Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig
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Название: Zwei gegen Ragnarøk

Автор: Hans-Jürgen Hennig

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783961456390

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СКАЧАТЬ noch wegbringen“ – und der deutete mit dem Kopf auf den armen Mann am Balken.

      Alvitur grinste befriedigt und zog Leif mit sich.

      Sie hatten ihren Rückweg genau festgelegt und ein paar Hütten weiter trafen sie auf Ernir, der den kleinen Jungen auf dem Arm hielt.

      Das Kind saß in Ernirs Armen und aß Fladenbrot mit Bissen, wie ein ausgehungerter Krieger.

      Ernirs Gesicht zuckte, als er sich entrüstete: „Diese Hunde. Sind das überhaupt noch Menschen, das sie so mit einem Kind umgehen?“

      „Kommt, wir schlafen auf dem Boot“, befahl Alvitur mit belegter Stimme und nahm Ernir das Kind aus dem Arm.

      Der Kleine legte seine Arme um Alviturs Hals, schaute ihn mit großen, fragenden Augen an und flüsterte mit dünnem Stimmchen: „Bist du mein Vater?“

       DAS SCHLAMMMONSTER

      Hilda zog die Augenbrauen zusammen und machte ein grimmiges Gesicht, als sie die dicken Wolken sah, die den ganzen Himmel bedeckten. In den letzten Tagen hatte es oft geregnet und es blies ein kühler Wind von den hohen Bergen herunter. Die Sonne blinzelte nur noch kraftlos durch die dicken Wolken und Hilda konnte den Herbst regelrecht riechen, Feuchtigkeit, Moder- und Waldgeruch stiegen ihr in die Nase. Sie schaute gelangweilt den dicken Wolken nach, wie sie sich bewegten und ihre Form veränderten und war unschlüssig, was sie jetzt machen sollte. Sie hatte keine Lust auf das Stricken, Mehl mahlen oder irgendwelche anderen Arbeiten, die Mutter ihr übertragen wollte. Ihr war eher danach, es sich irgendwo gemütlich zu machen. Sie überlegte kurz und stopfte sich dann ein Säckchen voll, mit saftigen Äpfeln. Ihr ging durch den Kopf, sich irgendwo einen Platz zu suchen, wo sie es sich so richtig gut gehen lassen konnte. Die Zeit nach der Apfelernte war eigentlich für sie immer eine gute Zeit, den sie mochte die Äpfel sehr und es machte ihr fast nichts aus, den ganzen langen Tag nur Äpfel zu essen. Vor eine paar Tagen, als sie darüber mit der Mutter sprach, erzählte sie wieder die Geschichte von Alvitur, wie er die Apfelbäume nach Björkendal brachte. Sie hatte diese Geschichte schon oft gehört, aber Hilda fand sie immer wieder spannend. Sie mochte den Alvitur sehr. Er war klug, überhaupt der klügste Mann, den Björkendal hatte. Er hatte zwar nur ein Auge, aber dafür konnte er Hilda damit so ansehen, dass ihr die Haare im Nacken hoch standen, aber gleichzeitig wollte sie ihn auch immer umarmen.

      „Erst hatten die Leute darüber gelacht, wie er hier mit den Apfelbäumen ankam“, erzählte die Mutter, „weil kaum einer verstand, welchen Nutzen die vielen Bäume dem Dorf bringen würden.“

      Den Rest wusste ja Hilda aus eigenem Erleben, und sie mochte den großen Hain mit Apfelbäumen sehr. Im Frühjahr war es für sie wie in einem Traum, wenn sie dort, zwischen den Bäumen, spielte. Wenn die Apfelbäume blühten, war es ein richtiges Blütenmeer, aus weißrosa Blüten, in denen unendlich viele Bienen summten. Sie liebte es, in aller Stille dort zu sitzen und sich einen Kranz aus Löwenzahnblüten und Gänseblümchen zu flechten.

      Einmal hatte Alvitur sie dabei überrascht. Ganz still und ohne ein Wort, setzte er sich zur ihr ins Gras und sah einfach nur zu und sie empfand seine Gegenwart fast wie einen Zauber. Für Hilda war er sowieso ein Zauberer, weil er alle Krankheiten heilen konnte. Dann korrigierte sie ihre Gedanken: „Na ja, Fifilla, mit ihren Kräutern half ihm wohl immer dabei.“

      Aber Alvitur konnte auch wunderschöne Geschichten erzählen, von seinen Reisen, von fernen Ländern und auch von den Göttern, vom Fenriswolf und anderen Ungeheuern. Für Hilda und ihre Freunde waren seine Geschichten das Beste am ganzen Winter. Über die vielen Apfelbäume lachte heute niemand mehr in Björkendal, im Gegenteil, wenn die gemeinsame Apfelernte vorbei war, wurde aus einem großen Teil der Äpfel der Apfelwein hergestellt, den alle liebten. Die Erwachsenen waren manchmal richtig verrückt nach dem Wein und ihr Vater, handelte in Haithabu damit.

