Oft wird beim Menschen etwas als rational und bewusst eingestuft, was beim Tier für eine Instinkthandlung gehalten wird. Rüden heben das Bein, urinieren und bellen, um ihr Revier abzugrenzen und andern Hunden ihre Präsenz anzuzeigen. Das wird gewöhnlich als ein Reiz-Reaktions-Mechanismus abgetan, über den die Hunde keine Kontrolle hätten. Doch wenn Menschen Grenzen markieren, Gebiete einzäunen oder um Territorialansprüche kämpfen, hält man das für löblich oder zumindest akzeptabel, da man sich ein Recht auf persönliches Eigentum zugesteht, beziehungsweise ein Recht auf den Ausdruck seiner sozialen oder individuellen Identität. Nach Ansicht vieler Menschen sind sich Hunde und andere Tiere in keinster Weise ihres Verhaltens bewusst. Nur Menschen hält man für fähig, sich über ihr eigenes Verhalten im Klaren zu sein.
Wir begrenzen die Kommunikation mit Tieren nur allzu gern auf unsere Verstandesebene. Die Tiere müssen lernen, sich auf einer uns geläufigen Ebene mitzuteilen, meist durch Körpersprache - wie Bellen, Stupsen, Kratzen, Zerren etc. - oder durch emotionale Botschaften. Ein geistiger Austausch ist selten. In Tierbüchern werden meist nicht alle Kommunikationsebenen der Tiere beschrieben, sondern nur ihre Fähigkeiten im Rahmen einer den Menschen gewohnten Kommunikation. Wenn sich Hunde zum Beispiel nicht mehr anders mitzuteilen wissen, als aufs Sofa zu pinkeln oder ständig zu bellen, wurden sie wahrscheinlich ignoriert, als sie ihre Bedürfnisse auf subtileren emotionalen oder geistigen Ebenen mitteilten. Tiere bedienen sich dann meist notgedrungen der Kommunikationsform, die wir verstehen wollen.
In unserer Kultur herrscht die Ansicht vor, dass Tiere aufgrund ihres mangelnden Bewusstseins kaum Entscheidungen treffen können. Man ist weit entfernt davon zu glauben, dass Tiere ein Bewusstsein von den tiefsten Wahrheiten und Urgesetzen unseres Universums besitzen. Doch Menschen, die sich ohne Worte oder andere kulturell festgelegte Zeichen als Zwischenträger auf andere Spezies einlassen, erfahren Tiere auf einer Ebene jenseits ihres Überlebenstriebs. Sobald wir mit Tieren aufrichtig und offen umgehen, eröffnet sich ein fruchtbares Feld des voneinander Lernens.
Die Sprachbarriere
Die verbale Kommunikation ist etwas Wunderbares, wenn es um die Betrachtung und Regelung komplizierter Sachverhalte geht. Andererseits ermöglicht sie auch Missverständnisse, die die direkte Kommunikation behindern können. Weil solche Missverständnisse auch sprachlich abgerufen und interpretiert werden können, lassen sie sich verkomplizieren und vielschichtig ausbauen. Wir verwickeln uns dann in alte Formulierungen, und denken, das sei die momentane Wirklichkeit oder das, was die anderen über uns und unsere Handlungen gerade denken. Worte können dazu verleiten, andere nicht aus direkter Erfahrung zu beurteilen, sondern sie aus der Interpretation des von ihnen Gesagten zu rekonstruieren.
Sprache kann also bei Therapien und Beratungen zum Hindernis werden. Bei Tieren geschieht die Beratung unmittelbar, können Fragen und Vorstellungen rasch auf telepathischem Weg ausgetauscht werden. Normalerweise werden bei der Klärung von Problemen direkt die betreffenden Gefühle oder der Sachverhalt erfasst. Tiere verschleiern ihre Erfahrungen und Erinnerungen nicht mit abstrakten Bedenken über deren mögliche Bedeutung für sich selbst und andere. Zwar kommen auch bei ihnen Missverständnisse vor, aber sie neigen anders als die Menschen gewöhnlich nicht dazu, immer wieder über eine Erfahrung und deren Bedeutung nachzugrübeln.
Tiefsitzende emotionale Schwierigkeiten oder auch neue schlechte Erfahrungen und Traumen lassen sich bei Tieren meistens leichter und schneller bereinigen als bei Menschen. Binnen Minuten kommt es zu deutlichen und langfristigen Änderungen der Stimmung und des Verhaltens - wofür bei Menschen oft stundenlange Therapiegespräche nötig sind. Tiere erfassen meist schnell die Ursache des Problems und können ihre sich negativ auswirkenden Verhaltensweisen schlagartig aufgeben.
