Totgelacht. Manfred Koch
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Название: Totgelacht

Автор: Manfred Koch

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783990403686

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СКАЧАТЬ und ein anderes für geeiste Weinbergschnecken auf einer Morchel-Holunder-Creme, aber immer, wenn ich zu dem für mich interessantesten Thema gekommen bin und ihn gefragt habe, was er mit seinen Opfern gemacht hat, wenn es also sozusagen um seine Leidenschaft für Menschen gegangen ist und um die existenziellen Grundfragen, ob unsere Artgenossen denn überhaupt genießbare Wesen sind, wie man zumindest Teile von ihnen in etwas verwandeln kann, das über einen wenigstens einigermaßen guten Geschmack verfügt, und ob man wirklich mit gutem Gewissen behaupten kann, dass auch der Mensch unter bestimmten Voraussetzungen durchaus Qualitäten besitzt, die zum Beispiel denen eines Rinds oder eines Kapauns ebenbürtig sind, immer dann ist er ziemlich einsilbig geworden.

      Alles, was ich aus ihm herausgekriegt habe, war, dass er mit seiner ungeheuren Leidenschaft fürs Kochen und Essen und mit seinem damit verbundenen unbändigen Drang, ständig über den Rand seiner Töpfe und Pfannen hinauszuschauen und Grenzen zu überschreiten, irgendwann an einem Punkt angelangt war, an dem er das Gefühl gehabt hatte, alles, was es auf dieser Welt zu kochen und zu essen gibt, bereits gekocht und gegessen zu haben. Wirklich alles, bis auf eine einzige Ausnahme. Und weil er auf gar keinen Fall als frustrierter Spitzenkoch, der nicht alles ausprobiert und alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat, enden wollte, hat er eben eines Tages auch diese letzte Grenze überschritten und zu experimentieren begonnen. Immer von Montagmorgen bis Dienstagabend, an den beiden Schließtagen seines Restaurants. Und immer gemeinsam mit einer seiner unzähligen ausländischen Küchenhilfen, die danach immer verschwunden war, von plötzlichem Heimweh übermannt wieder nach Hause gefahren, bloß ein kurzer Anruf und schon weg, wie er dem Rest seines Personals dann bei der Vorstellung der neuen Küchenhilfe jedes Mal erklärt hat.

      Es war ein aufwendiges, schwieriges Unterfangen mit ungewissem Ausgang, auf das er sich da eingelassen hatte, zuerst hat es einen Fehlschlag nach dem anderen gegeben, einfach zum Verzweifeln, und nach acht völlig misslungenen Versuchen, zum ungewohnt süßlichen Fleischgeschmack die passende Würzmischung zu entwickeln und außerdem die richtige Brat- oder Kochdauer und die perfekte Temperatur herauszufinden, hat er schon aufgeben wollen, aber die Leidenschaft ist eben doch stärker gewesen. Die nächsten Resultate waren dann schon ganz annehmbar, doch erst mit der vierzehnten Küchenhilfe, einer jungen, zarten Thailänderin, ist ihm das perfekte Ergebnis gelungen. Aber nach einem kurzen Moment des höchsten schwelgerischen Glücksgefühls über diesen Gipfel des Genusses hat er gewusst, dass er auf dem absoluten Höhepunkt seiner Kochkunst angelangt war, keine Steigerung mehr möglich und sein Leben ab jetzt völlig sinnlos sein würde. Und da hat er ein letztes Mal alle Spuren beseitigt, seine Küche gereinigt und dann die Kriminalpolizei angerufen – wodurch übrigens auch ich mit meinem Polizistenhungerlohn das erste Mal in meinem Leben die Gelegenheit bekommen habe, diesen sündteuren Gourmettempel von innen zu sehen.

      Was meine brennende, aber von ihm beharrlich ungestillte Neugier auf sein letztes und offenbar bestes, grandiosestes Rezept betrifft, muss ich jetzt allerdings zugeben, dass die von mir so gepriesene und bewunderte klinische Sauberkeit seiner Küche sich nun durchaus auch von ihrer negativen Seite gezeigt hat. Denn wäre wenigstens in irgendeinem Kochgeschirr oder auf einem Teller nur ein klitzekleiner Rest seiner letzten thailändischen Spezialität gefunden worden, dann hätten unsere Kriminaltechniker in ihren Labors garantiert in kürzester Zeit sämtliche Zutaten chemisch analysieren und das Rezept entschlüsseln können. Aber nichts da, dieser Perfektionist aus Leidenschaft hat jeden Hinweis vernichtet und alles Verräterische verschwinden lassen. Hat er mir selber erzählt, um uns die Sucherei zu ersparen. Die Knochen zermahlen, alles andere durch den Fleischwolf gedreht, die Masse mit dem Knochenmehl vermischt, handliche Bällchen daraus geformt und ab damit, nein, nicht in die Küche unserer Kantine, sondern in den Tierpark, und dort in einem unbeobachteten Augenblick mit Schwung über die Gitter der Freigehege, die Wildkatzen haben sich jedes Mal gebalgt um das wunderbar blutigrohe Menschentatar!

