Название: Glühende Retterliebe
Автор: Oswald J. Smith
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865064332
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»Fürst von Afghanistan, vortreten!«
Kurzes Zaudern; dann kommt der Angeredete mit langsamem Schritt und gesenktem Blick näher. Nun steht er zitternd vor seinem obersten Gebieter.
»Fürst von Afghanistan«, hebt der Satan wieder an, »du treuer Wächter meiner Besitzungen, solltest du mich auch noch im Stich lassen, dann weiß ich nicht mehr, wohin ich mich wenden soll.«
Keine Antwort! Wie gebannt lauscht die große Versammlung in das Schweigen.
»Fürst, sprich! Sind sie bei dir eingedrungen?«
»Jawohl, Hoheit!«
In rasender Wut sprang der Erzfeind auf. »Fürst von Afghanistan, wo bleibt deine Treue?« fuhr er ihn an.
»Mein Herr und Gebieter, es half alles nichts. Wir taten unser Bestes. Bis vor einem Jahr hatte keine Menschenseele etwas davon gehört. Aber dann wurden zwei junge Männer von dieser Pioniergesellschaft ausgesandt, und –«
»Verfluchte Bande!« knirschte der Satan dazwischen.
»Die ganze Gemeinde vereinigte sich zum Gebet«, fuhr der Fürst fort. »Anscheinend wissen sie alle, dass Er Seine Herrschaft nicht eher aufrichten wird, bis das Evangelium in jeder Sprache gepredigt worden ist. Engelmächte hielten die Wacht. Wir haben gekämpft, konnten ihnen aber nicht widerstehen. Immer weiter drangen sie vorwärts, vor einer Woche hat ein Mann Christus angenommen, verschiedene andere haben das Evangelium schon gehört.«
Wutschnaubend brüllte Satan: »Jetzt ist alles aus! In Indien und China sind Tausende errettet, aber was ich eben hören musste, schlägt dem Fass den Boden aus. Er kann jetzt kommen. Lange wird’s nicht mehr dauern; denn bei der klaren Blickrichtung dieser Leute werden sie nicht eher ruhen, als bis jeder Stamm, jede Sprache und Nation vom Evangelium erreicht worden ist. Dann aber wehe, wehe mir!«
Von Gott beschlagnahmt
Das war eine glänzende Spitzenleistung. Selbst für einen »High Rigger«1 galt sie als einzigartig und ganz ungewöhnlich. Niemals werden die sorglosen Holzfäller an der Pazifischen Küste vergessen, wie es ihnen eiskalt über den Rücken lief, als sie hinaufstarrten zu jener Gestalt, die dort hoch oben unbekümmert, ohne jegliche Angst und Nervosität zwischen Himmel und Erde schwebte. Das war ein Erlebnis gewesen, das sich tief in ihre Erinnerung eingegraben hatte.
Der Baum war am Tage zuvor ausgesucht worden – eine große, dreihundert Fuß (neunzig Meter) hohe Douglastanne von anderthalb Meter Durchmesser am Boden, kerzengerade gewachsen und fast kahl bis zur Spitze. Sie war kein ungewöhnlicher Baum, wenigstens nicht für Britisch-Kolumbien, und doch war dieser Baum besonders ausgesucht worden und gut geeignet für das »High Rigging«. Der »High Rigger«, ein Bursche von etwa neunzehn Jahren mit einem frohen, unbekümmerten Gesichtsausdruck, stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, wenigstens für heute. Nach wochenlanger Übung war er einer der besten »High Riggers« an der Küste geworden.
Er sprang an dem Baumstamm empor, mit Steigeisen an seinen Schuhen und mit einem Gürtel um seine schlanke Hüfte, wie ein Eichhörnchen kletterte er die ersten fünfzehn Meter in die Höhe und war hoch über der Gruppe der kräftigen Holzfäller, die unten standen, fast ehe es ihnen überhaupt zum Bewusstsein gekommen war, dass er schon fort war. Er schlang sich ein Seil um, bohrte die Klettereisen fest in die Baumrinde und arbeitete sich mit zurückgeworfenem Kopf Meter um Meter höher hinauf, dabei waren die Muskeln seines Körpers genau auf jede einzelne Bewegung eingespielt.
Höher und höher kletterte er, und der Wipfel des Baumes bog sich und schwankte hin und her bei jeder Bewegung, die er machte. Den Männern unten wollte der Nacken schmerzen, ihre Augen flimmerten vor Anstrengung, dann legten sie sich auf den Rücken, um ihn besser sehen zu können. Von allen Seiten hörte man Jubelrufe und ehrliche Bewunderung, alle spornten ihn an. Spontane Ausbrüche der Begeisterung drangen himmelwärts bei jedem weiteren Schritt. Kein Wunder bei solch einer Leistung! Heute war sein Tag, und jetzt war er hier, um sein Möglichstes herauszuholen.
