Die Forsyte-Saga. John Galsworthy
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Название: Die Forsyte-Saga

Автор: John Galsworthy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066499952

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СКАЧАТЬ seinen alten Claque auf, der mit seinem ungeheuren Umfang und der vom Gebrauch abgenutzten Krempe einem Sinnbild besserer Tage glich, zog ein paar alte, sehr dünne, lavendelfarbene Glacéhandschuhe hervor, die infolge der gewohnten Nachbarschaft mit dem Zigarrenetui in der Rocktasche stark nach Juchtenleder dufteten, und stieg in eine Droschke.

      Der Wagen rasselte lustig durch die Straßen, deren ungewöhnliche Belebtheit den alten Jolyon überraschte.

      »Die Hotels müssen ein ungeheures Geschäft machen,« dachte er. Vor ein paar Jahren hatte es hier noch keins dieser großen Hotels gegeben. Mit Befriedigung erinnerte er sich eines Grundstücks in der Nähe, das ihm gehörte. Sein Wert mußte mit rapider Geschwindigkeit steigen! Was für ein Verkehr!

      Aber dann versank er in eine jener sonderbaren unpersönlichen, für einen Forsyte so uncharakteristischen Betrachtungen, auf denen aber zum Teil das Geheimnis seiner Überlegenheit über die andern beruhte. Was für Atome waren doch die Menschen, und was für eine Menge es gab. Und was wurde aus ihnen allen?

      Er stolperte, als er aus der Droschke stieg, gab dem Kutscher genau den Fahrpreis, ging an die Kasse, um sein Billett zu kaufen und stellte sich mit der Börse in der Hand davor hin – er trug sein Geld immer in einer Börse bei sich und hatte die Gewohnheit es lose in der Tasche zu tragen, wie so viele junge Leute es heutzutage taten, nie gebilligt. Der Kassierer steckte den Kopf heraus wie ein alter Hund aus seiner Hütte.

      »Ist's möglich!« sagte er in überraschtem Tone, »Sie sind's, Mr. Jolyon Forsyte! Wirklich! Habe Sie seit Jahren nicht gesehn! Du lieber Himmel! Die Zeiten haben sich geändert! Ja, ja, Sie und Ihr Herr Bruder und der Auktionator – Mr. Traquair und Mr. Nicholas Treffry – Sie hatten hier regelmäßig sechs oder sieben Plätze in jeder Spielzeit. Und wie geht's Ihnen denn, Mr. Forsyte? Man wird nicht jünger!«

      Die Farbe in den Augen des alten Jolyon vertiefte sich; er zahlte seine Guinee. Man hatte ihn nicht vergessen. Er schritt unter den Klängen der Ouverture hinein wie ein altes Schlachtroß in den Kampf.

      Seinen Hut zusammenklappend, setzte er sich, zog die lavendelfarbenen Handschuhe in gewohnter Weise aus und sah sich mit seinem Glas lange im Hause um. Endlich ließ er es auf seinen zusammengeklappten Hut sinken und heftete den Blick auf den Vorhang. Schmerzlicher denn je fühlte er, daß es mit ihm aus und vorbei war. Wo waren all die Frauen, die schönen Frauen, von denen das Haus sonst so voll gewesen? Wohin war das alte Gefühl im Herzen, wenn er auf eine der großen Sängerinnen gewartet? Wo jene Empfindung des Lebensrausches und der Macht das alles zu genießen?

      Der eifrigste Opernbesucher seinerzeit! Jetzt gab es gar keine Oper mehr! Dieser Wagner hatte alles verdorben; keine Melodie mehr und keine Stimme sie zu singen. Ach! die wundervollen Sängerinnen! Dahin! Mit einem starren Gefühl im Herzen folgte er den altbekannten Szenen.

      Von der Silberlocke überm Ohr bis zur Haltung seines Fußes in den mit Gummizug versehenen Lackstiefeln war nichts Schwerfälliges oder Schwächliches an dem alten Jolyon. Er hielt sich ebenso – beinahe ebenso aufrecht wie in jenen alten Zeiten, da er jeden Abend hier gewesen; seine Augen waren noch ebenso – fast ebenso gut wie damals. Aber welch ein Gefühl von Müdigkeit und Enttäuschung!

      Er war sein Leben lang gewohnt gewesen alles zu genießen – selbst Unvollkommenes – und es gab viel Unvollkommenes – er hatte alles mit Maß genossen, um sich jung zu erhalten. Aber nun hatten ihn seine Genußfähigkeit und seine Philosophie verlassen und ihm blieb nur dies furchtbare Gefühl, daß alles vorbei war. Nicht einmal der Chor der Gefangenen, noch Florestans Gesang vermochten die Trübsal seiner Einsamkeit zu zerstreuen.

