Stimmen des Yukon. Birte-Nadine Neubauer
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Название: Stimmen des Yukon

Автор: Birte-Nadine Neubauer

Издательство: Автор

Жанр: Морские приключения

Серия:

isbn: 9783961456826

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СКАЧАТЬ ansah.

      »Ja, das ist alles. Ich weiß, ich werde mir noch das eine oder andere zulegen müssen zu gegebener Zeit, aber vorerst sollte es genügen.«

      »Wow, nicht schlecht! Na dann schnapp mal dein Gepäck und los geht’s.« Trudy ging los, um Julie die Türe aufzuhalten.

      Julie folgte ihr zum Wagen und legte ihr Gepäck in den Kofferraum. Anschließend setzte sie sich neben Trudy in den Van.

      »Okay«, sagte Trudy, während sie den Wagen startete und zu Julie hinübersah. »Du wirst ja erst mal für ungefähr eine Woche auf der Ranch bleiben, bevor dich die Hütte ruft, richtig?«

      »Jep, das ist richtig«, antwortete Julie und strahlte dabei über das ganze Gesicht.

      »Wenn du also im Moment keine Besorgungen erledigen möchtest, können wir ja direkt zur Ranch fahren. Die Lebensmittel, die du anschließend brauchst, wenn du alleine in der Hütte wohnst, gehen wir dann nächste Woche einkaufen.«

      »Ja, wegen mir können wir sehr gerne gleich zur Ranch fahren. Ich bin schon so gespannt!«, sprudelte es förmlich aus Julie heraus.

      Trudy setzte lächelnd den Wagen in Gang. Dem Highway folgend verließen sie Whitehorse in westlicher Richtung.

      Bereits nach wenigen Minuten bog Trudy außerhalb der Stadt nach links ab und sie gelangten auf einen breiten Schotterweg, der beidseits des Wegrandes mit hohen graugrünen Kiefern und Fichten gesäumt war. Ihre Kronen neigten sich sanft im säuselnden Wind und treibende Nebelschwaden verschleierten ihre Wipfel. Der Weg schlängelte sich weiter durch eine hügelige Wald- und Buschlandschaft. Kleine Täler erlaubten einen Einblick in die Weiten der Landschaft. Obwohl ein nebelig verhangener Wolkenteppich die Sicht behinderte, beeindruckte die Schönheit der Landschaft Julie tief.

      Plötzlich kreuzte ein Hase mit großen Sprüngen ihren Weg und Trudy musste scharf abbremsen. »Ah, sieh, das erste Wildtier, das du hier oben zu Gesicht bekommst! Das wird aber weiß Gott nicht das einzige Tier bleiben, das dir bei deinem Aufenthalt hier bei uns vor die Augen kommen wird, denke ich.« Sie sah mit einem leichten Lächeln kurz zu Julie hinüber.

      »Jep, das hoffe ich!« Julie erwiderte Trudys Lächeln und Aufregung lag in ihrem Blick.

      »Allerdings kommen dennoch immer wieder Besucher, die für eine Weile bei uns bleiben, denen es nicht vergönnt ist, die wirklich wilden Tiere unseres Landes zu sehen. Manche, die keine Tiere zu Gesicht bekommen, reisen enttäuscht wieder ab. Für einige unter ihnen ist das Beobachten der Tiere ein Hauptgrund in diese abgeschiedene Gegend zu reisen. Ich sage immer, man sollte nicht so verkrampft darauf hoffen, einen Bären, Elche oder dergleichen zu sehen, sonst wird man eben womöglich enttäuscht.« Erneut wendete Trudy ihre Augen einen Moment von der Straße ab und sah wieder zu Julie hinüber. Ein breites Lächeln begleitete ihre Worte: »Wenn man sie sehen soll, dann sieht man sie auch!«

      Julie nahm sich einen Moment Zeit und überdachte Trudys letzte Worte. »Nun, dann bin ich schon sehr gespannt, ob und was für ein Glück ich wohl haben werde.«

      »Weißt du …«, fuhr Trudy fort »das Gute daran, wenn man nicht so viele wilde Tiere zu Gesicht bekommt, ist, zu wissen, dass sie eben hierzulande noch die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen, um in ihrem natürlichen Umfeld fernab jeglicher Zivilisation zu leben.«

      Julie schaute kurz nachdenklich drein. »Von der Seite habe ich es noch gar nicht betrachtet.« Sie runzelte ihre Stirn und es schien, als sei sie zu einem Entschluss gekommen. »Ich denke, du hast absolut Recht, Trudy. Mit dieser Sichtweise werde ich nicht traurig sein, wie manch anderer Besucher, wenn ich kein Glück haben sollte, wilde Tiere zu sehen.«

      Trudy nickte zufrieden. »So ist es!«

      Innerlich jedoch sah es in Wahrheit ganz anders bei Julie aus. Sie malte sich doch schon seit Wochen aus, wie es wohl sein wird, dem einen oder anderen Karibu, Wolf oder Elch in Freiheit zu begegnen, ganz abgesehen von ihrem innigsten Wunsch, dem Oberhaupt des kanadischen Nordens, dem Grizzly zu begegnen.

