Название: HUNDE JA-HR-BUCH VIER
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Издательство: Автор
Жанр: Биология
isbn: 9783927708747
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„Das ist ein aggressives Verhalten“, belehrte mich die Frau mit dem Jack-Russel-Terrier, als Moritz sich beim Anblick des Hundekumpels platt auf den Bauch legte, um danach schlagartig wie ein Harlekin aus der Box hochzuspringen. Ich weiß nicht genau, wer nun wirklich aggressiv war, denn der auf diese Weise erschreckte Jack-Russel-Terrier hing Sekunden später knurrend in Moritz’ rechtem Ohr. Moritz schaute etwas verwundert. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. An dem Harlekin-aus-der-Box-Verhalten arbeite ich noch. Ich möchte ja nicht, dass irgendwann mal ein Chihuahua mit Herzversagen am Wegesrand liegen bleibt.
Andere Besitzer kleiner Hunde gehen die Sache offensiv an: „Meine mag keine großen Hunde, sie schnappt“, rief mir der nette Herr schon von Weitem zu. Er blieb mit seiner Rehpinscherhündin mittig auf dem Weg stehen. „Gehen Sie doch bitte einfach an uns vorbei.“ Aha, einfach dran vorbei. Versuchen Sie mal, einen Landseer zur Seite zu schieben. Sie können alternativ auch versuchen, Berge zu versetzen. Auf meine Frage, warum ich denn mit meinem Schwertransport an seinem Kleinwagen (um ein Beispiel aus der Automobilwelt zu bemühen) vorbeimanövrieren müsse, antwortete er mir: „Wenn sie nicht will, geht sie halt nicht weiter.“
Treppen-Zitter-Jitterbug
Wie spielt ein Landseer? Indem er Hindernisse aus dem Weg räumt. Nicht Rudolf Nurejews Schweben, nein, Panzerkreuzer Potemkin, unterwegs im heimischen Wohnzimmer. Das bedeutet: Stühle fallen um, wenn sie im Weg stehen, ebenso wie Menschen. Und weil Menschen beim Umfallen viel lustigere Geräusche als Stühle machen, hat Moritz einen Lieblingstanz entwickelt: den Treppen-Zitter-Jitterbug. Der Tanz hat zwei Varianten. Die erste ist die harmlose Leinenvariante: Anlauf nehmen, Leine straff spannen, die letzten sechs Treppenstufen springen und das Wunder der Schwerkraft bestaunen. Die zweite Tanzvariante hat es in sich, sie ist die mit dem lateinamerikanischen Körperkontakt. Dazu umfasst Moritz mit der linken Pfote das Bein des auf der Treppe stehenden Opfers (im Notfall darf es auch die Oma sein) und zieht, während er mit dem Kopf in die Kniekehle drückt. Im Paartanz gäbe die Eleganz dieser Figur mit Sicherheit eine Zehn. Wenn der Partner es denn schaffen sollte, dabei stehen zu bleiben.
Sabber-Charleston
Einer der schnellsten Gesellschaftstänze ist der Charleston. Und Moritz hat ihn perfektioniert: immer dann, sobald Süßigkeiten ins Spiel kommen. Salami lässt ihn kalt. Aber wenn jemand eine Tafel Schokolade aufreißt, dann fängt er an zu zittern und zu zucken. Der Kopf ruckt auf und ab (es könnte ja was runterfallen, dann muss die Schnauze immer in der passenden Höhe sein), die Pfoten tanzen, mal rechts, mal links. Die Rute wedelt voller Vorfreude. Die Sabberfäden um sein Maul werden immer länger.
Die größte Versuchung ist Sahne aus der Sprühflasche. Wenn das typische Sprühgeräusch ertönt, sabbert er so, dass man damit die Sahelzone bewässern könnte. Und wenn ein Familienmitglied dann einen Löffel aus dem Schrank holt und etwas Sahne darauf spritzt, gerät er völlig aus dem Häuschen und tanzt seinen ganz persönlichen Sahne-Charleston: Er macht Sitz, er gibt Pfote, er macht Platz und schleckert währenddessen hektisch mit der Zunge, damit ihm nur ja von dieser Köstlichkeit nicht das kleinste Häppchen verloren geht.
Solo für Frauchen
Nicht alle Tänze mache ich mit Moritz gemeinsam. Ich habe auch meine Solo-Einlagen. Wenn ich mit ihm spazieren gehe, wenn wir mit ihm Freunde besuchen oder Gäste haben, verfalle ich sehr schnell in den verbalen Moritz-Walzer. Immer im Dreivierteltakt! Achten Sie auf den Refrain.
