Название: Hölle – Ein Pfalz-Krimi
Автор: Michael Schlinck
Издательство: Автор
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783961456611
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Keine dreißig Sekunden nachdem ich meine Nachricht versendet hab, macht mich mein Handy mit so einem unangenehmen Pfeifgeräusch darauf aufmerksam, dass nun auch in meinem Postfach eine Nachricht hinterlegt ist. »Hi Daddy, komm heute nicht nach Hause. Gehe ins Fitnessstudio und penne dann bei Marc, hatte ich dir aber gesagt.«
Gesagt, gesagt, mir wird so viel gesagt, da kann ich ja auch etwas überhören oder von mir aus auch einmal etwas vergessen. Jedenfalls ist dies noch lange kein Grund, mich alleine in der Küche sitzen zu lassen. Und überhaupt, sie hat doch morgen ihre Führerscheinprüfung, da schläft man nicht auswärts, wenn so ein wichtiger Termin ansteht. Nein, da bleibt man zu Hause im Schoß der Familie, immerhin ist so ein Führerschein ein einschneidendes Ereignis für eine Familie, da muss man auch mal den erregten Papa trösten.
Ich kann es wohl drehen und wenden wie ich will, es wird sich nichts daran ändern an meiner temporären Einsamkeit. Also setze ich mich alleine an den Tisch und schaufle mir den Teller bis zum Rand voll. Das Ganze wiederhole ich auch noch ein zweites und ein drittes Mal.
Nun habe ich die maximale Ranzenspannung erreicht, was bedeutet, dass mein Magen bis zum Zerbersten gefüllt ist. Es ist keine meiner positiven Eigenschaften, in solch einer Situation zur übermäßigen Nahrungsaufnahme zu neigen, aber ich kann es einfach nicht steuern. ›Frustfressen‹ nennt es Natalie zerknirscht, wenn ich wieder einmal neue Garderobe brauche.
Da ich mich nun genötigt fühle, meinen Körper zu betätigen, gehe ich erneut hinters Haus in den Garten, aber ich wüsste nichts, was ich hier noch tun sollte. Auf der Abdeckfolie von unserem Pool liegen noch ein paar Schneereste und auf dem Rasen sind die flachgetretenen Maulwurfhügel zu sehen. So schleppe ich mir eben einen Klappstuhl auf die Veranda und schaue dem Schnee beim Tauen zu. Da ist dieses kleine Häufchen zu meinen Füßen, welches sich vergeblich gegen die Sonne wehrt. Ein kleines Naturschauspiel, das mich in seiner Banalität fasziniert. Da jage ich tagelang Mörder, Vergewaltiger und sonstige kriminelle Subjekte und nun fesselt mich der Anblick eines dahinscheidenden Schneehäufchens. Das Zuschauen strengt mich mehr an, als ich ursprünglich dachte und so übermannt mich die Frühjahrsmüdigkeit …
Achtundneunzig, neunundneunzig, hundert, geschafft. Warum tue ich mir den Scheiß hier eigentlich an? Da schleppe ich mich zweimal die Woche hier ins Center und mache brav meiner Sit‐ups für einen straffen Bauch, aber keinen interessiert es. Die Milly kommt schon lange nicht mehr mit und dem Marc ist es auch scheißegal, ob ich fett werde oder nicht, sagt er zumindest. Wenn ich allerdings an Daddy denke, so eine Wampe wie der will ich auch nicht haben. Gut, dann mach ich die ganze Quälerei eben für mich, wie es auch sein sollte.
Na ja, zwischen Marc und mir ist auch nichts mehr wie früher. Damals, da haben wir noch alles zusammen gemacht, jede freie Minute miteinander verbracht. Und nun? Jetzt hat er nur noch eins im Kopf und das ist sein beschissener Job und die verdammte Asche, die er verdient, verdammter Fuck. Jedes Wochenende hockt er in der Küche und kocht für die ›Bessere Gesellschafft‹. Gut, wenn er dann seine Lehre beendet hat, kann er mit der Asche, die er verdient, sicher eine Familie ernähren, aber was juckt mich das jetzt? Wir sind schließlich noch jung, da sollten wir doch Party machen, aber ich hock jedes Wochenende allein zu Hause und warte auf eine WhatsApp von ihm. Bestimmt dürfte er laut Jugendschutzgesetz nicht so viel malochen, oft von morgens bis in die Nacht um zwei. Ich werde das googeln und ihm dann Bescheid blasen. Genau, er ist ja mein Macker und nicht der Macker seines Chefs. Nachher fahr ich ja eh zu ihm rüber und werde auch bei ihm pennen, dann mache ich ihm mal ordentlich Dampf und wenn er nicht kuscht, dann soll er sich einfach eine andere suchen, die den Depp für ihn macht. Genau!
