Der Club der scharfen Tanten. Heinz-Dietmar Lütje
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Club der scharfen Tanten - Heinz-Dietmar Lütje страница 10

Название: Der Club der scharfen Tanten

Автор: Heinz-Dietmar Lütje

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9783960083207

isbn:

СКАЧАТЬ wohl niemand geben würde. Viele, wie Helga, Ute und einige andere sogar viel weniger. Edelgarde v. Toppendorf, Freifrau und Großgrundbesitzerin und zigfache Millionärin konnte ein Lächeln gerade noch verbergen, als sie sah, wie es gerade hinter der Stirn der mittlerweile nun wirklich nicht mehr ganz nüchternen Etta arbeitete, als Schöler ein dickes Bündel Fünfhunderter hochhielt und sein Fotograf ein Bild schoss. Fast unauffällig hatte die bekannte Sportreiterin, die auch eine exzellente Jägerin und anerkannte Hundeführerin war, das dicke Bündel auf dem Tisch platziert.

      Dann, nach noch einigen durchaus interessanten Gesprächen, verabschiedete sich der Chefredakteur der „Hamburger Allgemeinen“ mit den Worten: „Dann freuen Sie sich auf die Samstagsausgabe, meine Damen!“

      Diejenigen, die den geistigen Getränken nur mäßig zugesprochen hatten, fuhren in ihren meist teuren Sportcoupés oder Cabrios vom Parkplatz. Die doch etwas vorsichtiger gewordene Etta ließ sich von ihrem „Helgalein“ chauffieren und einige bevorzugten auch ein Taxi. Nur Busse oder Bahnen waren für Damen ihrer Klasse natürlich tabu.

      Gunther Schöler allerdings nahm, nachdem er das gespendete Geld im Tresor der Redaktion eingeschlossen hatte, einige Straßen weiter den einen oder anderen Whisky gemeinsam mit seinem Fotografen zu sich, wobei sie sich die Fotos anschauten und insbesondere bei einem sich ohne Worte zunickten. Das Foto hatte den Moment eingefangen, als fast alle Ladies gleichzeitig ihre Beiträge leisteten und das Geld auf den schweren Eichentisch warfen. Mittendrin ein Arm mit einer schlanken, aber sehnigen Hand, die eindeutig ein dickes Bündel Fünfhunderter auf den gut ausgeleuchteten Tisch fallen ließ. Am Handgelenk ein gelbgoldener, ganz sicher alter, Armreif mit im Licht dunkelrot funkelnden Rubinen besetzt. Diesen Armreif kannte nicht nur Schöler, sondern auch sein Pressefotograf genau. Das Schmuckstück und seine zwar viel jüngere, aber mindestens ebenso edel wirkende, Besitzerin war in ihrem Blatt eine häufig abgelichtete Persönlichkeit.

      Und tatsächlich, der Artikel über den Damenstammtisch „Ladies Power“ war gelungen. Ja, mehr als das, und zwar in jeder Hinsicht. Etta und ihre Stammtischschwestern waren hellauf begeistert. Nicht nur, dass ihr Stammtisch als mittlerweile „Hamburger Institution“ auf eine Stufe mit dem Lions-Club, dem Golf-Club „Grün-Weiß 99“ und dem „Hanseatischen Segel-Verein von 1850“ gestellt wurde, was zwar nicht das ehrwürdige Alter, aber das mittlerweile erlangte Prestige anbetraf, sondern auch, was die Zusammensetzung der Mitglieder, die sich als Members bezeichneten, und auch die Aktivitäten anging. So wurde von der Unterstützung in Not geratener Mitbürger, über die Hilfe bei Umweltkatastrophen, wie dem letzten Elbhochwasser, ebenso berichtet, wie die tatkräftige Mitarbeit im Bereich des angewandten und tatsächlichen Tier- und Naturschutzes und die Förderung von Talenten jeglicher Couleur. Besonders aber freuten sich die Ladies darüber, dass der Hinweis nicht fehlte, dass nur einstimmige Zustimmung aller Members die Aufnahme neuer Mitglieder ermöglichte. Außerdem wurden die Damen alle namentlich genannt und auf einem Gruppenbild der geneigten Leserschaft präsentiert. Gewissen Rahmen nahm auch die großzügige Spendenbereitschaft für eine der Ladies, die schwer vom Schicksal gebeutelte Erika Boll, ein. Insbesondere die dicken Geldbündel, die um die Fünfhunderter drapiert wurden, und so selbstverständlich sofort ins Auge fielen. „Geld“, so erklärte Schöler seinem Fotografen nachdrücklich bei Betrachtung der insgesamt gelungenen Bilder, „ist für den Normalo stets der interessanteste Blickfang.“ Wer anderer Meinung ist, lege einen dreckigen Fünfhunderter und gleichzeitig ein Hochglanzfoto einer nackten Schönheit auf den Tisch und beachte, worauf die Blicke der Anwesenden zuerst fallen werden?

      Nachdem auch einige der Ladies zu Wort kamen, selbstverständlich die Gründerin, Etta v. Tarla-Hippenstedt, an der Spitze, sprach der Chefredakteur noch ganz kurz die Hoffnung aus, dass die Gläubiger der unschuldig in diese finanzielle Not geratenen Erika ein Einsehen haben mögen und sich mit der Aufteilung der zusammengekommenen Gelder zufriedengeben würden, was auch nachdrücklich mit der ganzen Macht dieses bedeutenden Blattes insistiert wurde.