      Ja, so ist das gewesen. Und wenn ich mir jetzt vorstelle, dass ich heute vielleicht auch als unglücklicher Mensch, dessen Leben sinnlos geworden ist, im Gefängnis sitzen würde, wenn ich nur ein leidenschaftlicher Koch geworden wäre und nicht ein Kriminalkommissar, der leidenschaftlich gern isst und kocht und deshalb prädestiniert dafür ist, ein glücklicher Mensch zu sein, dann weiß ich, dass ich das nur meinem Vater zu verdanken habe. Und seinen Kriminalromanen, in denen die einzigen wirklich glücklichen Menschen die leidenschaftlich gern kochenden und essenden Kriminalkommissare sind, obwohl ich zugeben muss, dass ich glücklicher wäre, wenn mir der Herr Viersternekoch sein bestes Rezept verraten hätte. Aber dafür gebe ich weder meinem Vater die Schuld noch den Schreibern der Kriminalromane, in denen es nur so wimmelt von sich ganz und gar ihrer Ess- und Kochleidenschaft hingebenden und deshalb glücklichen Kriminalkommissaren, die ebenfalls alle ohne dieses Rezept auskommen müssen.

      Nur manchmal träume ich davon, wie es wohl gewesen wäre, wenn wir uns früher kennengelernt hätten, der große Jahrhundertkoch und ich, der kleine Kriminalkommissar mit der großen Kochleidenschaft. Ich denke, wir hätten Freunde werden können, richtig gute, dicke Freunde. Und irgendwann hätte er mir anvertraut, dass er in seiner Küche jeden Montag und Dienstag voller Leidenschaft, aber streng geheim daran arbeite, ein ganz spezielles Rezept zu entwickeln, sein bestes Rezept, sein absolut epochales Spitzenrezept, mit dem man aus jedem Menschen das Beste machen könne.

      Und dann hätte ich meine ganze Überzeugungskraft aufgewandt, meine raffinierteste Überredungskunst und all meine kriminalistischen Tricks eingesetzt und so den Küchenchef unserer Polizeikantine garantiert dazu gebracht, nur für zwei Tage, wirklich nur für zwei Tage, nur am Montag und am Dienstag und nur einmal so zum Spaß, bei meinem Freund als Küchenhilfe zu arbeiten. Das Resultat wäre zwar garantiert ungenießbar gewesen, aber mich, das weiß ich genau, mich hätte es sehr, sehr glücklich gemacht.

      Schoner morden im Norden

       EIN EINRICHTUNGS­KATALOGHORROR­KÜRZESTKRIMI

      Du findest, dass das Morden im Norden viel aufregender, schöner und spannender ist als an jedem anderen Ort der Welt? Dann geht es dir wie Hunderttausenden deiner Mitmenschen, die ebenfalls völlig hingerissen sind von Mitternachtssonne, Fjorden, Schären, einsamen männlichen Leichen neben noch einsameren weiblichen Leichen in komplett einsamen Blockhütten an tausend geradezu unglaublich einsamen Seen, von endlosen Wäldern, unglücklich verliebten Elchen, protestantischem Kabeljau, emotional unterkühlten Eisbergen, Knäckebrot und Schwedenbitter, also von dieser ganz speziellen skandinavischen Dauerdepression, die im Norden jedes Verbrechen umgibt. Diesem berühmten Hauch von Melancholie, stiller Verzweiflung und Wahnsinn, der vor einigen Jahren im Auftrag der nordeuropäischen Krimiindustrie als gewinnversprechende, existenzialistische Antwort auf die damals grassierende ABBA-Fröhlichkeit gemeinsam von Søren Kierkegaard, August Strindberg und Ingmar Bergman nach dem Genuss von fünfeinhalb Flaschen Aquavit erfunden worden ist. Nein, du bist nicht allein mit deiner Begeisterung für ein Lebensgefühl in einem Ambiente, das ganz einfach wie geschaffen ist für Morde, die so unglaublich schrecklich und pervers sind, dass man anderswo davon nur träumen kann.

      Aber du kannst jetzt aufhören zu träumen. Wo auch immer dein Zuhause ist, verwandle es doch einfach in einen Tatort, um den dich sogar der skandinavischste aller skandinavischen Serienmörder beneiden würde. Das geht ganz leicht, du wirst sehen. Alles, was du dafür brauchst, findest du nämlich in unserer neuen Möbelserie Psychopathen, bei der jedes einzelne Stück von unseren Designern so entworfen worden ist, dass du es jederzeit deinen ganz speziellen Bedürfnissen anpassen kannst.

      Sei kreativ und entdecke die vielen verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten, die dir dabei helfen, deine Träume zu verwirklichen. Zum Beispiel unsere absolut schalldichte Aufbewahrungstruhe Pippi Langstrumpf aus massivem Nordmanntannenholz, die einerseits groß genug ist, um ausreichend Bewegungsfreiheit bis zu einem Alter von zwölf Jahren zu bieten, aber andererseits doch so klein, dass du ganz leicht ein paar davon aufeinanderstapeln kannst, wenn du plötzlich Lust auf mehr bekommst. Außerdem lassen sich die Truhen hinterher für die endgültige Entsorgung verwenden, und zwar absolut umweltfreundlich, weil sie ein reines Naturprodukt СКАЧАТЬ