100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 4. Erhard Heckmann
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СКАЧАТЬ ein Produkt der Eruption, doch die eigentliche Attraktion ist das Blaue Juwel. Und von diesem sind wir nach unserem Frühstück am Diamant Lake und der Zahlung der Zehn-Dollar-Tagesgebühr am Nordeingang des Crater Lake National Parks nur noch wenige Kilometer entfernt.

      Der Übergang in das 74.000 Hektar große Schutzgebiet ist ziemlich fließend, denn das, was es begrenzt heißt im Norden Umpqua Forest und Mount Thielsen Wilderness; im Westen Rogue River Forest, während der Osten und Süden vom Winema National Forest umschlungen wird, der am äußersten Südwestzipfel auch die Sky Lakes Wilderness noch zu dulden hat. Auf halbem Wege der etwa 15 Kilometer langen Zufahrt schneidet die Straße auch die Pumise Desert, ein kahles staubiges Gebiet, in der die Asche-Lawine des Kraterausbruches das einstige Tal dreißig Meter unter sich begrub. Wasser ist in der Tiefe zwar vorhanden, aber der nährstoffarme Boden gibt Pflanzen selbst nach über 7.000 Jahren kaum Chancen. Und es wird noch sehr lange dauern, bis die wenigen halbhohen Pinien, die wie vergessen in der kahlen Gegend ausharren, diesen trostlosen Bereich in einen Wald verwandelt haben werden. Kurz später künden die Berge Red Cone und Grouse Hill, die die Zufahrtsstraße flankieren, den Rim Drive mit dem, den Kraterrand überragendem Llao Rock (2.423 Meter) und dem Merriam Point bereits an, der einen ersten Blick auf den azurblauen See gewährt. Für die Rundfahrt auf dem 33 Meilen langen „Rim Drive“, der hier und dort auch eine größere Schleife ziehen muss, um Bergzügen auszuweichen, nehmen wir uns sehr viel Zeit, um keinen der Aussichtspunkte auszulassen und den See, seine Klippen und Berge, Hänge, Wasserfälle und den Blick auf ein unendlich weit erscheinendes Land zu genießen. Und nach vielen Stunden, am Ende der Rundfahrt, mussten auch wir so strapazierten Worten wie majestätisch, betörend, faszinierend oder überwältigend beipflichten.

       Oregons blaues Wunder, der Crater Lake ist 593 Meter tief

      Und das galt nicht nur für den See und seine Umgebung, sondern auch für die Straßenführung, die am Cloudcap Overlook aus 545 Meter über dem Crater Lake keine Wünsche offen lässt, das „Phantom Ship“ am Südostufer näher präsentiert, wo die Erosion einem etwa 16 Etagen hohen Fels die Konturen eines Piratenschiffes verlieh, das von Bäumen eingerahmt wird, auf dem Weg zum Rim Village die Vidae Fälle ins Bild rückt, die kaskadenartig dreißig Meter über Klippen hüpfen oder am Watchman Overlook am Westrim das beste Foto vom Wizzard Island garantiert. Und wenn ein so schöner Tag auch noch auf einem gepflegten Campingplatz unter uralten Zedern mit zarten T-Bone-Stakes und Lagerfeuer ausklingt, dann sind keine Wünsche unerfüllt geblieben. Natürlich gäbe es hier noch mehr „Natur“, so die Scenic Byways „Volcanic Legacy“, der nach Kalifornien zieht, den „Cascade Lakes“, der auf seinen 66 Meilen vierzehn Bergseen berührt oder, mit der „242“ als Zentrum, die vielen Möglichkeiten, die sich zwischen den National Forests „Willamette“, in dessen Three Sisters Wilderness sich die Proxy-Fälle mit einem Sechzigmeter-Sprung zeigen, und dem „Deschutes“ bieten. Und dann wäre da noch das „Outback“ mit dem Columbia Plateau, der Alvord Desert und dem Harney Basin, in der sich das Hart Mountain National Antelope Refuge befindet. Aber alles geht eben nicht, man muss Kompromisse machen.

      Der Morgen auf dem Big Pines RV Park in Crescent ist neblig-diesig als wir dort, gut ausgeschlafen, die „97“ wieder unter die Räder nehmen und gespannt darauf sind, was der neue Tag mit den Zielen Oregon City und Hells Canyon bereithält. Aber nicht nur diese sollten sich als lohnend erweisen, sondern die gesamt Fahrt durch Zentral- und Ostoregon war ein Volltreffer, mit Vulkanlandschaften in sanften oder schroffen Formen, rostroten Felsen, Salbeisträuchern in grau bis gelb, Wachholder in dunkelgrün, gelben Prärien mit trockenem, hartem Gras und schwarzen Rindern, eingerahmt von sehr viel Sonne und einer Landschaft, der nur mit künstlicher Bewässerung sattes Grün abzuringen ist. Und schon südlich von Bend lädt das Newberry National Volcanic Monument ein, sich einen Eindruck von den „Lavalands“ im zentralen Oregon zu verschaffen, wo auf mehr als zwanzigtausend Hektar Lavaflüsse, Kraterseen, Lavagesteinslandschaften und spektakuläre geologische Charakteristiken zu finden sind, und der Tourist auf seiner Fahrt auch durch die siebzehn Quadratmeilen große Caldera eines Schild-Vulkans geführt wird, der für sich fünfhundert Quadratmeilen beanspruchte und damals mit reichlich 3.000 Metern Höhe das Zentrale Oregon-Bassin beherrschte. Nach seinen Ausbrüchen über die Jahrhunderte und den letztendlichen Kollaps blieben dem Paulina Peak als höchste Erhebung im 21 Meilen langen Rim des Newberry Craters nur noch 2.434 Meter übrig. Von den beiden Seen zeigt sich der „Paulina“ mit 615 Hektar als der größte, und der Paulina Peak auch als weite Aussicht auf die Oregon Cascades und die High Desert im Südosten. Nach diesem Abstecher geht es für uns zu Redmond auf die „26“ und dort ostwärts in den „Wilden Westen“ Oregons, auf dessen trockenen Hügeln Schafe und Rinder zu Hause sind.

