Der größte Irrtum der Weltgeschichte. Hans-Erdmann Korth
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Название: Der größte Irrtum der Weltgeschichte

Автор: Hans-Erdmann Korth

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Жанр: История

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isbn: 9783954889884

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СКАЧАТЬ frühere Heilsgeschichte vermutet haben könnte: Wäre irgendwem die Abweichung der Indiktionen um drei Jahre gegenüber dem Evangelium aufgefallen, so konnte der immerhin annehmen, dass diese auf eine winzige Ungenauigkeit des Kopisten im so gewunden formulierten, scheinbar willkürlichen1 Argumentum I. zurück ginge: Statt 'semper adde XII regulares, fiunt DXXII' hätte dort ursprünglich dann wohl 'semper adde XV regulares, fiunt DXXV' gestanden.

      Die große Zahl verdoppelter historischer Personen und Ereignisse legt, wie wir in einem späteren Kapitel noch sehen werden, den Schluss nahe, dass uns große Teile der christlichen Spätantike doppelt überliefert wurden. Einmal nach unserer Zeit und dann ein weiteres Mal, auf Christi Geburt bezogen und dort, wo die Angaben anhand der Osterrechnung synchronisiert wurden, um 304 Jahre (4 kallippische oder 16 metonische Zyklen) vorverlegt. Davon wäre dann auch Dionysius Exiguus selbst betroffen – mitsamt seinem Kaiser Justinian I.1 Auch der wäre also um drei Jahrhunderte zu früh in die Geschichtsschreibung eingeordnet. Dionys wäre damit in Wirklichkeit ein Zeitgenosse des Kaisers Theophilos.2

      Nun verschiebt sich, wie wir erfahren haben, der julianische Kalender in drei Jahrhunderten gegenüber dem Jahreslauf um 2-3 Tage und auch die Differenz zum metonischen Zyklus beträgt etwa einen Tag. Sollte dies niemandem aufgefallen sein? Natürlich war es das! Beim Vergleich der überlieferten Osterdaten fand man die zu erwartenden Abweichungen: Lag im Rom der Spätantike das frühestmögliche Datum des astronomischen Frühlingsvollmondes inzwischen auf dem 18. März, so rechnete man in Alexandria und Konstantinopel immer noch mit dem 21. März. Fiel der Termin auf einen Samstag, so wurde das Osterfest in Rom um eine Woche verschoben. Es hätte also Unstimmigkeiten gegeben, aber dieser Osterstreit3 war irgendwann beendet worden.

       Fredegar – zwei Zählweisen werden vermischt

      Die Fredegar-Chronik ist neben dem im frühen 8. Jahrhundert verfassten Liber Historiae Francorum eine Hauptquelle für die Geschichte des Frankenreichs im 7. Jahrhundert.1

      Von Bedeutung ist vor allem das vierte2 und letzte Buch der Chronik, welches – trotz vieler Probleme – eine der ganz wenigen Quellen zur fränkischen Reichsgeschichte des 7. Jahrhunderts darstellt. Es umfasst die Spanne von 583 AD bis 642 AD und damit den einzigen zeitnahen Bericht über das grausige Ende der Merowinger. Bis 591 überlappt sich die Chronik mit der des Gregor von Tours.

      In karolingischer Zeit wurde die Fredegar-Chronik dann auf der Grundlage des Liber Historiae Francorum als amtliche Chronik bis 768 fortgeführt. Diese Fortsetzung wird als Continuationes bezeichnet.3

      Die Zeittafel dieses Fredegar Continuatus liegt uns in verschiedenen Versionen vor:

Von Adam oder dem Beginn der Welt bis zur Sintflut 2242 Jahre
Von der Sintflut bis auf Abraham 942 Jahre
Von Abraham bis auf Moses 505 Jahre
Von Moses bis auf Salomo 489 Jahre
Von Salomo bis zur Wiedererbauung des Tempels zur Zeit des Darius 512 Jahre
Von der Wiederherstellung des Tempels bis zur Ankunft [Passion?] unsres Herrn Jesu Christi 548 Jahre

