Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4). Jork Steffen Negelen
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Читать онлайн книгу Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4) - Jork Steffen Negelen страница 11

СКАЧАТЬ ließ überall nach Zassan und seiner Sippe suchen. Doch das Tal lag weit weg und die Erz-Elfen hatten schnell andere Sorgen. Denn des Königs Bruder, Prinz Leanderich, wollte selbst König sein. Da die Schar seiner Anhänger groß war, forderte Leanderich Albaron heraus. So kam es zum ersten Elfenkrieg. Albaron besiegte Leanderich und hielt ihn in einem Turm gefangen. Seinen Bruder töten, das wollte der König nicht, denn das war gegen die Gesetze, die er selbst erlassen hatte. Aber da er befürchtete, das Leanderich von seinen Freunden befreit würde, betete Albaron im Pantheon. Er bat den Schöpfer, ihm sichere Wachen zu schicken, denn wenn Leanderich entfliehen konnte, so würde der nächste Krieg nicht lange auf sich warten lassen. Noch am selben Tag schickte der Schöpfer die Drachen. Sie sollten von nun an den Frieden bewahren. Doch Leanderich war listig. Es sang die Drachen in den Schlaf und entkam. Nach langer Suche fand er Zassan und seine Sippe. Mit ihnen wollte er in Frieden leben und nie wieder gegen seinen Bruder in den Krieg ziehen.“

      Orbin wurde jetzt ungeduldig. Er lehnte sich im Sessel zurück und zog die Luft hörbar durch seine Nase ein. Dann unterbrach er Meerland. „Meister, was ist an dieser Geschichte denn so wichtig? Das hat doch alles nichts mit mir zu tun. Zu dieser Zeit kann ich noch nicht gelebt haben, denn ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern.“

      Meerland leuchtete jetzt hell auf. Das war ein sicheres Zeichen für den Zorn, der in ihm aufstieg. „Du kannst dich wohl überhaupt nicht mehr an deine Kindheit erinnern? Doch damit du es weißt. Du bist Leanderichs einziger Sohn und König Albaron war dein Onkel!“

      Orbin saß für einen kurzen Augenblick mit offenem Mund steif im Sessel und wurde immer blasser. Dann schüttelte er den Kopf und seinem Mund entfuhr wie von selbst eine Frage. „Wenn das wahr ist, wieso kann ich mich dann nicht daran erinnern?“

      Meerland wiegte seinen Kopf hin und her. Dann sprach er weiter. „Du warst gerade erst drei Jahre alt, da fanden Albarons Krieger mitten im Winter die Spur eines unvorsichtigen Jägers aus Zassans Sippe. Sie meldeten Albaron sofort, wo sich sein Bruder und dessen Freunde befanden. Mitten in der Nacht ließ Albaron das Lager seines Bruders angreifen. Ich selbst war ein Jüngling von fünfzehn Jahren. Deine Schwester und dich konnten Zassan und ich gerade noch in Sicherheit bringen. Doch dein Vater und deine Mutter fielen im Kampf. Ich brachte euch in die Wälder und ließ dich und deine Schwester von den Zwergen großziehen.“

      Orbin war aufgestanden. Er sah die Lichtgestalt vor sich an und konnte kaum glauben, was er da hörte. „Du sagst, ich habe eine Schwester? Wer ist sie und ist sie überhaupt noch am Leben?“

      Meerland grinste, als er antwortete. „Jetzt kommt der beste Teil deines einstigen Lebens. Deine Schwester ist die Feenkönigin Theodora und mein eigener Vater ist Zassan, der einstige Jagdmeister von Albaron. Da meine Mutter des Königs Schwester ist, ist dieser auch mein Onkel. Deine Schwester, du und ich, wir sind vom selben königlichen Blut.“

      Vinus mischte sich jetzt ein. „Ich kenne mich mit diesen alten Legenden der Erz-Elfen nicht so aus. Was ist aus dem König geworden? Für gewöhnlich seid ihr Elfen doch alle sehr auf Rache aus. Sie ist ein Teil eurer Gesetze.“

      „Das ist richtig“, stimmte Meerland dem Kobold zu. „Wir haben uns auch gerächt. Mein Vater Zassan erklärte mir die Regeln der Magie. Er erkannte schnell, dass alle Hoch-Elfen für die weiße Magie sehr begabt waren. Die Sippen der Erz-Elfen, die Albaron hassten, verbündeten sich mit meinem Vater und schon dreißig Jahre später gab es mehr Hoch-Elfen als Albaron zählen konnte. Der Zorn des Königs wuchs unaufhörlich und er befahl den Drachen, zusammen mit seinem Heer in den Krieg zu ziehen. Doch die Drachen weigerten sich. Sie rieten Albaron von seinem Vorhaben ab und zogen sich in die Berge zurück. Aber dadurch fühlte sich der König nur noch mehr verraten. An der Spitze seines Heeres zog er in die Schlacht. In dieser Schlacht traf er auf meinen Vater. Sie waren beide von Hass und Rache getrieben und sie ahnten wohl, dass die Zeit der Erz-Elfen vorbei war. Am Ende dieses furchtbaren Tages suchte ich das Schlachtfeld nach Ihnen ab. Mein Vater und der König Albaron lagen tot neben ihren Pferden. Der König hatte seinem einstigen Jagdmeister sein Schwert in die Brust gerammt und mein Vater hatte ihm mit seiner Jagdlanze aufgespießt. Ich werde diesen Anblick niemals vergessen. Die überlebenden Hoch-Elfen suchten überall, doch sie fanden keinen einzigen lebenden Erz-Elfen mehr. Albaron hatte sogar die Frauen und die Kinder mit in die Schlacht genommen und mein Vater hatte es ebenso getan. An diesem Tag gab es keine Sieger.“

