Mörderisches Bamberg. Werner Rosenzweig
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Название: Mörderisches Bamberg

Автор: Werner Rosenzweig

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783862223671

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СКАЧАТЬ die Weiber rennen mir die Bude ein, warum soll ich da mein Herz in feste Hände geben? Na ja, der Junge sieht schon gut aus, das muss man neidlos zugeben.“

      Franziska lachte. „Was meinen die beiden eigentlich dazu, dass aus ihrer Schwester eine große Verbrecherjägerin geworden ist?“

      „Ich glaube, sie finden das eigentlich ganz spannend. Nur Johannes wird immer spießiger, seit er verheiratet ist. Der würde mich lieber an einem Schreibtisch sehen, wo das gefährlichste die scharfen Kanten der Papierstapel sind. Tja.“

      Einen Moment lang herrschte Schweigen, während Franziska und Tina beide nach ihren Milchkaffees griffen und den ersten Schluck genossen.

      „Tina, was ist eigentlich deine Meinung zu dem Fall, den ihr seit gestern zu lösen habt?“, nahm Franziska den Faden wieder auf und gestikulierte mit ihrer Kuchengabel. „Ich meine das tote Mädchen aus der Regnitz?“

      „Aha, auf diese Frage hab ich schon gewartet. Da meldet sich die eifrige Journalistin in dir. Du weißt aber, dass ich dir darüber nichts sagen darf.“

      „Ja, ich weiß. Ich frage dich auch nicht, um darüber zu schreiben. Mir geht das arme Ding nur ständig durch den Kopf. So jung und schon tot. Ermordet. Was müssen das für Menschen sein, die so eine Tat begehen? Unvorstellbar. Schrecklich. Auch deshalb hab ich vorhin gesagt, dass ich dich beneide. Weißt du, anstatt immer nur von außen drüber zu schreiben, würde ich mich am liebsten selbst auf die Suche machen und den Mörder zur Strecke bringen.“

      „Bloß nicht!“, schreckte die Kommissarin zurück. „Das könnte verdammt gefährlich werden. Dafür sind wir zuständig. Mein Chef, der Hagenkötter – du hast ihn auf der Pressekonferenz gesehen, der mit dem Schnauzbart – kriegt den Täter schon zu fassen. Da bin ich mir absolut sicher. Er ist geradlinig, vielleicht ein wenig querköpfig, aber gerecht – und ein verdammt guter Ermittler.“

      „Ich meine ja nur … Oh, Mist!“ Franziska hatte einen Blick auf ihre Uhr geworfen. „Wie die Zeit dahinrast! Um 18 Uhr will mein Chef meinen Bericht über euren neuen Fall auf dem Tisch haben und ich hab noch keine einzige Zeile geschrieben. Ich muss, Tina. Treffen wir uns bald mal wieder? Ich hab mich so gefreut, dass wir uns nach so langer Zeit wieder begegnet sind. – Ich übernehme die Rechnung“, setzte sie hinzu, als Tina in ihre Handtasche greifen wollte und war kurz darauf winkend verschwunden.

      Wer ist die Tote in der Regnitz?, hämmerte sie zuhause in die Tastatur ihres Laptops, nachdem sie am Hollergraben angekommen war. Vor ihrem geistigen Auge erschien der sich sachte drehende Leichnam des toten Mädchens, durch einen Wasserwirbel an der Oberfläche der Regnitz gehalten. Um viertel vor sechs drückte sie auf Senden und schickte ihren Beitrag an den Fatzke aus Wolfenbüttel.

      Orientierungslos

      Montag, 28. August

      Bischof Carlo Eposito ging es immer noch mehr als schlecht. Die tote Johanna war in seinen Gedanken, in seiner ganzen Verzweiflung. Niemand konnte ihm die Last abnehmen, die große Schuld, die er auf sich geladen hatte. Wann immer es ihm möglich war, betete er für das Seelenheil der von ihm Getöteten und schloss ihre trauernden Eltern in seine Gebete mit ein. Er wusste noch nicht, wie das Ganze ausgehen würde.

      Sein langjähriger Bekannter und guter Freund von Sensheim hatte quasi die Regie übernommen vor gut einer Woche: „Lass mich mal machen … ich regle das schon, du kannst nichts dafür, ein schrecklicher Unfall …“ Dann hatte man ihn zu seinem Wagen geführt, wo sich Giuseppe seiner angenommen hatte. Der gute, treue Giuseppe. „Fahren Sie den Bischof in sein Hotel und bringen Sie ihn zu Bett“, hatte von Sensheim seinen Fahrer auf Italienisch angewiesen. „Kümmern Sie sich um ihn.“