      Zusammengezählt sind das 5238 Jahre1 – folgt man Fredegar, so wären es jedoch 300 Jahre mehr (abzüglich der Lebenszeit Jesu):

Von Anbeginn der Welt bis zum Leiden unseres Herrn Jesu Christi 5538 Jahre
Und vom Leiden des Herrn bis zu diesem gegenwärtigen Jahre, am 1. Januar, einem Sonntag, 735 Jahre
Um dieses Jahrtausend zu erfüllen, bleiben noch 2 265 Jahre

      Eine andere Überlieferung der Fredegar-Fortsetzung3 liefert zusätzliche Einzelheiten des frühen Mittelalters:

Von Adam oder dem Beginn der Welt bis zur Sintflut 2242 Jahre
Von der Sintflut bis auf Abraham 942 Jahre
Von Abraham bis auf Moses 505 Jahre
Von Moses bis auf Salomo 479 Jahre
Von Salomo bis zur Wiedererbauung des Tempels zur Zeit des Darius 512 Jahre
Von der Wiederherstellung des Tempels bis zur Ankunft [Passion?] unsres Herrn Jesu Christi 548 Jahre
Gewiß sind von Anbeginn der Welt bis zum Leiden unseres Herrn Jesu Christi 5228 Jahre
Vom Leiden des Herrn bis zu diesem gegenwärtigen Jahre, welches in dem Zyklus des Victorius1 das 177. ist, am 1. Januar, einem Sonntag, und um dieses Jahrtausend zu erfüllen, bleiben noch 63 Jahre übrig. [..dies wäre somit das Weltjahr 6165 ]

      Hier wurde bis zur Passion Jesu korrekt addiert, jedoch wären bis dahin 10 Jahre weniger vergangen. Zudem liegt die Jahrtausendwende nun um 188 Jahre näher. Und schließlich hätte der Osterzyklus des Victorinus nicht wie überliefert 457 AD, sondern erst 240 Jahre vor dem Millennium, also 760 u.Z. begonnen.

      Wie konnte es zu diesen Abweichungen kommen? Sollte Fredegar Christgeburt und Passionsjahr vorsätzlich vertauscht haben? Einiges spricht dafür:

      Fredegar übernahm von Gregor von Tours auch den Hinweis auf die Sonnenfinsternis im 32. Regierungsjahres König Guntrams, nach traditioneller Rechnung 591 AD, Gregor zufolge an einem Vormittag in den Iden (6.-13.) des August.

      Eine solche in Zentral-Frankreich sichtbare Eklipse sucht sucht man Ende des 6. Jhs. vergeblich.1 Die einzige hierzu passende Verfinsterung fand am 8. August 891 u.Z. statt, vormittags über Genf erschien sie ringförmig.

      Wie es scheint, wollte Fredegar mit seinen widersprüchlichen Angaben die Leser darüber hinwegtäuschen, dass das erwartete Millenniumjahr eben nicht das tausendste seit der Geburt Jesu wäre.

      Aber warum dann der unnötige Lapsus: Geburt statt Passion? Vielleicht, weil so der offenkundige Widerspruch verschleiert wurde und die Differenz von genau 300 Jahren dem Leser nicht gleich ins Auge sprang? Der häufig ungenaue Fredegar, so konnte man vermuten, hätte sich eben mal wieder geirrt!

      Und wer es ganz genau wissen wollte, der fand auch einen Beleg hierfür: Zwei Absätze nach dem Bericht über seine Ermordung im Jahre 602 hätte Kaiser Maurikios drei Jahrzehnte später noch Gesandtschaften der Langobarden empfangen...

      Trotzdem bleibt die vorsätzliche Unwahrheit. Sie zwang den Autor des 'Fredegar' anonym zu bleiben.

      Gregor v. Tours hatte dieses Problem zuvor auf СКАЧАТЬ