Der mondhelle Pfad. Petra Wagner
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Название: Der mondhelle Pfad

Автор: Petra Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783867779579

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СКАЧАТЬ davon. Auf dem Weg fiel ihm der Spruch mit den Sandalen wieder ein und er sah auf seine, zum Glück sauber gebliebenen, Füße. Er grinste breit. Hierzulande waren sie noch praktischer veranlagt und gingen gleich barfuß. Oh, nein! Kichern war gar nicht gut! Es war so ein erhebendes Gefühl!

      Lavinia rekelte sich und erstarrte.

      „Was ist denn das?“, murmelte sie schlaftrunken, tastete den seltsamen Gegenstand neben sich ab und riss die Augen auf. „Die Götter haben mir eine … äh …“

      Sie hob das Glasgefäß hoch, drehte es prüfend und strahlte übers ganze Gesicht.

      „Eine kleine Kanne ohne Henkel. Die Götter haben mir eine Kanne aus Elfenglas geschenkt, weil ich ihnen gestern so leid getan habe! Schau mal, Silvanus! Sie haben mir alle Farben zurückgegeben!“

      Voller Stolz reichte Lavinia ihren Fund an Silvanus weiter, der ihn mit anerkennendem Blick betrachtete, und schon ging die Kanne von Hand zu Hand. Jeder bestaunte die vielen Farben und das dünne Glas und beglückwünschte Lavinia zu solch einem außergewöhnlichen Geschenk.

      Viviane lugte nachdenklich in den schimmernden Hohlraum hinein.

      „Es hat immer seinen Grund, wenn die Götter den Menschen solche Gaben überlassen. Silvanus, du bist unser Glasmacher. Könntest du solch ein Gefäß fertigen? Ich glaube, darüber würden sich die Götter freuen.“

      Silvanus nahm ihr die Kanne ab, betrachtete sie fachmännisch und nickte überzeugt.

      „Ja, das kann ich. Die Götter haben mir das Wissen dafür gegeben.“ Er schielte zu Viviane und wackelte mit den Augenbrauen. „Epona ist sogar extra gekommen und hat sich von meiner Kunstfertigkeit überzeugt. Sie wollte immerzu die Kanne füllen.“

      Loranthus plumpste kraftlos neben Silvanus auf die Kuhhaut. Hanibu reichte ihm eine Schale Gerstenbrei, die er hastig zurückschob. Hanibu drückte jedoch so lange dagegen, bis er sie seufzend annahm und zu löffeln begann.

      „Na, Loranthus!“, feixte Medan und machte eine ausholende Handbewegung vom Mund weg. „Hast du die Ameisen gefüttert?“

      „Wa? Ameisn?“, schmatzte Loranthus und beäugte argwöhnisch die Kuhhaut, auf der er saß, bis er begriff.

      „Hatte ich eigentlich nicht vorgehabt, aber die anderen haben mich sozusagen lauthals und sehr überzeugend … animiert.“ Grinsend schob er sich einen neuen Löffel Brei in den Mund. „Schmeckt gut. Danke, Hanibu. Ich probiere danach auch noch ein Scheibchen vom restlichen Fleisch. Mein Magen ist ja im Augenblick genauso leer wie die Vase dort.“

      Er zeigte auf das Gefäß in Silvanus’ Hand und übersah dabei Hanibus erfreutes Lächeln. „Eine sehr schöne Form übrigens. Ich wusste gar nicht, dass auch ihr Gefäße aus Glas macht.“

      Kauend betrachtete er die Kanne und zuckte mit den Schultern. „Dachte immer, ihr macht nur Gefäße aus Holz oder Ton oder Metallen oder Horn.“

      „Machen wir auch normalerweise, wegen der Bruchsicherheit. Dies hier ist sozusagen ein Unikat, nur zum hinstellen und angucken.“

      „Wegen der Bruchsicherheit, verstehe!“, gluckste Loranthus, und über seine Miene huschte ein zufriedenes Lächeln. „Ich hatte schon befürchtet, mir wäre da etwas entgangen.“

      „Du meinst, jeder bringt seinen teuersten Besitz in Sicherheit, wenn du im Anmarsch bist?“

      Loranthus machte eine wegwerfende Handbewegung, grinste verschwörerisch und wedelte die zweideutige Frage in alle Himmelsrichtungen davon.

