Название: Royal Baby
Автор: Henriette Gerber
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежная классика
isbn: 9783954885787
isbn:
20 Uhr 02 / Los Angeles. USA
Was ist denn nicht gut an diesem Stoff? Der (etablierte) Filmproduzent wunderte sich über die Antwort seines Lieblingsautors und bestellte noch zwei Drinks. Es war nicht üblich in der Branche, dass es zwischen den Hierarchien besonders ehrlich zu ging. Aber sie beide kannten sich seit vielen Jahren und hatten diverse Projekte erfolgreich zusammen gestemmt, an die zeitweise nur wenige geglaubt hatten. Ist dir dein Sinn fürs Risiko abhanden gekommen?
Mit der folgenden Antwort hätte er nun aber gar nicht gerechnet. Ich gehe nie ein Risiko ein, sagte er Autor. Ich mache dir aus jedem Thema etwas, das den Zuschauer bewegt.
Nur warum um alles in der Welt er dann nicht ein Drehbuch über das königliche Baby – das in diesen Tagen euphorisch in Großbritannien und vom Rest der Welt erwartet wurde – schreiben wollte, konnte der Boss (wie er den Produzenten mit einem ironischen Unterton nannte) einfach nicht begreifen. Die Leute werden scharenweise ins Kino rennen. Denk doch mal, welche anderen Projekte wir durch den Gewinn vorfinanzieren könnten. Der Autor schüttelte den Kopf. Im Grunde war alles möglich. Okay, nimm irgendeinen Ort, stelle eine Figur dort hin und gib ihr ein Ziel, eine Motivation und ein Hindernis. Damit hast du noch gar nichts, Boss.
Der Produzent lehnte sich zurück und lies ihn weiterreden. Was soll das werden? London, eine schwangere Herzogin, die will dass ihr Kind endlich gesund zur Welt kommt und dass es ohne Stress aufwachsen wird. Und das Hindernis? Vielleicht die Medienleute, die sie belagern? Da landest du eher bei Prinzessin Diana. Vielleicht der königliche Hof? Da bist du bei dieser deutschen Produktion von vor hundert Jahren über diese österreichische Kaiserin.
Der Produzent rieb sich das Kinn. Er hatte keine Ahnung, worauf sein Autor hinaus wollte. Okay. Nehmen wir erst mal nur London und die Herzogin. Und dann? Mit einer Geste forderte der Boss ihn auf weiterzusprechen.
Das ist alles noch keine Geschichte, was da gerade in London passiert. Du brauchst ein Thema, eine Grundfrage, etwas das du der Welt klarmachen willst. Selbst wenn du dich für einen britischen Regisseur entscheidest. Sam Mendes? Überleg mal … Der hat „REVOLUTI-ONARY ROAD“ gedreht. Eine lebensfrohe, kluge Frau, die in den Konventionen ihrer Ehe gefangen ist und deren erneute Schwangerschaft zu einer Katastrophe führt … Der würde dich auslachen. Und Ridley Scott? Ich meine, er ist der Größte. Du hast schon mal mit dem gedreht, ich weiß. Aber der würde sofort den Hörer auf die Gabel knallen.
Der Produzent fühlte sich ertappt und lachte drauflos, um seinen Status zu wahren. Er hatte zig Filme produziert, Niederlagen erlitten und Tiefschläge, aber bisher hatte der Erfolg des Großteils seiner Projekte ihn davor bewahrt, eine Hypothek auf seine Villa aufzunehmen. Manchmal vergisst man eben das Naheliegende. Vielleicht lag es daran, dass ihn dieser wildgewordene Medienrummel faszinierte. Wie konnte es sein, dass um eine Frau und deren Baby so viel Wind gemacht wurde?
