Die gesellige Hausfrau 1892. Isa von der Lütt
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die gesellige Hausfrau 1892 - Isa von der Lütt страница 6

Название: Die gesellige Hausfrau 1892

Автор: Isa von der Lütt

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежная драматургия

Серия:

isbn: 9783867778039

isbn:

СКАЧАТЬ Kundigen fertigten selbst das ihnen Nötige; andere zogen arme Blumenmacherinnen zur Hilfe heran. Außerdem vermischten sich in den Zweigen der künstlichen Blumen auch lebende, um des Duftes willen, der übrigens auch den künstlichen beigebracht war.

      Der Anblick dieses Saales war entzückend. Die Wände waren bis zur halben Höhe mit hellgrünem Stoff behangen. Davon hoben sich unendlich freundlich und freudig alle die Lauben – Rosen in jeder Art und Schattierung, Flieder, Clemathis, Goldregen, Schneeballen, Geißblatt, Kapuziner, Pfirsichblüte ec. – ab. In den Zwischenräumen standen grüne Sträucher, hingen blühende Gewinde.

      Vor jeder Laube war je ein Gärtchen eingerichtet. Zierliche Gartenmöbel – meist aus der jungen Damen Häuser selbst geliehen – luden zum Genuß der Erfrischungen, welche jede Laubeninhaberin verkaufte. Die Laube hatte seitlich je eine Fensteröffnung mit Fensterbrett, bestanden mit blühenden Blumenstöcken und Sträußen zum Verkauf. In einzelnen dieser reizenden Fenster, doppelt reizend, wenn die Inhaberin anmutig die Speisen herausreichte, hingen niedliche Käfige mit Kanarienvögeln, welche fröhlich und stimmungsvoll in die lustige Welt hinauszwitscherten und sangen.

      Die jungen Damen gingen alle in der Landestracht – holländisch – was ganz besonders anmutig zum allgemeinen Charakter stimmte.6)

      Hellklingende, freundliche Weisen spielende Streichmusik erhöhte noch die fröhliche, sonnige Stimmung.

      Der Blumengarten war drei Nachmittage geöffnet. Am dritten, Sonntags, zu Volkspreisen. An diesem wurden in letzter Stunde die künstlichen Blütenzweige der Lauben verkauft. Um Geringes, ohne den Reichen Schranken zu setzen, um Pfennige. Manche Arbeitersfrau, der solch ein Schmuck für ihr Heim sehr herrlich dünkte, ging glückselig damit nach Hause.

      Für Unternehmungen mehr exklusiven Charakters und vornehmeren Stiles sind seit einiger Zeit

      Ausstellungen von Kunstgegenständen, die in Privatbesitz sind, in Aufnahme gekommen. Es ist dies ein Gebiet, welches sich je nach der Ausführung, auch in Spezialitäten: nur Gold- und Silberarbeiten, nur Gemälde, nur Porzellan, nur Handarbeiten, sehr erfolgreich bebauen läßt. Am besten und feinsten eignet sich hierzu das Privathaus. Je vornehmer das Haus, das sich hierzu leiht, je besser der Zuspruch und pekuniäre Erfolg, welche noch gesteigert werden können, wenn sich die betreffende Hausfrau entschließt, in ihrem Haus, sei dies auch ein Palais, auch, wenigstens zu einer bestimmten Stunde, selbst zu empfangen.

      In gleichem Charakter können auch die bekannten

      wie sie in Großstädten in christlichen Vereinen, Hospizen ec. der Brauch sind, nutzbar gemacht werden.

      In X. hielt ein Wohltätigkeits-Verein unter dem Vorsitz der Fürstin A. H. in diesem Sinne einen Gesangs-Abend, welcher reiche Ernte trug. Die Grundlage dieses Unternehmens waren die aus Gefälligkeit gegebenen Lieder einer Konzertsängerin erster Klasse, der Schauplatz war der große Saal eines Klubhauses.

      Jede der zwölf Komitee-Damen hatte je einen Raum im Saale als persönlichen Empfangswinkel übernommen. Sie richtete sich dort mit eigenem Hausrat – Paravents, Sofas, Puffs, Teetischen, traulich behaglichen, familienhaften, hohen Stehlampen, Blumenvasen – möglichst hübsch und intim ein. Die Bewirtung übernahm sie ebenfalls persönlich mit eigenem Geschirr, Diener ec. als Bewirtungseinheit war – das Fest war vor dem Theater von 6 – 9, hätte aber ebensogut nach demselben von 9 – 12 sein können – festgesetzt worden: Tee, Gebäck, belegte Brötchen, Eis, Obst, Wein, Likör, Glühwein, Grog, Punsch, Bier in kleinen Gläsern.

