Zwei Millionen ham'ma erledigt. Johannes Sachslehner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zwei Millionen ham'ma erledigt - Johannes Sachslehner страница 10

Название: Zwei Millionen ham'ma erledigt

Автор: Johannes Sachslehner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783990403365

isbn:

СКАЧАТЬ die Anweisung, sich nicht mehr in Angelegenheiten der Partei einzumischen – eine Aktion, die letztlich Hauptmann Leopold selbst zum Verhängnis werden wird. Da hilft es auch nichts, dass er Hitler gegenüber Globocnik und Rainer als Feinde der NS-Bewegung anschwärzt – er hat sich selbst ins Aus gestellt: Hitler wird ihm das nicht verzeihen und ihn am 20. Februar 1938 endgültig mattsetzen.

      Vom wilden Rundumschlag Leopolds wenig beeindruckt, widmen sich Globocnik und Rainer weiter ihren illegalen Aktivitäten; Probleme mit der Polizei gibt es wieder im Frühjahr 1937, als die Landesleitung des NS-Hilfswerks in Kärnten „aufgedeckt“ wird. Globocnik reagiert mit gewohnter Ruhe und Übersicht: Am 8. März 1937 gibt er einer gewissen Karoline Thaler den Auftrag, dem aus Wien anreisenden Rechtsanwalt Dr. Heinrich Gmoser, der einen „größeren Geldbetrag“ für das NS-Hilfswerk bei sich trage, bis nach St. Veit an der Glan entgegenzufahren und ihn vor einer Kontrolle durch die Polizei zu warnen. Gleichzeitig solle sie von Gmoser das Geld übernehmen und „gesichert“ nach Klagenfurt bringen. Globocnik erwartet Karoline Thaler, die den Auftrag erfolgreich abwickelt, in der Bahnhofstraße in Klagenfurt, nimmt ihr das Geld ab – und verschwindet. Die Sicherheitsdirektion für das Land Kärnten schreibt ihn daraufhin im Z. P. Bl. unter dem Art. 3886/​36 wegen „Verdachtes des Hochverrates“ zur Verhaftung aus.

      Am 14. Juli 1937, um 12.10 Uhr, wird Globocnik aufgrund dieses Haftbefehls in Klagenfurt verhaftet, doch noch am gleichen Tag, um 17 Uhr, trifft aus Wien der „fernmündliche Auftrag“ von Staatssekretär Michael Skubl ein, dass Globocnik auf freien Fuß zu setzen und die Ausschreibung zu widerrufen sei. Michael Skubl, der Staatssekretär für Angelegenheiten des Sicherheitswesens und Leiter der Bundespolizeidirektion, ist wie Globocnik Kärntner und 1877 in Bleiburg geboren – Globus, so scheint es, hat nun schon einflussreiche Fürsprecher.

      Ende Januar 1938 geht Globocnik von Klagenfurt nach Wien, er will vor Ort sein, wenn hier die Entscheidung im Ringen um die Macht fällt. Eine Wohnung ist rasch gefunden: Am 25. Januar 1938 meldet er sich als „Baumeister“ in der Köstlergasse 11/​2/​22 im 6. Bezirk Mariahilf an; von hier sind alle wichtigen Adressen in der Innenstadt gut zu erreichen.

      In seinen nach dem Krieg in jugoslawischer Gefangenschaft verfassten Schriften behauptet Friedrich Rainer immer wieder, dass es der „gut entwickelte und ausgeprägte politische Instinkt“ Globocniks gewesen sei, der die Arbeit der Partei geprägt habe. Und so sei es auch die Idee Globocniks gewesen, Schuschnigg und Hitler zum Treffen vom 12. Februar 1938 am Obersalzberg in Berchtesgaden zu bewegen. Umsichtig arbeitet man an der Umsetzung dieses Plans: Rainer und Seyß-Inquart führen Ende Januar 1938 in Garmisch-Partenkirchen Gespräche mit Franz von Papen, dem deutschen Botschafter in Wien, dann reisen Globocnik und Rainer gemeinsam nach Berlin, um hier für eine Regierungsbeteiligung Seyß-Inquarts Stimmung zu machen.

      Alles läuft nach Plan: Am 4. Februar 1938 nimmt Schuschnigg die Einladung Hitlers an; von Seyß-Inquart über die vorbereitenden Gespräche und die geplante Taktik informiert, gibt Friedrich Rainer alle Informationen sofort telefonisch an den in Berlin weilenden Globocnik weiter. Die beiden Freunde haben sich auf ihre „Agententätigkeit“ gut vorbereitet: „Ich konnte mit Globus vollkommen offen reden. Wir hatten für jeden einzelnen Namen einen Geheimcode und außerdem sprachen wir beide einen solch schrecklichen Dialekt, dass uns keine Menschenseele verstanden hätte.“ (zitiert nach Maurice Williams, Gau, Volk und Reich)

      Ausspioniert und verraten, geht Schuschnigg in die Falle. Am Berghof wird er einem geschickt inszenierten Psychoterror ausgesetzt, mit massiven Drohungen zwingt Hitler ihn und Guido Schmidt, den Staatssekretär für Äußeres, zum „Berchtesgadener Abkommen“ – Schuschnigg muss Seyß-Inquart als Innen- und Sicherheitsminister akzeptieren und der freien politischen Betätigung der Nazis zustimmen.

