Название: Indianertod
Автор: Rainer Buck
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783865068798
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„Oh. Sie sind also freier Journalist?“
„Nun ja. Genaugenommen bin ich nur ein Hobbyschreiber und verdinge mich ab und zu als freier Mitarbeiter der Lokalzeitung. Eigentlich bin ich evangelischer Pastor. Ich hoffe, das erschreckt Sie nicht.“
„Sollte es?“ Lisa Felden zeigte wieder ihr schelmisches Lächeln, das ihr Gesicht besonders reizend machte. Sie war wohl etwas schmaler als ihre Schwester, und ihr Teint war etwas blasser.
„Na ja. Manche reagieren etwas befangen, wenn sie einem Pfarrer begegnen.“
„Ich lebe im Frieden mit Gott und seinem Personal. Von mir aus könnten Sie auch Bischof sein. Ich würde mich allerdings nicht vor Ihnen erheben.“
Sie deutete auf ihre Beine.
Manuel sah sie einen Moment lang irritiert an, bevor er lachen musste. Zwei Polizisten blickten überrascht zu ihnen herüber. Das erinnerte Manuel daran, dass sie sich an einem Unglücksort befanden. Er schaute in die Richtung, wo noch die Leiche von Branco Ilic liegen musste, und bemerkte: „Schlimme Geschichte, das Ganze.“
„Ja“, erwiderte Lisa nun mit dem gebotenen Ernst. „Es ist nicht zu fassen.“
Manuel besann sich und sagte, indem er besonderes Mitgefühl in seine Stimme legte: „Er war ja der Lebensgefährte Ihrer Schwester. So trifft Sie sein Tod persönlich. Mein herzliches Beileid.“
„Danke“, sagte sie. „So gut habe ich ihn allerdings gar nicht gekannt. Genau genommen bisher noch überhaupt nicht.“
Manuel wollte fragen, ob Lisa kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Zwillingsschwester habe, doch dies erschien ihm indiskret. Stattdessen bot er ihr an, sie aus dem Theater zu begleiten.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin mit meinem Vater hier, der vermutlich wartet, um der Polizei noch unsere Ausweise zu zeigen.“
„Dann darf ich Ihnen etwas Gesellschaft leisten?“, fragte Manuel. „Ich will nachher versuchen, ein paar O-Töne von der Polizei einzufangen.“
4.
Peter Becker stand gegenüber dem Hauptportal der Festspielbühne, wo noch immer vereinzelt Väter und Mütter mit schluchzenden Kindern den Ort des Unglücks verließen. Er grinste beim Anblick der Menschen, die von der Werbung verlockt worden waren, „den Wilden Westen live zu erleben bei den zweitgrößten Karl-May-Spielen Norddeutschlands“.
Heute waren sie auf ihre Kosten gekommen, das stand fest.
Mochten die Kleinen nun heulen um den toten Winnetou. Für Peter Becker war Branco Ilic keine edle Rothaut, die Trauer verdient hatte. Für ihn war Ilic ein Dreckschwein. Jana Felden konnte froh sein, diesen Typen los zu sein. Er hatte ihr immer wieder gesagt, dass dieser Hurensohn nichts für sie war. Aber sie wollte ihm nicht zuhören. Vorgestern Nacht hatte sie das Gespräch einfach beendet, kommentarlos den Hörer aufgelegt.
Sie würde schon noch kapieren. Heute war erst der Anfang.
5.
„Hallo, Robert!“
Falke drehte sich um und wirkte überrascht, Manuel Wolff hier zu treffen. Vielleicht galt die Überraschung auch der Begleitung seines Freundes.
„Lisa. Das ist mein alter Kumpel Robert Falke, im früheren Leben Kriminalkommissar“, stellte ihn Manuel vor. Dann wies er mit einer Geste, die fast etwas wie Stolz auf seine neue Bekanntschaft ausdrückte, auf die Frau neben sich: „Das ist Lisa Felden. Die Schwester von Ribanna.“
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Lisa“, sagte Falke und reichte ihr die Hand. „Auch wenn es ein verflucht böser Tag heute ist.“
„Was treibt dich eigentlich hierher, Robert? Hast du den Polizeifunk gehört oder …“
„Ich war mit Jessica hier“, entgegnete Falke.
