Im Nebel auf dem Wasser gehen. Adrian Plass
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Название: Im Nebel auf dem Wasser gehen

Автор: Adrian Plass

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783865067296

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СКАЧАТЬ sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf. Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum dritten Mal und redete dieselben Worte.

       Dann kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

      Lukas fügt in einigen Versen, die in manchen alten Manuskripten ausgelassen werden, hinzu, als Jesus in dem Garten gebetet habe, sei „sein Schweiß wie Blut zur Erde“ getropft.

      Ein herkulischer Kampf.

      Folgende Frage stellt sich mir: Als Jesus sagte, der Geist sei willig, aber das Fleisch sei schwach, von wem, denken Sie, sprach er da? Ich verbringe mein Leben damit, hinter Dinge zu kommen, die andere schon längst wissen, sodass mir eben erst in den Sinn kam, dass Jesus hier ebenso oder sogar noch mehr von sich selbst spricht als von den armen, müden Jüngern, die ja nicht die leiseste Ahnung haben konnten, was da vor sich ging oder was bald geschehen würde. Jesus war ohne Sünde, aber nicht ohne Versuchung. Er hatte wirklich keine Lust, das nächste Stadium seiner Aufgabe auf sich zu nehmen, oder? Wer könnte es ihm verdenken?

      Wie für Bridgets Mutter war auch für Jesus die Aussicht, die Menschen, die er liebte, verlassen zu müssen, unaussprechlich traurig, aber natürlich steckte noch unermesslich viel mehr dahinter. Es liegt ein heiliges Geheimnis in dem Leiden, das Jesus bald durchmachen würde. Das Kreuz war ein entsetzliches Folterinstrument, aber in körperlicher Hinsicht haben andere vor und nach ihm ebenso oder sogar noch beträchtlich mehr gelitten. Nein, da war ein Element oder eine Art von Schmerz in der Kreuzigung Jesus, die ich nicht einmal im Entferntesten zu begreifen imstande bin. Wir wissen, dass er die Qual durchlebte, von seinem Vater verlassen zu sein, und dass das vielleicht der finsterste, bitterste Moment von allen war. Ist es möglich, dass in diesem unvorstellbar grauenhaften Augenblick sein schlimmster Albtraum Wirklichkeit zu werden schien?

      Vielleicht war er ja, trotz allem, was passiert war, doch nicht der Messias. Vielleicht war seine Göttlichkeit nur eine komplexe Illusion. Vielleicht war er nichts als ein Mensch, der an einem Stück Holz hing. Vielleicht war alles nur ein grausiger Irrtum gewesen und er hätte bleiben und Kompromisse machen und heiraten und Kinder haben und viele, viele Male den Frühling genießen können.

      Ich habe keine Ahnung, ob es so war oder nicht. Es ist eine Frage der Interpretation und Spekulation, aber wir dürfen spekulieren. Der Schriftsteller und Rundfunkpublizist Rabbi Lionel Blue bemerkte einmal, das Judentum sei sein Zuhause, nicht sein Gefängnis. Das scheint mir auch für Christen eine gesunde Sichtweise zu sein. Im geistlichen Sinn gibt es im Reich Gottes weder den furchtbaren Zustand der Agoraphobie noch den der Klaustrophobie. Je sicherer und glücklicher wir in unserem Zuhause sind, desto wohler werden wir uns dabei fühlen, hinauszugehen und auszukundschaften, was sonst noch so in der Straße los ist.

      Doch bei allem, was wir nicht genau wissen können, über eines können wir ziemlich sicher sein: Obwohl er die Seligkeit des Himmels kannte, „bevor Abraham war”, sah Jesus dem, was auf ihn zukam, mit Schrecken entgegen. Zugleich wusste er jedoch, dass wahre Sicherheit nur durch Gehorsam zu finden ist. Wie immer sagte er „ja“ zu seinem Vater. Im Herzen all dessen steckt ein faszinierendes Paradox, das sich stets um ein Haar jeder Definition entzieht, zumindest soweit es mich betrifft. Es ist eine Wolke, ein Nebel, gebildet aus einer Vielzahl scheinbarer Widersprüche.

      Mensch und Gott. Gehorsam oder Ungehorsam. Erfüllt mit dem Geist und verlassen. Tot und lebendig. Gescheitert und siegreich. Natürlich und übernatürlich. Gewöhnlich und außergewöhnlich. Gesetz und Gnade. Von dieser Welt und nicht von dieser Welt.

