Jesus nach 2000 Jahren. Gerd Ludemann
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Название: Jesus nach 2000 Jahren

Автор: Gerd Ludemann

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783866743281

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      Die Perikope wird in der Sekundärliteratur auf zweierlei Art analysiert: a) V. 23f.27 gehören zusammen, und V. 25f.28 sind spätere Zusätze; b) V. 23-26 sind eine ursprüngliche Einheit, und V. 27-28 wurden zusammen oder einzeln hinzugefügt. Gegen Möglichkeit a) spricht jedoch, daß im Streitgespräch die Gegenfrage Jesu (V. 25f) stilgemäß ist. Außerdem dürfte der Schriftbeweis in V. 25f »auch ohne den szenischen Rahmen in den Debatten der Urgemeinde eine Rolle gespielt« haben (Bultmann, 14).

      Folgende Schichtung der Perikope ist demnach festzustellen: V. 23-26: Streitgespräch; V. 27: Einzelwort; V. 28: christologischer Schluß.

       Historisches

      V. 23-26: Dieses Stück geht auf die Gemeinde zurück, denn Jesus verteidigt eine Handlung seiner Jünger.

      V. 27: Der Vers ist ein jesuanischer Spitzensatz. Dahinter mag die Vorstellung stehen, daß der Sabbat göttliche Schöpfungsordnung ist, aber gerade deswegen in Extremsituationen dem Menschen als Ebenbild Gottes unterzuordnen sei. Vgl. zum jüdischen Denkhorizont von V. 27 auch 2Makk 5,19: »Der Herr (= Gott) hat nicht wegen des Ortes (= des Tempels) das Volk auserwählt, sondern wegen des Volkes den Ort.« Davon abgesehen, interpretiert Jesus die Thora, allgemein gesagt, von der Liebe her, d.h. unter dem Gesichtspunkt, ob sie dem Menschen dient. Dies hat er eines Tages auf die Kampfesformel von 2,27 gebracht. Es ist kein Wunder, daß sowohl Mt als auch Lk diesen Satz auslassen.

      V. 28 ist eine nachösterliche Interpretation (wie 2,10). An ihrer Stelle hätte man vom Gedankengang her eigentlich die Folgerung erwartet: Also ist der Mensch Herr über den Sabbat. Eine solche Formulierung wird manchmal auch für ursprünglich gehalten, indem man eine falsche Übersetzung aus dem Aramäischen annimmt: In der aramäischen Muttersprache Jesu bedeute Sohn des Menschen nichts anderes als Mensch. Aber »Sohn des Menschen« ist nun einmal eine Hoheitsbezeichnung Jesu, wie auch aus anderen Stellen als V. 28 hervorgeht (vgl. 2,10).

      Mk 3,1-6: Die Heilung am Sabbat

      (1) Und er ging wiederum in eine Synagoge. Und es war dort ein Mensch mit einer vertrockneten Hand.

      (2) Und sie belauerten ihn, ob er ihn am Sabbat heile, damit sie ihn anklagen könnten.

      (3) Und er sagt dem Menschen mit der verdorrten Hand: »Steh auf in die Mitte!«

      (4) Und er sagt ihnen: »Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, ein Leben zu retten oder zu töten?« Sie aber schwiegen.

      (5) Und er blickte sie mit Zorn an. Traurig über die Verstockung ihrer Herzen, sagt er dem Menschen: »Strecke die Hand aus!« Und er streckte sie aus, und seine Hand war wiederhergestellt.

      (6) Und die Pharisäer gingen hinaus sogleich mit den Herodianern und faßten den Beschluß gegen ihn, damit sie ihn vernichteten.

       Redaktion

      Die Geschichte steigert im mk Kontext die Feindschaft zwischen den jüdischen Oberen und Jesus. Nach der erfolgten Heilung fassen diese den Beschluß, Jesus zu töten, was in Mk 14-15 auch gelingt.

      V. 1: »Wiederum« verknüpft wie in 2,1 und 2,13 die Perikope mit dem Kontext.

      V. 2: Die Sabbat-Thematik nimmt auf die vorige Perikope (2,23-28) Bezug. Die Jesus Belauernden sind die Pharisäer aus 2,24.

