Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig
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Читать онлайн книгу Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig страница 28

Название: Zwei gegen Ragnarøk

Автор: Hans-Jürgen Hennig

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783961456390

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      Hilda sah fasziniert zu dieser geheimnisvollen Frau auf. Wie von selbst leuchtete ihr wunderschönes Gesicht, umrahmt von wallenden, goldenen Haaren. Hilda war es plötzlich wie im Fieber und ihr Herz klopfte heftig. Dann staunte sie; der Kopf der Frau war gekrönt mit einem ganz gewöhnlichen Kranz aus Gänseblümchen.

      Langsam löste sich die wunderschöne Gestalt in der Dunkelheit auf, aber ihre Stimme flüsterte noch einmal an Hildas Ohr: „Du kannst jetzt ruhig weiterschlafen, ich beschütze dich und deinen Raben. Er soll wie dein Schatten sein.“

      Mit der eintretenden Stille spürte Hilde nur noch eine tiefe, innere Ruhe und schlief wieder ein.

      Hilda wurde wach, weil sie in ihrem Bett plötzlich Nässe spürte, und das Nasse bewegte sich zwischen ihren Beinen. Im Nu waren ihre Sinne hellwach und sie zirpte leise: „Mama, Falki, es ist geschlüpft.“

      Kein Augenblick war vergangen, da standen die beiden an Hildas Nest und wollten schauen. Hilda zog ganz vorsichtig die Decken auseinander, bewegte ihre Beine vom Nestchen, und dann sahen sie es, ein kleines, nacktes und blindes Vögelchen. Es bewegte sich und versuchte sein Köpfchen zu heben.

      Alle drei waren gerührt und konnten ihre Augen gar nicht weit genug aufreißen.

      „Es hat geklappt“, rief die Mutter freudig aus. „Meine kleine Hilda, du bist jetzt eine Vogelmutter. Jetzt wird es ernst für dich, wenn dein Vögelchen ein großer Rabe werden soll.“

      „Ist der aber klein und so nackig“, staunte Falki. „Füttern wir ihn jetzt?“

      „Mama, womit soll ich ihn den jetzt füttern?“, fragte Hilda ganz aufgeregt und besorgt.

      „Mein Schatz, ich verstehe ja deine Aufregung, aber ich glaube, er will jetzt noch nichts zu fressen haben, aber ich lege dir hier etwas Fleisch hin und du zerkaust es später ganz fein, wie Alvitur es gesagt hat. Lass ihm jetzt etwas Ruhe und wenn dein Rabe wieder zu zappeln anfängt, dann halte ihm einfach etwas davon vor sein Schnäbelchen. Wenn er Hunger hat, wird er schon danach schnappen.“

      „Ja Mama, danke“, hauchte Hilda. Sie war glücklich und ihr Herz pochte wie wild. Sie war nun die Mutter von einem richtigen, kleinen Raben und Freya würde sie beschützen, fiel ihr plötzlich wieder ein. Ihr kamen wieder die Worte in den Sinn, die sie heute Nacht von dieser schönen Frau gehört hatte. Sie wusste, das konnte nur Freya gewesen sein. Sie würde wohl noch öfter darüber nachdenken müssen. „Wie kann das sein, dass sich eine Göttin persönlich um sie kümmern wollte?“, ging es ihr durch den Kopf.

      Das kleine Küken bewegte sich wieder und Hilda steckte sofort ein Stückchen Fleisch in den Mund. Sie begann es wie wild zu zerkauen und sagte: „He, zapple nur, lebe, ich will dich großfüttern, damit du ein richtiger, schöner Rabe wirst. Hier nimm etwas Futter“ – und Hilda hielt ihm ein ganz kleines Bröckchen von dem zerkauten Fleisch hin. Aber das Küken wollte nicht.

      „Du bist bestimmt noch zu schlapp davon, dass du das Ei aufbrechen musstest“, flüsterte Hilda ihm zu und versuchte ein zartes Streicheln auf dem nackten Köpfchen.

      Einige Zeit später machte Hilda den zweiten Versuch und diesmal schluckte das Küken, zu Hildas großer Freude, ein Fleischbröckchen und schlief anschließend sofort wieder ein.

      Hilda war richtig glücklich, aber dann stieß sie hervor: „Ha, aber du hast ja noch keinen Namen!“ Sie grübelte und zog ihre Stirn in Falten. Sie dachte angestrengt nach, ging im Gedanken alle Namen für Tiere durch, die ihr einfielen, wieder und wieder. Nach einer Weile schwirrte ihr der Kopf vor lauter Namen.

      Dann hellte ein Lächeln ihr Gesicht auf; Freya hatte doch etwas gesagt. „Ich hab’s!“, rief sie laut. Falki und die Mutter schauten erschrocken auf.

