Chris Owen - Die Wiedergeburt. Matthias Kluger
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Chris Owen - Die Wiedergeburt - Matthias Kluger страница 28

Название: Chris Owen - Die Wiedergeburt

Автор: Matthias Kluger

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783961455102

isbn:

СКАЧАТЬ Chris ist einzigartig. Es würde mich nicht wundern, wenn er mit sieben zu studieren beginnen würde.«

      »Nun übertreiben Sie aber«, lächelte Sandra die Lehrerin an.

      Doch Miss Rudolph blieb ernst. »Ich übertreibe nicht, Mrs. Owen.«

      »Jetzt machen Sie mir Angst«, erwiderte Sandra.

      »Dann sind wir schon zu zweit, doch ich habe einen Vorschlag.« Interessiert blickte Sandra zu Miss Rudolph. Diese beugte sich über den Tisch und flüsterte, als ob sie einer konspirativen Sitzung beiwohnte. »Was, wenn ich Chris in meine ganz besondere Obhut nehmen würde? Natürlich gemeinsam mit Ihnen. So wäre sichergestellt, dass wir allzeit die Kontrolle behalten und Chris nicht wie eine Laborratte behandelt wird.« Mit großen Augen blickte Miss Rudolph erwartungsvoll zu Sandra.

      »Ich denke darüber nach und bespreche das mit der Familie. Im Besonderen mit Chris. Wie sähe denn Ihre – wie sagten Sie – Obhut aus?«

      »Chris geht weiterhin in meine Klasse. Wir sollten mit ihm besprechen, dass er möglichst unauffällig bleibt. Um seine Talente kümmere ich mich in meiner Freizeit. Das würde bedeuten, dass wir uns häufiger sehen, da ich das nicht auf dem Schulgelände durchführen möchte. Am besten hier bei Ihnen. Wir haben Platz und Sie hätten ständig die Übersicht. Wie hört sich das für Sie an, Mrs. Owen?«

      Sandra überlegte kurz. Dann sagte sie: »Sandra. Nennen Sie mich Sandra.«

       Kapitel 34: Heimlichkeiten

      Obwohl gerade einmal sechs Jahre alt, begriff Chris vom ersten Augenblick an, worauf seine Mutter und die Lehrerin Miss Rudolph abzielten. Daran, dass er in seinem Alter sowohl fließend schreiben als auch lesen konnte, fand er nichts Außergewöhnliches. Ebenso empfand er sein künstlerisches Geschick als Normalität, auch wenn er erkannte, dass gleichaltrige Kinder wesentlich unsicherer und unpräziser vorgingen. Für ihn schien die Welt auf den Kopf gestellt. Betrachtete man ihn als bemerkenswertes Genie, so empfand er vielmehr die Menschen um sich herum als … eben untalentierter.

      »Ich soll mich im Unterricht nicht vordrängeln, sondern zurückhalten?«

      »Ja, genau so gehen wir vor«, sagte Miss Rudolph. »Sicher langweilst du dich bei dem, was ich deinen Mitschülern als Unterrichtsstoff vermitteln werde. Doch du musst dieses Gefühl verbergen und so tun, als ob du wie die anderen Schritt für Schritt dazulernst.«

      »Dann werde ich mich verstellen. Wird bestimmt spaßig«, lächelte Chris seine Mutter an.

      »Nachmittags treffen wir uns viermal die Woche hier; dann werden wir dein vorhandenes Wissen und Können weiter vertiefen. Du erhältst sozusagen Privatunterricht von mir.«

      »Und keiner darf davon erfahren?«

      »Keiner«, schaltete sich jetzt Sandra ein. »Außer der Familie und Daniela weiß niemand Bescheid.«

      Dass seine Mutter die Lehrerin mit Vornamen ansprach, war ihm bisher entgangen. Chris gefiel der Vorschlag. Mit den anderen Kindern aus der Schule zu spielen, langweilte ihn. Ausgenommen Meira. Seine Schwester betrachtete ihn mit Stolz und er fühlte sich durch die Aufmerksamkeit, die sie ihm entgegenbrachte, geschmeichelt. Stundenlang erzählte er ihr Geschichten, die er zuvor gelesen hatte. Wenn es indes darum ging, über diese Geschichten und deren Inhalte nachzudenken, sich darüber zu unterhalten, verebbte das Interesse der Schwester. Noch war sie nicht so weit, seinen Überlegungen zu folgen. Sicher würde es mit Miss Rudolph spannend werden. Zweifellos würde sie ihm dabei helfen können, Themen, an denen er scheiterte – was ihn teilweise grimmig stimmte –, so zu erklären, dass auch er sie verstand. Würde Miss Rudolph auch das andere, das »Ding«, deuten können? War sie in der Lage, ihm das in seinem Kopf zu erklären? Sollte er sich ihr überhaupt anvertrauen? Im Internet hatte er heimlich über Hannibal Lecter gelesen. War er bei dem, was sich ab und an in seinem Kopf abspielte, ebenso verrückt wie Hannibal? Würde man ihn auch wegsperren, sollte er sein Geheimnis preisgeben?