Plötzlich hielt er an. Sechzig Meter hoch! Das genügte.
Nun frisch ans Werk! Mit einem Ruck riss er die Axt heraus und begann loszuhauen. Ringsherum ging er, lehnte sich in seinem Gürtel weit zurück und holte zu großen, wuchtigen Schlägen aus, während Holzsplitter und Späne auf die Menschenmenge herabregneten.
Auf zwei Dinge musste er nun besonders achten; zwei Gefahrenmomente drohten ihm, vor denen es sich zu hüten galt. Sollte er seine Kerbe verfehlen und stattdessen den Riemen treffen, mit dem er sich angeschnallt hatte, dann war alles aus. Das war gerade erst vor einer Woche auf den Vancouver-Inseln geschehen, und der zerschmetterte, verstümmelte Körper des sorglosen Finnen war sechzig Meter tiefer am Fuße des Baumes aufgehoben worden. Zum andern musste der Stamm auch sehr gut geschlagen sein und genau gleichmäßig ringsum, damit der Baum beim Abbrechen nicht splitterte, sonst würde sein Körper von seinem eigenen Gürtel durchgeschnitten, wenn der stürzende Baumwipfel die eine Hälfte mit sich riss. Auch dieser Unglücksfall war schon einmal eingetreten, und die Erinnerung daran war noch allen frisch im Gedächtnis.
Aber er war auf der Hut, und alles ging glatt. Der Baumwipfel war gut abgeschlagen und stürzte krachend zu Boden, die Holzfäller spritzten auseinander, um ihm auszuweichen. Gerade dann ist der »High Rigger« in wirklich großer Gefahr. Wenn das obere Stück des Stammes abgebrochen ist, dann schwankt der restliche Stamm durch die Erschütterung um vier bis sechs Meter hin und her. Wenn der »High Rigger« jetzt nicht auf der Hut ist und sich den Schwingungen nicht rechtzeitig anpasst, dann wird sein Gesicht zu Brei zermalmt. Niemals konnten die Männer jenen »High Rigger« vergessen, dessen Gesicht zu einer unkenntlichen Masse zerschlagen worden war, als ihn der Baumstamm immer wieder heftig traf, ehe es ihm gelungen war, sich den Schwingungen anzupassen. Plötzlich hielt er inne. Was nun? Sie sahen, wie er seinen Gurt lockerte, die Stacheln seiner Steigeisen herausriss, etwa drei bis vier Meter herunterkletterte, um sich in Sicherheit zu bringen für den Fall, dass der Stamm noch splitterte; dann bohrte er seine Steigeisen wieder fest ins Holz ein, legte sich in seinem Gurt weit nach hinten zurück, schnallte seine Füße an und verhielt sich dann in Wartestellung, während der große Wipfel dreißig Meter über seinem Kopf krachte, brach und herabstürzte. Sie sahen ihn hinund herschwingen, kraftlos und machtlos, regungslos wie eine Bildsäule hing er da, bis die starken Schwingungen aufgehört hatten.
Nun musste er nach den Gesetzen des »High Rigger« an die Arbeit gehen und die Verspannung herrichten. Ein eiserner Flaschenzug, der allein fünf Zentner Gewicht hatte, musste mit einer Hilfsmaschine heraufgeholt und oben auf dem Baumstamm angebracht werden. Ein etwa vier Zentimeter dickes Tragseil musste da hindurchgeführt werden und sein anderes Ende an einem ähnlichen Baum in etwa vierhundert Meter Entfernung befestigt werden. Längs dieses Kabels mussten die Baumstämme, große, gewaltige Riesen – nicht die Zahnstocher von Nord-Ontario –, hoch in die Luft gehoben werden. Also, Arbeit genug in Hülle und Fülle. Aber er tat nichts dergleichen. Stattdessen tat er etwas, das ihn noch Monate später zum Gesprächsthema der Wälder werden ließ.
Der Durchmesser des Baumstammes betrug an der Stelle, wo er abgehauen worden war, gerade sechzig Zentimeter. Der »High Rigger« hatte innegehalten. Sie warteten. Und im nächsten Augenblick – war es ein Traum? War es ein Trugbild ihrer Augen? – Nein, da oben schwebte er zwischen Himmel und Erde, sechzig Meter hoch über ihren Köpfen stand er aufrecht auf einem vierundzwanzig Zoll breiten Baumstamm.
Sie hielten den Atem an. Lautlose Stille herrschte unter den kühnen Holzfällern, als sie nach oben spähten und den furchtlosen »Rigger« beobachteten. Außer den schweren Atemzügen hörte man keinen Laut. Manchen von ihnen schlug СКАЧАТЬ