„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“. Ulrike Glatz
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Название: „. . . in einer steinernen Urkunde lesen“

Автор: Ulrike Glatz

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783943904499

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СКАЧАТЬ die jeweils von zwei Rundtürmen flankiert wurden. In diesen Bereichen ist der Burchard-Dom noch im aufgehenden Mauerwerk zu erkennen. Die Ausstattung war höchst aufwendig und wurde allgemein bewundert. Ein Fußboden mit geometrischen Mustern aus hellem Marmor und Schieferplatten sowie vergoldete Kapitelle, von denen berichtet wird, ließen den Dom zu einer würdigen Bischofskirche werden. Auch die häufigen Aufenthalte deutscher Könige brachten besonderen Glanz nach Worms. Während eines Besuchs von König Heinrich II. wurde auf dessen Bitte hin der Dom festlich geweiht. König und Bischof führten die feierliche Prozession an, viele Menschen nahmen an diesem außerordentlichen Ereignis teil. Doch schon kurz nach der Weihe stürzte der Westbau wegen des schlechten Baugrundes ein, konnte aber noch zu Lebzeiten des Bauherrn wiederhergestellt werden. Neben dem Dom widmete sich Burchard der Gründung der Wormser Kollegiatsstifte St. Paul, St. Andreas und St. Martin. Kollegiatsstifte waren von großer Bedeutung für das Bistum. Hier wurden Kleriker ausgebildet, die sowohl für weltliche Aufgaben, wie die Verwaltung der Güter, und geistliche Aufgaben, wie die Seelsorge, geschult wurden. Für den Bischof waren die aus adligen Familien stammenden Geistlichen loyale Helfer bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben innerhalb des Bistums.

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      Worms, Dom, Blick auf die Ostteile (Aufnahme 1927)

      In der Bergkirche St. Peter in Hochheim, außerhalb von Worms gelegen, fand Burchard einen Rückzugs- und Ruheort, den er aber auch zum Schreiben nutzte. Hier entstand wohl das „Dekret“, eine Sammlung kirchenrechtlicher Vorschriften. Als Burchard 1025 starb, hatte er den Grundstock zu einer Blütezeit der Stadt gelegt. Wie in der Lebensgeschichte beschrieben wird, wurde er durch alle Kirchen zum Dom getragen und dort an zentraler Stelle im Westchor vor dem Laurentius-Altar beigesetzt.

      Der Dom fand seinen Niederschlag auch in der Sage. So wird im Nibelungenlied die Domtreppe zum Schauplatz des Streites der Königinnen Kriemhild und Brunhild.

      Der Dom Bischof Burchards war in der folgenden Zeit Ort vieler Hof- und Reichstage, König Heinrich IV. hielt sich häufig hier auf, feierte im Dom hohe Kirchenfeste. Seit dem frühen 12. Jh. begann eine grundlegende Erneuerung des Domes, bei der der Grundriss beibehalten wurde. Ausgehend vom Ostchor entstand der hochromanische Dom in mehreren Bauabschnitten. Die strenge, fassadenartige Ansicht zur Stadt hin betont die Monumentalität des Ostchores, es folgt das schlichtere Querhaus. Das Nordportal im Langhaus diente dem Bischof zum Einzug von der Bischofspfalz her. Zuletzt entstand der Westchor mit der fünfseitigen Chorapsis und dem achteckigen Chorturm, eine der schönsten Schöpfungen spätromanischer Architektur. Jetzt erhielt der Dom seinen charakteristischen, reichen Skulpturenschmuck an den Solbänken der Fenster und den Säulenbasen der Zwerggalerie. Am Ende des 12. Jhs. war der Neubau vollendet. Der Dom besaß nun seine, von wenigen Ergänzungen wie dem Südportal in gotischer Zeit abgesehen, bis heute gültige Form.

       www.wormser-dom.de

      Literatur

      Bischof Burchard 1000–1025 – Tausend Jahre Romanik in Worms, hrsg. v. Gerold Bönnen, Worms 2000.

      Irene Spille, Worms, Dom St. Peter, Regensburg 42007.

      Im Alter von acht Jahren ließ sie (Hildegard) sich auf dem Berg des hl. Disibod einschließen, um mit Christus begraben zu werden … Bei ihr war die fromme gottgeweihte Frau Jutta. Diese erzog sie sorgfältig im Gewande der Demut und Unschuld …

      Am Zusammenfluss von Nahe und Glan liegen versteckt im Wald auf einer Bergkuppe die Ruinen des ehemaligen Klosters Disibodenberg.