Warum ist es nur so kalt? Ach so, die Sonne ist hinter dem Giebel unseres Hauses verschwunden. Da bin ich doch tatsächlich in der Frühlingssonne eingeschlummert. Das Schneehäuflein zu meinen Füßen hat sich der Sonne ergeben und nur eine kleine Pfütze erinnert noch an seine Existenz. Ja, auch der Schnee ist vergänglich, so wie es auch wir Menschen sind. Selbst wenn wir dies ein Leben lang verdrängen möchten, irgendwann erwischt es uns doch, egal ob arm oder reich, ob dumm oder gescheit. Und wenn ich schon am Philosophieren bin, ist meine nächste Philosophie, »ohne Sonne ist es im Garten arschkalt« und deswegen gehe ich nun rein.
In der Küche haben inzwischen Maik und Natalie sich die Teller mit dem restlichen Mittagsessen gefüllt, was mich schnell wieder versöhnlich werden lässt. Mit Verwunderung bestaune ich auch die neuen Frisuren, die meine Familienmitglieder nun tragen.
Ich selbst gehe in den Keller, um mit meiner Deutschrockband, den »Dashwings«, zu proben, was mich die Pein vom Nachmittag endgültig vergessen lässt.
Ach du Scheiße, was ist denn nun los? Wo bin ich und wie komme ich hier her? Alter, warum dröhnt mir der Schädel so? Ich weiß nur noch, dass ich aus der Muckibude gekommen bin, dann wurde es schwarz vor meinen Augen. Da war nur noch dieser behinderte Schmerz an meinem Hinterkopf. Genau, ein irrer Schmerz und dann wurde es Nacht. Finster! Und nun? Alter, ich weiß nicht einmal ob es gerade Tag oder Nacht ist, da müsste ich mal kucken, aber ich kann nicht, weil meine Augendeckel so sackschwer sind. Sie sind dermaßen schwer, dass ich es nicht pack, sie auch nur ein bisschen zu öffnen. Nicht mal für nen Millimeter. Kein Stück, Fuck. Das kann doch nicht wahr sein, das ist doch alles nur ein scheiß Witz von Marc.
Bin ich nun schon zu schwach, meine Augen zu öffnen? Was ist denn nur los mit mir? Kann mir jemand sagen, was hier eigentlich abgeht? Wie war das? Ich bekam einen Schlag auf den Schädel. Merk ich da was? Oh du gequirlte Oberscheiße, wie kann ich nur auf so einen saudummen Gedanken kommen? Klar merke ich dort etwas, einen Megaschmerz, der mir gleich wieder das Licht ausgehen lässt. Ein Schmerz, der mich doch zum hysterischen Gekreische bringen müsste. Aber warum kreische ich denn nicht? Was ist nur los mit meinem Mund? Ich konzentriere mich auf meinen Mund, doch es kommt mir vor, als wäre es gar nicht meiner. Der ist so trocken, total ausgedörrt und die Lippen pappen aneinander, als wäre Kleber darauf. Ich versuche zu plärren, doch nichts passiert, so ein Dreck. Kein Ton verlässt meinen Kopf, also nehme ich noch einmal meine ganze Kraft zusammen und konzentriere mich nur darauf zu schreien. Aber anstatt eines Tons kommt nur der stechende Schmerz am Hinterkopf zurück. Das ist nicht nur ein Stechen, das ist ein riesiger rostiger Nagel, den mir jemand in den Schädel zu rammen scheint. Autsch, verdammte Scheiße! Verflucht und zugenäht! Nun wird es auch schon wieder finster in meiner Denkfabrik und mit meinem Bewusstsein verliert sich glücklicherweise auch wieder der Kackschmerz.
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