      Eposito hatte bis um die Mittagszeit geschlafen. Dann waren die Geschehnisse der letzten Nacht in sein Gedächtnis zurückgekrochen. Fetzenweise. Er konnte sich seitdem nicht richtig konzentrieren. Je angestrengter und häufiger er nachdachte, desto öfter fiel er in ein Tal der Erschöpfung und hätte sich am liebsten nur ins Bett gelegt. Heute, gleich nach dem Frühstück, hatte von Sensheim ihn am Hotel abgeholt. „Heute ist dein letzter Tag in Bamberg, Carlo. Morgen um diese Zeit befindest du dich bereits wieder auf der Rückfahrt nach Rom. Alles wird gut. Gott wird dir vergeben, schließlich hast du in seinem Auftrag gehandelt. Lass uns diesen letzten Tag gemeinsam in Bamberg verbringen. Zeit genug, heute noch unsere schönen Bamberger Kirchen zu bewundern. Das hast du dir doch gewünscht. Das lenkt dich hoffentlich etwas ab.“ Doch das Gegenteil war der Fall.

      Diözesanrat Maria Ludwig von Sensheim führte ihn durch die Altstadt, zeigte ihm alle bekannten Kirchen, die er sehen wollte, erzählte von deren Geschichte und den vielen kostbaren Kunstwerken, die sie in ihren Mauern bargen. Carlo Eposito lauschte zunächst den Worten seines Freundes, aber dann, als sie aus der St. Martinskirche traten, fiel ihm der erste dieser verteufelten Kästen auf, der unmittelbar neben dem Kircheneingang platziert war. Ein Mann stand davor, wühlte in seinen Hosentaschen nach Münzen und warf diese in ein kleines Plastikkästchen, bevor er sich eine Zeitung entnahm. Tod in der Regnitz, Polizei tritt immer noch auf der Stelle. Fette Buchstaben prangten vom Titelblatt. Eposito sprach zwar kaum Deutsch, aber die Worte Regnitz und Polizei brachte er schnell zusammen. Der Tod des Mädchens beherrschte die Schlagzeilen.

      „Gehen wir zur Oberen Brücke“, vernahm er die Worte seines Freundes und Stadtführers wie aus der Ferne. „Das hier zu unserer Linken ist übrigens der Neptunbrunnen. Wir Bamberger nennen ihn Gabelmann, wegen des Dreizacks, den Neptun in der Hand hält.“ Eposito nahm den Brunnen gar nicht richtig wahr. Dafür starrte er auf den nächsten Zeitungskasten, unter dessen Plexiglasscheibe er eine weitere Schlagzeile erkannte. Die Worte Tod und Regnitz verstand er. Diese verdammte Stadt schien voll von diesen Zeitungskästen zu sein. Drüben, jenseits der Straße Obstmarkt standen schon wieder zwei von diesen Dingern.

      „Das Viertel hier hat sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stark verändert“, hörte er von Sensheim erzählen, „vor allem nach den Luftangriffen vom 22. Februar 1945.“ Doch Eposito war auch die Geschichte dieses Bamberger Viertels egal. Am liebsten hätte er sich an Ort und Stelle in Luft aufgelöst. Er fühlte die Blicke der Menschen, die an ihm vorbeigingen. Sie schienen ihn anzuklagen und zu fragen: Warum? Warum hast du sie erwürgt? Was hat sie dir angetan?

      Nichts! Er wollte ihr doch nur helfen, sie von ihrer Besessenheit befreien. Er hatte doch nichts falsch gemacht?

       „Ich beschwöre dich, Satan, Feind des menschlichen Heils, erkenne die Gerechtigkeit und Güte Gottes, des Vaters, der deinen Hochmut und deinen Neid durch gerechtes Urteil verdammt hat. Weiche von dieser Dienerin Gottes, die der Herr nach seinem Bild geschaffen, mit seinen Gaben beschenkt und als Tochter seiner Barmherzigkeit angenommen hat.“

      Sein Gebet war innbrünstig gewesen und das Mädchen war sofort in Trance verfallen. Dann hatte er die lateinischen Gebete aus dem Rituale Romanum gesprochen, hatte der Besessenen das Ende seiner grünen Stola auf die Brust gelegt und sie mit Weihwasser bespritzt.

      „Fugite partes adversae – Flieht, ihr diabolischen Kräfte“, hatte er gebetet und dem Mädchen mit seinem Daumen und dem Katechumöl das Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Dann, ganz urplötzlich, ohne Vorwarnung, war es geschehen: Das Mädchen war von einer Sekunde auf die andere aus der Trance erwacht und in rasende Zuckungen verfallen, hatte sich wie eine Schlange gewunden und war ihm mit ihren spitzen Fingernägeln in den Hals gefahren. Er hatte ihren heißen Atem gespürt, der nach dem Leibhaftigen gerochen hatte. Der Satan, der in diesen zarten Körper gefahren war, hatte sich mit unheimlichen Kräften gegen seine Vertreibung gewehrt.

      Dann waren der Kehle des Mädchens diese gutturalen СКАЧАТЬ