Название: Dr. Love und die schüchterne Forelle
Автор: Michael Bresser
Издательство: Автор
Жанр: Юмористические стихи
isbn: 9783943172195
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Ich fasste Mut. Du wirst mit dieser fantastischen Frau eine Beziehung eingehen. Sie wird dich lieben und ehren, dachte ich, und …
»Ey, mach das Maul auf, wenn ich mit dir rede, Spacken«, zischte sie. »Spacken« klang freundlicher als »Ekelschlumpf«. Machte unsere Beziehung Fortschritte?
»Sag einmal: Hast du schon eine Schlafgelegenheit? Bei mir wäre was frei, gibt auch Frühstück ans Bett.« Direkter war ich noch nie bei einer Frau geworden. Würde mein Mut belohnt werden?
Sie überlegte, schaute mich mit immer kleiner werdenden Augen an. Schließlich sagte sie: »Du hast recht. Ich muss eigentlich noch nach Bremen. Aber warum nicht hier pennen. Geht klar. Aber eins sag ich dir vorneweg: Anpacken ist nicht. Komm nicht auf dumme Gedanken. Und du schläfst in einem anderen Raum. Capisci?«
»Gebongt, ich will dir nur helfen«, sagte ich. Ich dachte aber, da geht bestimmt etwas. Spätestens morgen sieht sie in mir den Mann, der sie durchs Leben begleitet, sie auf Händen bis in eine gemeinsame Wohnung trägt.
Ich rief ein Taxi und half Nadine ins Auto, da sie nicht mehr sicher stehen konnte.
»Finger weg, Spargelaffenarsch!«, zischte sie.
Meine Ma sagt immer: »Was sich liebt, das neckt sich.« Wurden die ersten Zeichen von Liebe immer deutlicher?
»Bitte, Madame.« Ich ließ mich nicht beirren. Fünf Minuten später bezahlte ich den Taxifahrer.
»Wow, ihr hat ein schönes Haus. Wohnst du noch immer bei deinen Eltern?«, sagte sie, als ich sie den Treppenaufgang hochschleppte.
»Nein, ich lebe mit einem Kumpel in einer Zweier-WG in Limmer. Aber die wird zurzeit renoviert, daher schlafe ich bei meinen Eltern. Nichts Dauerhaftes.«
Unsere Männerbude wollte ich ihr erst zeigen, wenn die Beziehung gefestigter war.
Ich führte sie mit einigen Schwierigkeiten zu meinem Zimmer in der ersten Etage. Meine Eltern schienen zu schlafen. Gott sei Dank. Nadine warf sich angezogen auf mein Jugendbett und flüsterte noch: »Denk daran, Säger. Anpacken verboten und anderes Zimmer.« Dann schlief sie schon. Ich malte ein Schild »Nicht stören!!! Damenbesuch!!!« und hängte es an die Tür. Doch wo sollte ich bleiben? Ach, egal. Ich nahm eine Decke und legte mich auf den Boden. Nadine bekam sowieso nicht mit, dass ich im selben Raum nächtigte. Vor Aufregung bekam ich kaum ein Auge zu, schlief aber irgendwann auch ein.
»Was machst du Clerasilantiwerbung in einem Zimmer mit mir? Hast du mich angefasst? Ich trete dir gleich in die Klöten!« So charmant wurde ich geweckt.
»Hast du gut geschlafen?«, fragte ich. »Die Decke ist sehr kuschelig. Frühstück?«
Wenn Blicke töten könnten, wäre es um mich schlecht bestellt gewesen. Was hatte die Frau? Wir waren füreinander bestimmt. Und daher gab ich die Hoffnung nicht auf. Ma bereitet ein ausgezeichnetes Frühstück. Und Liebe geht durch den Magen. Das habe ich gelesen, Beweise habe ich aber noch nicht.
»Warum nicht«, zeigt sich Nadine besänftigt. »Ich könnte etwas zwischen den Kauleisten gebrauchen.« Ah, die These über Liebe und Magen stimmt, freute ich mich.
»Moment«, sagte ich.
Ich rannte aus dem Zimmer. Im Esszimmer führte Gerhard mit der Linken einen Toast mit Leberwurst zum Mund, mit der Rechten verrührte er Milch im Kaffee. Mutter legte gerade das vierte Gedeck auf.