      Orbin stöhnte auf. Seine Erinnerungen versuchten, mit aller Macht wiederzukommen. Doch etwas blockierte sie offenbar. Zitternd stand er vor dem Tisch und er drückte seine Hände gegen seine Schläfen. „Vinus hilf mir. Da ist etwas in meinem Kopf. Ich habe Schmerzen … ich habe … ich … äh …“

      Orbin verlor das Bewusstsein und brach zusammen. Der Kobold hatte Mühe ihn aufzufangen. Er legte ihn auf den Fußboden und sah eine kleine schwarze Rauchwolke aufsteigen. Sie verschwand sehr schnell, denn die Aura der Feenkönigin ließ keine schwarzen Geister in der Stadt zu.

      Meerland schwebte über Vinus und Orbin. „Das war ein kleiner Seelengeist. Die sind sehr bösartig und lassen dich Dinge tun, die du ohne ihn gar nicht tun würdest. Orbin muss sich heftig gegen ihn gewehrt haben, sonnst hätte dieser Geist ihn niemals freiwillig verlassen. Wahrscheinlich kommt er nicht weit. Die Aura wird ihn schnell zerstören. Wir müssen unseren Freund wieder aufwecken. Er kann uns vielleicht sagen, woher er diesen Geist hat.“

      Vinus winkte nur ab. „Unser Freund ist gleich wieder bei uns. Dieser Geist muss eine Art Absicherung von seinem ehemaligem Herrn Dämonicon sein. Ich habe vorhin schon gespürt, dass da noch etwas in ihm ist. Mit ein wenig Glück können nun seine Erinnerungen schnell zu ihm zurückkehren. Das hoffe ich jedenfalls.“

      Meerland stimmte dem Kobold zu. „Du hast recht. Orbin war früher ein zäher Bursche. Du solltest ihn wachrütteln und ihm etwas zu trinken geben. In dem Regal hinter dir findest du einige Flaschen mit leckerem Wein. Der ist zwar schon alt, aber er wird seinen Zweck erfüllen.“

      Vinus sah sich das Regal an und grinste. Er zog eine bauchige Flasche heraus und pustete den Staub herunter. Dann las er das Etikett. „Zwergenblut. Das muss wahrhaftig ein alter Wein sein. Ich werde ihn erstmal probieren.“

      Der Kobold zog mit aller Kraft den Korken aus der Flasche und nahm einen Schluck. „Oh, das ist ein leckerer Tropfen. So einen Kräuterwein habe ich ja noch nie getrunken.“

      Meerland sah Vinus zu, wie er Orbin mit der Hilfe des Weines wieder auf die Beine brachte. Er freute sich und kicherte leise. Seufzend setzte sich Orbin in den Sessel hinter dem Schreibtisch und sah sich im Schein der Kerze sein Gewand an. Es veränderte sich schon wieder. Aus der weißen Tracht eines weißen Zauberschülers war nun der rote Mantel eines Meisters der Nekromanten geworden. Auch sein Zauberstab hatte sich noch einmal verändert. Er war jetzt größer und der Kristall an seiner Spitze leuchtete heller als die Kerze. Seine Gestalt hatte nun die Größe und das Aussehen eines Hoch-Elfen.

      Meerland nickte zufrieden. „So ist es richtig. Orbin, du siehst jetzt wieder wie ein Mitglied des Zirkels der Nekromanten aus. Benutze deinen Zauberstab und du wirst dich an alles erinnern, was du jemals erlebt hast.“

      Orbin zauberte sich einen Spiegel herbei und betrachtete sich. Seine Mine hellte sich auf und er rief. „Schaut mich an, meine Freunde. Ich habe wieder meinen langen weißen Bart und die buschigen Augenbrauen. Sogar die silberne Kappe befindet sich auf meinem Haupt. Jetzt bin ich wieder ein richtiger Nekromant. Nun muss ich nur noch wissen, ob ich auch alle meine Erinnerungen in meinem Kopf habe.“

      Orbin schloss seine Augen. Er berührte mit seinem Zauberstab seine Stirn und kleine magische Blitze durchzuckten für einen Moment seinen ganzen Körper. Er legte den Zauberstab vor sich auf den Tisch und schlug die Augen auf. „Meine lieben Freunde. Es gibt doch nichts Besseres, als ein perfekt funktionierendes Gedächtnis.“

      Der СКАЧАТЬ