Название: Hüter meines Herzens
Автор: Denise Hunter
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961400454
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Im Stall heulte der Wind. Kismet wieherte laut, hoch und zitternd. Seit seiner Ankunft war er draußen auf der Weide gewesen. Noah wusste, dass die letzte Nacht für ihn schwer gewesen sein musste. Er hätte sich mehr Zeit für das Pferd nehmen sollen, aber er war von Josephine abgelenkt gewesen.
„Hey, Kumpel.“ Langsam ging er auf die Box zu. „Alles gut. Alles wird gut.“ Er streckte ihm die Hand hin, doch das Pferd wich zurück.
Noah griff in seine Manteltasche, wo er Zuckerwürfel aufbewahrte. Es brauchte einige Minuten guten Zuredens, aber nach einer Weile kam Kismet Schritt für Schritt auf ihn zu und nahm sie aus seiner Hand.
„Gut gemacht, mein Feiner.“
In einer der nächsten Boxen wieherte Rango, der sehnsüchtig auf sein Futter wartete. Ein paar der anderen Pferde folgten seinem Beispiel. „Ja, ist ja gut, ist ja gut. Ich weiß, dass ihr alle Hunger habt. Ihr kommt doch alle dran.“
Nachdem er Kismet beruhigt hatte, begann Noah, die Pferde zu füttern. Kismets Ration fügte er etwas Baldrian hinzu, weil er den ganzen Tag im Stall stehen musste. Er nahm sich für jedes Pferd ein wenig Zeit, schenkte ihnen Aufmerksamkeit und striegelte ein paar auf dem Putzplatz.
Draußen heulte der Wind, pfiff unter den Dachvorsprüngen. Er dachte an Josephine, die in seinem Bett zusammengerollt lag, wo ihr Haar möglicherweise das Kopfkissen beduftete. Sie würde über die Wetterlage auch nicht glücklicher sein als er. Vielleicht schlief sie ja bis mittags.
Mit langen, langsamen Bürstenstrichen arbeitete er sich zu Diggers Kruppe vor. Das Pferd entspannte sich mit einem Seufzen.
Noahs Gedanken wanderten zu Josephine zurück. Er erinnerte sich an ihre Panik vom Vorabend. Im selben Moment, in dem er den Lichtschalter betätigte, war ihm sein Fehler bewusst geworden. Sie hatte sich schon immer vor der Dunkelheit gefürchtet. Irgend so eine Kindheitsgeschichte, nahm er an. Solange er bei ihr war, war es ihr immer gutgegangen. Aber in dem Moment, wo sie allein im Dunkeln war, bekam sie Panik. Er wehrte die Beschützergefühle ab, die in ihm hochkamen, wie er sie auch am Vorabend abgewehrt hatte. Nicht seine Verantwortung.
Er beendete seine Arbeit mit den Pferden und fuhr zurück zum Haus. Es schneite immer noch. Hin und wieder behinderten Wind und Helligkeit seine Sicht so sehr, dass er nicht mehr weiterfahren konnte. Der Himmel war so hell geworden, wie er es an einem Tag wie diesem und angesichts des grauen Abgrunds über ihnen werden konnte. Wenn er doch nur den ganzen Tag im Stall bleiben könnte.
Das Haus war still, als er mit Feuerholz in den Armen eintrat. Er legte seine Winterausrüstung ab und schürte nachdenklich das Feuer. Wie sollte er noch einen ganzen Tag und eine ganze Nacht allein mit Josephine verbringen? Nur in ihrer Nähe zu sein brachte seine Gedanken durcheinander. Schwere Vorahnung schwoll in ihm an, bis sich seine Lungen wie eingepfercht anfühlten.
Er hörte ein Geräusch im Flur. Also war Dornröschen aufgestanden. Und dabei war es noch nicht einmal neun Uhr. Wenige Minuten später sprang die Dusche an.
Das letzte Holzscheit warf er energischer als nötig in den Kamin. Dann kümmerte er sich ums Frühstück. Er schaute in den Kühlschrank und entdeckte einen Eierkarton. Rühreier, Salz, Pfeffer, ein bisschen Käse. Viel zu mühelos fiel ihm ein, wie sie ihre Frühstückseier am liebsten aß.