      V. 3: Dadurch, daß der Kranke in die Mitte treten soll, wird ausgedrückt: Es geht um den Menschen (nicht um das Gesetz) – ebenso wie in 2,27.

      V. 6: Dieser Vers ist ein redaktioneller Vorausverweis auf die Passion (vgl. später 8,31; 9,31; 10,33f; 12,12; 14-15). Er verrät ein biographisches Interesse, »das den Streit- und Schulgesprächen sonst fremd ist und der Pointe der Geschichte – die prinzipielle Frage nach der Sabbatheilung – nicht entspricht« (Bultmann, 9).

       Tradition

      Der Ursprung der Tradition ist eine Wundererzählung. Sie hat zahlreiche begriffliche Parallelen mit der in 1Kön 13,1-10 erzählten (Straf-)Wundergeschichte, welche das Verdorren und die Heilung der widergöttlichen Hand des Königs Jerobeams schildert. Diese Wundererzählung ist später zu einem Streitgespräch über die Sabbat-Thematik weiterentwickelt worden.

      Zutreffend Bultmann: Das Streitgespräch hat einen geschlossenen Aufbau. »Sie aber schwiegen« (V. 4) und die Heilung (V. 5) bildeten den organischen Abschluß des Streitgesprächs. Das Logion in V. 4 (»Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, ein [Menschen-]Leben zu retten oder zu töten?«) war nie isoliert, denn die Frageform entspricht als die typische Form des Gegenarguments dem in V. 2 implizit enthaltenen Vorwurf.

       Historisches

      Das Streitgespräch über die Erlaubnis, am Sabbat heilen zu dürfen, hat nie stattgefunden. Denn es ist deutlich von den Bedürfnissen der Gemeinde geprägt. Gleichwohl liegt dieser Szene das Wissen darüber zugrunde, daß Jesus zuweilen bewußt das Sabbatgebot übertreten hat (vgl. den Grundsatz Mk 2,27).

      Das Wunder der spontanen Heilung der vertrockneten Hand erweist sich durch die Parallele in 1Kön 13,4-6 ebenfalls als unhistorisch, ganz abgesehen davon, daß es die Naturgesetze aufheben würde.

      Mk 3,7-12: Großer Zulauf des Volkes und Heilungen

      (7) Und Jesus zog mit seinen Jüngern zum See, und eine große Menge von Galiläa folgte (ihm) nach und von Judäa (8) und von Jerusalem und von Idumäa und von jenseits des Jordans und aus (der Gegend) um Tyrus und Sidon eine große Menge.

      Als sie hörten, was er tat, kamen sie zu ihm.

      (9) Und er sagte seinen Jüngern, daß wegen des Volkes ihm ein Boot zur Verfügung stehen solle, damit sie ihn nicht erdrückten.

      (10) Viele nämlich heilte er, so daß sie sich auf ihn stürzten, um ihn zu berühren, (alle) die von Krankheit geplagt waren.

      (11) Auch die unreinen Geister stürzten, wenn sie ihn erblickten, vor ihm nieder und schrien: »Du bist der Sohn Gottes.«

      (12) Und er bedrohte sie vielmals, daß sie ihn nicht offenbar machen sollten.

      Redaktion

      Der Abschnitt ist ebenso wie 1,32-39; 6,53-56 eine redaktionelle summarische Bildung (und fällt darum als historische Quelle aus). Im Vergleich zu 1,32-34 ist das Interesse der Menschen an Jesus noch gesteigert. Die Dämonen sprechen nur hier das Bekenntnis, Jesus sei der Sohn Gottes (V. 11; s. aber auch 5,7). Vgl. vorher die Anrede Jesu als des »Heiligen Gottes« (1,24) durch einen Kranken mit einem unreinen (= dämonischen) Geist. Der erzählerische Schwerpunkt liegt in diesem Abschnitt mehr auf den Reaktionen auf Jesu Wundertaten als auf den Heilungen (V. 10a) selbst.

      Mk 3,13-19: Die Berufung der Zwölf

      (13) Und er steigt auf den Berg und ruft diejenigen, die er wollte, und sie gingen zu ihm.

      (14) Und er setzte Zwölf ein, damit sie mit ihm seien und damit er sie sende, zu verkündigen (15) und die Vollmacht zu besitzen, die Dämonen auszutreiben.

      (16) Und er übertrug dem Simon den Namen Petrus,

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