Название: Eva sieht rot
Автор: Liza Cody
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783867548861
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Aber es wird nicht leichter dadurch, dass man auf dem Arsch sitzt und den Ellenbogen in eine Schüssel mit kaltem Wasser hängt, also trocknete ich mich ab und ging nach draußen. Ich nahm eine Taschenlampe mit und einen von den großen Hundekuchen, mit denen ich ab und zu Ramses und Lineker verwöhne, und ging los, um den Zaun zu überprüfen.
Ein böser Fehler.
Crystal tauchte wie ein Kobold hinter einem geparkten Auto auf und sagte: »Wo hast du gesteckt, Eva? Ich warte schon seit Stunden.«
»Verpiss dich, du Zwerg«, sagte ich. »Hast du für einen Tag nicht schon genug angerichtet?«
»Wir hätten nicht ins Studio kommen sollen«, sagte sie und kratzte sich den Lockenkopf. »Das war mir sofort klar.«
»Du hast es erfasst«, sagte ich. »Ich will nichts mehr mit euch zu schaffen haben.«
»Wir brauchen einfach eigene Räume«, sagte sie, als ob ich den Mund nicht aufgemacht hätte. »Also habe ich uns Räume besorgt«, sagte sie. »Komm mit und schau sie dir an.«
»Hast du Bohnen in den Ohren?«, sagte ich. »Ihr könnt euch den Job in die Haare schmieren.«
»Was machst du da? Knabberst du einen Hundekuchen?«, fragte sie.
»Quatsch«, sagte ich und schluckte. »Lineker und ich trainieren. Wenn er gehorcht, kriegt er eine Belohnung. Siehst du?« Ich warf Lineker, der mir nachgeschlichen war wie einer läufigen Hündin, die andere Hälfte von dem Hundekuchen hin.
»Ich hätte Lust auf eine Pizza«, sagte Crystal. »Mit einer doppelten Portion Käse und Peperoni. Möchtest du auch eine? Ich lade dich ein.«
»Wo sind die anderen?«, fragte ich misstrauisch.
»Beim Hahnenkampf«, sagte sie.
»Was?«
»Beim Hahnenkampf«, sagte sie. »Die Markthändler und die Kunden aus dem Full Moon veranstalten manchmal Hahnenkämpfe auf dem Parkplatz.«
Wir gingen die Mandala Street rauf. Nichts ist so tot wie ein Straßenmarkt ohne Markt. Die Stände waren über Nacht in irgendwelchen Schuppen untergestellt, in der Gosse lagen kniehoch Salatblätter und durchgeweichte Papiertüten. Es war so ruhig, dass einem die Stille auffiel. Normalerweise herrscht immer Geschrei auf einem Markt, aber nachts stinkt es bloß nach totem Blumenkohl.
»Wo willst du bin?«, sagte Crystal. Sie war vor einer Tür stehen geblieben, aber ich ging weiter.
»In die Pizzeria.«
»Gleich«, sagte sie. »Ich wollte dir doch was zeigen.«
»O nein«, sagte ich. »Ich will den Job nicht. Hörst du überhaupt nicht zu?«
»Wir sind schon da«, sagte sie.
Wir standen vor einem runtergekommenen Laden, dessen Schaufenster mit Brettern vernagelt war und an dem ein Zu-vermieten-Schild hing, das so aussah, als wäre es schon vor der Zeit der Beatles dort angebracht worden.
»Willst du nicht wenigstens mal gucken?«, sagte sie.
»Lass mich in Frieden«, sagte ich. »Ich habe Hunger.«
»Ich auch«, sagte Crystal. »Ich dachte bloß, wir sollten vorher noch die Räumlichkeiten inspizieren.«
»Dann inspizier du mal schön«, sagte ich. »Ich gehe.«
»Ich kann nur blöderweise den Schlüssel nicht finden«, sagte sie. »Es dauert keine Minute, wenn du mir die Tür aufmachst. Danach bestelle ich die größte Pizza aller Zeiten.«
Ich sah mir die Tür an. Ich drückte versuchshalber mit der Schulter dagegen. »Sie ist abgeschlossen«, sagte ich.
