schlingerte zu. 40 Minuten später war der Torpedorohrsatz steuerbord mit zwei Übungstorpedos geladen. Das Torpedoboot 12, eines der Begleitboote, hatte zwischenzeitlich Anweisung erhalten, die schwimmfähigen Übungstorpedos anschließend aufzufischen. Der Kommandant raufte sich sowieso schon die Haare, das drei scharfe Gefechtstorpedos, die pro Stück ca. 40.000,00 Reichsmark kosteten, seiner Meinung nach absolut sinnlos verfeuert worden waren. Nach erneutem Befehl und Klarmeldung durch den mitgefahrenen Signalmaaten, der zwischenzeitlich mit dem gesamten Bootskommando, bis auf Bootsführer und 1 Mann, die sich sicherheitshalber 200 Meter ab vom Zielschiff hielten, an Bord des alten Torpedobootes gegangen waren, erfolgte der erneute Torpedoschuss. Gebannt schauten Kommandant und IO, sowie alle Besatzungsmitglieder, denen dieses möglich war, auf die Torpedolaufbahnen und das Zielschiff.
„Meine Fresse“, berlinerte Matrosenhauptgefreiter Schrupp, seines Zeichens Torpedomechaniker, СКАЧАТЬ