»Moin. Nadine frühstückt mit. Keine dummen Fragen, bitte.«
Gerhard grinste wie die halslose Katze aus Alice in Wonderland. »Guten Morgen, Casanova. Geht klar, unsere Lippen sind versiegelt«. Er knuffte mich verschwörerisch.
Auch Mutter konnte sich das Strahlen nicht verkneifen.
»Unser Sohn hat eine Freundin, das muss ich gleich Tante Gerti erzählen.«
Mir wurde mulmig. »Halt doch mal den Ball flach, Mutter. Das ist kein großes Ding.«
Gerhard hob beschwichtigend die Hände. »Der Junge hat recht, Ingrid. Wir haben es damals doch auch wild getrieben. Da müssen wir jetzt kein Fass aufmachen.«
Mir schwante Übles, aber da musste ich durch. Ich stiefelte in mein Zimmer, wo Nadine sich gerade einen Joint baute.
»Frühstück ist angerichtet. Kommst du?«, lächelte ich. Irgendetwas hatte die Frau, das meine Angstzustände ausschaltete. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart völlig frei.
»Der Johnny war als Nachtisch gedacht«, zeigte sie sich begeistert. »Kann nicht schaden, den Magen zu füllen. Hoffentlich labern mich deine Eltern nicht voll. Da kann ich gar nicht drauf. Boah, meine Birne platzt gleich. Ich sollte bei Alkohol echt kürzertreten.«
Im Esszimmer dienerte mein Vater vor Nadine. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. So einen Mist machte er sonst nie.
»Herzlich willkommen in unseren bescheidenen Hallen«, faselte er. Hatten sie mir nicht versprochen, die Klappe zu halten.
Nadine musterte ihn mit schiefem Blick und hielt meiner Mutter die Hand hin. Bevor Ma sie ergreifen konnte, zog meine Angebetete sie wieder weg.
»Nadine. Sorry, mir ist heute nicht nach Quatschen. Habt ihr Bircher-Müsli? Da kann ich mich reinlegen. Wäre super.«
»Tut mir leid«, sagte Ma. »Aber Rührei mit Schinken haben wir. Ist es in Ordnung, wenn wir uns duzen? Ich bin Ingrid.«
»Alles roger. Eigentlich stehe ich nicht auf Cholesterinbomben, aber man lebt nur einmal, frau auch. Warum nicht. Vielleicht wirkt sich das positiv auf meinen Schädel aus. Scheiß Kater.«
»Natürlich duzen wir uns.« Vater war ganz aus dem Häuschen. »Ich bin Gerhard. Mensch, und mit Quatschen hatten wir es in eurem Alter auch nicht. Aber Achtundsechzig war das völlig normal. Wir haben gekifft, gesoffen und gefickt, was das Zeug hält. Heute nimmt doch kein Jugendlicher solche Wörter in den Mund, ohne rot zu werden. Das habe ich auch immer meinen Schülern erzählt: Ich ficke gerne und bin völlig frei.«
Nadine schaufelte sich Rührei auf den Teller und starrte Gerhard mit großen Augen an. »Alles klar«, sagte sie. »Nimmst du heute noch Drogen, Alter?« Sie schmierte sich ein Brot und träufelte Honig auf die Butter.
Gerhard fühlte sich geschmeichelt. Mensch, war mein Erzeuger peinlich. Mutter schaute auf die Tischdecke, als sprächen die Rosenornamente zu ihr.
»Nicht mehr regelmäßig, aber ab und an schon. Wir ficken dafür regelmäßig, nicht wahr, Ingrid.«
Meine Mutter murmelte unverständlich. Es ist für Kinder unvorstellbar, dass ihre Eltern Geschlechtsverkehr haben. Aber dass mein Vater auch noch andauernd darüber redete, war unerträglich.
»Wir haben nicht nur die Gesellschaft revolutioniert, auch unsere Körper haben wie Kerzen den Sommer der Liebe entzündet. Mit Jimi Hendrix, den Beach Boys, den Stones. Die Beatles waren uns zu mainstreamig, was, Ingrid?«
»Mensch, Alter. Die Stones sind alte Säcke, wenn die nicht Mainstream sind, wer dann. Hör lieber moderne Mucke wie Jupiter Jones oder Tomte. Dann schwimmst du im Groove СКАЧАТЬ