      Auf diesem Berg in der fruchtbaren Nahelandschaft hatte der iro-schottische Wandermönch Disibod mit einigen Gefährten im 7. Jh. eine Einsiedelei und ein kleines Kloster gegründet. Nach seinem Tod wurde das Grab des als Heiligen verehrten Disibod viel besucht und blieb unzerstört, als im Laufe der Zeit das kleine Kloster zur Ruine wurde. Erst der Mainzer Erzbischof Willigis, betrübt über den wüsten Zustand des Disibod-Klosters, besetzte den Berg erneut mit zwölf Kanonikern, deren Unterhalt er durch umfangreichen Landbesitz sicherte. Um 1108 wurde das Kanonikerstift in ein Benediktinerkloster umgewandelt, angeschlossen wurde eine Frauenklause, die der Aufsicht des Männerkonvents unterstand.

      1106 wurde die damals achtjährige Hildegard, Tochter des Adligen Hildebert von Bermersheim, in die Obhut der Jutta von Sponheim gegeben. Mit ihr und einer weiteren Gefährtin zog sie kurz danach in die Frauenklause auf dem Disibodenberg. In dieser Zeit begann der große Umbau der Klosteranlage. Die mächtige Abteikirche, eine dreischiffige Pfeilerbaslika mit Querhaus, Hauptapsis und einem achteckigen Vierungsturm, wurde errichtet. An diesen schloss sich der Kreuzgang an. Die Frauenklause lag abseits des eigentlichen Klosters, war aber mit der Frauenempore der Abteikirche verbunden. Hildegard konnte, wie sie es später beschrieb, den Baufortgang von ihrer Klause aus beobachten. Friedhofskapelle, Kapitelsaal, Marienkapelle, Refektorium und Küchentrakt gehörten zu der weitläufigen Klosteranlage. Mit der Schlussweihe der Klosterkirche 1143 und der Verbringung der Gebeine des hl. Disibod in ein Grab hinter dem Hauptaltar war die Gesamtanlage vollendet.

      Während dieser langen Bauzeit lebte Hildegard in der sich ständig vergrößernden Frauenklause, die inzwischen auf 20 Frauen angewachsen war. Jutta von Sponheim, die „magistra“, die Meisterin, verstarb 1136. Hildegard wurde zu ihrer Nachfolgerin gewählt, ihr zur Seite stand der Mönch Volmar. Seit ihren Jugendjahren hatte Hildegard Visionen, doch erst als sie 42 Jahre alt war, wurde ihr durch eine Erleuchtung aufgetragen: „Schreibe, was du siehst und hörst!“ So beschreibt sie die von Gott gestellte Aufgabe, die sie, wenn auch zögernd, annahm. Zusammen mit dem Mönch Volmar begann sie mit der Niederschrift. Auf dem Disibodenberg entstand das erste Buch mit dem Titel „Scivias“ (Wisse die Wege). Auf der Trierer Sy­node von 1147/48, an der Geistliche aus der ganzen europäischen Welt teilnahmen, wurden Hildegards Visionen erstmals öffentlich gemacht. Von Zweifeln geplagt, fürchtete sie das Urteil der Geistlichkeit. Papst Eugen III. jedoch war fasziniert und sicherte ihr Unterstützung zu. Ihre visionäre Begabung wurde somit von höchster Stelle sanktioniert, sie wurde zur Fortsetzung ihres Werkes ermutigt. Das Buch Scivias, dem noch viele folgen sollten, begründete ihren Ruf als Mystikerin. Viele junge, adlige Frauen ersuchten um Aufnahme in die Frauenklause des Disibodenbergs, denn Hildegards Ruhm verbreitete sich. Dies sicherte dem Kloster Einnahmen, da die Frauen ihre Mitgift einbrachten. Das Männerkloster verwaltete den Besitz der Frauenklause.

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      Disibodenberg, südliche Querhausapsis der ehem. Klosterkirche

      Zur Zeit der Trierer Synode fasste Hildegard den Entschluss, den Disibodenberg zu verlassen. Ihre Gründe hat sie nie dargelegt. Sie plante mit ihren Schwestern ein eigenes, unabhängiges Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen. Der Abt von Disibodenberg wollte die berühmte Nonne, die dem Kloster weite Beachtung und beträchtliche Einnahmen brachte, nicht ziehen lassen. Erst nach Intervention des Mainzer Erzbischofs durfte Hildegard schließlich mit 20 adligen Schwestern nach fast 40 Jahren das Kloster auf dem Disibodenberg verlassen. Volmar, ihr treuer Sekretär, begleitete sie. Der Neuanfang auf dem Rupertsberg war schwer; nach mehr als zehn Jahren erhielt das neue Kloster seine völlige Unabhängigkeit und die Besitzungen aus der Mitgift der Nonnen. Hildegard lebte bis zu ihrem Tod 1179 auf dem Rupertsberg, hoch angesehen und als Ratgeberin weit geschätzt. Dort vollendete sie ihr umfassendes Werk. СКАЧАТЬ