Название: Man hat's nicht leicht, so als Student
Автор: Hans Hüfner
Издательство: Автор
Жанр: Биографии и Мемуары
isbn: 9783961456345
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Nach abgeschlossener Prüfung durften wir uns, sozusagen als Anerkennung, einen FDGB-Ferienplatz aussuchen. Mit meinem Klassenkameraden Klaus Z. hatte ich mich für Rathen in der Sächsischen Schweiz entschieden. Auf der Fahrt dorthin mussten wir in Dresden unser Gepäck von einem Polizeiaufgebot durchsuchen lassen. „Volkskontrolle“ nannte sich das, und nach Schieberware suchten sie. Ein Brot, das ich mir als Zusatzverpflegung für den Urlaub eingepackt hatte, durfte ich behalten. In Rathen kam ich mit einem jungen Mann ins Gespräch. Jahrgang 1926, wie ich. 1946 war er von den Russen verhaftet worden. Als angeblicher Angehöriger des „Werwolf“ hat er zwei Jahre in Buchenwald verbüßt, ohne Verhandlung, ohne Urteil.
„Viele haben sich das Leben genommen, vor ein paar Wochen wurde ich entlassen.“
Die Zeit bis zum Beginn des ersten Semesters in Dresden wurde genutzt, um die immer noch schmale Ernährungsgrundlage etwas aufzubessern. Eine Notiz aus jenen Tagen besagt:
„Wieder von Rathen zurück, beginnt sofort das Kartoffelstoppeln. Zu Hunderten und Tausenden ziehen die Menschen durch die Fluren und überfallen die Felder wie Heuschreckenschwärme. Die Stimmung ist äußerst gereizt.“
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VERBOTENE ZEITSCHRIFTEN
In diesen Tagen erregten wir, unsere Familie, aus uns unverständlichen Gründen erstmalig die Aufmerksamkeit der Volkspolizei. Am 2. Oktober 1948 erschien ein Volkspolizist in der Wohnung meiner Eltern, in der Hand eine Liste, worauf die Abonnenten von Zeitschriften vermerkt waren, die in den westlichen Besatzungszonen erschienen. Das betraf meine Person mit der Zeitschrift „Die neue Stadt“, einer Fachzeitschrift für Städtebau und meinen Vater mit dem „Polygraf“, der Titel sagt es schon, einer Zeitschrift für das grafische Gewerbe. Beide kamen aus Frankfurt am Main. Am liebsten wollte der junge Mann sämtliche uns vorliegenden Nummern dieser Zeitschriften gleich mitnehmen. Nach Protesten unsererseits beließ er es bei aufklärenden Worten, dass es verboten sei, Zeitschriften westlichen Ursprungs zu abonnieren, was wir, verwundert bis verständnislos, zur Kenntnis zu nehmen hatten. Die bezeichneten Zeitschriften wurden schließlich ganz legal durch die Post angeliefert. Das löste aber auch Betrachtungen über die Befugnisse der Polizei im Allgemeinen und im Besonderen darüber aus, auf welche Weise sich die Polizei Kenntnis über den verdächtigen Personenkreis verschafft hatte. In späteren Jahren haben wir uns über Derartiges nicht mehr gewundert.
Im Gegensatz dazu konnte man noch im Sommer des Jahres 1948 in Leipzig ganz offiziell im Zeitschriftenhandel den Westberliner „Telegraf“ kaufen. An einem Stand vor dem Alten Rathaus in Leipzig hatte ich für 50 Pfennige die Broschüre „Offen gesagt“ des ehemaligen US-Außenministers John F. Byrnes erworben. Darin wurden den Sowjets sehr offen ihre Sünden vorgehalten. Dieser Freizügigkeit war nach der Währungsreform und mit der Berlinblockade ein Ende gesetzt worden. Dass es trotzdem noch Schlupflöcher gab, sollten wir bald erfahren. Der Postverkehr funktionierte noch, und meinen Vater erreichten nun regelmäßig Paketsendungen aus Westberlin, deren Inhalt aus besonders für diesen Zweck in Kleindruck und Miniformat hergestellten Westberliner Tageszeitungen bestand.
Nach welchen Gesichtspunkten gerade mein Vater als Empfänger dieser höchst brisanten Sendungen ausgewählt wurde und von wem, vermochten wir nicht zu ergründen.
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WÄHRUNGSREFORM
Der Währungsreform in den drei westlichen Besatzungszonen, am 20. Juni 1948, folgte wenige Tage später, am 23. Juni, der Geldumtausch in der sowjetischen Besatzungszone. Das waren wesentliche Voraussetzungen für die ein Jahr später erfolgten Gründungen der beiden deutschen Staaten3 und damit bedeutsame Stationen auf dem Wege zur Teilung Deutschlands. Weil auch heute, zehn Jahre nach der Wiedervereinigung4, der Begriff „Währungsreform“ bei einigen Bürgern der alten Bundesrepublik reflexartig die Vorstellung auslöst, dass sie allein mit 40 DM beginnen mussten, während die im Osten …, will ich hier einfügen, was die meisten Menschen nicht mehr wissen, wie das damals im Osten war.
Während am Tage der westlichen Währungsreform das neue, in den Vereinigten Staaten gedruckte Geld (und so sah es auch aus) bereits zur Verfügung stand und ausgegeben werden konnte, wurden in der SBZ zunächst die alten Reichsmarkscheine beibehalten, durch eine aufgeklebte Marke aufgewertet und so zur neuen DM-Ost umfunktioniert. Jedem Bürger standen 70 Mark der neuen Währung zu, alles Übrige wurde 1:10 abgewertet. Sparguthaben aus der Zeit ab Mai 1945 bis zu einer Höhe von 100 Reichsmark wurden im Verhältnis 1:1 umgewertet, darüber hinausgehende Beträge bis zu 1000 Reichsmark im Verhältnis 1:5 und dann weiter 1:10. Auf diese Weise wurden aus einem Guthaben von 1131,58 Reichsmark, das sich nach 1945 auf meinem Sparkonto angesammelt hatte, 293,00 DM-Ost. Das war der Gegenwert für zwei Jahre Arbeit auf dem Bau. Das Umtauschverhältnis war für die Ostdeutschen zweifellos günstiger als für die Westdeutschen. Aber, was bei dieser Bewertung nicht berücksichtigt ist:
Den Bewohnern der SBZ hatte man gleich 1945 ihre Sparkonten gesperrt. Für sie traf nicht zu, was Autor Hans Riehl in seinem Buch „Requiem für eine Währung“ schreibt:
„Gerade in den Nachkriegsjahren mußten viele Menschen auf Erspartes zurückgreifen. Um einigermaßen über die Runden zu kommen, mußte oft der letzte Pfennig ausgegeben werden – beim Hamstern, und wenn es sein mußte, auch einmal auf dem Schwarzmarkt.“5
Die Ostdeutschen hatten nichts Erspartes mehr, auf das sie zurückgreifen konnten.
Das Sparbuch von Hans Hüfner
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