Kurze Zeit später ging er zum Bad, um Josephine zu sagen, dass das Frühstück fertig war. Die Tür öffnete sich gerade, als er die Hand zum Klopfen hob. Dampf quoll ihm entgegen, und Josephine sprang erschrocken zurück.
Ihr Haar war trocken und kräuselte sich um ihr Gesicht. Ihre sahneweiße Haut ungeschminkt. In anderen Worten, sie war wunderschön.
Sie drückte sich eine Hand auf die Brust. „Du hast mich erschreckt.“
„Frühstück ist fertig.“
„Ich hatte vor, mir beim Bäcker was zu holen.“ Sie ging vorsichtig an ihm vorbei, und er machte ihr Platz. „Bist du so weit? Ich muss nur eben meine Schuhe anziehen.“
Offensichtlich hatte sie noch nicht aus dem Fenster geschaut. Das Schlafzimmerfenster war alt, einfach verglast und daher mit einer undurchsichtigen Plastikfolie überzogen. Das Bad hatte noch nicht mal ein Fenster.
„Noah? Ich habe Termine heute. Je früher ich zurückkomme, desto besser.“
Er sammelte seine Sinne und räusperte sich. „Das mit den Schuhen kannst du dir schenken.“
Sie betrachtete ihn lange. „Und warum?“
Es laut auszusprechen machte es irgendwie wirklicher. Er presste die Lippen zusammen und nickte Richtung Wohnzimmerfenster.
Nach einem langen, prüfenden Blick ging sie zum Fenster hinüber und griff nach den Vorhängen.
Als sie sie öffnete, entfuhr ihrer Kehle ein leises Quietschen.
Jetzt sah es noch schlimmer aus als vorher – und das wollte etwas heißen. Ein weißes Meer. Er konnte kaum über die Veranda hinausschauen.
Ihre Finger umklammerten den Vorhangstoff, während sie hinausstarrte. Ihre Schultern hoben und senkten sich.
Er gab ihr Zeit, das sacken zu lassen. Er hätte sowieso nicht gewusst, was er sagen sollte.
Einen Moment später drehte sie sich um, brach auf dem Sofa zusammen und starrte ihn böse an. „Es hieß doch, es sollte nicht schneien.“
„Na, hat es aber.“
Ihre Augen blitzten. „Vielen Dank auch, Einstein.“
Er hob seine Hände. „Hey, das ist nicht meine Schuld. Ich war’s nicht, der beschlossen hat, ohne jede Vorwarnung hereinzuplatzen.“
„Ich wollte nur helfen.“
Zornig starrte sie ihn durch den Raum hindurch an. Er starrte ebenso zornig zurück.
Als wäre das seine Schuld. Wenn sie die Scheidung beim ersten Durchgang zum Abschluss gebracht hätte, wie sie es versprochen hatte, wäre das nicht passiert. Und er war nicht derjenige, der planlos über den Berg gelatscht kam, ohne wenigstens vorher anzurufen.
Sie verschränkte die Arme. Sie trug wieder den weißen Pulli vom Vortag. „Wie lange wird es dauern, bis es aufhört? Ich habe ein Geschäft, um das ich mich kümmern muss.“
„Da wirst du vielleicht eine Vertretung anrufen müssen. Es soll noch eine ganze Weile nicht aufklaren.“
Ihr rasender Blick prallte auf seinen. „Wie lange?“
Er betrachtete über ihre Schulter die winterliche Szene draußen. Gerade in diesem Moment frischte der Wind auf und pfiff im Kamin. Das Feuer knisterte, und ein Scheit rutschte tiefer in die Flammen.
„Den ganzen Tag.“
Ihre Lippen öffneten sich, und ihre Schultern sanken etwas in sich zusammen, als ihr Atem aus dem Körper wich. „Veräppelst du mich?“
„Leider nein.“
„Ich habe heute eine Wagenladung Dinge zu СКАЧАТЬ