       Unterwegs begleitet uns heißes, karges Cowboyland

      Es ist auch eine Region mit roter Erde, Kegelbergen und Hügeln, kahl, kantig oder von gelbem Gras überzogen, schroffen Felsformationen und Lavagestein. Kontraste setzen in der ausgedörrten Landschaft, in der Salbeisträucher, große und kleine Kakteen zum Alltag gehören, deren harte, spitze Stachel mehrere Zentimeter messen, kleine Wäldchen, einzelne Baumgruppen, Bäche, schmale Flüsse, Rinderherden und dunkelgrüne Bewässerungsstreifen. Redmond, das kaum mehr als 6.000 Einwohner zählt, verweist auch auf seinen Smith Rock State Park, dessen Canyonlandschaft viele Freunde hat, während nebenan kleine Orte wie Prineville, Mitchel und Dayville typisches Westernflair verkörpern und im Ochoco National Forest die braunen und bunten Berge und die Wilderness Gebiete begeistern. In Mitchel, das als „Gateway“ zu Oregons farbigen Badlands und Painted Hills gilt, erfreuen in der heißen Vulkanlandschaft besonders die Old West-Style-Gebäude Little Pine Café und die Wheeler Country Trading Company, die mit „Croseries, Sporting Goods, Hardware, Antiques & Needfull Things“ wirbt, und bei einem Holzschnitzer schauen wir zu, wie er „Burls“ gekonnt zu Möbelstücken verarbeitet. Sie brauchen aber viel Platz, sind teuer und Geschmacksache, doch hat der Mann auch einen Abfallhaufen, und in dem finden wir zwei kleinere Stücke, die mit ihren eleganten Formen und der Farbkombination Schoko-Kern, elfenbeinfarbiger Mantel äußerst dekorativ wirken, zumal der Mantel den Kern nur teilweise umschließt. Vielleicht hat der lustige Bursche uns mit seiner Antwort „Fünf Dollar“ auch bedauert, doch wir hätten auch zehn bezahlt.

      Auf der Weiterfahrt bleibt die Landschaft ein weites, karges, heißes Cowboyland, das uns gefällt, mit Angusrindern auf meist gelbem Gras, Tafelbergen und solchen die Säulen, Kegeln, großen Maulwurfshügeln oder Terrassen gleichen. In den Mulden ringsum leuchtet gelbblühender Salbei, verstecken sich Kakteen, und die dunkelgrünen Streifen sind weit ausfahrbaren Armen der computergesteuerten Bewässerungsmaschinen zu danken. Der Osten Oregons hat aber auch Wälder und State Parks, und in kleinen Museen werden Themen wie Grant County, Rodeo, Cowboys, Goldrausch 1862, Sumpter Valley Railway und der Chinesischen Geschichte des Amerikanischen Westens im 19.Jahrhundert dokumentiert. Dayville, im John Day Valley am gleichnamigen Fluss gelegen, ist mit seinen knapp 150 Einwohnern ein richtiges Cowboydorf, mit Farmen, die sich neben der Rinderzucht hauptsächlich der Erzeugung des proteinreichen Alfalfa- und Timothy-Heus und solchem aus Orchard Gras widmen. Blickfang sind das Dayville Café und an dessen Ostseite ein Bretterfußweg, der entlang einer Mini-Straßenkulisse aus frühere Zeiten entlangzieht und vorgaukelt, dass man in Angel’s Hotel oder die lokale Bank eintreten, den Marshall und sein Shooters Jail besuchen, im Keystome Junction einkaufen, oder seine Kinder in der Lernin‘ School abholen kann. Und dort, wo man wirklich durch die Tür tritt, im „Dayville Merc“, einem mit viel Blumen dekoriertem Mehrzweckladen, war die Dame an der Kasse nicht nur ein lustiger Zeitgenosse, sondern auch ausgesprochen schlagfertig. Als ich mir beim Bezahlen den Spaß erlaubte, auf das ausgestellte Prachtstück „Westernsattel“ zu zeigen, an dem ein 3.000-Dollar-Preisschild hängt, und dazu bemerke: „Was nützt der denn ohne Pferd?“, kommt prompt die Antwort: „Let’s go around to the paddock, and there you have the choice between two grays and a black one; Quater Horses, with top pedigrees, Twentyfive Thousand each …“

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