      „Was hast du? Hilda, sag schon“, fragte die Mutter neugierig.

      „Ja, sag schon!“, rief Falki ganz ungeduldig.

      „In meinem Traum hat mir eine wunderschöne Frau gesagt, dass mein Rabe wie mein Schatten sein soll; darum soll er „Skyggi“18 heißen!“

       FENRISWOLF UND MITGARDSCHLANGE

      Gelangweilt stocherte Hilda in der Glut der Feuerstelle herum. Sie kniff die Augen zusammen und schaute fasziniert in das geheimnisvolle Glühen, das sie jedes Mal auslöste, wenn sie die Glut kräftig bewegte. Sie kicherte leise vor sich hin, wenn die Funken hell aufstoben und bald schien es ihr so, als ob da, in dem Glühen, eine geheimnisvolle Kraft wäre, die nach ihr rief; sie musste nur richtig hinhören, um sie zu verstehen. Aber, es klappte nicht, und obwohl sie so lange in die Glut schaute, dass ihr Blick verschwamm, kam ihr doch kein sinnvoller Gedanke. Die Magie des Moments war plötzlich verflogen und sie fühlte sich mit einem Mal richtig verlassen. Falki half wieder bei Steinar in der Schmiede und Alfger hatte ihr gestern, mit strahlendem Lächeln gesagt, dass er mit Ragnar jagen gehen durfte. Als er ihr das sagte, sah sie ihm an, dass er sich richtig wichtig und groß vorkam und das ärgerte sie. Na klar Alfger war älter als sie und auch mindestens einen Kopf größer, aber beim Bogenschießen war Hilda nicht schlechter als er, und sie konnte auch mindestens so gut schleichen wie er, wenn nicht sogar besser. Die Mutter war im Langhaus, bei den anderen Frauen. Bestimmt saß sie dort am Spinnrad, oder strickt. Selbst Skyggi, ihr ständiger Begleiter hatte sie verlassen und war mit der Mutter im Langhaus. Alle dort würden sich jetzt über Skyggi amüsieren, ihm irgendwelche Happen zustecken und er würde fröhlich umherhüpfen und sie nicht mal vermissen. Sie musste plötzlich lachen; Skyggi war immer hungrig und fraß alles. Er würde dort im Langhaus überall und an allem herumzupfen. Die Frauen müssten acht geben, dass er ihnen nicht einen bunten Faden aus dem Webstuhl zog. Dann verschwand ihr Lächeln wieder vom Gesicht und sie dachte: „Hier ist es stinkelangweilig“, aber dann fiel ihr der bevorstehende Abend ein und im gleichen Augenblick freute sich auch schon darauf. Sie wusste, dass er interessant werden würde. Alle würden wieder rund um das große Feuer sitzen und Alviturs Stimme lauschen, wenn er uralte Geschichten erzählte.

      Immer, wenn es Vollmond war, saßen die Leute im Langhaus zusammen, um seinen Geschichten zu lauschen.

      Hilda mochte die Erzählungen über die Götter am liebsten und niemand konnte sie so spannend erzählen, wie Alvitur. Aber was sollte sie nur so lange tun?

      Sie überlegte wieder: „Sie könnte zu Elfa gehen, oder zu Stina. Aber wieso sind die beiden noch nicht hier gewesen? Ja, ja, Stina und Elfa werden bestimmt auch im Langhaus sitzen und dort mit Wolle etwas machten. Hm, ich könnte ja auch hinüber gehen und Wolle färben“, überlegte sie, „dann einen Tag lang mit roten oder grünen Armen herumlaufen und den kleinen Stufi damit erschrecken.“

      Bei diesen Gedanken, musste Hilda kichern. Aber sie ging doch lieber mit den Jungen raus, kämpfen üben oder auf Abenteuersuche. Sie hätte Ragnar fragen sollen, ob sie auch mit zur Jagd gedurft hätte. Jagen wäre ja auch etwas Spannendes für sie gewesen, aber Ragnar belächelte sie immer so abfällig, weil sie ihm noch zu jung und zu klein war, wie er sagte. Hilda glaubte aber, dass er einfach etwas gegen Mädchen hatte, die jagen wollten.

      „Irgendwann werde ich es ihm schon zeigen“, dachte sie. „Ich bin ja mit dem Bogen nicht schlechter als die Jungen, im Gegenteil, ich war sogar oft die Beste, wenn wir zusammen geübt haben.“

      Hilda legte entschlossen den Feuerhaken zur Seite. „Ich werde nachsehen, wo die anderen Mädels sind. Vielleicht finde ich eine, die mit mir zusammen Bogenschießen übt. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.“

      Sie СКАЧАТЬ