      Manchmal dreht sich in mir alles mit dem schwindelerregenden Gefühl, ich stünde direkt am Rande einer Offenbarung, die so angefüllt ist mit Licht und Liebe und endgültiger Gewissheit, dass nichts mich je wieder verletzen oder meinen Frieden stören könnte; und so verrückt es sich anhört, im tiefsten Herzen spüre ich, dass das, was offenbart wird, zweifellos und auf geheimnisvolle Weise etwas sein wird, was ich bereits weiß. Vielleicht klingt es, als hätte es keine Bedeutung, aber ich erinnere mich daran, wie C. S. Lewis schildert, dass in uns, wenn wir wahre Schönheit hören oder sehen, ein schmerzliches Gefühl des Heimwehs aufsteigt, des Heimwehs nach etwas (oder jemandem), was wir nie hatten und in dieser Welt nie haben werden. Der instinktive Drang zum Himmel. Er steckt in uns. Wir leben damit, und er ist unser ständiger Begleiter. Freilich kommt er in vielen seltsamen und fast undurchdringlichen Tarnungen daher.

      Derselbe Jesus, der in Gethsemane Blut schwitzte, ist hier im Haus bei Kathleen und bei uns. Sie ist vollkommen sicher. Er wird ihre Hand ergreifen, wenn es für sie Zeit ist zu gehen, und ich bete inständig, dass das Gehen nicht zu schwer für sie wird.

       Jesus berühren

      Während Kathleen im Sterben liegt, ist Jesus auch in Gestalt unserer Gemeinde bei uns. Manchmal machen mir die Leute Vorhaltungen, weil ich die Kirche attackiere, aber ich habe mir nie vorgenommen oder es darauf angelegt, das zu tun. Ich liebe den Leib Christi, also die Kirche, und während der letzten Wochen haben Bridget und Kathleen und ich gesehen, was der Ausdruck „Leib Christi“ bedeuten kann, wenn es hart auf hart kommt. Ja, ich weiß, dass Liebe und Fürsorge auch in weltlichen Gemeinschaften ebenso zu finden sein können, aber das ist in Ordnung so. Schließlich hat Gott sie erfunden. Die Welt, die er gemacht hat, mag gefallen sein, aber man sieht überall in der Schöpfung seine Fingerabdrücke und seine Fußspuren, manchmal auch da, wo man es am wenigsten erwartet.

      Wir haben viel Liebe erfahren. Wissen Sie noch, was Paulus über den Leib Christi sagt?

      Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht. Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten; und die uns am wenigsten ehrbar zu sein scheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und bei den unanständigen achten wir besonders auf Anstand; denn die anständigen brauchen's nicht. Aber Gott hat den Leibzusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.

      Der Teil des Körpers, zu dem wir gehören, hat zweifellos mit Kathleen und mit uns mitgelitten. Abgesehen von der Unterstützung im Gebet haben wir Hilfe in vielfältiger Gestalt erfahren. Wir haben eine junge, unbändig energiegeladene Welsh-Border-Collie-Hündin namens Lucy, die etliche Male zu den Spaziergängen abgeholt wurde, die sie so sehr liebt. Leute haben für uns gekocht und für uns gesorgt, damit wir eine Pause einlegen konnten. Sie haben uns besucht und Blumen und Briefe geschickt. Unser umgewandeltes Esszimmer wird in Duft und Aussehen einem Blumengeschäft immer ähnlicher. Der Vikar, der für unsere Gemeinde verantwortlich ist, ist zweimal gekommen, um mit Kathleen die Kommunion zu feiern. Sie liebt das und wir ebenso. Bridget und Kathleen und ich machen dann ja drei Viertel der Gemeinde aus. Es ist ein ganz besonderes Vorrecht, das Geheimnis und die kosmische Bedeutung des Brotes und des Weins hier in diesem kleinen Zimmer zu haben, nur für uns drei. Gott hat hervorragende Ideen, finden Sie nicht auch? Dies ist eine der besten. Die gewaltige Wirklichkeit des geistlichen Lebens und des Heils in so eindrücklichen, erdverbundenen Symbolen wie Brot und Wein wurzeln zu lassen, ist ein unübertreffliches Meisterwerk.

      Ja, der Leib Christi hat uns gestärkt und aufrecht gehalten und geschützt. Man vergisst leicht, dass diese Begegnungen mit Jesus durch die Hände und Herzen unserer Brüder und Schwestern geistliche Erfahrungen sind, die den abstrakteren, mehr überweltlich numinosen Begegnungen, die sich in formell religiösen Situationen abspielen, keineswegs nachstehen. Warum fällt es uns so schwer, das zu akzeptieren? СКАЧАТЬ