      Die Drahtzieher dieses tödlichen Stoßes gegen die Souveränität Österreichs sind Rainer und Globocnik, die nur eine Woche später zufrieden den Erfolg einer weiteren Intrige konstatieren können: Landesleiter Hauptmann Leopold wird am 20. Februar nach Berlin zitiert und von Hitler abgesetzt.

      Mittwoch, 9. März 1938. Pünktlich um 8.10 Uhr verlässt der D-Zug 121 nach Innsbruck den Wiener Westbahnhof. Mit an Bord Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, der am Abend in der Tiroler Hauptstadt die Bombe platzen lassen will: Eine Volksbefragung soll über die Zukunft Österreichs entscheiden. Den Entschluss dazu hat er in den Tagen zuvor mit seinen engsten Beratern gefasst; er ahnt nicht, dass die Sekretärin seines Freundes Guido Zernatto, eine Illegale, den Plan bereits an die Nazis verraten hat.

      Im Büro von Walther Pembaur, dem aus Innsbruck stammenden Leiter des „Volkspolitischen Referats“, in der Seitzergasse 1 in der Wiener Innenstadt beraten die Kärntner Freunde Klausner, Rainer und Globocnik sowie Parteigenosse Dr. Hugo Jury aus St. Pölten die weitere Vorgangsweise. Sie beschließen, zu Innenminister Seyß-Inquart in dessen Rechtsanwaltskanzlei Am Hof zu fahren; ihr Parteifreund in der Regierung weiß jedoch bereits Bescheid. Er hat zwar dem Bundeskanzler sein Ehrenwort gegeben, nichts über die Volksbefragung verlauten zu lassen, übergibt den aufgeregten Genossen jedoch die Kopie eines diesbezüglichen Briefes an Schuschnigg; damit, so meint Seyß-Inquart, könnten sie ja Berlin informieren. Die vier Männer kehren in die Seitzergasse zurück, sie wissen, dass es jetzt schnell zu handeln gilt – vor allem dem „Führer“ muss man Bescheid geben. Friedrich Rainer ruft daher Staatssekretär Wilhelm Keppler an, den Beauftragten Hitlers für Österreich, der eben von Wien nach Berlin zurückgekehrt ist und Hitler über die erfreuliche Entwicklung in Österreich berichtet hat. Keppler ist konsterniert, will die Nachricht zunächst nicht glauben und ruft bei Seyß-Inquart an; als dieser bestätigt, eilt er zu Hitler in die Reichskanzlei – der „Führer“ befiehlt ihm, sofort nach Wien zu fliegen.

      Inzwischen haben auch die Kärntner Freunde einen Entschluss gefasst: „Organisationsleiter“ Globus muss mit der nächsten planmäßigen Maschine den Brief Seyß-Inquarts Hitler persönlich überbringen. Ohne Gepäck, nur mit der Briefkopie als „Beweismittel“ in der Tasche, fährt man Globocnik zum Flugfeld in Aspern und hat Glück: Es gibt einen freien Platz nach Berlin.

      Am Nachmittag steht Globus in der Reichskanzlei wieder einmal seinem Idol, dem „Führer“, gegenüber. Er übergibt ihm den Brief, Hitler, von Keppler bereits instruiert, bleibt ruhig und bittet ihn, vorerst in Berlin zu bleiben: „Sie bleiben hier. Sie bekommen gut zu essen und warten das weitere ab.“ Globocnik wagt zu widersprechen, er werde in Wien gebraucht und müsse daher zurück, doch Hitler zeigt sich unnachgiebig: „Sie werden schon das weitere hören“ – der Kärntner Briefträger muss sich fügen. Während seine Freunde in Wien vor dem Radiogerät gespannt der Rede Schuschniggs folgen, sitzt er in Berlin fest.

      Donnerstag, 10. März 1938. Zu Mittag ist sich Hitler im Klaren darüber, was er Globocnik als Botschaft mit auf die Reise geben will: Er lässt ihn wieder zu sich in die Reichskanzlei kommen, bittet ihn, Seyß-Inquart zu bestellen, dass ein Sonderkurier in Kürze genaue Instruktionen nach Wien bringen werde. Und dann drückt er Globocnik noch ein Briefkuvert in die Hand, einen an die österreichischen Nazis gerichteten Befehl: Von nun an sei es ihnen erlaubt, dem Schuschnigg-Regime auch mit „kämpferischen“ Mitteln entgegenzutreten, sie haben nun die ersehnte „Handlungsfreiheit“. Damit ist Globocnik entlassen; mit einem Sonderflugzeug, das man ihm nun großzügig zur Verfügung stellt, kehrt er am Abend nach Wien zurück; am Flugplatz in Aspern wartet schon „Friedl“ auf ihn; gemeinam fährt man zum Hotel Regina am Dollfußplatz, um im Kreis der Parteiführung die nächsten Schritte zu beraten. Doch vorerst ist Globus am Wort: Der „Führer“ habe ihnen Handlungsfreiheit gewährt, kann er stolz aus Berlin berichten. Als dann Innenminister Seyß-Inquart zur Runde stößt, verschweigt man ihm diese Botschaft Hitlers, Globocnik informiert ihn nur darüber, dass ein Sonderkurier aus Berlin ihm am folgenden Tag neue Direktiven überbringen werde.

      Globus, СКАЧАТЬ