Der junge Häuptling. Liselotte Welskopf-Henrich
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der junge Häuptling - Liselotte Welskopf-Henrich страница 4

Название: Der junge Häuptling

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840080

isbn:

СКАЧАТЬ Adams?«

      »Wenn es sein muss – Tom ohne Hut und ohne Schuhe.«

      Das nennt er eine respektable Figur, dachte Pitt, aber er sagte es nicht, denn er besaß ein gewisses Naturtalent dafür, zu erraten, wie weit er gehen durfte, ohne sich Nachteile zuzuziehen.

      »Komische Bezeichnung. Seit etlichen Jahren sollte Tom doch wieder voll bekleidet sein. Der Mann hat mir keinen üblen Eindruck gemacht. Geben wir ihn dazu.« Der Major wollte zu einem Ende kommen.

      »Alle drei sollen mit Pitt reiten?«, fragte Adams nochmals.

      »Alle drei. Diese Aufgabe hat den Vorrang.«

      »Den Vorrang!«, echote Leutnant Warner.

      »Wenn es sein muss, wird’s gemacht.« Adams fügte sich, allerdings nicht, ohne sehr sichtbar und etwas geringschätzig mit den Achseln zu zucken.

      Der Major entließ die vier.

      Pitt öffnete die Tür. Der Sturm fauchte in den Raum und wehte Sand herein. Pitt und der Dragoner beeilten sich, den Hof zu durchqueren und in dem alten Blockhaus wieder Schutz zu finden. Warner und Adams folgten etwas langsamer und gemessener. Adams schloss als letzter die Tür hinter sich. Unter dem wolkenverhangenen Himmel, zwischen den Sand- und Schneewehen, war es finstere Nacht.

      Der Leutnant knickte in die Knie. Adams glaubte, dass er fehlgetreten sei, sprang ihm bei und packte ihn am Arm, um ihm wieder aufzuhelfen. Aber Warner sackte am Boden zusammen. Der junge Rauhreiter erschrak, riss die Tür hinter sich wieder auf und schleppte den Zusammengesunkenen in das Kommandantenzimmer.

      Major Smith war aufgesprungen. Er schloss rasch die Tür und hob die Lampe vom Tisch, um den am Boden liegenden Leutnant zu beleuchten. Der Lichtschimmer fiel auf das Gesicht. Die Augen waren gebrochen. Als der junge Rauhreiter den leblosen Körper zu untersuchen begann, fand er den Uniformrock durchstochen; Blut war schon in das Tuch gesickert. Ein Dolchstich hatte den Leutnant auf der Stelle getötet. Adams kniete sich zu dem Toten und drückte ihm die Augen zu. Er war daheim auf der Farm von der Mutter zur Achtung vor dem Menschen und zu strengen Lebensregeln erzogen worden.

      Der Major und der junge Rauhreiter schauten sich über den Toten hinweg einen Moment schweigend an. Ohne einen Befehl abzuwarten, lief Adams dann durch eine Zwischentür zur Turmtreppe und rannte, drei und vier Stufen auf einmal nehmend, zum Auslug des Wachturms hinauf. Er wollte Überblick gewinnen und Mike, den Posten, anweisen, Alarm zu geben.

      Oben stand Mike nicht mehr Wache. Sein Körper lag am Boden. Ein Pfeil hatte Nacken und Gurgel durchbohrt. Adams blieb in Deckung hinter der Brüstung und brüllte gegen den Sturm an: »Indsmen im Fort!«

      Er sprang die Treppe wieder hinunter, um sich beim Major weitere Befehle zu holen.

      »Hof und Gebäude durchsuchen!«

      Adams stürzte zu dem alten Blockhaus und gab Alarm.

      Die Männer wären in der undurchsichtigen Finsternis, im nächtlichen Sandsturm, alle lieber hinter den Blockwänden geblieben. Pitt und Hahnenkampf-Bill bestimmten sofort sich selbst als Hauswache. Munition und Essvorräte durften nicht ohne Aufsicht bleiben.

      Die übrigen Männer ließen sich durch den Befehl in den Hof hinausscheuchen. Adams gesellte sich zu ihnen. Es wurde hin und her geschrien. Nur an den Stimmen konnte man sich gegenseitig erkennen oder daran, dass man die Uniform oder die Lederjoppe des anderen fühlte. Es wurde viel unnütz geschossen. Allen war unheimlich zumute, auch Adams selbst und dem Kommandanten. Die Suchenden beruhigten sich gegenseitig nur durch ihre Vielzahl. Jeder Quadratmeter des Hofes wurde mehrfach abgesucht, die Gebäude wurden durchwühlt. Dazu fauchte der Sturm, und der Sand stäubte. Die unheimliche und zugleich unruhig-geschäftige Atmosphäre hemmte das Nachdenken und Beobachten.