Er wandte sich an Lisa und erklärte: „Meine Enkelin ist Winnetou-Fan.“
„Und ihr Großvater noch viel mehr“, ergänzte Manuel lächelnd, indem er auf seinen Freund zeigte. „Wir sind beide echte Karl-May-Fans, was uns immer wieder zu den Festspielen treibt. So etwas wie heute ist allerdings noch nie passiert. Das wird als schwarzer Tag in die Annalen der Festspiele eingehen. Und die gibt es immerhin seit 1963.“
„Ich habe Jessie gerade ihren Eltern übergeben und bin zurückgekommen, um den Kollegen ein wenig auf die Finger zu schauen.“
Falke deutete auf zwei Männer in Zivil, die auf der Bühne gerade in ein intensives Gespräch vertieft schienen. „Das sind Harmsen und Türck. Die scheinen hier das Zepter übernommen zu haben. Ich werde sicher erfahren, ob schon etwas über Tat und Täter bekannt ist. War schließlich Vorgesetzter der beiden. Ich gehe mal hinüber und sage Hallo.“
Kurz darauf konnten Lisa und Manuel erkennen, dass sich Falke mit seinen früheren Kollegen lebhaft unterhielt.
„Ihr Freund wirkt gar nicht wie ein Rentner“, stellte Lisa fest.
„Er hat das Pensionsalter auch noch nicht erreicht“, erwiderte Manuel. „Er ist nach einem Dienstunfall in den Ruhestand versetzt worden. Wenn ich ihn da drüben so mit seinen Kollegen sehe, denke ich, dass er am liebsten das Kommando wieder übernähme.“
Es dauerte einige Zeit, bis Falke wieder zur Abzäunung der Bühne kam. Offensichtlich hatte er erfahren, was ihn interessierte.
„Branco Ilic ist hinterrücks erschossen worden. Die Polizei vermutet den Schützen unter den Komparsen, die als Sioux mit auf der Bühne waren. Der Schuss kam eindeutig aus der Richtung, in der sich die Indianer aufhielten.“
Manuel überlegte. „Hm, das hört sich plausibel an, aber der Täter muss ja wohl damit rechnen, dass die Polizei alle Waffen überprüft. Falls da eine dabei ist, aus der mit echter Munition gefeuert werden kann, ist sie leicht zuzuordnen.“
„Der Täter könnte ein Gewehr versteckt und es in einem passenden Moment ausgetauscht haben.“
„Wenn er das Durcheinander gleich nach der Tat ausgenutzt hat, könnte er tatsächlich die Tatwaffe weggeschafft haben. Es sind 10 bis 15 Indianer auf der Bühne gewesen. Niemand hätte es bemerkt, wenn einer mal vorübergehend verschwunden wäre.“
Falke wandte sich ab und ging wieder zu den beiden Polizeibeamten hinüber. Nach einer Weile verabschiedete er sich von diesen und schlenderte zur rechten Seite der Spielfläche, wo ein paar Büsche standen. Er gab Manuel einen Wink, über die Bühnenabsperrung zu klettern und zu ihm herüberzukommen.
„Lass uns doch mal ein wenig wie Old Shatterhand auf Spurensuche gehen“, sagte er schmunzelnd. „Die Kollegen konzentrieren sich voll und ganz auf den Bereich, wo sich die Sioux-Darsteller aufhielten.“ Er deutete auf das Gestrüpp. „Hier könnte sich allerdings auch ein Schütze längere Zeit verborgen haben, ohne bemerkt zu werden. Schau mal hier, Manuel. Sieht das nicht so aus, als seien hier Äste abgeknickt?“
Manuel ging in die Knie und untersuchte den sandigen Boden. „Das könnte tatsächlich ein Fußabdruck sein.“
„Greenhorns“, СКАЧАТЬ