      Jede der Damen lud sich ihre Gäste ein, Einladungen, die größtenteils als Ehre und Glück empfunden wurden. Die Karte lautete:

       „Am ….. wird Frau S … (Name der Sängerin) die Güte haben, in einem Gesangs-Abend, veranstaltet vom ….. Verein, zu dessen Gunsten Lieder vorzutragen. Sollten Ew. Hochwohlgeb. gesonnen sein, diesen Abend zu besuchen, – Eintrittskarten à 10 Mark sind im Klubhause X. gegen Vorzeigung und Umtausch dieser Karte zu lösen – so bittet Fürstin A ….. hiermit, Herrn Kommerzienrat M. mit Frau und Fräulein Töchtern um das Vergnügen, sie an ihrem Teetisch im großen Saale des Klubhauses empfangen zu dürfen.

       Antwort erbeten.“

      Die unentbehrliche Postkarte fehlte, als einziger Verkaufsgegenstand, selbstverständlich auch nicht und trug neben dem künstlerisch ausgeführten Datum und Zweck des Unternehmens je das Wappen – die Damen gehörten sämtlich der hohen Aristokratie Österreichs an – der Gastgeberin.

      Der Ertrag dieses Festes war glänzend.

      Nicht unerwähnt darf ich in diesem Kapitel einen neuen Zweig solcher Bazare, als

      lassen. Solche Bazare können, besonders so lange sie den Reiz der Neuheit haben, ebenfalls ganz einträglich werden. Ganz im Stile eines Jahrmarkts angelegt, am besten auf einer Festwiese oder wegen der Unbestimmtheit des Wetters in Saal oder Halle, lassen sie sich unendlich reichhaltig entwickeln. Alles was Kinderherzen auf Jahrmärkten entzückt, kann diesen hier in verfeinerter, veredelter Weise geboten werden. Dazu kommen dann noch theatralische Aufführungen, teils von Kindern, teils von Erwachsenen dargestellt.

      Um den Eintritt auch armen Kindern zu ermöglichen, wird derselbe, für einen der drei Tage (für die Kinder, nicht für Erwachsene) nur auf wenig Pfennige festgesetzt. Kinderfreunde können sich dann noch das Vergnügen machen, Billets in großer Anzahl an die Volksschulen zur Verteilung an arme Kinder zu schenken.

      Ich kenne eine edle, warmherzige Frau, die es liebt, auch

      weiter auszudehnen, und die zum 7. Geburtstag ihres einzigen Sohnes den Kindern der Orte, in welchen ihre Besitzungen liegen, solch ein Fest gibt.7)

      Es ist dieser seltenen Frau geradezu ein Leid, daß bedeutsame Familienfeste nirgend mehr zum Band von Mensch zu Mensch benützt und festliche Freuden, welche man sich hierbei selber schafft, auch in ihren dafür geeigneten Momenten, nicht mit anderen geteilt werden. Den Einwand, daß die Verhältnisse ganz andere geworden seien und nirgend mehr soviel Reichtum und zugleich Stellung und Ansehen in einer Hand lägen, wie einst, läßt sie nur mit Beschränkung gelten. Sie behauptet, – und wohl mit Recht! – daß auch im Mittelstande sehr oft Feste gegeben werden, welche geteilt werden könnten. Statt dessen aber seien die meisten solcher Familienfeste und Aufführungen geradezu hermetisch für ein paar Menschen abgeschlossen und nicht einmal der Dienerschaft, den Arbeiterinnen, die sich für die Kostüme mühten, werde freundlicher Zutritt ermöglicht.

      Sie beklagt bei jeder Hochzeit eines gekrönten Paares oder ähnlichen Festen, welche sie veranlassen, ihre Hofschleppen hervorzunehmen, wieder neu das Verschwinden des mittelalterlichen Brauches, der die Hochzeiten regierender und anderer hoher Häuser zugleich zu Volksfesten gestaltete. Heutzutage aber habe nur mehr die Hofgesellschaft etwas von all solchen Festlichkeiten, während sich alle übrigen Landeskinder mit nur zufällig erhaschten Momenten begnügen müssen. Sie träumt schon jetzt davon, einst die Hochzeit ihres kleinen Töchterchens in diesem alten, verlorengegangenen Sinne zu feiern und hat sich schon jetzt ausgemalt, wie sie dereinst auf ihrer großen, dann jedermann zugänglichen Parkwiese vor dem Brautpaar allerlei Spiele, Gaben-Überreichung ec. aufführen lassen wolle.

      Wiewohl derlei Hochzeiten im großen Stil innerhalb der Aristokratie СКАЧАТЬ