      „In meiner Heimat gibt es massenweise Glasgefäße. In den Morgenländern weiß man seit Urzeiten damit umzugehen. Ich habe euch doch schon gesagt, das Rezept für Glas ist in Stein gehauen, damit sich jeder etwas mischen kann, wenn er gerade mal Lust hat. Wer sich die Mühe ersparen will, kauft sich natürlich einen riesigen Block am Stück in der Glaserei. Dort machen sie am Tag gleich mehrere Wannen voll. Der Bedarf an Glas ist groß, aber nicht weil das Glas kaputt geht … das kann man jederzeit wieder einschmelzen … im Gegensatz zu Ton … Nein, es ist so vielseitig verwendbar, einfach sehr zweckmäßig.“

      „Zweckmäßig. Aha“, machte Silvanus und gab sich geschlagen, doch wenn er schon nicht spotten konnte, wollte er wenigstens wissen: „Und was macht ihr alles damit?“

      Loranthus tat so, als müsse er sich eine lange Liste in Erinnerung rufen.

      „Nun, um nur ein paar Beispiele zu nennen … Wir füllen Wein und andere Getränke hinein. Jeder, der etwas auf sich hält, hat Karaffen, Trinkpokale, Schalen … auch unsere Wasseruhren sind aus Glas. Es gibt sogar Messer aus dem natürlichen Obsidian, absolut scharf. Glas hat viele Vorteile, es rostet nicht und sieht noch dazu ästhetisch aus.“

      „Mit Obsidian kann ich nicht dienen, aber mit Getränken oder Wasseruhren …“, murmelte Silvanus und warf Viviane einen belustigten Blick zu. „Sehr interessant, wirklich Loranthus. Wenn du mir das mal bei Gelegenheit ein wenig näher erläutern könntest, würde ich das auch gerne einmal ausprobieren. Das heißt, wenn Lavinia einverstanden ist, schließlich haben die Götter ihr dieses Geschenk gemacht.“

      „Natürlich probieren wir das aus, Silvanus!“, jauchzte Lavinia und klatschte begeistert in die Hände. „Ich kann es kaum erwarten! Vielleicht hat Luis noch einen Rest Himbeersaft! Und diese Wasseruhr interessiert ihn bestimmt auch! Ich frag ihn gleich mal …“

      Sie sprang auf, doch Arminius zeigte mahnend auf ihre halbvolle Schale.

      „Erst wird gegessen, Lavinia, damit du groß und stark wirst!“

      Widerwillig ließ sich Lavinia wieder auf ihre Kuhhaut sinken und schob sich einen Berg Brei zwischen ihre zusammengepressten Lippen. In der Zeit, die sie brauchte, um sich zwischen Sauerei und Sauberkeit zu entscheiden, kam Wadi und setzte sich neben sie.

      „Schau mal, Lavinia! Wir haben noch drei Perlen in unserem Feuer gefunden!“ Er zuckte bedauernd mit den Schultern. „Na, ja. Eigentlich sind es keine Perlen mehr. Das Glas ist breit gelaufen. Aber Silvanus kann es bestimmt wieder einschmelzen und macht dir besonders schöne, extravagante Perlen daraus.“

      Er legte die bunten Glasscheiben vor Lavinia ab, die einen ziemlich ausgehungerten Eindruck machte.

      „Dange, Ongl Wadi“, nuschelte sie mit vollem Mund und stopfte sich schon den nächsten Berg Brei hinterher, den sie energisch zermalmte und hinunterschluckte. „Geschafft! Das ist wirklich sehr lieb von dir, Onkel Wadi!“, versicherte sie nun verständlicher und tauschte ihren Napf mit den Glasscheiben. „Sie gefallen mir auch so sehr gut. Guck mal, wie schön sie glänzen!“

      „In meiner Heimat legt man mit solchen Glasscheiben Mosaike“, erklärte Loranthus.

      „Was sind Mosaike?“

      „Das sind Bilder. Sie werden aus ganz vielen bunten Steinen oder Glas gelegt.“

      Lavinia musterte Loranthus fasziniert und hielt ihm eine gelbe Scheibe mit rosa Streifen hin.

      „Diese hier sieht aus wie die Göttin der Morgenröte und diese …“ Sie hob eine rote mit lila Rand. „ … sieht aus wie die Göttin der Abendröte. Und die hier … Hm.“

      Lavinia hielt die blaue Scheibe hoch und tippte auf einen grün-gelben Streifen, in dem einige Grashalme СКАЧАТЬ