      Wenn doch Jo nur bei ihm wäre! Der Junge mußte jetzt nah an vierzig sein. Er hatte fünfzehn Jahre vom Leben seines einzigen Sohnes vergeudet. Und Jo war kein Paria der Gesellschaft mehr. Er war verheiratet. Der alte Jolyon war nicht imstande gewesen es sich zu versagen, seinem Sohn als Zeichen seiner Anerkennung dieser Tatsache einen Scheck über fünfhundert Pfund zu schicken. Der Scheck war in einem Brief aus dem ›Hotch Potch‹ zurückgekommen, der folgenden Wortlaut hatte:

      ›Mein liebster Vater.

      Dein großmütiges Geschenk war als ein Zeichen dafür willkommen, daß Du schlimmer von mir hättest denken können. Ich schicke es Dir zurück, aber solltest Du gewillt sein, es zugunsten unseres kleinen Buben anzulegen (wir nennen ihn Jolly), der unsern Vornamen und als Vergünstigung unsern Familiennamen trägt, so würde ich mich sehr freuen.

      Ich hoffe von ganzem Herzen, daß Deine Gesundheit wie immer nichts zu wünschen übrig läßt.

      Dein dich liebender Sohn

       Jo.‹

      Der Brief sah dem Jungen ähnlich. Er war immer ein lieber Kerl gewesen. Der alte Jolyon hatte folgende Antwort geschickt:

      ›Mein lieber Jo.

      Die Summe (fünfhundert Pfund) ist als Guthaben deines Jungen unter dem Namen Jolyon Forsyte in meine Bücher eingetragen und wird pünktlich mit fünf Prozent verzinst werden. Ich hoffe Du bist wohlauf. Mit meiner Gesundheit steht es gegenwärtig gut.

      In alter Liebe

      Dein getreuer Vater

       Jolyon Forsyte.‹

      Und alljährlich hatte er am ersten Januar ein Hundert und die Zinsen hinzugefügt. Die Summe wuchs an – am nächsten Neujahrstag mußten es fünfzehnhundert und etliche Pfund sein! Und es ist schwer zu sagen, welche Befriedigung ihm diese jährliche Transaktion gewährte. Aber die Korrespondenz hatte ein Ende.

      Trotz der Liebe zu seinem Sohne und trotz eines Instinktes, der zum Teil in seiner Natur lag, teils wie bei Tausenden seiner Klasse ein Resultat fortwährender Handhabung und Bewachung von Geschäften war und ihn befähigte eine Handlungsweise mehr nach ihren Resultaten als nach Prinzipien zu beurteilen, blieb auf dem Grunde seines Herzens doch ein gewisses Unbehagen zurück. Sein Sohn hätte den Umständen nach auf den Hund kommen müssen. Das war in allen Predigten, Romanen und Theaterstücken, die er je gehört, gelesen oder gesehen hatte, das übliche.

      Als er den Scheck zurückbekommen hatte, schien ihm da irgend etwas nicht in Ordnung zu sein. Warum war sein Sohn nicht auf den Hund gekommen? Doch wer konnte wissen?

      Er hatte natürlich erfahren – das heißt, er hatte sich bemüht ausfindig zu machen – daß Jo in St. Johns Wood lebte, in der Wistaria Avenue ein Häuschen mit Garten besaß, seine Frau mit in Gesellschaft nahm – eine sonderbare Art von Gesellschaft wahrscheinlich – und daß sie zwei Kinder hatten – den kleinen Jungen, den sie Jolly nannten (den Namen fand er in Anbetracht der Verhältnisse geradezu zynisch, und der alte Jolyon fürchtete und verabscheute allen Zynismus) und ein Mädchen namens Holly, das nach der Heirat geboren war. Wer weiß, in was für Verhältnissen sein Sohn eigentlich lebte. Er hatte das von seinem Großvater mütterlicherseits erhaltene Erbteil zu Geld gemacht und eine Anstellung beim Lloyd genommen; und er malte Bilder – Aquarelle sogar. Der alte Jolyon wußte das, denn er hatte sie von Zeit zu Zeit heimlich gekauft, als er zufällig einmal den Namen seines Sohnes unter einer Themseansicht im Schaufenster eines Händlers entdeckt hatte. Er fand sie schlecht und hängte sie der Unterschrift wegen nicht auf, sondern bewahrte sie verschlossen in einem Schubfach auf.

      In dem großen Opernhaus überkam ihn eine heftige Sehnsucht nach seinem Sohn. Er gedachte der Tage, wo er ihn in einem braunen Leinenkittelchen zwischen den Beinen hatte hin und her schwingen lassen, der Zeiten, wo er neben dem Pony des Jungen hergelaufen war und ihn reiten gelehrt, und des Tages, an dem er ihn zum ersten Mal in die Schule gebracht. Er war ein liebevoller, liebenswürdiger kleiner Kerl! Als er nach Eton gekommen war, hatte er vielleicht ein wenig zu viel von den wünschenswerten СКАЧАТЬ