»Ja«, sagte sie. »Ich habe den Schlüssel verloren.«
»Du hast doch einen Schlüssel?«, sagte ich. »Das ist doch dein Laden, ja?«
»Wir brauchen eigene Räume«, sagte sie. »Ich fand die Hütte hier sehr geeignet.«
Anscheinend hatten Penner in dem Laden gehaust, bis man ihn leergeräumt und mit Brettern vernagelt hatte. Es sah so aus, als hätte jemand vergeblich versucht, die Tür aufzukriegen.
Ich stemmte mich mit der Schulter dagegen. Sie gab nicht nach. »Such lieber den Schlüssel«, sagte ich. »So kann ich nichts ausrichten.«
»Ich hab eine Brechstange dabei«, sagte sie und fing an, in einer Plastiktüte zu wühlen, die neben dem Eingang stand und wie ein Müllsack aussah.
Es war ein gutes, stabiles Schloss. Sogar mit der Brechstange musste ich meine ganze Kraft einsetzen, bevor die Tür aufsprang.
Es war fast wie früher, wenn Crystal und ich einen Schlafplatz brauchten. Es roch genauso muffig, und es war genauso kalt. In solchen Löchern kommt man sich auch in einer warmen Nacht wie in einem Keller vor.
»Wie in der bösen alten Zeit«, sagte ich und ging hinein.
Crystal blieb hinter mir, und auch das war genau wie früher. Ich bin immer vorneweg gegangen. Nur für den Notfall. Aber wenn bloß noch clevere Ausreden halfen, war immer Crystal die Erste. Sie hatte schon damals ein ziemliches Mundwerk.
»Jede Menge Platz«, sagte Crystal und leuchtete mit ihrer Taschenlampe herum. Der Lichtkreis tanzte über die Wände und die leeren Ecken. »Ich lege einen Teppich rein«, sagte sie. »Und ein paar Matratzen oder so, wie die Matten bei euch im Studio. Siehst du, hier ist es viel besser. Die Mädchen und ich haben nicht so weit zu laufen. Und für dich ist es auch näher.«
»Ohne mich«, sagte ich. »Wie oft muss ich es dir noch verklickern?«
»Und wir wären unter uns«, sagte sie. »Keine dämlichen Kerle, die überall ihre Nase reinstecken und einen rumkommandieren wollen. Bis man sich wie der letzte Mensch vorkommt. Hier wärst du der Boss, Eva. Du hättest dein eigenes, privates Fitnessstudio. Und wir müssten keinem Geld geben außer dir. Der Fettsack heute Morgen hat gesagt, ohne Aufnahmegebühr dürften wir nicht rein. Der alte Geizkragen. Hier dagegen würdest du bestimmen. Und wenn wir uns die Aufnahmegebühr sparen, könntest du mehr für den Unterricht verlangen.«
»Wie viel?«, fragte ich.
»Das ist allein deine Sache«, sagte sie. »Du kannst nehmen, was du willst. Du hast das Sagen. Ich würde das Geld auch für dich einsammeln, wenn es dir zu lästig ist.«
»Vergiss es«, sagte ich. »Um meine Kröten kümmere ich mich schon selber.« Aber mir kam ein Gedanke. »Wie sieht es eigentlich mit der Miete aus?«, sagte ich. »Wer bezahlt die Miete?«
»Die Miete?«, sagte Crystal. »Die lass mal meine Sorge sein. Das ist das Wenigste, was ich tun kann. Wenn ich bloß schon daran gedacht hätte, bevor die arme Dawnie …«
»Und wir brauchen Licht«, sagte ich, bevor sie wieder weinerlich werden konnte. »Die Bretter müssen dranbleiben. Ich will nicht, dass man vom Markt aus reingucken kann.«
»Klar«, sagte sie. СКАЧАТЬ