      „Töchterchen, Hilda, was träumst du da an der Tür herum?“, rissen sie Mutters Worte aus ihren Gedanken.

      „Äää, nichts, Mama. Ich hab grade überlegt, ob ich die anderen Mädels suchen gehe. Auf stricken habe ich wirklich keine Lust.“

      Mutter Hilda lächelte. „Ja, geh nur und wenn dein Apfelsack leer ist, kannst du ja wieder nach Hause kommen.“

      Hilda lief aber dann doch nicht, die anderen Mädchen suchen, sondern schlenderte immer weiter, in Richtung zum nördlichen Dorfrand. Wenig später kam sie in die Nähe der großen Eiche, die nicht weit von Alviturs Hütte stand und stutzte. Als sie sah, was sich dort am Fuße des großen Baumes abspielte, war ihr sofort klar, dass sie sich hier ihren Platz suchen würde. Etwa zehn Schweine wühlten dort, auf der Suche nach fetten Eicheln, den Boden um und quiekten dabei lautstark. Für Hilda war es schon immer spannend, Tiere zu beobachten, egal ob hier im Dorf oder im Wald. Sie fand es immer interessant, zu sehen, wie sie sich verhielten und warum. Die Schweine hier waren für Hilda eigentlich nichts Besonderes; tagtäglich rannten sie durch das Dorf, aber hier im Schlamm, beim Wühlen nach den Eicheln, das war schon spannender, weil sie sich gegenseitig bufften und schubsten.

      Hilda grübelte kurz, dann beschloss sie, auf die Eiche zu klettern, um es sich auf einen dicken Ast bequem zu machen. Sie hängte sich ihren Apfelsack um den Hals und begann auf den Baum zu klettern. Hilda hatte keine Mühe damit, denn von einigen dicken Ästen hingen noch Seile herab, an denen die Kinder oft Kletterübungen machten, oder einfach nur daran schaukelten. Einen Moment später war sie im Baum und kletterte noch ein Stücken höher, bis sie eine richtig dicke Astgabel erreichte. Hier setzte sie sich dicht neben den Stamm und stellte fest, dass sie einen sehr gemütlichen Platz gefunden hatte. Von hier aus hatte sie auch einen guten Blick, weit über das Dorf, bis hin zum Fjord.

      „Schade, dass keiner von meinen Freunden hier ist; zu zweit wäre das viel lustiger“, dachte sie. „Mit Falki könnte ich hier meinen Spaß haben, oder mit Sölvi über alles reden.“

      Hilda lehnte sich gemütlich an den Stamm und schloss die Augen. Ohne hinzusehen fummelte sie aus ihrem Säckchen einen Apfel heraus und genoss die süßen Bissen. Mit einem Mal wurde sie unheimlich müde und sie dachte noch ganz kurz: „Müde, wie ein alter Hund“, ihr Kopf sank auf die Brust und da war sie auch schon eingeschlafen. Hildas Schlaf währte aber nur ganz kurz und sie erwachte erschrocken.

      „Was war das denn?“ Sie schaute sich suchend in dem Astgewirr um, schaute nach oben in die Baumkrone, aber die alten Weiber waren weg. „Das ist wirklich komisch“, dachte sie. „Ich schlafe auf einem Baum ein und plötzlich sind da drei alte Frauen und wollen mir Angst machen.“ Sie lehnte sich noch einmal an den Stamm und versuchte sich an den Traum zu erinnern. „War das überhaupt ein Traum, oder saßen die alten Frauen hier im Baum?“, grübelte sie und schaut sich wieder um. „Was haben die mir für einen doofen Spruch in Ohr geraunt? Dann fielen ihr die Worte wieder ein:

       Vom Baum wirst du fallen,

       verspottet von allen.

       Nimm hin deinen Schmerz

       er stärket dein Herz.

      „So einen Blödsinn, ich falle nicht vom Baum. Ach, das ist alles nur Quatsch, eben ein blöder Traum“, dachte sie und schaute nach unten, zu den schmatzenden Schweinen. Sie wollte ja eigentlich die Schweine beobachten und schaute jetzt nach einem besser geeigneten Platz in den Ästen, denn hier waren doch zu viele Äste und Blätter, die ihr die Sicht verdeckten.

      Sie musste nicht lange suchen und entschied sich für einen riesigen Hauptast, der weit über die Schweine hinwegragte. Auf diesen СКАЧАТЬ