Es ist die Hoffnung, die das Neugeborene in den Menschen nähert. Eine Projektion. Der Autor ergänzte seine Schilderung mit einem Vorschlag. Es ist ein bisschen wie bei „ROBIN HOOD“. Überleg doch mal. Lass uns was anderes zusammen machen. Russell Crowe hat mal gesagt, dass jeder Mann und sein Hund sich einen 2. Teil von „GLADIATOR“ wünscht. Ich habe eine Idee, wie das funktioniert. Lass mich das für dich schreiben.
23 Uhr 49 / Belfast. Nordirland
Eigentlich hatten sich alle versammelt, um auf Jamies neues Lebensjahr anzustoßen. Der stand mitten in der Menge der Schaulustigen (die vor lauter Überraschung gar nicht daran dachten, einen der beiden anzufeuern) und schrie die zwei Streithähne an, es sein zu lassen, bis ein paar der Gäste ihre Gläser abstellten und die beiden auseinanderrissen. Um diese Zeit hatten alle schon was getrunken. Später konnten sie nicht erst damit anfangen, morgen war ein ganz normaler Arbeitstag. Aber am Alkohol lag es nicht, dass dieser Streit so plötzlich entbrannt war.
Jamie hatte seine Freunde eingeladen und jeder durfte weitere Freunde mitbringen. Er liebte die große Runde und schließlich war es sein Dreißigster. Ausgelassen war die Stimmung in der ganzen Wohnung. Die Leute tanzten zur Musik von der Konserve. Im Nachbarzimmer hatte einer seine Fidel ausgepackt, ein anderer spielte Tin Whistle, die typisch irischen Instrumente. Keiner wusste genau, wie es angefangen hatte und noch nie – meinte einer – hätte er erlebt, dass wegen Musik ein Streit entbrannt wäre. Es ging wohl eher um Religion oder so, warf jemand ein. Jamie interessierte sich nicht für Religion. Genauso wenig tat das mit Sicherheit auch ein großer Teil der Leute, die in den vergangenen drei Nächten auf den Straßen seiner Heimatstadt randalierten, sagte er sich. Aber diese Scheiße findet nicht in meinem Wohnzimmer statt, packte er die beiden Jungs am Kragen, die soeben seinen Fußboden und sich gegenseitig die Fressen poliert hatten. Einer war sein Kumpel Patrick, den anderen sah er heute zum ersten Mal.
Ich hab dich gesehen letzte Nacht, halt’s Maul wenn ich mit dir rede, ging der Andere Paddy an, der sich den Schädel hielt. Wieso er seinen Freund beleidige, fragte Jamie mit dem letzten Fünkchen Ruhe, das ihm langsam aber sicher abhandenkam. Was war hier überhaupt los?!
Steine werfen und Benzinbomben, das ist was für euch! Auf welcher Seite stehst du eigentlich?! Bist du Katholik oder Protestant?, griff der Andere Paddy verbal an. Jamie verstand genauso wenig wie seine Gäste.
Ihr seid doch Idioten, lärmte der Andere weiter. Schlagt euch jedes Jahr und wir müssen es ausbaden. Ich hab ne Frau und drei Kinder zuhause. Die letzten drei Nächte haben die auf mich gewartet. Haben sich Sorgen gemacht! Als ich Polizist geworden bin, hab ich mir was anderes drunter vorgestellt, als ein Rollenspiel von 1690 nachzustellen, eure Scheißtradition. Wisst ihr eigentlich noch, warum ihr euch die Köpfe einhaut? Was seid ihr denn für Männer? Schlagt ihr auch eure Frauen?
Jamie konnte es kaum glauben. Sein Kumpel Patrick wird in wenigen Tagen selbst Vater. Es ärgerte ihn maßlos wenn Jamie prophezeite, dass sein Kind am selben Tag wie der Sohn von William – Herzog von Cambridge und Prinz von Großbritannien und Nordirland – zur Welt kommen würde. Gestern Abend meinte Paddy, dass er lieber bei Amy bleiben wolle anstatt in den Pub mitzugehen. War er stattdessen bei den Demonstrationen gewesen?
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