„Er hat dir bei der Begrüßung das gute Kaffeeservice vom Tisch gewedelt, obwohl du alles schon in die Mitte gestellt hast? – Tut mir leid.“
„Er hat den Grill umgeworfen und alle Würstchen einmal angeleckt? – Tut mir leid.“
„Er hat in eurem Gartenteich gebadet, nun sind Wasser und alle Fische draußen und nur der Hund ist noch drin? – Tut mir leid.“
„Er steht auf Ihrem kleinen Hund? – Das tut mir wirklich sehr, sehr leid, würden Sie mir nur rasch sagen, mit welcher Pfote?“
Abschlussball
Irgendwie hat mich Moritz schon intensiv auf seinen Rhythmus eingestimmt. Ich mag Leute, die ihn mögen. Es gibt wirklich nette Menschen, solche mit Hunden (auch mit kleinen Hunden) und solche ohne Hunde, die vor Freude juchzen, wenn sie seiner ansichtig werden und uns mit den Worten begrüßen: „Was für ein wunderbarer Bär! Darf ich den mal streicheln?“
Und der schönste Satz, den mir jemand im Hinblick auf Moritz sagen kann, ist folgender, geäußert mit fröhlichem Gesicht während des Begrüßungs-Cha-Chas – und damit sind wir wieder am Anfang! Sie erinnern sich: dieser Satz, als Sie Moritz und mir begegnet sind und Sie sagten: „Aber das macht doch gar nichts!“
Dann brauche ich keinen Moritz-Walzer mehr, keinen Samba und keinen Cha-Cha-Cha. Dann lasse ich die Leine locker, Sie dürfen ihn ausgiebig streicheln, er freut sich über Sie, Sie freuen sich über ihn, und ich freue mich von Herzen, einen so freundlichen großen Hund zu haben. Und achten Sie mal drauf, wenn wir dann weitergehen, Moritz und ich: Die nächsten Schritte sind ganz und gar im Takt. Fast wie beim richtigen Dogdancing.
Die kleine Wolke – oder der Fluch der Schönheit
Erika Schrenk
Das Dorf, in dem sich diese kleine Geschichte zutrug, liegt im Südosten von Mallorca. Zu unwichtig und unbedeutend, um touristische Ambitionen zu wecken. Die kleine Bar am Hafen ist das Wohnzimmer der alten Männer. Dort sitzen sie oft stundenlang vor der längst leer getrunkenen Tasse eines Cortados oder den letzten Tropfen ihres Tio Pepe schlürfend. Ihre alten Geschichten kennen sie schon auswendig und viel Neues kommt nicht dazu. Sie sind wie ein Haufen abgetragener Kleider, nicht mehr repräsentativ genug, um getragen, zu werden, aber doch zu gut, um sie wegzuwerfen.
Früher, als sie noch nicht so klapprig waren, fuhren sie mit ihren kleinen Llauts hinaus, warfen ihre Netze aus und kamen oft genug mit ansehnlichem Fang zurück. Heute sind sie Auslaufmodelle und vertreiben sich in der Bar ihre Zeit, wiewohl sie eigentlich von ihr vertrieben werden. Da ist der alte Pep, der Toni mit den noch immer pechschwarzen Haaren und dem Gesicht einer verschrumpelten Zitrone und Francesco mit der wie angewachsenen Baskenmütze.
Philipe, ein kompakter vierschrötiger Kerl, hatte einen kleinen Hund, ohne den er nirgendwo anzutreffen war. Mit viel Fantasie konnte man annehmen, dass seine Abstammung auf einen Pudel zurückzuführen war. Das Fell hatte die Struktur eines stark benutzten Flickenteppichs und wies interessante Farbtupfer auf, die es wohl beim Streichen der Boote abbekommen hatte. Ungeniert dessen durfte der Hund immer auf Philipes Schoß sitzen und beobachtete ungemein interessiert alle Vorgänge in der illustren Runde.
Die Tage tropften dahin, eintönig und einförmig, wie der Wasserhahn drinnen in der Bar. Aber einmal, da war alles anders. Sie saßen wie immer beisammen und schauten hinaus aufs Meer. Das Gespräch holperte träge dahin, als Philipe herbeischlurfte, mit hängenden Schulter, ein Gezeichneter. Ein kleiner weißer Flederwisch umtänzelte ihn. Philipe würdigte diesen keines Blickes. Was war Schreckliches geschehen? Wo war die kleine Pulga? Woher kam dieser neue Hund? Philipe stieß den Sessel mit dem Fuß beiseite und ließ sich СКАЧАТЬ