      Doch ereignete sich nichts mehr. Kein Feind wurde gefunden, niemand wurde mehr angegriffen. Kein Brandpfeil landete auf den Dächern.

      Die Männer sammelten sich. Sie fluchten leise, dann laut. Als Ersatzmann für den erschossenen Turmposten schickte Adams den indianischen Kundschafter des Forts hinauf, der zur Zeit des Überfalls abgelöst gewesen war und geschlafen hatte. Die Schießluken am Palisadenring wurden alle besetzt.

      Äußerlich trat wieder Ruhe ein.

      Die beiden Toten, Warner und Mike, wurden in dem großen Blockhaus aufgebahrt und mit Decken verhüllt. Adams nahm den Pfeil an sich, mit dem der Posten auf dem Turm abgeschossen worden war. In der Ecke hinten auf der Wandbank saßen Hahnenkampf-Bill und der schmierige kleine Josef mit Pitt zusammen. Adams ging auf diese Gruppe zu.

      »Alle drei beieinander!«, sagte er und würgte dabei alle leiseren Empfindungen hinunter. »Könnt gleich beisammenbleiben. Morgen früh reitet ihr nach Fort Randall mit Briefen des Majors.«

      »Wir?« Hahnenkampf-Bill war an diesem Abend auch ohne Brandy heiser. »Wie ist der Alte denn auf uns verfallen? Davon hast du mir noch nichts gesagt, Pitt!«

      »Erfahrene Grenzer müssen es sein«, antwortete Adams an Pitts Stelle, »Männer, die auch auf Fort Randall den Mund auftun. Wir müssen Verstärkung haben, das begreift ihr wohl alle.«

      »Ich denke es jetzt auch.« Pitt nagte an der Oberlippe. »Das ist’n schlechter Stall hier bei euch. Begreife immer noch nicht, wie’s zugegangen ist.«

      »Nein? Ganz einfach.« Adams sprach trocken und zornig. »Erst haben sie mit dem Pfeil den Wachtposten auf dem Turm oben abgeschossen. Gemeinheit – oder wie ihr’s nennen wollt, aber das sind eben die Büffeljäger und Scharfschützen unter den Roten! Da, seht euch den Pfeilschaft an! Wie ist der gekerbt?«

      Bill nahm den Schaft und drehte ihn in der Hand. »Dakota – unter den Dakota die Teton – unter den Teton die Oglala – unter den Oglala die Bärenbande und bei denen der Bund der Roten Hirsche. Die Gesellschaft kenne ich bestens! Seit mehr als zehn Jahren.«1

      »Als der Posten auf dem Turm abgeschossen war, müssen ein oder zwei übers Tor gekommen sein – oder auch über die Palisaden, wenn sie zu mehreren waren und einander helfen konnten.«

      »Mann!«, rief Pitt dazwischen. »Was es bei euch alles gibt!«

      »Was willst du? Ein Dakota ist seine zwei Meter groß und gewandt wie ’ne Katze. Übers Tor kommt er immer, wenn ihn keiner dabei stört! Hat sich jedenfalls eingeschlichen, der Rote, und im Hof gelauert. Er hat den Leutnant niedergestochen, obwohl ich keine vier Schritt hinter Warner zurück war. Der Indsman muss von der Seite zugestoßen haben. Dann ist er wieder verschwunden, vermutlich auf demselben Weg, auf dem er gekommen war.«

      »Hätte auch mich mit seinem Messer erwischen können«, dachte Pitt laut, »aber das Amulett hat dem Sohn meines Vaters mal wieder geholfen.«

      »Es ist auch immer ein Vorteil, wenn einer für ganz unwichtig gehalten wird«, spottete Bill.

      »Einen Tag und eine Nacht Sandwehen – drei Tote!«, rechnete der kleine Josef. Er schaute böse und erregt auf Adams. »’s ist nicht gut, dass wir hier festsitzen. Die Indsmen wissen immer, wo sie uns finden können, aber sie selber schwirren um uns herum wie die Mücken und sind nicht zu fassen.«

      »Drei Tote!«, wiederholte Adams fragend.

      »George zählt mit! Den hast du wohl vergessen!«

      »Vielleicht hält ihn der Sturm auf.«

      »Adams, СКАЧАТЬ