       Kapitel 35. Die Pause

      Chris fand sich in der Rolle des »durchschnittlichen« Erstklässlers sehr gut zurecht und bewies schauspielerisches Talent – ganz zum Wohlgefallen seiner Lehrerin, die ebenfalls zur perfekten Inszenierung beitrug. Einzig Alica Adams, seine Banknachbarin, schien das Theaterspiel zu durchschauen. Zumindest vermutete Chris dies, da sie ihn hin und wieder seltsam wissend betrachtete. Alica war auch die Einzige in der Schule, mit der Chris intensiver in Kontakt kam. Ebenso freundete sich Meira mit Alica an, da sie die Pausen häufig zu dritt im Park des Schulgeländes verbrachten.

      Wie in vielen Schulklassen, gab es auch in Chris’ Klasse einen Pausenclown. Daneben einen, der sich von allen anderen Respekt erkämpfte und vor dem jeder in Habachtstellung ging. Der Rest der Klasse gruppierte sich entweder zu den Außenseitern oder zu den eher unauffälligen Mitläufern. Wie sich herausstellte, nahm Tom ideal die Rolle des Kaspers ein. Keine Minute verging, in der er nicht versuchte, durch – zugegebenermaßen dämliche Kommentare – im Mittelpunkt zu stehen.

      Außenseiter waren, wie nicht anders zu erwarten, Chris und seine Banknachbarin Alica. Schnell hatten beide Spitznamen weg, ärgerlich, doch unausweichlich. »Spook« oder »Spooky« spielte auf die blasse Gestalt wie auch auf Chris’ rote Augen an. Dieser konnte damit leben. Härter traf es Alica, wenn ihr »Miss Piggy« hinterhergerufen wurde. Sie zuckte jedes Mal zusammen und litt sichtlich unter dem Spott der Klassenkameraden.

      Die große Ausnahme war »Hulk«, der den Namen für sich selbst gewählt hatte und darauf bestand, eben so angesprochen zu werden. »Hulk« war niemand anderes als Scott Fitzgerald, der den Respekt aller Mitschüler in nur wenigen Tagen erlangt hatte. Ein jeder, der in seinen Fokus geriet, wurde mehr oder weniger drangsaliert. Das Eigentum der Klassenkameraden zählte für »Hulk« nicht. Stifte, Pausenbrote – wenn er etwas wollte, griff er danach. Wehrte sich der- oder diejenige, gab’s Prügel.

      Tom, der Clown, und Scott Fitzgerald hingen meistens gemeinsam ab. Während »Hulk« sich als König aufspielte, erfüllte Tom die Rolle des Hofnarren.

      Im wiesengrünen Park des Schulgeländes teilten sich die Schüler der unterschiedlichen Altersstufen in den Pausen ihre Reviere ein. So hielten sich die unteren Jahrgangsstufen in der Nähe des Schulgebäudes auf, während die älteren weiter entfernt ihre Ruhe suchten, um unter sich zu sein.

      »Du bist dran«, lachte Meira und sah zu Alica, die neben ihr unter einer ausladenden Ulme saß.

      Alica wirkte etwas verlegen. Noch immer begriff sie die Regeln des neuen Kartenspiels, welches Chris mitgebracht hatte, nicht so recht. Daher lugte dieser ihr über die Schulter und tippte auf jene Spielkarte, die dem bunten Bild nach am sinnvollsten zu legen war.

      »Du sollst ihr nicht immer helfen«, protestierte Meira, aber am Grinsen der beiden erkannte sie, dass ihr Einwand wenig Gehör fand.

      »Mist, jetzt hat Alica schon wieder gewonnen«, schimpfte Meira, doch ihre Wut hielt sich in Grenzen.

      Nun war Chris an der Reihe, die Karten neu zu mischen, als er von Weitem Scott Fitzgerald in Begleitung seines Schattens Tom herannahen sah. »Hulk« baute sich zusammen mit seinem Freund drohend vor der Dreiergruppe auf. »Na, was spielen die Babys denn da? Karten? Miss Piggy, kannst du die mit deinen Wurstfingern denn überhaupt halten?« Scott stieß Tom höhnisch lachend in die Seite. Dieser blähte die Backen, während seine Augäpfel hervortraten.

      »Du СКАЧАТЬ