Eden. D. J. Franzen
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Название: Eden

Автор: D. J. Franzen

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783957770240

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СКАЧАТЬ der Planung, gegen den Major und seinen neuen Liebling Gabi, die ebenfalls beide Totlebende waren, zu rebellieren. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, besaßen der Major, Frank und Gabi Fähigkeiten, die zu früheren Zeiten eher wie Erfindungen für B-Movies aus der Ramschecke einer Videothek gewirkt hätten. Jörg schnaufte kopfschüttelnd ein leises Lachen, als ihm die wahre Tragweite der Realität plötzlich mit aller Kraft ansprang. Eine Epik, die sogar einem Shakespeare ein anerkennendes Lächeln ins Gesicht gezaubert hätte.

      »Alles okay?«, fragte Frank ohne den Kopf zu drehen.

      »Ja. Alles okay. Mir ist nur gerade bewusst geworden, wie sehr sich die Welt auf den Kopf gestellt hat. Alles, was einst abgedrehte Fantasie war, ist jetzt Realität. Wandelnde Tote, PSI-Kräfte, eine epische Suche … und ich mittendrin, als ein Teil dieses ganzen Schauspiels. Ich frage mich, was als Nächstes kommt, was der große alte Drehbuchautor da oben noch so alles für mich und die Rolle die ich darstelle, geplant hat.«

      Frank drehte den Kopf und sah Jörg nachdenklich an. In seinen Augen funkelte etwas, das Jörg nicht richtig deuten konnte.

      »Hm. Vielleicht ist der da oben gar kein Drehbuchautor?«, frage der Totlebende. »Was, wenn der da oben nichts weiter ist, als ein spinnerter Schreiberling, der in seiner Freizeit mit einem guten Single Malt oder literweise Kaffee an seinem Schreibtisch sitzt und abgefahrene Märchen für Erwachsene schreibt?«

      Ein Grinsen schlich sich in Jörgs Mundwinkel. »Na ja, er wird ja irgendwann zu einem Ende kommen müssen, oder?«

      Frank grinste jetzt ebenfalls und zwinkerte Jörg zu. »Und was wäre ein passendes Ende eines Märchens über die letzten Musketiere des Königs?«

      »Sie retteten die Königin und lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende«, sagten die beiden ungleichen Männer absolut synchron, so als wäre der Dialog von ihnen vorher einstudiert worden. Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. Es tat Jörg gut, für einen kurzen Moment einfach nur herumzualbern und zu lachen. Vielleicht wären er und Frank in einem anderen Leben schon früher Freunde geworden. Jörgs Lachen ebbte langsam ab. Waren er und Frank denn Freunde? Waren sie nicht vielmehr Verbündete, die nur ein gemeinsames Ziel verband? Eine Zweckgemeinschaft, die sich in Nichts auflösen würde, sobald sie ihr gemeinsames Ziel erreicht hatten? Auch Franks Lachen erstarb allmählich. Er sah wieder nach vorne und schien wie vorher in eine Art Trance zu verfallen. Jörg atmete tief durch und zog sich wieder in seine nachdenkliche Betrachtung der aktuellen Situation zurück. Und er begann zu sinnieren, über die Toten und die Lebenden und fragte sich wie das unbekannte Land aussehen mochte, in das sie alle gleichermaßen segelten. Die Zukunft.

      ***

      Bane rieb sich nachdenklich das Kinn. Er saß in seinem Kommando-Lkw auf einer Art Thron. Leicht versetzt neben ihm hatte er für Gabi einen gleichartigen Sitz hinstellen lassen. Sie waren beide an mehrere Drähte und Schläuche angeschlossen. Gabi, die Psi-begabte Totlebende, schlief. Im Schlaf sah sie so unschuldig aus, wie sie noch zu Lebzeiten als kleines Kind mit Downsyndrom gewesen sein mochte. Doch Bane wusste, was für ein Monster sie in Wahrheit sein konnte. Er war wach, starrte in das Halbdunkel und dachte nach. Der Blick des Majors glitt über die Geräte. Hier, in diesem Lkw, war sein großes Geheimnis verborgen, die Quelle seiner Macht: zwei transportable Dialysegeräte für den Feldeinsatz.