      Nachdem ein Moment des Schweigens verstrichen war, unterbrach Trudy die Stille: »Ian, den du schon bald am Abend kennenlernen wirst, ist ein richtiger Buschmann. Keiner kennt sich in der Wildnis hier oben besser aus als er. Das hier ist seit Jahren sein Zuhause und in den Wintermonaten gehört er sogar zu den wenigen Menschen, die immer noch trappen. Er wird dich in der ersten Woche bei uns zu Ausflügen mitnehmen, damit du lernst, dich besser zurechtzufinden. Ich bin mir fast sicher, dass er dich auch an weit abgelegene Orte mitnehmen wird, die kaum einer kennt außer ihm selbst. Des Weiteren ist er einer der größten Menschen die ich kenne. Also erschrick nicht, wenn du ihn siehst.« Wieder ließ Trudy ihr spitzbübisches Lächeln sehen.

      Rechter Hand sah Julie nun in der Ferne zwei kleine aneinandergebaute und ziemlich marode Holzhäuschen stehen. Der einst weiße Anstrich des rechten Häuschens war so gut wie komplett abgeblättert und es schien, als würden beide jeden Moment zusammenfallen. Davor war ein von den Witterungsverhältnissen gezeichnetes, rustikal hölzernes Willkommensschild in den Boden geschlagen.

      Noch bevor in Julie der Gedanke aufkommen konnte, dass sie nun wohl gleich auf der Ranch ankommen würden, kam ihr Trudy freudig zuvor: »Wir sind nun gleich da. Sieh, da vorne, das kleine Häuschen!« Sie nickte in dessen Richtung und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Ian hat es damals mit seiner Frau selbst gebaut, als sie hier hoch in den Norden gekommen sind. Sie haben einige Zeit darin gelebt. Heute ist es für uns schon fast wie ein historisches Denkmal. Man kann es nicht mehr bewohnen, aber es gibt ein nostalgisches Bild am Eingang der Ranch ab. Ian assoziiert es in seinen Gedanken mit wundervollen Erinnerungen, die er dort mit seiner Frau erleben durfte. Sie ging leider viel zu früh von ihm und ihr Verlust zehrte sehr an ihm.« Trudys sanfte Stimme und ihre klaren blaugrauen Augen spiegelten Betroffenheit und tiefes Mitgefühl wider.

      Julie schwieg ergriffen.

      Sie passierten das Häuschen und bogen nach rechts auf einen weichen Waldweg ab.

      »Nun gut …«, meinte Trudy, »lass uns nicht der Vergangenheit nachhängen, wir leben im Hier und Jetzt und das Leben geht weiter, nicht wahr?«

      Julie zog ihre Augenbrauen leicht nach oben und nickte. Allmählich kehrte das Lächeln auf ihr Gesicht zurück.

      Riesige cremebeige Rundstammbalken waren mit langen halbrunden Querbalken als Eingangsschild der Ranch errichtet worden. Hoch oben, auf dem ersten von insgesamt vier großen Holztafeln, stand auf pastellblauem Hintergrund der Name der Ranch in großen schwarzen Lettern. Ein Reiter in einer hügeligen Sommerlandschaft und ein Hundegespann mit Schlitten auf einer weißen, schneebedeckten Ebene, die beide von der offiziellen Blume des Yukon Territoriums, dem schmalblättrigen Weidenröschen, gesäumt waren, waren liebevoll darauf gemalt. Auf den anderen Tafeln darunter, deren blauer Hintergrund nach unten hin immer dunkler wurde, waren die Leistungen der Ranch, die Richtung zum Büro und die Richtung zur Lodge angegeben. Schon kurz nach diesem beeindruckenden Holzgebilde ließen sie das Büro, eine kleine, ziemlich neue Blockhütte, rechts von sich liegen.

      Sie waren nur ein paar Meter weitergefahren, als Trudy schließlich den Wagen vor einer wunderschönen Lodge anhielt und den Motor abstellte. Strahlend sah sie zu Julie hinüber. »Hier sind wir nun also!«

      Die Lodge lag inmitten eines von Fichten, Kiefern und Birken bewaldeten Gebietes. Stellenweise reichten unterschiedlich hohe Büsche direkt an das Gebäude. Die Grüntöne der Vegetation gingen fließend ineinander über und hoben die dunkelbraune Lodge von der Umgebung ab. Das fahlgraue Dach verschmolz mit den Farben des Himmels. Da die Sicht aufgrund des trüben Wetters sehr eingeschränkt war, war es zunächst nicht möglich, die das СКАЧАТЬ