Menschen brauchen dazu erfahrungsgemäß länger. Es kann viele Stunden oder auch Jahre der Therapie oder anderer Selbstfindungspraxis erfordern, bis sie wieder zur Quelle ihrer einfachen unmittelbaren Wahrnehmungen und damit zur Erkenntnis grundlegender Wahrheiten gelangen. Tiere verlieren ihren direkten Draht zum Leben sehr selten. Sie verstehen das Leben auch so, ohne dicke Bücher über seine Wahrheiten wälzen zu müssen. Deshalb können sie uns so vieles lehren.
Unsere verstandesmäßigen Verstrickungen können uns handlungsunfähig machen, Lebensfreude rauben und viel Leid verursachen. Andererseits haben Verstandesleistungen uns auch in den Genuss großer Errungenschaften gebracht. Sprache in ihrer Vollendung sollte Gedanken immer in einer Weise ausdrücken, die uns auf die Fülle des Lebens jenseits aller Worte hinweist.
Tiere können unsere Sprache verstehen, weil sie das beim Sprechen jeweils tatsächlich Gemeinte erfassen. Ihre normale Kommunikationsform ist das direkte Übertragen und Erfassen von Intentionen und Gefühlen. Sie machen sich das Leben nicht so schwer, wie viele Menschen mit ihren Verklausulierungen und sprachlichen Irrwegen. Allerdings können sie durch einen engen Kontakt mit Menschen von deren indirekteren Kommunikationsweisen beeinflusst werden. Sie können sogar Neurosen und Verhaltensstörungen entwickeln, wenn ihre Anlagen und Bedürfnisse vom Menschen ständig boykottiert und pervertiert werden.
Oft heißt es, ein unbefangen und intuitiv geführtes Leben wäre naiv und langweilig. Das direkte Miteinander erscheint vielen zu einfach und beschränkt. Sie lieben ernste Gedankengänge, die zweifellos zum Menschsein dazu gehören. Doch wer sich allzu ausschließlich komplizierten Gedankenspielen ergibt, kann einmal plötzlich den Faden verlieren und in der Selbstentfremdung landen. Dann steht die Suche in Therapiegesprächen, in der Meditation, im Gebet oder auf anderen spirituellen Wegen an, um von Gedankenmustern loszukommen, die an der Erfahrung reiner Lebensfreude hindern.
Statt im Umgang mit Tieren an vorgefertigten Meinungen festzuhalten, sollten wir versuchen, uns ganz in sie hineinzuversetzen. Sobald wir nicht nur innerhalb unserer sprachlichen Grenzen auf sie zugehen, erkennen wir die Tiere in ihrer Schönheit, Einzigartigkeit und Intelligenz. Plötzlich sind sie wunderbarerweise nichts völlig anderes mehr, sondern Wesensgeschwister voller Begeisterung, Humor und Weisheit. Sooft wir uns in andere Wesen hineinversetzen, vertiefen wir unsere Seinserfahrung. Unser Bewusstsein erweitert sich. Und mit wachsender geistiger Reife kommen wir der wahren göttlichen Natur, die in jedem von uns wohnt, immer näher.
Folgendes Selbstgespräch stammt von 1992:
Vom Denken allein wird man nicht weise, Aber durch Achtsamkeit Umfassende Weisheit der Natur In Felsen, Bienen, Elefanten Denken kann Spaß machen Erkenntnisse herbeiführen Verwirrung stiften Galaktischer Reigen Um sich selbst.
Achtsamkeit, Tiefe Aufrichtigkeit Bringt Wahrheit ans Licht Wissen ist Bewusstsein Es entspringt keinem Rationalismus Keinem folgerichtigen Gedanken Obwohl vom Denken zum Wissen gesprungen werden kann Doch dieser Sprung gelingt nur durch Sein Durch reines Selbstsein Der ewigen Geistnatur.
Denken ist nicht das Ein und Alles des Bewusstseins Es bedarf vieler Transformationen Um reine Schönheit Weisheit Wahrheit zu finden.
Denken trifft man in vielen Spezies an Halte es nicht für den Schlusspunkt Oder für etwas, das dich Über alles erhaben macht Das meinen nur die modernen Menschen Die am Wesentlichen vorbeigehen Dass nämlich im Geist Gleichmut und Frieden zu finden sind Nicht in Schlussfolgerungen Oder logischen Argumenten Der schöpferische Geist Ist die Geistnatur in allen Dingen. СКАЧАТЬ