      Bane seufzte. Wo lag der große Unterschied zwischen den Toten und den Lebenden? Wo lag das Geheimnis verborgen, dass ihn endgültig zum Schöpfer und Gott machen würde? Die beide unterschiedlichen Rassen, denn das waren die Toten und die Lebenden in seinen Augen, mussten Nahrung zu sich nehmen. Beide benötigten einen Filter, der ihr Blut reinigte und verhinderte, dass die Abfallprodukte ihres Stoffwechsels sie vergifteten. Aber während es bei den Lebenden zum Tod führen konnte, wenn die Nieren versagten, führte die Reanimation bei seiner Rasse, die er nach und nach erschaffen wollte, dazu, dass das Virus die Überhand gewann und die Funktionen übernahm.

      Und um das Blut zu reinigen, musste es fließen. Das geschah bei den einfachen Untoten wie auch bei den Totlebenden durch die Peristaltik der Bewegung, bei der sich Muskeln zusammenzogen und wieder dehnten. Das Virus veränderte die Funktionen des Sympathikus und des Parasympathikus, um die Herztätigkeit weitgehend zu ersetzen. Deswegen wirkten die einfachen Stinker auch so ungelenk und hatten Koordinationsschwierigkeiten. Außerdem waren sie deswegen wie Haie ständig in Bewegung und verharrten nur dann, wenn sie ihre winterschlafähnliche Trance verfielen. Bleiben sie zu lange stehen, starben sie letztendlich an den Giften, die ihr eigener Körper produzierte. Und diese Schäden konnte auch das Virus nicht mehr reparieren.

      Bane atmete tief durch. Mehr aus Reflex, als aus Notwendigkeit. Totlebende wie er, die mit einer mutierten Form des Virus infiziert waren, verfügten über ihre vollen kognitiven Fähigkeiten, weil die durch das Virus verursachten Änderungen am Nervensystem viel besser ausgearbeitet waren. Blieb nur der Blutkreislauf. Das Herz eines Untoten schlug nicht mehr, pumpte das Blut nicht mehr durch die Organe, wodurch es nicht mehr gereinigt werden konnte. Aus den, dem einfachen Menschen weit überlegenen, Totlebenden, würden ohne die entsprechenden Maßnahmen die gleichen hirnlosen Fressmaschinen werden, wie aus allen anderen, die mit dem Virus infiziert wurden und gestorben waren. Nur die regelmäßige Dialyse verhinderte, dass auch er zu einem hirnlosen Zombie wurde.

      Wie hatte Gabi es die ganze Zeit geschafft, ihre mentale Kraft zu behalten und nicht zu einem gewöhnlichen Stinker zu degenerieren? Warum war sie nicht in die gleiche Raserei verfallen, wie die anderen Untoten? Und wie war das mit diesem Frank, der mit Gabi durch das Land gezogen war? Er hatte Gabis Blut untersucht, das Virus isoliert und versucht zu erkennen, wo die Abweichung lag, welche Mutation des Virus Gabi so anders machte. Und aus reiner Vorsicht hatte er ihr ebenfalls einen Dialysestuhl aufbauen lassen. Das Virus war nämlich ein heimtückischer kleiner Bastard, der seine Geheimnisse nicht einfach so preisgab und sich auch in einem reanimierten Körper ständig veränderte, weiterentwickelte. Und teilweise degenerierte das Virus sogar und wurde wieder zu einem unbedeutenden Grippevirus. Die Untoten, in denen das Virus sich derartig weit zurückentwickelt hatte, starben entweder endgültig, oder sie wurden so schwach, dass sie von ihren Artgenossen aufgefressen wurden.

      Banes setzte sich abrupt kerzengerade auf. Er spürte es wieder. Die Bake wandte ihm ihre Aufmerksamkeit zu, stach mit einem grellen Blick aus der Dunkelheit des Nichts bis tief in seine Seele. Bane schloss die Augen und erzitterte, als er dem grobschlächtigen Verlangen nach warmen Fleisch zwischen seinen Zähnen widerstand. Dieser Drang kam immer dann in ihm hoch, wenn ihn das grelle Auge der Bake über das Nichts hinweg anstarrte. Für einen kurzen Moment fühlte Bane sich wie ein Schmetterling, der von der Nadel aufgespießt wird, bevor er für alle Ewigkeit in einem Glaskasten ausgestellt wird. Das Gefühl verging. Das Verlangen ließ nach und Bane entspannte sich wieder.

      In Köln würde er die Antworten finden, die er suchte. Und ein Herz. Ein künstliches Herz, dass seinen veränderten Körper endgültig unbesiegbar und unsterblich machen würde. Seine Truppen, die er in Reserve gehalten hatte, befanden sich schon an seinem eigentlichen Ziel in der toten Stadt, um dort die Lage zu prüfen und alles für das Eintreffen seiner Armee vorzubereiten. Bald würde ihn nichts mehr aufhalten können.

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