Gottes letzte Kinder. D. J. Franzen
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Название: Gottes letzte Kinder

Автор: D. J. Franzen

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783943795134

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СКАЧАТЬ sah Schemen hinter den staubigen Scheiben. Auf beiden Fahrbahnseiten der Brücke gab es reichlich Versteckmöglichkeiten für die Reanimierten.

      Oder Ghoule?

      Oder Zombies?

      Der abkühlende Motor tickte leise, während Frank den vor ihm liegenden Weg ausspähte. In dem Mercedes, der direkt am Stauende der Brückenauffahrt stand, regte sich was. Das war Heinrich, wie Frank ihn bei einem seiner letzten Erkundungsausflüge getauft hatte. Zu Lebzeiten schon ein Hut- und Mantelfahrer, der seinen auf Hochglanz polierten und scheckheftgepflegten Wagen nur bei Sonnenschein ausführte, war Heinrich jetzt dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit in seinem Liebling auszuharren.

      Frank hatte während seiner Expeditionen allmählich erkannt, dass die Reanimierten zwar gefährlich, aber nicht sonderlich schnell oder helle im Kopf waren. Durch ihren Tod hatten sie offenbar viele Erinnerungen und einen großen Teil ihrer Feinmotorik eingebüßt. Gefährlich wurden sie, wenn man leichtsinnig wurde, oder sie in Scharen auftraten. Heinrich drehte sich in seinem Sitz so weit herum, dass er durch die Heckscheibe Frank in seinem Wagen sehen konnte. Heinrichs Mund öffnete sich, seine linke Hand griff verzweifelt nach dem frischen Stück Fleisch, das so nah, und doch unerreichbar fern für ihn war. Der obligatorische Wackeldackel, der sich den Platz auf der Hutablage mit einer umhäkelten Klopapierrolle teilte, nickte Frank versonnen zu.

      Ja, das Leben konnte selbst nach dem Tod noch grausam sein. Man bekam eben nie das, was man verdiente oder sich sehnlichst wünschte.

      Frank sah genauer hin. Heinrichs Hut hing sehr tief in dem eingefallenen Gesicht, dessen Haut wie altes Pergament über erschlafften Muskeln herabhing. Beim letzten Mal hatte er … irgendwie frischer gewirkt.

       Verwesten die Viecher am Ende doch?

      Wenn ja, so dauerte es aber länger, als Frank es für möglich gehalten hätte. Dreißig Tage dauerte der Kampf gegen die Grippe bereits an, als die ersten wandelnden Leichen gesichtet worden waren. Das war fast zwei Monate her. Wie lange brauchte eine Leiche, bis sie nur noch Matsch war? Oder würden sie irgendwann austrocknen, wie die alten Mumien ägyptischer Pharaonen? Würden sie dann endlich Ruhe geben?

      Auf alle Fälle dauerte es zu lange.

      Frank schnallte sich ab und verfluchte den Hersteller der Batterien. Eine hatte schon am ersten Tag des großen Stromausfalls den Geist aufgegeben. Die Zweite an jenem denkwürdigen Abend, den sich seine Tante für ihren Besuch bei ihm ausgesucht hatte. Nur die Dritte der ach so hochgelobten U-Boot-Batterien für den heimischen Solarstrom konnte er verwenden. Aber die Solaranlage auf dem Dach war zu schwach, sie vernünftig aufzuladen.

      Deswegen saß er jetzt hier.

      Wieder einmal.

      Seine Tiefkühltruhen waren aufgetaut, die letzten der tiefgekühlten Lebensmittel endgültig verdorben. Er hatte nur noch Konserven, die er sich nicht einmal warm machen konnte, weil die Gaswerke auch nicht mehr arbeiteten, und er so dumm gewesen war, nur auf seine Solaranlage als Energieversorgung zu setzen. Seufzend zog er den Helm und die Schutzmaske aus. So gern Frank beides anbehalten hätte, aber der Helm verringerte sein Sichtfeld und dämpfte verdächtige Geräusche.

      Das hatte er gelernt, als er vor zwei Wochen zum ersten Mal die Häuser in dieser Gegend nach Lebensmitteln oder brauchbarer Ausrüstung durchsucht hatte. Eines von diesen Dingern war aus einer offenen Wohnungstür direkt neben ihm herausgekommen. Frank hatte den Zombie im Hausmeisterkittel erst bemerkt, als dieser ihn von hinten mit einer Hand an der Schulter gepackt hatte, um sich ein Häppchen Frank zu genehmigen. Nach einem kurzen Gerangel war es Frank gelungen, den Untoten über das Treppengeländer zu stoßen. Bis zum Aufschlag auf Höhe der Kellertreppe blieb der Hut auf dem Kopf des Zombies, als sei er festgeklebt gewesen. Seitdem trug Frank den Helm nur noch, um bei einem eventuellen Autounfall während einer Expedition so gut wie irgend möglich abgesichert zu sein.

      Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich über seine kurz geschorenen Haare. Noch etwas, was er durch die kurze Begegnung mit Hausmeister Krause gelernt hatte. Sollte es zu einem Nahkampf mit einem von diesen Dingern kommen, wollte er verhindern, dass es sich in seinen Haaren festkrallen konnte. Die Zombies mochten vielleicht langsam sein, aber wenn sie einen erstmal zu packen bekamen, war es verflucht schwer, sie wieder loszuwerden.

      Im Rückspiegel sah er die ersten Untoten aus ihren Verstecken kommen, angelockt durch den Lärm seines Wagens. Sie wankten unbeholfen, und nicht wenige der Ghoule krochen sogar auf abgenagten Beinstümpfen. Aber sie wirkten ebenso fest entschlossen wie eine Horde Hausfrauen auf der Jagd nach einem Schnäppchen beim Sommerschlussverkauf. Diesen kleinen Imbiss wollten sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

      Frank stieg aus und ging vorsichtig zum Kofferraum des Wagens … und zuckte mit einem leisen Fluch zurück. Er stellte sich breitbeinig über den Arm, der an der Stoßstange hing, öffnete die Klappe und hievte eine Konstruktion heraus, die eine wirre Mischung aus Ghettoblaster und Lkw-Batterie war. Ächzend stellte er die Konstruktion auf den Boden. Die ersten wandelnden Leichen waren schon gefährlich nahe.

      Frank kontrollierte noch einmal die Spannung der Batterie, prüfte den Ghettoblaster und die eingelegte CD. Dann stieg er schnell wieder ins Auto. Er fuhr den Wagen nur wenige Meter weiter in eine Seitenstraße und parkte ihn so, dass er seine Konstruktion gut im Auge behalten konnte. Dann holte er aus dem Handschuhfach eine Fernbedienung. Die ersten Ghoule wankten in der Nähe des Kastens herum. Sie suchten scheinbar nach Frank. Er hielt den Atem an und drückte auf die Fernbedienung. Die ersten Takte von Henry Mancinis Theme from a summer place wehten über die verlassene Straße.

      Einkaufsmusik.

      Aber seine Mutter hatte diesen Song geliebt.

      Gebannt wartete Frank, ob sein Plan funktionieren würde.

       Die Streicher setzten mit ihrem sanften Klang ein, und tatsächlich … die Ghoule hielten inne! Verwirrt schauten sie sich um, nicht wenige blickten hoch in den Himmel … und dann erstarrten sie.

      Frank schluckte.

      Die Dinger lauschten wahrhaftig der Musik! Einige schwankten sogar leicht hin und her, die Augen geschlossen … Gab ihnen die Musik etwa den Frieden, den sie im Leben nach dem Tod nicht finden konnten? Weitere der Wesen strömten heran, kamen aus Hauseingängen, aus Seitenstraßen und von der Brücke herunter, nur um plötzlich stehen zu bleiben, und der Musik zu lauschen.

      Frank atmete tief durch. Jetzt kam es darauf an. Mit so einem durchschlagenden Erfolg seines Plans hatte er nicht gerechnet.

      Ablenkung?

      Ja.

      Verzückung?

      Niemals!

      Egal! Das, was hier passierte, war wesentlich besser, als eine reine Ablenkung. Er griff nach seinen Waffen, öffnete leise die Fahrertür und stieg aus.

      Keine Reaktion.

      Er schloss so leise wie möglich die Autotür. Selbst die Zombies, die nahe genug waren, um ihn zu bemerken, schlurften wie Schlafwandler in Richtung der Musik, ohne ihn zu beachten. Langsam ging Frank auf die Einmündung der Straße zu, immer bereit, den sofortigen Rückzug anzutreten, wenn die Lage sich doch noch zuspitzen sollte. Jetzt hatten beinahe alle anwesenden Untoten die Köpfe in den Nacken gelegt und starrten in den hellen Sommerhimmel. Immer noch strömten weitere von ihnen auf die Straße, viele blieben einfach dort stehen, wo sie die Musik zum ersten Mal vernommen hatten. Sie sahen aus, als wären sie in einer verzückten Trance gefangen.

      Frank СКАЧАТЬ