      Rita Schaller jedenfalls war stolz auf ihren Chef und dachte sogar, zwar nur ganz kurz, aber immerhin, darüber nach, ob sie ihn vielleicht doch irgendwann einmal in ihr Lotterbettchen lassen sollte? Mit dem Artikel hatte er auf einer ganzen Seite jedenfalls absolut gehalten, was er versprochen hatte. Aber wäre das in jedweder Beziehung so? Nun, frau würde sehen. Erst einmal abwarten, ob er denn auch im Falle Erika erfolgreich ist, sagte sie sich.

      Viel weniger Begeisterung hingegen löste der des überschwänglichen Lobes volle Artikel bei einigen anderen Mitgliedern der „Oberen Fünfhundert“ der Hansestadt aus.

      „Da siehst du es! Eine Institution nennt die ‚Hamburger Allgemeine‘ den Stammtisch. Du bist in jedem Verein, der Rang und Namen hat“, Dr. Sieglinde Hammerschmidt-Blume machte eine kleine Pause um tief Luft zu holen, um dann mit erhobener Stimme zischend den Satz zu vollenden, „von meinem Geld natürlich! Und ich, die dir alles, alles was du dir gewünscht hast, ermöglicht hat, ich stehe wieder einmal außen vor!“

      Staatsrat Dr. Peter Hammerschmidt wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Ihm war, als würde eine böse Schlange gleich ihr Gift über ihn verspritzen. Aber sollte er ihr sagen, wie oft er diesen Schritt schon bereut hatte? Wie konnte er nur so dumm gewesen sein, sich vom Geld und natürlich dem Einfluss der Familie Blume so blenden zu lassen, dass er diesen hässlichen und bösartigen tapezierten Knochen geehelicht hatte? Aus sicherer Entfernung und in der Nähe der Tür, die Aktenmappe bereits unter dem Arm und den Autoschlüssel in der Hand, gestattete er sich immerhin den Hinweis: „Nach allem, was du dir gerade geleistet hast, solltest du lieber still sein, Sieglinde. Danke Gott, wenn es mit einem Strafbefehl ausgeht und du nicht in einer öffentlichen Verhandlung durch die Presse gezerrt wirst.“ Schnell machte er, dass er aus dem Haus kam, um ihre Erwiderung nicht mehr hören zu müssen.

      Paul Bollmann, der sich am Samstag beim morgendlichen Frühstück immer erst einmal die Börsenkurse zu Gemüte führte, war soviel Glück nicht beschieden. Wie eine Furie stürzte sich seine Angetraute auf ihn. „Hier, in der ‚Allgemeinen‘ ist ein Riesenartikel über den Damenstammtisch!“ Mir diesen Worten warf sie ihm die gerade angelieferte Zeitung auf den Tisch. Mitten auf sein, gerade frisch geschmiertes, Brötchen mit Fleischsalat. „Na, na, klink dich mal wieder ein, Mädchen“, brummte Bollmann, dessen gerade noch erfreut durch die gestiegenen Daxwerte strahlendes Gesicht sich jetzt langsam von freundlich auf angesäuert veränderte. Seine nicht einmal halb so alte Heidelinde war zwar schön anzuschauen und auch in gewissen Dingen durchaus eine Granate, aber an Hirn und dem, was man auch die inneren Werte zu nennen pflegt, mangelte es hingegen. Die dafür vorgesehene Masse war wohl in Titten und Arsch verbraucht worden, die dafür aber immerhin silikonfrei, also naturbelassen, den Blick des Betrachters erfreuten. Schnaufend griff Bollmann sich das Druckerzeugnis und vertiefte sich in den Artikel. „Na, dann habe ich Hanno und Falk ja vielleicht sogar zu Unrecht beschuldigt“, brummte er. Das war nun ganz und gar nicht das, was seine Heidi hören wollte. „Was sagst du da? Zu Unrecht? Willst du damit sagen, dass die Weiber mich nicht aufgenommen haben, war richtig?“ Bollmann stärkte sich erst einmal mit einem Bissen, der das halbe Brötchen aus der Gefahrenzone brachte, nämlich in seinem Mund verschwinden ließ und nach nur zwei, drei Kaubewegungen eine Etage tiefer befördert wurde. „Hmhm, immerhin steht da auch, dass die Damen eine Aufnahme nur einstimmig beschließen können. Das heißt also, dass alle Frauen zustimmen müssen und nicht nur eine, verstehst du?“, verdeutlichte Paul Bollmann seine Worte.

      „Natürlich, ich bin ja nicht blöd!“ Diese Anmerkung kommentierte der Makler lieber nicht, schließlich wollte er zu Ende frühstücken. „Also ist es dir egal, ob deine Frau dazu gehört oder nicht?“ Geradezu entsetzt starrte Heidelinde ihn an.

      „Eigentlich schon, man kann nicht alles haben, was man will.“ Langsam schaffte sie es, Bollmann wütend zu machen.

      „Hast du mir nicht gesagt, mit dir kann ich alles erreichen. Für dich gibt es nichts Unmögliches!“

      Bollmann überlegte, ob er sich aufregen sollte СКАЧАТЬ